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Masterplan Mönchengladbach – Teil V: Vision, Illusion oder Realität? – Einflüsse und Einflussnahmen

Auch wenn viele Politiker die Arbeit der Masterplaner teilweise in den höchsten Tönen loben, ist zu erkennen, dass sich die Ergebnisse nach und nach von der ursprünglichen Zielvorgabe, ein „informelles Instrument“ der Stadtplanung zu sein, stetig entfernt haben.

Auf die Frage unserer Zeitung vom 07.08.2011, ob der Masterplan quasi zum „Evangelium“ für die Mönchengladbacher Stadtentwicklung werden solle, teilte uns der Verein MG 3.0 mit: „Ein Masterplan ist ein so genanntes „informelles Instrument“ der Stadtplanung.

Informell deshalb, weil ein Masterplan keine Normqualität, wie z.B. ein Flächennutzungs- oder Bebauungsplan, hat.“ (Zitat Ende).

Mit der zuletzt präsentierten Fassung hat sich Grundlegendes geändert.

Zu Beginn des Verfahrens – aufbauend auf einer sehr guten Analyse der Ausgangslage – kam ein durchaus als „hochkarätig“ einzustufender, kreativer Prozess in Gang, der bemerkenswerte Planungsansätze zutage förderte.

Es schloss sich eine Phase an, in der altbekannte Wünsche und Träume interessierter Kreise eingespeist wurden. Das ist im Rahmen privat gesponserter Planungsprozesse nicht außergewöhnlich.

Vermissen lassen die Masterplaner an dieser Stelle allerdings die kritische Auseinandersetzung mit diesen „Wünschen und Träumen“.

Stattdessen floss auf diese Weise vieles ein, was das Grundkonzept aufbläht und den ursprünglich „informellen“ Anspruch der Masterplanung weit überschreitet.

Damit hat die Planung ihre hochgelobte „Jungfräulichkeit“ verloren!

Die aktuelle Fassung des Planwerkes weist – neben durchaus guten Grund-Ansätzen – Konkretisierungen in Bereichen auf, in denen Veränderungen objektiv nicht notwendig sind bzw. in denen funktionierende, teilweise urbane Strukturen zerstört werden würden.

Andererseits wurden Bereiche mit jahrelang vernachlässigten städtebaulichen „Wunden“ im Planungsgebiet überhaupt nicht thematisiert. 

Durch die hohe Detailgenauigkeit, die man in den aktuellen Masterplan-Unterlagen teilweise „grundstückscharf“ erkennt, können Bürger, Grundstückseigentümer und potenzielle Investoren erkennen, was die Masterplaner sich für das jeweilige Quartier, den jeweiligen Straßenzug und und sogar Grundstücke zukünftig vorstellen.

Differenzierte, kritische Betrachtungen wurden durch pauschale „Jubelarien“ ersetzt.

Dass selbst Bündnis 90/Die Grünen dabei keine Ausnahme bilden, wird durch öffentliche Verlautbarungen deutlich, wenn beispielsweise in der Pressemitteilung vom 20.12.2012 der planungspolitische Sprecher Georg Weber zitiert wird: „Aus unserer Sicht gibt es einige konkrete Projekte, die unter dem Titel Masterplan begonnen werden könnten“.

Weber zählt dazu den durchaus umstrittenen Neubau einer Zentralbibliothek, den die Masterplaner im Bereich des Abteibergs und hier konkret im Bereich Sonnenhaus/Stepgesstraße positionieren wollten. Ganz im Sinne derer, die sich die Bibliothek an einem zentralen Ort wünschen.

Auch die Ausprägung des Gladbach-Tals im Bereich der City-Ost scheint viele Befürworter zu finden, die – wie an vielen anderen Stellen im Masterplan-Untersuchungsgebiet – völlig kritiklos die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse vollkommen außer Acht lassen.

Nicht nur hier wird eine „Vision“ schnell zur „Illusion“.

Eine weitere Aussage von MG 3.0 vom 07.08.2011 zur Frage der Bindung der Stadt an die Aussagen des Masterplans lautete: „Selbst wenn die Stadt wollte, könnte sie heute noch nicht „präjudizierend“ einen Plan verabschieden, den sie noch nicht kennt.“

Bezieht man dies auf die City-Ost und das Vorhaben des Grundstückseigentümers AURELIS, auf dem eigenen Gelände Fachmärkte anzusiedeln (was man politisch und/oder stadtplanerisch befürworten oder ablehen kann), ist genau dies geschehen.

Dass Verwaltung und Politik auch mit Bezug auf den (noch nicht verabschiedeten) Masterplan die Bauvoranfrage faktisch ablehnend beschied, ist nichts anderes als eine „Präjudizierung“.

Der Masterplan gewinnt durch seine teilweise erhebliche „Grundstücksschärfe“ nicht nur an dieser Stelle in der Stadt eine Art von „Normqualität“, die nahe an einen Flächennutzungs- oder einen Bebauungsplan heran reicht.

Ein nicht zu unterschätzender Einfluss, den der Masterplan sozusagen als „Alibi“ für bestimmte Vorgehensweisen aktuell hat und in Zukunft wohl auch haben soll.

