CDU: 100 Tage „Ampel“, 100 Tage Opposition und was danach?

Hauptredaktion [ - Uhr]

bzmg-imgp0990-schlegelmilchDie außerordentliche Mitgliederversammlung der Mönchengladbacher CDU am 9. Februar 2010 war für den neuen Fraktionsvorsitzenden Dr. Schlegelmilch Gelegenheit, sein erstes Fazit zur „Ampel-Kooperation“ zu ziehen.

Schlegelmilch bezeichnete die verlorene Kommunalwahl am 30. August 2009 als dunkelstes Kapitel der Mönchengladbacher CDU nach 1984, als die CDU die absolute Mehrheit verlor.

Dieses Datum hätte die CDU-Erfolgsstory jäh unterbrochen.

Er sehe seine Aufgabe nicht darin, nach Ursachen zu forschen, sondern in die Fraktion neu auszurichten. Seine Bestandsaufnahme als „Opposition“ begann er mit der Feststellung, dass die Ratsfraktion von 33 auf 23 geschrumpft sei.

Durch den Verlust der Ratsmehrheit im Rat seien auch die CDU-Mandate in den Ausschüssen und andern Gremien reduziert worden.

Noch dramatischer sei, dass die „Verteidigungslinien“ des gesamten Südens eingebrochen seien und „der politische Gegner bis weit ins eigene Feld“ eingedrungen sei.

Zusätzlich habe die Reduzierung der Stadtbezirke von zehn auf vier dazu geführt, dass weniger CDU-Mitglieder Mandate hätten erhalten können.

Schlegelmilch bedauerte auch, dass man bei der Besetzung eines der wichtigsten Dezernate, dem Baudezernat, keine Mitgestaltungsmöglichkeit mehr habe, sondern nur ein Gastspiel geben könne.

Die Ampel habe der CDU-Fraktion „freundlicherweise“ vor der nächsten Ratssitzung ein Gespräch angeboten, in dem sie zumindest über Namen der Kandidaten informiert würden.

„Ein wirksameres Betäubungsmittel als die Ampel hätte es für Mönchengladbach nicht geben können“, meinte Dr. Schlegelmilch zu Beginn seiner Sicht der Dinge ohne karnevalistischen Unterton. Das ‚Sensationelle‘ am „Ampel-Vertrag“ sei, dass von vorne herein öffentlich gemacht worden sei, zu was die Ampel in der Zukunft nicht imstande sei. 

SPD, FDP und Grüne träten nicht als Gestaltungsmehrheit auf. Vielmehr sei es so, dass um 8 Uhr die SPD anrufe, um 9 Uhr die FDP sich melde und um 10 Uhr die Grünen. Und dann dürfe sich die CDU entscheiden, was sie der so genannten „Gestaltungsmehrheit“ anbiete. Das sei unglaublich und faszinierend.

Zur 6. Gesamtschule sei man trotz „Ampel-Papier“ nicht zu einer einheitlichen Stellungnahme fähig. Für den Ausbau der Espenstraße sei die Gestaltungsmehrheit bereit, eine halbe Million Euro in die Hand zu nehmen, um ein Wahlversprechen umzusetzen.

Die „philanthropischen“ (Anm. d. Red.: human, menschenfreundlich, menschengerecht, menschenwürdig, menschlich) Ansätze des Kooperationspapiers zum Thema Transparenz mache niemanden satt und verbessere nicht die Situation des Mönchengladbacher Haushalts.

Die beschriebene Situation der „100-Tage-Ampel“ sei mit Sicherheit nicht passiert, wenn die CDU weiter in der Verantwortung geblieben wäre.

Für den Fraktionsvorsitzenden Schlegelmilch markiert der 30. August 2009 auch einen Wendepunkt, an dem man sich innerhalb der CDU deutlich machen müsse, was schief gelaufen sei, nicht jedoch in innere Resignation verfallen dürfe.

