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Zwei Parteivorsitzende – ähnliche Probleme

Beobachtet man die Vorsitzenden der beiden großen Mönchengladbacher „Volksparteien“ CDU und SPD, fallen gewisse Parallelen auf. Dabei sind Ähnlichkeiten in der Statur nur nebensächlich.

Keineswegs nebensächlich bei diesen beiden „Leadern“ sind jedoch Ausstrahlung, Rhetorik, die Fähigkeit, ihren „Laden“ zusammenzuhalten sowie die eigenen politischen Karriereziele.

Ausstrahlung, Charisma

Menschen mit Charisma haben es, das gewisse Etwas. Kaum betreten sie einen Raum, ziehen sie Blicke auf sich und bekommen von allen Seiten Aufmerksamkeit. Aber was genau ist Charisma eigentlich? Der Begriff ist so schwer zu fassen, weil er etwas sehr Abstraktes beschreibt, eine Aura, eine Ausstrahlung.

Umgangssprachlich aber ist damit eine besondere Ausstrahlung gemeint. Ein Psychologe glaubt bei charismatischen Personen drei Eigenschaften festgestellt zu haben:

Betreten beide einen Raum, ziehen sie nur deshalb die Aufmerksamkeit auf sich, weil ihnen diese „qua Amt“ (Parteivorsitzende) entgegenzubringen ist. Und das vorrangig bei eigenen Parteiversammlungen.

Ob die beiden Parteivorsitzenden Emotionen empfinden und andere Menschen „mitreißen“ können, ist schwer auszumachen. Zu sehr scheinen sie von parteiorientiertem Pragmatismus geprägt zu sein. Herzlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes ist allenfalls „in kleinem Kreis“ und in gewohnter Umgebung festzustellen.

Beiden scheint gemein zu sein, dass sie dann, wenn charismatische Personen dabei sind, unsicher erscheinen.

So war es an seinem OB-Nominierungsparteitag festzustellen, als Norbert Post in Anwesenheit des „charismatischeren“ Rüttgers eher gehemmt als „Aufbruchstimmung verbreitend“ wirkte.

Der hatte zuvor in freier Rede und mit sicherer Mimik und Gestik auch Emotionen gezeigt und auch, was Ausstrahlung bewirken kann. Diese Ausstrahlung wirkte offensichtlich auch noch während der Rede von Post nach, als Rüttgers „seinen Norbert“ beobachtete.

Ebenso war es beim SPD-Nominierungskonvent. Hier war es der SPD-Vorsitzende Hermann-Josef Krichel-Mäurer, der nach dem „Einzug“ von Norbert Bude in die KFH nicht mehr so richtig als Parteivorsitzender zu erkennen war.

Ähnlich war es auch bei der gestrigen (25.02.2009) Aschermittwoch-Generalabrechnung der SPD. Das, was er (Krichel-Mäurer) sagte, hatte schon Hand und Fuß, aber so richtig mitgerissen hat es nur wenige.

Rhetorik

Ausstrahlung hängt auch eng mit den rhetorischen Fähigkeiten und Möglichkeiten zusammen.

Rhetorische Fähigkeiten sind für Führungskräfte ein Muss, aber noch keine Selbstverständlichkeit. Das gilt in Deutschland besonders in der Politik. Zeitgemäße Führung heißt: „Mitreißen“, heißt „Menschen überzeugen“. Überzeugungskraft entkräftet Gegenargumente, hellt Missstimmungen auf und ist Antrieb für Entwicklungen.

Nur die Stimme verändern genügt nicht. Und das tun beide (Post und Krichel-Mäurer). Und beide tun noch ein Übriges: sie halten sich streng – ja geradezu „gefesselt“ – an ihren Manuskripten, um nicht zu sagen, sie lesen ab und zeigen dadurch Angst, den Faden zu verlieren. Man könnte den Eindruck haben, dass sie sich nicht sicher sind, in dem, was sie „rüberbringen“ wollen.

Ganz anders Rüttgers, der weiß genau was er sagen, was er wann wie rüberbringen will. Ob gelernt oder einfach nur „angeboren“? In jedem Fall – ohne Rücksicht auf die politischen Aussagen – bemerkenswert.

