Masterplan Mönchengladbach – Teil XIV: Norbert Bude macht Masterplan zur „Chefsache“ • „Masterplan-Beirat“ nunmehr „Masterplan-Lobby-Zirkel“? [mit O-Ton]

Bernhard Wilms [ - Uhr]

Als Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) in seiner Rede zum „Politischen Ascher­­mittwoch“ der Mönchengladbacher SPD am 05.03.2014 über das „sehr schöne Ge­schenk“ in Form des Masterplans refe­rierte, erwähnte er (fast) in einem Neben­satz, dass er die Umsetzung dieses Master­plans zur „Chefsache“ gemacht habe.

[audio:14-03-05-aschermittwoch-bude-masterplan.mp3][ca. 3 Min]

Immer dann, wenn eine Führungskraft ein Thema „zur Chefsache“ erklärt, kann das als Zeichen gewertet werden, dass ihr irgendetwas in der nachgeordneten Organisation nicht so “in den Kram passt“, wie sie es sich vorstellt, bzw. wie sie es – im vorliegenden Fall möglicherweise –  den „großzügigen Spendern“ versprochen hat.

Dass „Chefsachen“ nicht immer Garanten dafür sind, dass ein gewünschtes Ergebnis erzielt wird, zeigen Beispiele, wie die „Zusatznamen-Aktion“ aus dem Jahr 2011, von der man nichts mehr gehört hat und die „Methangas-Anlage für Wanlo“, der ebenfalls im Jahr 2011 eine „Beerdigung 1. Klasse“ beschieden war.

Darüber und über weitere (zunächst nicht so offensichtliche) „Chefsachen“ hatten wir vor exakt zwei Jahren ausführlich berichtet: http://www.bz-mg.de/themenreihen/themenreihe-symptome-der-macht/symptome-der-macht-teil-xxiv-chefsachen-sind-keine-schirmherrschaften.html

In dem damaligen Artikel wird auch auf die Mechanismen und Folgen eingegangen, die mit einem Herauslösen von Aufgaben aus der „Regelorganisation“ verbunden sein können.

Wenn Norbert Bude nun in seiner Rede erklärt, dass es dem Masterplan „angemessen“ sei, ihn zur „Chefsache“ zu machen, und es ihm helfe, ihn als „Leitplanke“ für die Stadtentwicklung umzusetzen, dann macht er damit klar, dass er den Masterplan nicht – wie der Rat – als rein informelles Planungsmittel betrachtet.

Der Rat hatte am 03.07.2013 u.a. beschlossen, dass die Stadt sich verpflichte, „… den Masterplan bei zukünftigen städtebaulichen und freiraumplanerischen Entwicklungen und Entscheidung … in Erwägung zu ziehen …“.

Darauf, was dies faktisch bedeutet, wird in diesem BZMG-Artikel ausführlich eingegangen: http://www.bz-mg.de/specials/special-masterplan/masterplan-monchengladbach-teil-xiii-ratsbeschluss-zum-masterplan-vom-03-07-2013-%E2%80%A2-mg-3-0-nach-wie-vor-mit-eigenwilliger-auslegung-nur-in-der-offentlichkeit.html

Dass Bude, den Ratsbeschluss eigenwillig und im Sinne des Masterplanvereins MG 3.0 uminterpretiert, kann mit der Erklärung zur „Chefsache“ nicht mehr ausgeschlossen werden.

Fraglich ist nur, wie er die zusätzliche Aufgabe ohne Personalmehrung bewältigen will, zumal er erklärt: „Die Umsetzung des Masterplanes wird mittlerweile durch eine Querschnittsfunktion durch den Oberbürgermeister selbst umgesetzt …“.

Falls Bude diese Querschnittfunktion („in Persona“) „selbst“ übernimmt, würde er konsequenterweise auch die zugehörige Sachbearbeitung übernehmen, entweder Überstunden machen, oder entscheiden, welche Aufgaben er im Rahmen seines Zeitbudgets als Hauptverwaltungsbeamter nicht mehr erfüllt.

Sollte Bude ohne Personalmehrung auskommen (müssen), hätte er die Möglichkeit, Mitarbeiter seines „Stabes“ zur Sachbearbeitung heranzuziehen, wobei sich auch dabei die Frage stellen wird, ob sie soviel „Zeitpuffer“ haben, ohne die ihnen schon jetzt zugewiesenen Aufgaben zu vernachlässigen.

Das wiederum würde die Frage nach der aktuellen Auslastung und der personellen Ausstattung seines Dezernates aufwerfen, die schon im Rahmen der Stellenplandiskussion zum Haushalt 2014 in der Diskussion stand.