Die CDU trete als die bürgerliche Mitte in Mönchengladbach, die gegen „Gestaltungsmehrheit“ an.

Schlegelmilch sieht dabei auch die Chance „zum 1. Mal in 50 Jahren“ die eigene Position zu überdenken. 50 Jahre CDU heiße auch 50 Jahre Stadt Mönchengladbach.

„Draußen“ werde man erkennen, was geschehe, wenn die CDU nicht in der Verantwortung stehe, nämlich Stillstand. Stillstand sei dass, was diese Ampel kennzeichne.

Zum internen Ablauf in der „Ampel“ meinte Schlegelmilch, er habe erkannt, wie es dort liefe: Die SPD kontrolliere die Grünen und Dr. Anno Jansen-Winkeln kontrolliere die Ampel. Das könne man daran festmachen, wer die tollsten Aufsichtsratsposten erhalten habe.

In der CDU-Fraktion sei ein Neuanfang gewagt worden, indem keine Ämterhäufung in den Aufsichtsgremien praktiziert worden sei; man habe dies auf eine breitere Basis gestellt. Dies sei nicht ohne Murren und Knurren abgelaufen.

Zur Zukunft von Haupt- und Gesamtschulen meinte Schlegelmilch, habe man durch die Zustimmung der Schließung von Hauptschulen bewiesen, dass man keine Fundamentalopposition betreiben wolle.

Das bedeute aber nicht, dass man die Hauptschulen schwächen wolle, vielmehr wolle man jedem Kind die geeignete Schulform anbieten.

Als weiteres Thema sprach Schlegelmilch die Verkehrsentwicklung an. Diese habe die CDU in dieser Stadt maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, dass die Stadt Mönchengladbach verkehrstechnisch funktioniere.

Daher habe der VEP für die CDU oberste Priorität. Man wolle den CDU-Gremien die Möglichkeit geben, daran mitzuwirken, wie Verkehr zukünftig in Mönchengladbach funktionieren soll.

In späterer Diskussion meinte Reiner Brandts, man müsse aufpassen, dass der VEP nicht sehr stark ideologisch geprägt werde. Nicht alles, was die Verwaltung derzeit vortrüge, könne 1:1 übernommen werden.

Schlegelmilch forderte die Anwesenden auf, sich in die Arbeit einzubringen, um sich auf eine neue Mehrheit der CDU in 2014 vorzubereiten.

Die Zeiten seien vorbei, wo man irgendwelche Interessenvertreter habe, die es schon richten würden. „Wenn wir es nicht selber richten, werden wir 2014 die Mehrheit nicht zurückholen“, meinte Schlegelmilch.

Ziel sei es, die Ampel soweit zu bringen, dass sie sich als „Nicht-Gestaltungsmehrheit“ enttarne. Dann würde mit Ratsfraktion und Partei entschieden, welchen  Weg die CDU weiter einschlage.

Parallel zum Nachweis der Gestaltungsmehrheit (wie gut oder wie schlecht) müsse sich die CDU so aufstellen, dass sie 2014 die Mehrheit und 2015 aus einer gestärkten Position des OB zurückzuholen könne.

7 Kommentare zu “CDU: 100 Tage „Ampel“, 100 Tage Opposition und was danach?”
  1. Hat die CDU nicht verstanden, dass die Wähler sich anders entschieden haben, weil sie mit ihr nicht zufrieden waren?

    Starke Aussage von Herrn Dr. Schlegelmilch:

    „Er sehe seine Aufgabe nicht darin, nach Ursachen zu forschen, sondern die Fraktion neu auszurichten“.

    Wie bitte?

    Ohne Ursachenforschung und Selbstkritik wird das aber leider nichts. Nur an den anderen herumzumäkeln und so zu tun als hätten 60 Jahre CDU nie stattgefunden und nicht die offensichtlichen Spuren in dieser Stadt hinterlassen, ist wirklich billige Polemik.

    Egal wie man zur Ampel stehen mag. Das, was die CDU hinterlassen hat, ist die Arbeitsgrundlage. Keine, die ich mir wünschen würde.