Bemerkenswert auch die Rhetorik von Norbert Bude. Er hat nicht selten ein Manuskript und benutzt es meist auch.

Aber man merkt es kaum; allenfalls daran, dass er die Seiten umblättert.
Und eines merkt man auch: er weiß genau, was er wann wie rüberbringen will. Er kann – ungeachtet der politischen Aussagen – seine Zuhörer fesseln und sicherlich auch begeistern und dabei auch von seinem Manuskript abweichen.

Exkurs: Ein wahrer Könner in der Mönchengladbacher Politik-Szene ist Erich Oberem. Für ihn sind Manuskripte eher störend. Auch er weiß, was er wann wie rüberbringen möchte. Auch seine politischen Gegner hören ihm aufmerksam zu. Und auch darauf kommt es ihm an.

Rhetorik kann zwar teilweise in Kursen erlernt werden, zum großen Teil entscheidet aber das Talent. Wer einen Kurs in Rhetorik besucht, hat nicht unbedingt einen Vorteil gegenüber einem begabten Redner. „Jemand, der keine rhetorischen Grundfähigkeiten besitzt, sollte sich besser einen Job suchen, in dem nicht viel geredet wird“, meint ein Kölner Managementberater.

„Der eigene Laden“

Die Mönchengladbacher CDU wird bestimmt von Grabenkämpfen und Pöstchengerangel. Und alles hat irgendetwas mit Macht und Einfluss von innen und außen, ausgeprägtem Klüngel, mit permanentem Entfernen vom Bürger und übersteigertem Geltungsbedürfnis vieler Ortsteilfürsten und deren Helfer zu tun.

In Erinnerung bleiben dabei die Vorgänge u.a. um ECE, Pahlkebad, Giesenkirchen 2015, Stadtbezirksneuordnung, Rathausneubau in Rheydt und ganz aktuell den Forderungen der vier „Möchtegern“-Bezirksbürgermeister nach mehr Manpower und Ressourcen.

CDU-Protagonisten schaffen es zielgenau in ein Fettnäpfchen zu treten, das – bildlich gesprochen – auf dem Anstoß- und/oder einem Elfmeterpunkt steht. Erschwerend kommt hinzu, dass sie diese Fettnäpfchen auch noch selbst aufstellen.

Diesen CDU-internen Problemen Herr zu werden, kann und wird Norbert Post nicht gelingen, denn Drohungen, wie „das werde ich nicht zulassen“ (oder ähnliche) werden von seinen „Freunden“ zwar möglicherweise gehört oder gelesen, aber schlichtweg ignoriert.

„Leader“ zu sein heißt, Ziele entwickeln, wirksam kommunizieren und konsequent umsetzen. Für Norbert Post ist das in seiner Mönchengladbacher CDU ein kaum zu verwirklichendes Unterfangen. Zu viele „Häuptlinge“ und zu wenig „Indianer“. Das mag viele Gründe haben, einer sticht jedoch ins Auge: unzureichendes Charisma (wie oben beschrieben).

Im Ergebnis kaum anders stellt es sich für Hermann-Josef Krichel-Mäurer dar. In der SPD gibt es keine (erkennbaren) Grabenkämpfe, aber dennoch ist auch diese Partei – wie die Mönchengladbacher CDU – noch weit weg von Homogenität und erkennbar gemeinschaftlich verfolgten Zielen.

Bei ihr fällt auf, dass es auf einigen Gebieten an zielgerichteter Kommunikation mangelt. Wohldurchdachte und in Bezirksvertretungen mit Mehrheit beschlossene Angelegenheiten werden in Fachausschüssen und im Rat mit den Stimmen der dortigen SPD-Vertreter „einkassiert“ und damit gekippt. Solidarisches Verhalten sieht anders aus.

So hat die SPD-Ratsfrakton beispielsweise dem Projekt ECE/HDZ zugestimmt, obwohl SPD-Vertreter in Bezirksvertretungen gegen dieses Projekt votierten. Mit dem Ergebnis, dass sich einige engagierte SPD-Kommunalpolitiker resignierend aus der Kommunalpolitik zurückziehen werden.

