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RatsTV: „Sie haben das Recht zu schweigen, denn alles was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden“ • Mönchengladbacher Ratssitzung erneut nur als Kastrat auf der städtischen Homepage • Informationsmanipulation als neues „Alleinstellungsmerkmal“?

[15.04.2017] Frohe Ostern, Euch allen, liebe Leute. Es gibt sicherlich wichtigere Dinge in unserem „wachsenden“ Städtchen, als sich darüber aufzuregen, ob jemand und wer zustimmt, dass sein Bild und seine Äußerungen dauerhaft im Internet zu sehen und zu hören sind.

Trotzdem: Welchen Informationsnutzen hat der interessierte Bürger, der nicht persönlich einer Ratssitzung oder der Live-Übertragung am PC oder auf anderen Wiedergabegeräten folgen kann?

Unterm Strich: NULL!

Beispiel gefällig?

Unter dem Tagesordnungspunkt 25 stellten die Bündnisgrünen einen Antrag zur „Unterbringung von barrierefreien Verwaltungseinheiten für Menschen mit Inklusionsbedarf“.

Dieser Antrag geht zurück auf eine Entscheidung in der Verwaltungsspitze, die für Betroffene nicht barrierefrei erreichbaren Räumlichkeiten des Bereichs „Grundsicherung“ nicht in freigewordene, barrierefreien Räume umziehen zu lassen. [1]

Live zu sehen und zu hören waren dazu:

In der Aufzeichnung nicht zu hören und zu sehen sind:

Transparenz = NULL!

Bürgerinformation = NULL!

Denn der Effekt dieser „Kastration“ des RatsTVs ist, dass dem interessierten, nachträglichen Betrachter wichtige Informationen vorenthalten werden und dieser daran gehindert wird, sich ein umfassendes Bild zu machen.

„Die Videodateien des RatsTV unterliegen dem Urheberrecht der Stadt Mönchengladbach. Die Vervielfältigung oder Verwendung dieser Dateien (oder Teilen davon) in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen und deren Veröffentlichung (auch im Internet) ist nicht gestattet.“ (Zitat)

Dieser urheberrechtliche Hinweis der Stadt ist prinzipiell nicht zu beanstanden und daher auch nix besonderes, wäre da nicht die Frage, wie man Videodateien in „gedruckten Publikationen“ vervielfältigen kann.

Das muss mir mal jemand erklären.

Und dann noch was:

Wie blauäugig muss man sein, nicht zu wissen, dass es einfache technische Mittel und Wege gibt, die Live-Ausstrahlung von RatsTV-Sendungen in Wort und Bild aufzuzeichnen – wenn man denn will.

Und dann gibt’s auch noch die technisch unterstützte „Audiodeskription“, mit der Wortbeiträge sozusagen „1:1“hörbar dokumentiert werden können.

Alles nur Show?!

Also ist es doch nur eine zu kurz gesprungene Spiegelfechterei, wenn sich die Verwaltungsspitze und ein Teil der Ratsmitglieder „nachhaltig“ gegen eine „Ausstrahlung“ ihrer Redebeiträge stemmen.

Dabei brauchen doch offensichtlich manche Ratsprotagonisten ihre rhetorischen Wortspielereien für ihr eigenes Ego.

Dass sie dabei nicht „im Bild“ sein wollen, kann man bei einzelnen sicherlich verstehen.

Oder doch nicht?

Wäre doch die Gelegenheit schlechthin mit Verve vor laufenden Kameras mal so richtig zu zeigen, was man als Politiker drauf hat.

Sozusagen PR in eigener Sache, die reinste Win-Win-Situation. Effektiver und zielgerichteter als jeder Wahlkampf.

[2]Selbstverständlich gibt es aber auch eine elegante Lösung für diejenigen, die partout nicht „ins Bild“ wollen: den individuellen „Mönchengladbacher-RatsTV-Nikab“.

Auf Wunsch passend zur Parteifarbe!

Außer den Augen garantiert nichts zu erkennen und das Recht am eigenen Bild wird vollkommen unauffällig gewahrt.

Also, liebe Leute: Was bleibt?