    Die Aussage von Herrn Dr. Schlegelmilch

    „Die „philanthropischen” Ansätze des Kooperationspapiers zum Thema Transparenz machen niemanden satt und verbesserten nicht die Situation des Mönchengladbacher Haushalts.“

    ist starker Tobak.

    Herr Dr. Schlegelmilch, was haben Sie gegen Transparenz?

    Die macht zwar sicher keinen Gladbacher Bürger satt – ist aber der einzige Ansatz in die richtige Richtung.

    Weg vom Gladbacher Klüngel und mehr Einbeziehung des Bürgers.

    Auch wenn in der CDU die Meinung vorherrscht, dass dieser dazu nicht in der Lage ist, eigentlich nur stört und nur die CDU weiß, was für ihn gut ist.

    Danke für Ihre Offenheit Herr Dr. Schlegelmilch!

    Ganz wunderbar die Aussage:

    „Schlegelmilch sieht dabei auch die Chance „zum 1. Mal in 50 Jahren” die eigene Position zu überdenken. 50 Jahre CDU heiße auch 50 Jahre Stadt Mönchengladbach“

    Dass er nun meint zum 1. Mal nach 50 Jahren die eigene Position zu überdenken, zeugt von Arroganz und mangelnder Selbstkritik, ja Selbstherrlichkeit.

    Seine Anmerkungen zum VEP sind ebenfalls bemerkenswert.

    „Die Verkehrsentwicklung habe die CDU in dieser Stadt maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, dass die Stadt Mönchengladbach verkehrstechnisch funktioniere.“

    Ja, die Stadt „funktioniert“ verkehrtechnisch. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass sie gut und zur Zufriedenheit der Bürger „funktioniert“!

    Die vielen Bürgerinitiativen gerade im Bereich Verkehr sprechen eine andere Sprache. Dass die CDU autofreundlich handelte, wissen wir. Zukunftsorientiert und bürgerfreundlich nicht.

    Handelt hier jemand nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung?

    Danke für Ihre klaren Worte Herr Dr. Schlegelmilch!

  2. Meine Damen und Herren!

    Sie erkennen zu Recht, dass es mit den ewigen selben Akteuren keinen Wandel gibt oder geben kann.

    Es läuft eher auf eine Selbstbeweihräucherung hinaus.

    Wie Herr Heuers schreibt, die Landtagswahl im Mai 2010 sollte es zeigen. Auch für Mönchengladbach!

    Ich kann nur darum bitten umzudenken und neuen Akteuren eine Chance zu geben.

    Die Frage ist nicht mehr ob DIE LINKE. in den Landtag einzieht, sondern ob die FDP drin bleibt – für die Ampel hier wäre auch das eine existenzielle Frage, da die Vorgabe der Bestimmung der Ampel hier durch nur eine Partei damit nicht mehr gewährleistet wäre.

    Die Unzufriedenheit der SPD und Bündnis 90/Grünen ist zu spüren.

  3. Wie sagte Schlegelmilch „In der CDU-Fraktion sei ein Neuanfang gewagt worden, indem keine Ämterhäufung in den Aufsichtsratsgremien…“ ?

    Das ist allerdings kein Kunststück, für die CDU gab es ja auch nichts mehr zu verteilen.

    Schaut man sich jedoch an, wer in welchen Aufsichträten sitzt, hat man das Gefühl: es hat sich nichts geändert in der CDU.

    Es sind allerdings einige zum „Bauernopfer“ geworden.

    Ein Herr Post hat aber weiterhin lukrative Gremien, in denen er tätig ist.

  4. Zumindest will die CDU keine einzügigen Grundschulen gegen den Elternwillen perspektivisch zum Erzielen von Verkaufserlösen zu Verbundschulen umfunktionieren.
    Dies ist das schulpolitische Ziel der Ampel.