Das hätte ein „Leader“ erkennen müssen. Im Interesse der Partei wäre integrierender Einfluss von Nöten gewesen. Erkennbar war davon jedoch nichts. Erkennbar ist andererseits, dass SPD-Unterbezirk und SPD-Fraktionen nicht so richtig viel voneinander zu wissen scheinen. Man arbeitet mehr nebeneinander als miteinander.

Mit diesem „Management“ wird es der SPD in Mönchengladbach nur schwerlich gelingen, den von vielen Bürgern herbeigesehnten Wechsel herbei- und anzuführen. Vor allem auch deshalb, weil ausschlaggebende „Schnittmengen“ zu einem denkbaren Koalitionspartner B90/Die Grünen noch nicht erkennbar sind.

Das liegt zwar nicht nur an der SPD, wohl aber auf deren Seite daran, dass ein wirklicher „Parteiführer“ hier schon längst hätte offensiv werden müssen.

Politische Karriereziele

Norbert Post möchte Oberbürgermeister werden, Hermann-Josef Krichel-Mäurer für Hildegard Wester in den Bundestag nachfolgen.

Beiden gemein ist, dass ihnen trotz aller Bemühungen nur wenige Chancen eingeräumt werden.

Der eine (Post) muss gegen einen, auch von anderen Parteien und Kommunalpolitikern geschätzten Oberbürgermeister Norbert Bude und noch weitere OB-Kandidaten aus dem „Bürgerlichen Lager“ (Jansen-Winkeln und Oberem) antreten. Und es wird bekanntlich nur der neuer (alter) OB, der die meisten Stimmen auf sich vereint; eine Stichwahl – wie 2004 – gibt es nicht mehr.

Der andere (Krichel-Mäurer) hat in Dr. Krings (CDU) einen Gegenpart, dem er bei der Bundestagswahl im September das Direktmandat kaum „abjagen“ kann. Dazu hat Krings mehr Charisma und den Vorteil, dass er in Mönchengladbach einen wohl höheren Bekanntheitsgrad hat. Für Krichel-Mäurer würde somit allenfalls ein günstiger Platz auf der SPD-Reserveliste in Betracht kommen.

Was bleibt?

Während Norbert Post in seinem angestammten Wahlkreis Neuwerk für die CDU als Direktkandidat antritt, taucht Krichel-Mäurer nicht als Direktkandidat auf.

Post wird auch über einen der oberen Listenplätze „abgesichert“ sein und damit mindestens Ratsmitglied werden – wenn er die OB-Wahl verliert. Ob er dann aber Fraktionssprecher werden kann, muss bezweifelt werden, das werden die CDU-„B’s“ wohl unter sich ausmachen. Nach allen Eindrücken, die man so hat, wäre das wohl auch nichts für ihn: dazu wäre er möglicherweise doch nicht „ausgebufft“ genug, um den fortgesetzten Klüngel durchzustehen.

CDU-intern würde man ihn lieber weiter in Düsseldorf und als Parteivorsitzenden sehen.

Auch Krichel-Mäurer würde kaum Fraktionssprecher werden können. Da gibt es Erfahrenere. Und sollte Bude doch nicht OB bleiben, würde er sich als Fraktionssprecher auch sehr gut machen – es sei denn, es würden ihm „höhere“ Ämter angeboten, für die er sich interessiert.

Fazit

Die Vorsitzenden der beiden großen Mönchengladbacher Parteien haben noch einiges zu arbeiten. An sich selbst und in ihren Parteien.

Zu beneiden sind sie nicht. Zu bedauern aber auch nicht, denn schließlich haben sie sich ja von ihren Parteimitgliedern wählen lassen.

Zu bedauern sind sie aber, wenn die Mönchengladbacher (Wahl-)Bürger die Politik-Szene so durcheinander wirbeln, dass es zu keiner wirklich eindeutigen Koalition kommt. Dann ist vieles denkbar:

usw. usw., aber auch

In allen Fällen werden die beiden Parteivorsitzenden gefordert sein. Man wird sehen, wie sie solchen Anforderungen gerecht werden (können).

Eines kann, ja muss man beiden zugute halten: Sie sind keine „Selbstdarsteller“!