HSP: FDP informierte über die Verwaltungsvorschläge – Kaum neue Erkenntnisse von und bei den Teilnehmern [mit Slideshow]

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

Vorschläge-im-HSP_VA_FrankFrei_120823bearb_Page_13Dass die FDP sich mit der von der Verwaltung vorgeschlagenen Erhöhungen von Grund- und Gewerbesteuern nicht so ohne weiteres zufrieden geben wird, kann erwartet werden. Zu groß scheint ihr das Missverhältnis von Steuer- und Gebührenerhöhungen zu tatsächlichen Einsparungen zu sein, das momentan immerhin ca. 83:17 beträgt.

Wer erste Positionierungen der FDP zu den Vorschlägen der Verwaltung erwartet hatte, wurde enttäuscht. Es war auch nicht das Ziel der FDP, Statements abzugeben. Vielmehr wollte man informieren und Vorschläge mitnehmen.

Das ist ein Resümee der Informationsveranstaltung am letzten Donnerstag im Haus Erholung.

DSC06058Sachlich und nachvollziehbar vorgetragen beschieb FDP-Fraktionsgeschäftsführer Jochim Stockschlänger den etwa 40 Teilnehmern die Entwicklung der finanziellen Situation, der Ausgangslage vor dem Beitritt zum Stärkungspakt Stadtfinanzen und die Konsequenzen, die sich aus diesem Beitritt der Stadt ergeben haben.

Stockschläger erinnerte daran, dass der Haushalt der Stadt erstmals 1994 einen Fehlbetrag aufwies und somit verpflichtet wurde, ein Haushaltssicherungskonzept (HSK) aufzustellen; ab 2001/2002 wurden selbst diese Konzepte nicht mehr genehmigt und Mönchengladbach wurde zur „Nothaushaltskommune“.

gruppierung-verwaltungsvorschlaegeDie Konsolidierungsvorschläge der Verwaltung gruppiert.

Wie sich die Konsolidierungsvorschläge der Verwaltung im einzelnen zusammensetzen, zeigte Joachim Stockschläger mit diesen Charts:

DSC06070Kritisch äußerte sich die Leiterin der Verbraucherberatung Mönchengladbach, Hanna Masuhr, die deutlich machte, dass die von der Verwaltung vorgeschlagenen 25%ige Kürzung aufgrund der so genannten „Koplementärfinanzierung“ automatisch eine 25%ige Kürzung der Landeszuschüsse zur Folge hätten.

DSC06062Dazu erklärte Dr. Jansen-Winkeln, dass dies eine von vielen Einsparvorschlägen bei freiwilligen Ausgaben sei.

Hinsichtlich der Komplemetärfinanzierung meinte Jansen-Winkeln, dass solche Finanzierungen in vielen Bereichen vorkämen und nannte als Beispiel die Finanzierung von Investitionen, bei denen das Land Fördermittel geben würde, die Kommunen jedoch Eigenanteile zwischen 10% und 20% aufzubringen hätten.

Da „Arme Städte“, wie Mönchengladbach die diese Zuschüsse dringend benötigten, könnten den Eigenanteil nicht aufbringen und kämen somit nicht in den Genuss solcher Landeszuschüsse.

Durch dieses geschickte verbale Ausweichen auf ein anderes Themenfeld entzog sich Jansen-Winkeln einer Positionierung, auf die Masuhr möglicherweise gehofft hatte.

Dass Diskussionsteilnehmer auf Verschwendungserfahrungen aus der Vergangenheit hinweisen, ist ein durchaus nachvollziehbarer Vorgang. So wurden überhöhte Kosten von über 1 Mio. EURO für die Totenhalle in Dahl ebenso kritisiert, wie Wartehäuschen an Bushaltestellen, die 350.000 EURO kosten sollen.

Die Schlussfolgerung eines Teilnehmers war, dass die Vergabe solcher und ähnlicher Leistungen erhebliche Einsparpotenziale in sich bergen.

Diese und weitere Hinweise aus dem Auditorium fasste Jansen-Winkeln unter der Fragestellung zusammen, auf Grundlage welcher Standards Arbeiten ausgeführt werden. Diese Standards (Bushäuschen, Straßen usw.) bestimme die Verwaltung alleine, so dass dann später bei der Vergabe im Vergabausschuss kein Einfluss in preislicher Hinsicht mehr möglich sei.