    Außerdem sind jene ehemals oppositionellen Möchtegernpolitiker wie die grünen Pöstelchenschieber um den Fraktionsvorsitzenden keinen Deut besser,als jene,die sie noch vor 101 Tagen kritisiert haben!

    Hochmut kommt vor dem Fall!

  5. „Für den Ausbau der Espenstraße sei die Gestaltungsmehrheit bereit, eine halbe Million Euro in die Hand zu nehmen, um ein Wahlversprechen umzusetzen.“

    Solche Töne kenne ich doch?

    Da fällt mir spontan wieder einmal der Ortsteil Giesenkirchen ein.

    Dort versprach einst Frank Boss, zur Zeit tief abgetauchter CDU-Freund von Schlegelmilch, den Wählern, den Konstantinplatz zu verschönern. Kosten aktuell ca. 700.000,- Euro

    Dieses Geld wird zur Zeit in die Erde gebuddelt, per Überziehungskredit der Stadt finanziert, und dann fragt ein CDU-Möchtegern nach dem Sinn eines Gesamtschul-Ausbaues.

    In seinem Job mag er etwas können, von der Bildung unserer Kinder sollte er uns besser nichts erzählen wollen.

    Nachhilfe für die CDU ist angesagt.

  6. Die Hinterlassenschaft des CDU-Narkosemittels „marode Stadtfinanzen“ wirkt als Ampel-Betäubungsmittel.

    Die CDU trägt eine nicht unerhebliche Verantwortung an dieser Misere, die FDP ist weiterhin im Führungsboot und in Verantwortung.

    Für die CDU kann die Oppositionsrolle nun höchst komfortabel sein: Sie müssen ja bittere Pillen angesichts der herannahenden Pleite dem Bürger nicht verkaufen.

    Liegt der CDU allerdings wirklich die Stadt am Herzen, stellt sie sich ihrer Verantwortung tatsächlich und trauert nicht nur verlorenen Posten und Pöstchen mit lukrativen Einnahmen nach, dann sollte sie sich bei dem Weg aus den roten Zahlen auch konstruktiv beteiligen (einen Anfang hat sie schon gemacht, nämlich, dass Anliegerbeiträge zügig abzurechnen seien).

    Die Politiker sind nun zu einem gemeinsamen Ruck an der Notbremse gefordert, bevor die Bezirksregierung MG vollends auf die Endstation schiebt.

  7. Ein bedenkliches Bild zeichnete der neue Fraktionsvorsitzende der CDU, Dr. Schlegelmilch.

    Ein bedenkliches Bild deshalb, da die 50 Jahre CDU der Vergangenheit die Situation von Mönchengladbach im Jahre 2010 bewirkt haben.
    Wo er eine „Erfolgsstory der CDU“ finden kann, wollte er wohl nicht erklären !?

    Möglicherweise meinte er die defekten, mit Schlaglöchern übersäten Straßen der Stadt, sie sind Zeichen der CDU-üblichen „Arbeit“ .

    Diese habe die CDU in dieser Stadt maßgeblich geprägt, laut Dr. Schlegelmilch und er meint, dass die Stadt Mönchengladbach verkehrstechnisch funktioniere. Hört, hört.

    Sollte er damit richtig liegen, dann wäre ein VEP doch mehr als überflüssig.

    Laut Schlegelmilch gab es keine Ämteranhäufung nach verlorener Wahl, er übersieht allzu leicht, sowohl Norbert Post als auch Michael Schroeren „besetzen“ mal schnell weitere „Pöstchen“ im Regional-Rat.

    Woher sie die notwendige Zeit nehmen, in diesem Gremium aktiv mitzuarbeiten, bleibt sicher ihr Geheimnis.

    Eventuell will die CDU ihr „alten Kempen“ nur finanziell absichern mit den Sitzungsgeldern.

    Wie das „Darußen“ gesehen wird, das werden die Wähler bei der NRW-Landtagswahl im Mai 2010 zeigen.

    Sicher nicht positiv für eine Auferstehung in 2014.

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