Neubau Zentralbibliothek oder „Kollektiv der Zahlenjongleure“? – Teil IV: Die Mär vom „Heizen des Adenauerplatzes“

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

In der Ratssitzung vom 13.03.2013 hob SPD-Fraktionssprecher Lothar Beine (Archivbild) die dringend notwendige energetische Sanierung als einen der Faktoren hervor, die gegen eine Sanierung der Zentral­bibliothek an der Blücherstraße sprechen. Beine: „Die Fenster sind so undicht, dass wir den Adenauerplatz heizen“.

Offensichtlich scheinen ihm und denen, die glauben, dass sich Einsparungen durch eine energetische Sanierung des Gebäudes an der Blücherstraße hinsichtlich der Finanzierung eines Neubaues „gegenrechnen“ lassen, die tatsächlichen Heizkosten nicht bekannt zu sein.

Denn nur jemand, der die tatsächlichen Heizenergieverbräuche (Wärmemengen) noch nicht einmal annähernd kennt, kann soetwas äußern.

Nach einer Anfrage bei der Pressestelle der Stadt hat es gerade einmal einen Tag gedauert, bis uns die tatsächlichen Verbrauchswerte für 2010 bis 2012 vorlagen.

In maximal derselben Zeit wäre es der Ampel und damit auch Lothar Beine sicher ebenso möglich gewesen, in Erfahrung zu bringen, dass die Wärmewerte zwischen 2010 und 2012 um 15,58% und im selben Zeitraum die Kosten um 6,46% sanken.

Aussagen von Energiefachleuten zufolge bewegt sich die aktuelle Wärmemenge pro qm (= 118) durchaus noch in einem Bereich, der auf der Grundlage der Wärmeschutzverordnung von 1995 nahe an „gut“ liegt.

Ab einem Wert von 250 kWh pro qm ist eine energetische Sanierung dringend erforderlich. Von „Heizen des Adenauerplatzes“ kann also gar keine Rede sein.

Schon durch den Einbau eines neuen modernen Heizaggregates mit Brennwertechnologie und mit Wärmerückgewinnung könnte die erforderliche Wärmemenge noch weiter gesenkt werden.

Angesichts der offiziellen Werte, die in der Verwaltung vorliegen, ist es unerklärlich, wie auch der sonst so wirtschaftlich orientiert zu sein scheinende Dr. Anno Jansen-Winkeln und der sich in anderen Fällen vehement für den Erhalt von Bestandsbauten (Pahlkebad, das auch unter Denkmalschutz gestellt wurde) einsetzende Grünen-Fraktionschef Karl Sasserath, sich von Zahlen und Angaben der Leitung der Bibliotheksverwaltung blenden lassen, die offensichtlich nur deshalb so allgemein gehalten kommuniziert werden, um einem „unabdingbaren Neubau“ das Wort zu reden.

Diesem unabdingbaren Neubau-Wunsch und –Willen wird auch in dem Fraktionsantrag der Ampel vom 21.03.2012 Rechnung getragen, in dem schon einmal vorsichtshalber erklärt wird:

„Die Stadt Mönchengladbach benötigt zur Sicherung des Anspruchs einer zukunftsfähigen Bildungsregion eine zukunftssichere Stadtbibliothek. Diesem Anspruch kann die jetzige Zentralbibliothek auch nach energetischer und brandschutztechnischer Ertüchtigung nicht gerecht werden.“ (Zitat Ende)

Auch Beine wird in der übrigen Presse immer wieder mit dieser Aussage zitiert: „Lothar Beine sagte zu einem früheren Zeitpunkt, dass die Zentrale Blücherstraße auch nach Modernisierung/Anbau „nicht zukunftsfähig“ sei.“

In der Berichtsvorlage der Verwaltung 333 VIII vom 25.02.2010 wird ebenfalls auf die energetischen (und selbstverständlich erheblichen baulichen) Mängel hingewiesen. Zitat:

„Neben den anstehenden Arbeiten für den vorbeugenden Brandschutz sind zwischenzeitlich  erhebliche bauliche Mängel aufgetreten, die nunmehr umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich machen. Da diese Mängel überwiegend im Fassadenbereich, der Fenster- und Dachflächen aufgetreten sind, ist gleichzeitig eine energetische Sanierung wünschenswert, da das Gebäude aus dem Jahre 1964 bei weitem nicht mehr den heutigen energetischen Anforderungen entspricht. Der erfasste Heizenergieverbrauchskennwert des Gebäudes liegt zur Zeit bei ca. 147 kWh/(m2a). Der geforderte Vergleichswert liegt jedoch bei 105 kWh/( m2a).“ Zitat Ende.