Wenig realitätsnah erschien eine weitere Schlussfolgerung aus dem Sozialbereich. Wie schon an anderer Stelle in Ausschüssen und im Rat meinte Jansen-Winkeln „Anreize“ für Hartz-IV-Empfänger hinsichtlich der Heizkosten schaffen zu können.

Es müsse über eine „aufsuchende“ aktive Beratung und ggf. über eine Rückvergütung möglich sein, die Zuwendungen für Heizkosten zu reduzieren. Wenn beispielsweise ein Hartz-IV-Empfänger seine Heizkosten um 50% reduzieren würde, könne er davon 10% Anteil als Bonus erhalten.

b-listeWeitere Einsparpotenziale sieht Jansen-Winklen in einer so genannten „B-Liste“, die nicht beschlossen wurde. Sie ist Bestandteil des Vorwortes von Kämmerer Bernd Kuckels (FDP) zum HSK 2010.

Jansen-Winkeln vermisst in den Verwaltungsvorschlägen Positionen aus eben dieser Liste, wie beispielsweise „Erhebung von Vergnügungssteuer auf Sportveranstaltungen, an denen Profisportler teilnehmen“ und das Thema „Verkauf von städtischem Vermögen, wie beispielsweise Kunstgegenstände aus dem Museum“.

Wenn sich der Präsident des Stadtsportbundes, Bert Gehrkens, zu Nutzungsgebühren für Sportstätten kritisch geäußert hätte, wäre das nachvollziehbar gewesen.

Dass er sich insbesondere zur Zustimmung des Personalrates zu den „HSP-Maßnahmen“ äußerte, war schon einigermaßen überraschend, wenn nicht gar deplatziert.

Gehrkens wörtlich: „Im Laufe meiner 40jährigen Berufstätigkeit in der Unternehmensberatung ist es mir im Sanierungsfall … noch nicht vorgekommen, dass der Personalrat damit einverstanden war. In Mönchengladbach ist das möglich!“

Mehr wolle er dazu nicht sagen. Vermutlich meinte Gehrkens, dass die das städtische Personal betreffenden Konsolidierungsmaßnahmen so gering ausgefallen sind, dass der Personalrat keine kritischen Anmerkungen dazu für erforderlich hält.

Zum eigentlichen Thema „Erstmalige Erhebung von Sportstättennutzungsgebühren“ meinte Gehrkens schließlich, dass diese falsch sei und verwies darauf, dass über „Umwegfinanzierungen“ bereits iel zur Kostenreduzierung beigetragen worden sei.

So habe der „Sportbereich“ von den 700.000 EURO, die das Land der Stadt für Investitionen an Sportstätten zur Verfügung stellt, nur die Hälfte für Investitionen genutzt. Den „Verzicht“ auf die andere Hälfte habe man (der Stadtsportbund) so verstanden, dass diese anstelle von Sportstättennutzungsgebühren getreten sei.

Auch die Verluste der EWMG wurden thematisiert. Jansen-Winkeln wies darauf hin, dass die Defizite der EWMG nicht allein aus der EWMG heraus entstanden seien.

Er  meinte, dass diese Defizite hauptsächlich durch die EWMG-Tochter WFMG (Wirtschaftsförderung) verursacht würden, und Wirtschaftsförderung sei nun mal defizitär.

Gäbe es die WFMG als Gesellschaft nicht, müsse es wie bei anderen Kommunen ein Liegenschaftsamt geben, das „viel Geld“ koste.

Welche Erkenntnisse die FDP schlussendlich aus dieser Veranstaltung und den Äußerungen der Teilnehmer in die weiteren Beratungen mitnimmt, wird sich zeigen. Grundlegend neue Konsolidierungsvorschläge waren nicht zu erkennen.

2 Kommentare zu “HSP: FDP informierte über die Verwaltungsvorschläge – Kaum neue Erkenntnisse von und bei den Teilnehmern [mit Slideshow]”
  1. @Ypsilon,

    steht da in Mehrzahl – Zitat: wie Wartehäuschen an Bushaltestellen, die 350.000 EURO kosten sollen. Also nicht wie Sie interpretierten es wäre nur eines.

    Genauer aber handelt es sich auch nicht um Wartehäuschen! Es sind ( wohl weil sooo teuer á Stück ) Wartehallen.

    Diese Wartehallen – ungeeignet da nicht genen Vandalismus resistend, erst recht nicht Graffiti etc – haben eine Geschichte. Zu der gehört, “ Kommunalgrössen “ waren involviert und wie immer blind was Zweck und (Geld- )mittel angeht.

