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Statt Schreddern und Vergasen: Brüder der Legehennen dürfen in NRW leben!

[1]Verbraucher­schutz­minister Johannes Remmel: „Tiere dürfen in unserer Landwirtschaft nicht zum Abfallprodukt werden. NRW setzt Zeichen für den Tierschutz: Ministerium untersagt massenhaftes Töten männlicher Eintagsküken von Legehennenrassen.“

Das teilte das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW heute auf seiner Homepage mit.

Kein Gesetz aber immerhin ein Erlass, an den sich die Behörden zu halten haben. Mit diesem Erlass geht das NRW-Verbraucherschutzministeriums zukünftig gegen die massenhafte Tötung männlicher Eintagsküken in Brütereien vor.

In der Legehennenzucht werden sogenannte männliche Eintagsküken am Tag ihres Schlüpfens innerhalb von 72 Stunden getötet. Erst kürzlich hatte die Staatsanwaltschaft Münster dieses Vorgehen in einem Ermittlungsverfahren geprüft und als tierschutzwidrig eingestuft.

„Diese Praxis ist absolut grausam, hier werden Lebewesen zum Abfallprodukt der Landwirtschaft. Tiere dürfen nicht zum Objekt in einem überhitzten und industrialisierten System werden“, sagte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel.

Das NRW-Verbraucherschutzministerium verfolgt seit Jahren das erklärte Ziel, Tierzucht und Tierschutz enger miteinander zu verknüpfen. Unter tierschutzpolitischen Aspekten sieht das Ministerium das Töten von sogenannten männlichen Eintagsküken deshalb sehr kritisch.

Rechtlich sah die Landesbehörde jedoch bislang keine Möglichkeit, gegen diese europaweit seit langem gängige Praxis vorzugehen.

Die aktuelle strafrechtliche Bewertung der Staatsanwaltschaft Münster, die das Töten der männlichen Küken als tierschutzwidrig ansieht, hat das NRW-Verbraucher­schutz­ministerium nun dazu veranlasst, umgehend auch verwaltungsrechtlich gegen diese Praxis in der Legehennenzucht vorzugehen.

Im Kreis Coesfeld wurde gegen eine Kleinbrüterei für Legehennen Anzeige erstattet. Auch wenn die Staatsanwaltschaft Münster das Ermittlungsverfahren wegen Verbotsirrtums eingestellt hat, so hat sie doch die Tötung der männlichen Küken als tierschutzwidrig eingeschätzt.

Nach ihrer Auffassung regele die EU nur, auf welche Art und Weise Küken getötet werden können. Sie regele jedoch nicht, ob die generelle Tötung männlicher Küken von Legehennenrassen einen vernünftigen Grund im Sinne des Tierschutzgesetzes darstelle.

Dies sei nicht der Fall und das Töten deshalb strafbar. Auf Grundlage der von der Staatsanwaltschaft Münster vertretenen Rechtsauffassung wird das NRW-Verbraucherschutz­ministerium kurzfristig einen Erlass herausgeben.

Darin wird das Ministerium die zuständigen Kreisordnungsbehörden anweisen, den entsprechenden Brütereien in NRW das Töten der männlichen Eintagsküken als tierschutzwidrig zu untersagen.

„Wir freuen uns über die Einschätzung der Staatsanwaltschaft Münster. Das ist ein deutliches Zeichen für den Tierschutz. Diese leider weitverbreitete Praxis muss so schnell wie möglich gestoppt werden“, betont der NRW-Verbraucherschutzminister.

Zum Hintergrund:

Die Zucht von Legehennen konzentriert sich sehr stark auf eine hohe Legeleistung.

Die männlichen Küken können keine Eier legen und sind dementsprechend in einer weitgehend industrialisierten Landwirtschaft überflüssig.

Da die Zucht von Legehennen nur auf die Produktion von Eiern ausgerichtet ist, setzen die männlichen Küken kein Fleisch an, so dass sie auch für die Mast nicht geeignet sind. Für die Mast von Geflügel werden ganz eigene Züchtungen genutzt.

Es ist seit langem gängige Praxis in der EU, die sogenannten männlichen Eintagsküken für die Legehennenproduktion direkt nach dem Schlüpfen zu töten.

Foto: Petra Hegewald_pixelio.de

1 Kommentar (Öffnen | Schließen)

1 Kommentar Empfänger "Statt Schreddern und Vergasen: Brüder der Legehennen dürfen in NRW leben!"

#1 Kommentar von Hannelore Huber am 29. September 2013 00000009 19:07 138048163407Sun, 29 Sep 2013 19:07:14 +0000

Darauf, was nun passieren wird, darf man gespannt sein. Vor allem wie Brütereien und Geflügelindustrie nun mit diesem Verbot umgehen werden.

Werden männliche Küken zum Töten nun in andere Bundesländer oder sogar ins Ausland gebracht? Möglich ist das leider und nicht minder grausam sowieso, zumal viele Küken diese Transporte nicht überleben werden und eines nicht minder scheußlichen Todes sterben würden. Es ist sehr zu hoffen, dass die übrigen Bundesländer dieses Verbot ebenfalls einführen.

Derzeit werden Verfahren getestet, mit denen das Geschlecht der Küken schon im Ei festgestellt werden kann.

Mehr Interesse und Kritik seitens der Verbraucher an diesen barbarischen Methoden würde den Druck auf die Tierindustrie erhöhen.

Der Verbraucher hat die Macht, dass es zu Änderungen kommt. Er muss es nur wollen.

Wer Eier will, ob Bio oder von angeblich glücklichen, frei laufenden Hühnern, sollte auch bereit sein sich der Realität zu stellen und darüber im Klaren sein, dass er für dieses Töten mit verantwortlich ist.

Egal welche Haltungsform, aktuell werden in allen die männlichen Küken getötet.

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