Da weder beim Oberbürgermeister „selbst“ noch in seinem Dezernat die erforderliche Fachkompetenz hinsichtlich Stadtentwicklung vorhanden sein dürfte, wäre Bude auf die Zuarbeit des Fachdezernates VI (Stadtentwicklung und Planung) angewiesen, die er als Hauptverwaltungsbeamter und Chef aller städtischen Mitarbeiter jederzeit abrufen kann.

Sollte er dies in dem erforderlichen Umfang tun, träte genau das ein, was jedem Organisator graue Haare wachsen lassen würde: Die Mitarbeiter der Fachabteilungen müssten „zwei Herren“, nämlich dem Hauptverwaltungsbeamten in der Angelegenheit „Chefsache Masterplan“ und dem fachlich unmittelbaren Vorgesetzen in allen übrigen Fachangelegenheiten dienen.

Wer solche Situationen schon einmal erlebt hat, möchte weder in der Haut der Mitarbeiter, noch in der des „unmittelbaren Vorgesetzten“ stecken.

Die Akteure des Masterplanvereins MG 3.0 und der IHK werden diese „Chefsachen-Entscheidung“ als äußerst komfortabel begrüßen. Sie haben nur noch einen Ansprechpartner und müssen sich nicht  mit den Stadtentwicklern derVerwaltung auseinander setzen.

Einen höherrangigen Lobbyisten als den Hauptverwaltungsbeamten können sich Ernst Kreuder, Fritz Otten & Co. kaum wünschen.

Wie sagte Bude doch am Ende seiner Rede am 05.03.2014: „Die Stadt macht sich – Bude machts“.

Naheliegend und daher sehr wahrscheinlich wird Bude als „Chef“ Anspruch darauf erheben, maßgeblich an den Sitzungen des so genannten „Masterplan-Beirates“ teilzunehmen.

Nachdem rechtlich klar ist, dass es mit Blick auf den Planungs- und Bauausschuss und andere städtische Gremien diesen „Masterplan-Beirat“ nicht geben kann und wird, werden sich manche (noch) mit der Konsequenz schwertun, diese Bezeichnung aus ihrem „Repertoire“ zu streichen.

Es scheint mit Blick auf die tatsächliche Stellung dieses „Pseudo-Beirates“, als von der Stadt vollkommen unabhängiges Gremium des privaten Vereins MG 3.0, angezeigt, den Namen „Masterplan-Beirat“ nicht mehr zu verwenden.

Den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend wäre ein Vorschlag „Masterplan-Lobby-Zirkel“.

 

3 Kommentare zu “Masterplan Mönchengladbach – Teil XIV: Norbert Bude macht Masterplan zur „Chefsache“ • „Masterplan-Beirat“ nunmehr „Masterplan-Lobby-Zirkel“? [mit O-Ton]”
  1. „Die Stadt macht sich – Bude machts“.

    Wirklich?

    WAS macht Bude? Nichts von dem, wo sich „die Kräne drehen“ hat Bude angestoßen. Das „passiert“ gerade, weil Projekte in der Ausführung sind. Weder den Rheydter Marktplatz, noch die Arcaden kann Bude für sich vereinnahmen.

    Ganz übel in dieser Stadt: zunehmender Dreck und Müll (Fastfood-Verpackungen, Kippen, Zigarettenschachteln, Kaugummi, Dosen und Flaschen etc.) überall. Schmutzige und kaputte Straßen und Bürgersteige. Überquellende Abfalleimer und Papierkörbe. Besonders schlimm ist es an und um Bushaltestellen herum.

    Das ist in den letzten Jahren definitiv mehr geworden und ist nicht nur „gefühlt“. Wird an der falschen Stelle gespart?

    Es ist eine bekannte Tatsache, dass da wo Dreck oder Müll liegt, noch mehr dazu kommt. Da helfen auch keine Frühjahrs-Aufräum-Aktionen. Wie sehen die Innenstädte aus!

    Der Super-GAU wird die Hindenburgstraße, die im oberen Bereich schon so gut wie tot ist. Sollte im unteren Bereich noch das eine oder andere Geschäft in die Arcaden umziehen (z.B. Drogeriemarkt oder Schuhgeschäft) oder seine Pforten schließen (müssen), wird es dort auch nicht besser.

    Was sagt er Eigentümern, denen die Mieter fehlen, die vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Das ist wie Enteignung. Für viele war das eine Altersversorgung.

    Welchen Plan hat Herr Bude dafür? Etwa den Masterplan?

    Der hilft GAR NICHTS. Nur Fachkompetenz und Augen und Ohren, Probleme zur Kenntnis zu nehmen und anzupacken. Auch kein Lamento, dass Geld fehlt. Es reicht immer noch für genügend Schnickschnack.