Übrigens, die Ratsmitglieder und Verwaltungsspitzen anderer Kommunen sind in Punkto Transparenz und Bürgerinformation den Mönchengladbachern schon meilenweit voraus.

Sie verspüren offensichtlich keine Angst davor, auch nach einer Ratssitzung noch „beim Wort genommen“ zu werden:

RatsTV Wuppertal [3]

[3]RatsTV Essen [4]

[3]RatsTV Düsseldorf (sogar mit Gebärdendolmetscher) [5]

[3]RatsTV Leverkusen (sogar auf youtube) [6]

[3]RatsTV Solingen [7]

Und dann lasst mich am Ende noch ‘ne Vermutung äußern:

Die „On-demand-Verweigerer“ werden trotz der guten Beispiele aus anderen Kommunen ihre sture Haltung nicht aufgeben.

Schließlich hat man ja „das Gesicht zu verlieren“ (was eh schon längst angesichts dieser Posse geschehen ist).

Apropos Gesicht:

Was sagen eigentlich die Mitglieder des Rats und der Verwaltungsspitzen dazu, dass sie bei Aufnahmen von Rednern im Hintergrund oder nebenan zu sehen sind, wie sie desinteressiert in die Gegend gucken?

Wo bleibt der Sturm der Entrüstung?

Das wollt‘ ich nur mal gesagt haben

Euer Glossi

3 Kommentare (Öffnen | Schließen)

3 Kommentare Empfänger "
RatsTV: „Sie haben das Recht zu schweigen, denn alles was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden“ • Mönchengladbacher Ratssitzung erneut nur als Kastrat auf der städtischen Homepage • Informationsmanipulation als neues „Alleinstellungsmerkmal“?"

#1 Kommentar von Pluto am 16. April 2017 00000004 09:59 149233677309Sun, 16 Apr 2017 09:59:33 +0000

Man könnte ja auch bei der Augsburger Puppenkiste nachfragen, ob die die fehlenden Szenen nicht mit Puppen nachspielen können.

Das wär doch mal ne kreative Lösung. Passende Figuren wird man in der Geschichte von Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer bestimmt finden.

So kann man auch die Kleinen schon an Politik heranführen.

Und sie werden verstehen lernen, dass die Politker an Fäden hängen, die von anderen gezogen werden.

#2 Kommentar von Stadtfilzer am 18. April 2017 00000004 12:50 149251984012Tue, 18 Apr 2017 12:50:40 +0000

Warum nur Nikab?

Burka (Ganzkörperverschleierung) ist viel besser, da noch anonymer.

Dann muss die Parteizuordnung durch Farbe oder Aufdruck des Parteinamens allerdings verpflichtend sein. Ordnung muss sein.

Eine noch bessere, hochmoderne Alternative wäre eine Tarnkappe.

Nicht so ein mystisches Ding aus der Sagen- und Heldenwelt, sondern echtes Hightech-Teil. Das ist kein Scherz!

Hier gibt es (gegen Ende des Textes) ein Video dazu, wie sowas aussehen könnte:

[8]

Der Hit wäre sicher dieser Tarnmantel aus hauchdünnem Metamaterial:

[9]

Einziger Nachteil (zumindest noch): das verdeckte Objekt darf sich nicht bewegen, was bei chronischer RatsTV-Phobie sicher das kleinere Übel wäre.

Von der Preisfrage für dieses Teil mal ganz abgesehen – aber für „unsere“ Politiker und Verwaltungsmitarbeiter ist das Beste gerade gut genug. Die müssen es uns wert sein, für sie Geld ausgeben zu dürfen!

[10]

#3 Kommentar von M. Angenendt am 20. April 2017 00000004 21:04 149272227609Thu, 20 Apr 2017 21:04:36 +0000

Jämmerliche Komödie.

Ausgerechnet die mit den dicksten Gehältern, die sich gerne progressiv geben, allen voran Dr.Bonin, der in Gladbach Zuflucht fand, denn in Düsseldorf waren seine Arbeitstage gezählt, benehmen sich derart lächerlich.

Unfassbar.