Organspende: … in Mönchengladbacher Krankenhäusern offenbar ein Fremdwort

Red. Gesundheit & Soziales [ - Uhr]

OrganspenderausweisAuftaktveranstaltung des gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CDU. Interessierte Bürger, CDU-Mitglieder sowie einige kompetente Fachleute trafen sich zu einer Auftaktveranstaltung zum Thema Organspende.

Im Geneickener Bahnhof konnte Norbert Post (CDU) am 1. Februar 2011 um 19.30 Uhr auch zwei Vertreter der Krankenkassen begrüßen. Dr. Ulrich D. Rosseck, ehemaliger Chefarzt der Gynäkologischen Klinik Neuwerk fungierte als Vertreter der Krankenhäuser.

Die Geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation, DSO, in NRW, Dr. Ulrike Wirges, plädierte natürlich für eine möglichst große Bereitschaft zur Organspende auf Seiten der Bevölkerung.

DSC_6713Einleitend erklärte Post, dieser Abend solle verstanden werden als Beginn eines intensiven Arbeitskreises der CDU und interessierter Bürger mit weiteren Folgetreffen, der zunächst durch Dr. Rosseck geführt werden soll.

Dieser führte in das Thema ein, erklärte das Problem von Eurotransplant, das Thema ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.

Er erzählte von Stand bei unseren Nachbarn: Frankreich hat das Problem in zentralistischer Weise gelöst, alle sind zur Organspende verpflichtet.

Diese Regelung wäre in Deutschland eine extrem unpopuläre Gesetzeslage, aber nur mit Freiwilligkeit ist in der heutigen Gesellschaft nichts mehr zu erreichen.

Dr. Rosseck glaubt ausserdem, mit einem Freiwilligkeitsprinzip welches ganz klar an einen echten Vorteil gekoppelt ist, damit würde man extrem erfolgreich sein bei der Rekrutierung von Organspendern.

Auch der Durchführende, das Krankenhaus, müsse einen Vorteil erwirtschaften können. Nicht nur die Krankenkassen müssten hier umdenken und mitarbeiten.

Ansonsten würden alle noch so hehren Gedanken im System verlaufen, verweist Dr. Rosseck auf seine über 40-jährige Erfahrung.

Einige Daten vorweg:

  • Es gibt nur 9 Städte in NRW, in denen Organe transplantiert werden.
  • Es gibt in NRW 340 Krankenhäuser unterschiedlicher Größe, die nach Meinung von Dr. Wirges offensichtlich meinen, die Hoflieferanten der Transplanteure zu sein.
  • NRW – das größte Bundesland, hat 18,2 Millionen Einwohner.
  • Im Jahr 2010 gab es lediglich 256 Organspenden in 340 Krankenhäusern.
  • 1 Organspende stellt im Schnitt 3,2 Organe zur Verfügung, mal mehr, mal weniger.
  • In 2010 wurden insgesamt 839 Organe in NRW gespendet.
  • 903 Transplantationen sind in NRW in 2010 durchgeführt worden.

Die fehlenden 74 Organe kamen in 2010 entweder aus dem Pool aus anderen DSO– Regionen oder aus dem Ausland, dem Eurotransplant Verbund.

  • 3.900 Menschen warten in NRW auf ein Organ, Schwerpunkt Niere.

Die fehlenden 74 Organe sind ein Politikum, deswegen Deutschland international immer wieder angeprangert wird.

NRW kommt auf 14,3 Organe pro 1Million Einwohner, im Bundes-Durchschnitt sind es 15,9 Organe auf 1 Mill. Einwohner.

Frau Dr. Wirges stellte offen die Frage, wieso bei der guten Infrastruktur der Krankenhäuser diese Lücke entsteht.

Sie verweist außerdem darauf, dass die Transplantations-Medizin aus dem Experimentierstadium heraus ist, mittlerweile seien es in der Regel Routineoperationen sind.

  • In Deutschland warten 12.000 Menschen auf ein Organ, in NRW sind es 3900 Menschen.
  • In Mönchengladbach wurde in 2010 eine Organspende registriert!

Als Spenderorgane kommen in Frage: Herz, Lunge, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Netzhaut

Auf die Frage eines Teilnehmers, warum die Bereitschaft zur Organspende so gering ist antwortete Frau Dr. Wirges, das kann auch daran liegen, das junge Menschen in der Blüte ihres Lebens nicht so ohne weiteres konfrontiert werden können mit dem Thema Organspende. Dazu bedarf es einer speziellen Kommunikation, diese wiederum ist nicht jedem Mediziner gegeben.

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation, DSO, bietet dazu gesonderte Weiterbildungen für Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern an.

Transplantationsbeauftragte sind für alle Intensivstationen erforderlich, um die jeweils notwendigen strukturellen Maßnahmen im Vorfeld und die speziellen Aspekte einer akuten Organspende basis nah betreuen zu können.

Diese Weiterbildung, sie wird zu wenig wahrgenommen, ist für Dr. Wirges einer der Schwachpunkte des Systems, hier müssen verstärkt die Krankenhäuser angesprochen werden.

Natürlich gab es ebenfalls genügend Einwände und Argumente seitens der Krankenkassen und Dr. Rosseck, er machte sich w.o. schon erwähnt für die Krankenhäuser stark.

Die interessierten Zuhörer konnten dem Gesamtvortrag entnehmen, es müssen vor allem die Menschen informiert und konfrontiert werden mit den Möglichkeiten einer Organspende. Dieses Gesamtgesellschaftliche Problem muss Ansichtsübergreifend thematisiert werden und im Sinne einer wesentlich besseren Versorgung der auf Organe Wartenden gelöst werden.

Noch so viele richtige Einzelansichten dürfen dieses Ziel insgesamt nicht verhindern können. Selbst bei einem eventuell erhöhten finanziellen Aufwand sollten wir in der Lage sein, letztlich uns selbst zu helfen.

Die zu erwartenden weiteren Diskussionsabende werden sicher spannend werden und sollten wiederum gut besucht sein.

Auch die diesmal nicht so vielzählig anwesenden CDU-Mitglieder sind sicher gerne gesehen.

Ein Kommentar zu “Organspende: … in Mönchengladbacher Krankenhäusern offenbar ein Fremdwort”
  1. Organspende war schon immer ein heikles Thema!

    Aber warum?

    Wenn wir uns damit auseinandersetzen ist die Antwort gar nicht so schwer!

    Wir könnten auch mal ein Organ brauchen und wo kommt es dann her?

    Es ist schlichtweg die mangelnde Aufklärung über Organspende. Nicht nur das

    Angst und Panikmache, dass man wenn man im Besitz eines Ausweises ist, schneller für Tod erklärt würde als sonst. Was Blödsinn ist.

    Ich kann es jedem empfehlen, die Ärzte drauf anzusprechen, wenn Handlungsbedarf nötig ist, denn jeder von uns könnte der nächste sein.

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