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„Wiederkehr der Hasardeure“ • Teil I: Buchvorstellung mit weltpolitischen Erkenntnissen und Einschätzungen des Autors Willy Wimmer [mit Video]

[1][23.03.2015] Manche der etwa 60 interessierten Teilnehmer an einer Buchvorstellung hatten möglicherweise eine Autorenlesung erwartet, als sie der Einladung des Osterather Buch- und Kunstkabinettes Konrad Mönter gefolgt waren.

[2]Das Buch lag auf dem Tisch und blieb bis zum Ende der 90minütigen Veranstaltung geschlossen. Nicht etwa, weil es nichts mitzuteilen gab, sondern weil Autor Willy Wimmer den Inhalt seines Buches frei und ohne daraus vorlesen zu müssen, in eindrucksvoller Weise darlegte.

Der 1943 geborene Rheydter studierte Rechtswissenschaften in Köln und Bonn, trat mit 16 Jahren in die CDU ein und war von 1969 bis zur kommunalen Neugliederung (1975) Mitglied im Rheydter Rat, danach (bis 1980) Mönchengladbacher Ratsherr und von 1975 bis 1979 Vorsteher des Stadtbezirks Rheydt-Mitte.
1976 wurde er erstmals direkt in den Bundestag gewählt.

Bemerkenswert sein Wechsel zur Bundestagswahl 1980 aus seiner Heimatstadt Mönchengladbach nach Jüchen und damit in den Wahlkreis Neuss II, wo er bis 1998 stets das Direktmandat gewann.

Bei den Wahlen von 2002 und 2005 gewann er dann das Direktmandat im neuen Wahlkreis Krefeld I/Neuss II. Bei der Bundestagswahl 2009 kandidierte Wimmer nicht mehr.

Weitere Stationen aus Wimmers politischer Zeit:

Wer Willy Wimmer noch aus Mönchengladbacher Zeiten kennt oder ihn dort beobachtet hat, wird feststellen, dass er sich kaum verändert hat.

Stringent, verbindlich, schnörkellos, konsequent und deutlich seine Meinung äußernd sind Attribute, die – spricht man mit ehemaligen „Weggefährten“ aus Mönchengladbacher Zeiten – ihn schon damals auszeichneten und ihm in seiner „Heimatpartei“ keineswegs nur Freunde einbrachten.

Und dennoch bemerkenswert seine Äußerung im Verlauf der Osterather Veranstaltung; »Man ist ja dem Haus verbunden, mit dem man groß geworden ist«, womit er die CDU meinte, der er immer noch angehört.

Es war also nicht eine der üblichen „Autorenlesungen“, sondern ein bemerkenswerter Vortrag eines Politikers, dessen Kernanliegen es ist, dass völkerrechtliche Vereinbarungen auch von Großmächten eingehalten werden.

Wimmer spricht und schreibt als Polit-Praktiker und nicht als (investigativer) Schriftsteller.

Plastisch und eingängig, gepaart mit einem Schuss rheinischen Humors, legte er seine Einschätzung der vergangenen und aktuellen weltpolitischen Entwicklungen dar und offenbarte Sichtweisen, die dem vielsagenden Untertitel des Buches entsprachen: »Schattenstrategien, Kriegstreiber, stille Profiteure 1914 und heute«.

Wimmers dreiunddreißig Jahre als CDU-Bundestagsabgeordneter mit dem politischen Schwerpunkt Verteidigungspolitik bilden eine solide und umfassende Grundlage für seine kritische Einstellung gegenüber dem US-amerikanischen Weltmachtbestreben schon vor dem 1. Weltkrieg.

Darüber hinaus stellte er die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen um die Krim – ausgehend von der Wiedervereinigung – mit dem Jugoslawien- und dem Irakkrieg, dar.

Dazu betonte Wimmer, dass die Wiedervereinigung nur erreicht werden konnte, weil Völkerrecht praktiziert worden sei.

Die Anwendung dieses Prinzips, mit einer ähnlichen Entwicklung in Zentralasien, nach Auflösung der Sowjetunion, sei von den USA zerschlagen worden.

Kritisch äußerte sich Wimmer zum Verhalten von Angela Merkel im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Krim.

Die Bundeskanzlerin habe dabei von Völkerrechtsverletzungen der Russen gesprochen, zu den völkerrechtswidrigen Kriegen in Jugoslawien und dem Krieg gegen den Irak jedoch stets geschwiegen.

Wimmers schließt auf Grund von Äußerungen amerikanischer Politiker schon im Jahr 2000 und aktuell von George Friedman vom Think Tank STRATFOR (Strategic Forecasting Inc.)  nicht aus, dass die USA einen Gürtel entlang der russischen Grenze von den baltischen Staaten über Odessa bis ins türkische di Abatia planen, weil sie in Deutschland „ein Riesenproblem“ sehen und ein engeres Zusammenwirken von Deutschland und Russland ausschließen möchten.

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[3]

Dazu und zu anderen weltpolitischen Aspekten stand Willy Wimmer den Zuhörern im Anschluss an seine Ausführungen noch über eine Stunde zur Verfügung.

Hierüber wird in Kürze in weiteren Teilen dieser Themenreihe berichtet.