  2. Zu all den Peinlichkeiten und Wiederholungen von Leistungen unseres Oberbürgermeisters will ich mich gar nicht äußern.

    Interessant: Chefsache Masterplan und das schon oder anders gefragt: wirklich erst seit voriger Woche. Seine Sympathie und Parteinahme für den Masterplan und insbesondere die wichtigen Leute im Verein MG 3.0 ist schließlich seit Anbeginn hinlänglich bekannt. Also, was soll diese Aussage?

    Bude sieht darin doch nur Möglichkeiten soviel wie möglich von den Fachleuten der Stadtverwaltung fern zu halten, damit gar nicht erst qualifizierte Kritik aufkommt. So was muss sofort im Keim erstickt werden.

    Wird Herr Bude bei seinem Masterplan-Kotau auch die Erkenntnisse von „Mönchengladbach 2030 plus“ einbringen?

    Das Leitbild wurde von einer, von OB Bude einberufenen Arbeitsgruppe der Verwaltung (also in gewisser Weise auch eine „Chefsache“?) erarbeitet und sollte in 5 Masterpläne münden.

    Zitat (umfangreicher aber informativer Text daraus):

    „In dem rund 30-seitigen Leitbild, das aus den Ergebnissen des preisgekrönten Bundesforschungsprojektes „Stadt 2030“ und der intensiven Bürgerbefragung durch die Hochschule Niederrhein resultiert, werden auch vor dem Hintergrund des demographischen Wandels klare Aussagen darüber gemacht, wohin sich Mönchengladbach in den nächsten 10 bis 15 Jahren entwickeln soll. Es ist zugleich Grundlage für fünf Masterpläne zu den Themenbereichen Einkaufen, Mobilität, Wohnen und Leben, Freizeit, Umwelt sowie Wirtschaft und Bildung.

    Bereits seit dem Jahr 2002 beschäftigt sich die Vitusstadt auf einem individuellen und bürgernahen Weg intensiv mit dem Thema Zukunft.

    So wurden in dem Bundesforschungsprojekt „Mönchengladbach 2030“ gemeinsam mit 6.000 Menschen (!), die über eine Bürgerbefragung beteiligt worden sind und zahlreichen Expertenrunden, an denen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchen und gesellschaftlichen Gruppen teilnahmen, die Stärken und Schwächen, Risiken und Chancen der Stadt herausgearbeitet.

    Dabei wurde eine qualitativ hochwertige und breite Basis geschaffen, von der ausgehend die zentralen Aufgaben und Ziele definiert werden konnten, die nun zusammengeführt den Entwurf für das Leitbild „Mönchengladbach 2030-plus“ ergeben.
    ( … )
    Das parallel erarbeitete und zwischenzeitlich verabschiedete „Nahversorgungs- und Zentrenkonzept“ als zentraler Baustein des geplanten Masterplanes „Versorgen und Einkaufen“ stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar.“ Zitat Ende.

    http://www.kbdonline.de/09-07/01.pdf

    War alles das, das wesentlich mehr war, schon allein auf Grund der Anzahl der beteiligten 6.000 Bürger und Vertretern der o.g. Expertenrunden, als die Beteiligung beim Masterplan von MG 3.0, nur für Tonne?

    Außer Spesen und viel Arbeit nichts gewesen?

    Oder haben die sogenannten Masterplaner, wie es immer nebulös heißt: „um Sir Grimshaw“ (der einmal und nie wieder in MG gesehen wurde und der Sache seinen prominenten Namen lieh), auch kräftig abgeschrieben?

    Bekanntlich kann man das Rad nicht mehrmals neu erfinden. Bahnbrechendes ist bei dem Masterplan von MG 3.0 nicht wirklich zu entdecken.

    Außer etwas, das in dieser Stadt ständig platt gemacht wird: Grün und Wasser! Überall grün. Das grüne Band, hin und wieder plätschernder (symbolischer) Gladbach, sogar ein größeres Gewässer am Fuße des Münsters soll entstehen. Wäre wirklich attraktiv!

    Realität: Springbrunnen laufen nicht, werden abgebaut dienen als Abfallbehälter oder werden mit Erde zugeschüttet, Blumenkübel verschwinden, Bäume und Sträucher gestutzt als gäb’s kein morgen, Grünanlagen vergammeln usw.

    Wie wird Bude diesen Teil der Chefsache behandeln? Damit könnte er SOFORT beginnen – der Stadt würde es ausgezeichnet zu Gesicht stehen!

    Würde Investoren sicher auch besser gefallen als unser inzwischen mehr als runtergekommenes, vermülltes, tristes „Oberzentrum“.

  3. Noch so ein Kracher:

    „Die Stadt macht sich – Bude machts.“

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