Ein anderer Aspekt des Masterplans bzw. der Einflussnahme auf die Stadtentwicklung mit Hilfe des Masterplans ist erkennbar, wenn man über Äußerungen aus MG 3.0 nachdenkt, wie z.B.: „Die Verpflichtung, sich mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen, werden wir daher auch einfordern.“

Damit ist der Beschluss vom 14.07.2011 zum Masterplan gemeint, mit dem sich der Rat verpflichtete, „sich mit den Ergebnissen des Plans zeitnah auseinanderzusetzen und eine städtebauliche Leitlinie zu verabschieden“.

Was im Zusamenhang mit einem Masterplan unter einer „städtbaulichen Leitlinie“ zu verstehen ist, lässt zwar einen breiten Interpretationsspielraum, im Sinne von MG 3.0 darf man jedoch eine weitgehende Verbindlichkeit der Masterplanergebnisse unterstellen.

Die weitere Aussage von MG 3.0 am 07.08.2011 gegenüber unserer Zeitung: „Die Arbeit des Vereins MG 3.0 wird nicht mit der Erstellung des Masterplans enden, sondern auch dessen Umsetzung noch mit begleiten“, zeigt die Einfluss-Ambitionen der MG 3.0-Akteure für die Zukunft.

Dazu passt die Aussage von OB Norbert Bude (SPD) am 12.12.2012 beim Masterplan-Dialog 4 in der Aula des Gymnasiums an der Gartenstraße.

Bude erklärte seinerzeit, man brauche eine neue Bürgerbewegung für den Masterplan, weil Politik und Verwaltung nicht alles leisten könnten, was der Masterplan beinhalte. Wie er sich eine solche „Bürgerbewegung“ vorstellt, ließ Bude offen.

Ein halbe Million EURO für einen Masterplan aufzubringen, sei es durch eigenes Geld oder durch das Sammeln von Spenden, ist zweifellos nicht einfach, aber in den wenigsten Fällen nicht ohne Eigennutz.

[1]Eigennutz durch (politische) Einflussnahme oder Eigennutz mit dem Ziel von „Investition“ in die kurz- oder mittelfristige (eigenwirtschaftliche) Zukunft. Eindeutliches Indiz dafür sind „Sponsoren“ des Masterplanprojektes, deren Affinität zu Immobilien und zum Bauen nicht zu leugnen ist.

Sollte der Mönchengladbacher Politiker, der sagte „In unserem Vertrauen, das wir in das unabhängige bürgerschaftliche Engagement gesteckt haben, sehen wir uns bestätigt“ dies so nicht erkannt haben, müsste er seine Aussage besonders hinsichtlich der „Unabhängigkeit“ im Sinne einer Neutralität relativieren.

Sollte er dies jedoch schon vorher erkannt haben, erst recht.

Basisgrafiken: Bildrechte zum Masterplan Mönchengladbach liegen bei „MG 3.0_Masterplan Mönchengladbach e.V.“

2 Kommentare (Öffnen | Schließen)

2 Kommentare Empfänger "Masterplan Mönchengladbach – Teil V: Vision, Illusion oder Realität? – Einflüsse und Einflussnahmen"

#1 Kommentar von gladbacher am 16. Februar 2013 00000002 12:45 136101874112Sat, 16 Feb 2013 12:45:41 +0000

Schaut man auf die Seite der Stadt und gibt die Suchfunktion Masterplan an, dann findet man jede Menge Aussagen und einen Masterplan Innenstadt.

Unter Bürgerservice nichts, kein bürgerfreundlicher Überblick, keine konkrete Projekte, Fortschritte mit Zeittafeln – null.

Wo ist der komplette Plan – oder gibt es nur einen Plan für die beiden Zentren Altgladbach und Rheydt?

Wo steht, was der Plan für Außenbezirke wie Giesenkirchen, Hardt oder Rheindahlen ist? Oder heißt die Zukunft nun „Innenstadt hui, außen pfui?“

Bitte um Suchhilfe, danke.

#2 Kommentar von Huber, aktion Durchblick MG am 16. Februar 2013 00000002 16:11 136103110004Sat, 16 Feb 2013 16:11:40 +0000

@gladbacher

Was Sie auf der HP der Stadtverwaltung MG sehen ist nicht der Masterplan des Vereines MG 3.0, sondern einer der Verwaltung aus 2007, die dafür renommierte Stadtplaner aus Düsseldorf, Paris und Karlsruhe beauftragte. Er resultiert aus der Teilnahme an einem Ideenwettbewerb der Bundesregierung (2001) mit dem Thema „Stadt 2030“. Mehr dazu finden Sie hier (oder hatten Sie bereits gefunden):

[2]

Herausgeber ist die Stadt Mönchengladbach, der OB.

Informationen über den Masterplan des Vereines MG 3.0 finden Sie auf deren HP:

[3]

Nicht „innen hui, außen pfui“ war die Idee, sondern (sozusagen wie ein breites „Band“) für die Innenstadtbereiche von der Kaiser-Friedrich-Halle über die „Mitte“ Fachhochschule bis Rheydt wo die Planung den Bereich bis zum Stadttheater berücksichtigte, den Masterplan zu entwickeln, damit die Stadt (der zwei Herzen, wie es die Masterplaner nennen) erkennbarer „zusammenwächst“.

Ein Masterplan für die gesamte Stadt wäre eine Kostenfrage.

Der von MG 3.0 initiierte/gestiftete, der nur aus Spenden finanziert wurde, kostete 500.000 Euro. Mehr darüber finden Sie auf der HP des Vereines.