Tschernobyl: 26 Jahre danach – Katastrophenplanung für Deutschland in der Kritik

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

logo-umweltinstitut_thumbnailHeute, am 26. April jährt sich die Tschernobyl-Katastrophe zum 26. Mal. Daran erinnert das Münchenger Umweltinstitut. Ein Leben in der Sperrzone im Umkreis von 30 Kilometern um den Atomkomplex ist nach wie vor nicht erlaubt, die Strahlung ist noch viel zu hoch.

Wenn in Deutschland oder in grenznahen Gebieten unserer Nachbarländer ein Unfall wie Tschernobyl oder Fukushima geschieht, käme wohl jede Hilfe zu spät.

Laut Informationen des SPIEGEL belegt dies eine unveröffentlichte Studie des Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), die vom Bundesumweltministerium nach Fukushima in Auftrag gegeben wurde.

Die Radioaktivität würde sich demnach deutlich weiter ausbreiten, als bisher angenommen, ganze Städte müssten evakuiert werden. Dies sei in der bisherigen Notfallplanung aber nicht vorgesehen.

„Das Problem ist, dass unsere Katastrophenschutzpläne das Krisengebiet lediglich auf 25 Kilometer um den Unfallort eingrenzen“, stellt Karin Wurzbacher, Physikerin im Umweltinstitut München, fest.

Außerhalb dieses Bereichs seien besondere Katastrophenschutzpläne nicht erforderlich, so heißt es in den Rahmenrichtlinien. „Die Auswirkungen lassen sich aber nicht in zentrischen Kreisen mit genauer Entfernungsangabe einschränken“, so Wurzbacher weiter.

Zuletzt hat Fukushima gezeigt, dass auch in größeren Entfernungen eine extrem hohe radioaktive Strahlung auftreten kann.

Auch die Dauer der Radioaktivitätsfreisetzung wurde bislang zu kurz bemessen. Bisher unterstellte man in Szenarien nur eine Dauer von mehreren Stunden oder Tagen.

Fukushima hat monatelang Radioaktivität emittiert, und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München, fordert deshalb: „Der Atomausstieg in Deutschland muss schneller gehen und auch europaweit umgesetzt werden.“

Bei einer Katastrophe im dicht besiedelten Deutschland oder in grenznahen AKWs unserer Nachbarländer würden Hilfsmaßnahmen scheitern, alle Katastrophenschutzpläne wären Makulatur.

Wenn man weiß, dass Fessenheim, einen Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, Frankreichs ältestes AKW ist und das schweizerische Beznau, zehn Kilometer von Deutschland entfernt, gar das Älteste der Welt ist, kann einem schon mulmig werden.

Und Temelín mit seinen zahlreichen Störfällen, gut 60 Kilometer von Deutschland entfernt, lässt einen auch nicht wirklich ruhig schlafen“, ergänzt Hacker.

Das Umweltinstitut München fordert, dass die neue Studie des BfS (Bundesamt für Strahlenschutz), die vom Bundesumweltministerium unter Verschluss gehalten wird, unverzüglich offengelegt wird.

Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, dass bei einer Atomkatastrophe im Ernstfall keine Hilfe möglich ist.

[PM]

Ein Kommentar zu “Tschernobyl: 26 Jahre danach – Katastrophenplanung für Deutschland in der Kritik”
  1. „Das Umweltinstitut München fordert, dass die neue Studie des BfS (Bundesamt für Strahlenschutz), die vom Bundesumweltministerium unter Verschluss gehalten wird, unverzüglich offengelegt wird. Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, dass bei einer Atomkatastrophe im Ernstfall keine Hilfe möglich ist.“

    Sehr richtig!

    Das Verhältnis von BfS und Herrn Bundesumweltminister Dr. Röttgen ist ein spezielles.

    2010 kamen beide ins Gespräch, weil gemutmaßt wurde, dass Dr. Röttgen dieser unangenehmen und unbequemen Behörde die Zuständigkeit für Gorleben entziehen wollte.

    Dieser unbequeme BfS-Präsident Wolfram König hatte am Salzstock Gorleben als Endlager für radioaktiven Atommüll doch tatsächlich Zweifel und die auch noch öffentlich kund getan!

    Ging gar nicht.

    Dr. Röttgen dachte damals an einen privaten Betreiber anstatt des BFS, beendete das zehnjährige Gorleben-Moratorium und lies den Salzstock ab sofort weiter erkunden.

    Ein interessanter Artikel dazu findet sich hier:

    http://www.taz.de/!49771/

Ihr Kommentar