    Diese Wartehallen ( Federführung: NVV, jetzt NEW´) sind nur ein kleiner Beleg dafür warum eine reiche Stadt wie MG in den Abgrund getrieben wird.

    Ohne auf weitere Punkte einzugehen….Gruss

  2. Passend zum Thema die Totenhalle in Dahl. Wer hat dafür gesorgt, dass diese für viel Geld gebaut wurde?

    Unglaublich! Ein Wartehäuschen an einer Bushaltestelle für € 350.000 ??? Da wäre es doch billiger direkt ein ganzes Haus, so richtig gemauert und mit allem Drum und Dran hinzusetzen. Für das Geld bekommt man schon was Repräsentatives.

    Geht’s eigentlich noch?

    Na ja, der Bund der Steuerzahler prangert auch Jahr für Jahr immer und immer wieder die mehr oder weniger selben Missstände an. Änderungen? Weder Verwaltungen noch Politik scheinen dazu in der Lage und willens zu sein. Hauptsache der Bürger wird kurz gehalten, zum Sparen angehalten und nötigenfalls einfach zur Kasse gebeten. Geht doch!

    Unsere „Leistungsträger“ regeln das schon.

    Dass der Personalrat der Stadtverwaltung mit den „Sparmaßnahmen“ einverstanden ist, dürfte schnell und leicht erklärt sein: Es wird gar nicht wirklich gespart. In der Verwaltung gibt es immer noch genügend Bereiche oder Personen wo endlich mal genauer hingesehen werden müsste. Ist das gewollt? Dieser Mangel muss vermutlich unter „betriebslind“ verbucht werden.

    Besonders nett:

    „Auch die Verluste der EWMG wurden thematisiert. Jansen-Winkeln wies darauf hin, dass die Defizite der EWMG nicht allein aus der EWMG heraus entstanden seien.

    Er meinte, dass diese Defizite hauptsächlich durch die EWMG-Tochter WFMG (Wirtschaftsförderung) verursacht würden, und Wirtschaftsförderung sei nun mal defizitär.
    Gäbe es die WFMG als Gesellschaft nicht, müsse es wie bei anderen Kommunen ein Liegenschaftsamt geben, das “viel Geld” koste.“

    Na, super!

    Wie kommt es, dass Makler von ihrem Geschäft leben können?

    Wenn ein Liegenschaftsamt viel Geld kostet, muss sich selbstverständlich auch eine Kommune fragen lassen: WARUM?

    Nur weil die FDP eine Vorliebe für’s Privatisieren (Verkauf von Tafelsilber meist zu Niedrigpreisen) hat, bedeutet das noch lange nicht, dass „Privat vor Staat“ auch wirklich effizienter und kostengünstiger ist. In beiden Fällen alles eine Frage der Organisation und ständiger Kostenkontrolle.

    Wer kann in unserer Stadt dazu konkrete Aussagen machen? Gab es vor der Ausgliederung z.B. des Liegenschaftsamtes Daten und Fakten, die belegten, dass eine Ausgliederung wirklich kostengünstiger ist? Gibt es einen konkreten Vorher-Nachher-Kostenvergleich?

    Und: wenn eine Wirtschaftsförderung „nun mal defizitär“ sei – warum sollte es dann nicht auch ein Liegenschaftsamt sein?

    Was selbstverständlich das eigenartigste Argument in beiden Fällen wäre, das man sich nur vorstellen kann. Und das aus dem Munde eines FDP-Mitglieds!

    Egal ob Staat (Verwaltung) oder Privat: An der Optimierung von Arbeitsabläufen und Effizienz (auch in finanzieller Hinsicht) muss immer gearbeitet bzw. geachtet werden, sonst wird das weder bei dem einen noch dem anderen was.

    Ob die Miesen der WFMG wirklich „gerechtfertigt“ sind kann ja glücklicherweise nicht von Politik oder gar Bürgern (Einsicht nach IFG) hinterfragt oder gar geprüft werden. Dafür wurde durch die Gründung der „städtischen Töchter“ gesorgt und war auch erklärtes Ziel.

    Die städtischen Töchter sind allesamt außerhalb der Kontrolle von Bürgern und Politik. Das war und ist gewollt. Ob die alle wirklich effizient arbeiten und sparwillig sind … ?

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