Wurde und wird nur deshalb immer und immer wieder der Bedarf einer „zukunftssicheren Stadtbibliothek“, ein Schlagwort, das übrigens Bibliotheken in ganz Deutschland gerne verwenden, propagiert, um schon einmal präventiv wirtschaftliche und logische Argumente, die gegen einen Neubau sprechen, herunter zu spielen?

Dieser Verdacht drängt sich immer mehr auf.

Ist die Zentralbibliothek an der Blücherstraße energetisch wirklich so schlecht wie von der Ampel und der Bibliotheksleitung immer wieder behauptet wird?

Selbst wenn der Heizenergieverbrauchskennwert in 2010 nicht dem geforderten Vergleichswert entspricht, stellt sich, auf Grund der recht moderaten Heizkosten, die mehr als berichtigte Frage, wie die Ampel glaubt, dass sich ein Neubau schon auf Grund energetischer Kosteneinsparungen rechnen könne.

Um wieviel geringer sollen die Kosten sein, die einen um Millionen teureren Neubau im Verhältnis zu einer Sanierung der Blücherstraße rechtfertigen könnten?

Konkrete Zahlen oder belastbare Daten hat die Ampel zu ihren Behauptungen nie geliefert, sondern immer nur gebetsmühlenartig wiederholt, dass man auf Zahlen der Verwaltung warte.

Offensichtlich wurden diese nie konkret oder gar mit Nachdruck eingefordert. Drängt sich die Frage auf, ob man nicht konnte oder nicht wollte, da, wie bereits erwähnt, die Verwaltung innerhalb nur eines Tages in der Lage war, Zahlen zu liefern.

Beides, nicht können oder nicht wollen, ist nicht tolerierbar.

Unabhänig von der Tatsache, dass mit dem Argument der hohen Energiekosten die Zentralbibliothek schlechter dargestellt werden soll, als es die realen Zahlen hergeben, wären selbst die aktuellen Kosten noch zu reduzieren.

Warum nicht auch als Kommune den Gasanbieter wechseln?

Hier Verivox-Vergleiche ohne und mit der Option, einen einmaligen Bonus zu nutzen.

Legt man die „Heizkosten“ für 2012 (26.922,93 EURO) zugrunde und vergleicht sie mit anderen Produkten/Tarifen von NEW und weiteren Anbietern ergibt sich, dass bezeichnenderweise ein Wechsel innerhalb der 50%igen Stadttochter mehr finanzielle Nachteile als Vorteile bringen würde.

Würde die Stadt jedoch beispielsweise zum in diesem Vergleich günstigsten Anbieter „gas de“ wechseln, läge die Kosteneinsparung zwischen 6,89% bis 20,60%; letztere durch „Mitnahme“ des Neukundenbonus.

Nachvollziehbar übrigens jederzeit unter http://www.verivox.de/gaspreisvergleich/?plz=41061&usage=451000&tab=vxr&red=true#beginningOfCalculator

Quintessenz:

Die Höhe des Einsparpotenziales bei den Energiekosten liegt weit unter dem, was bisher auf Grund des diesbezüglichen, zahlenlosen Lamentos der Ampel angenommen werden musste.

Erst recht sind sie kein Argument für einen Neubau, weil sich dieser angeblich, so die Ampel, schon dank wesentlich geringerer Energiekosten „rechnen“ wird. Oder sollte man besser sagen „schön“-gerechnet wird?

2 Kommentare zu “Neubau Zentralbibliothek oder „Kollektiv der Zahlenjongleure“? – Teil IV: Die Mär vom „Heizen des Adenauerplatzes“”
  1. Der Bund der Steuerzahler NRW e.V. hat schon Kenntnis von dieser Angelegenheit.

  2. WER hat die Ente vom ganz dringend erforderlichen Bibliotheksneubau aufs Wasser gesetzt?

    Das ist ein ganz klarer Fall für den Bund der Steuerzahler.

    Schlechtreden bis es endlich passt.

    Warum hat die Opposition (CDU) nicht mal nachgehakt?

    Wie „fähig“ sind „unsere“ Politiker?

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