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Masterplan Mönchengladbach – Teil VII: (Zeitliche) Zugzwänge und kritikwürdige Umsetzungspläne

Der Rat soll in seiner Sitzung am 13.03.2013 um 16:30 Uhr dem Wunsch der Finanzierer des Masterplanes (MG 3.0 & Sponsoren) nachkommen, und die Politiker bis dahin einer möglicherweise, gegenüber der Version vom 12.12.2012, modifizierten Endfassung ihr Placet geben.

Geht es nach den Initiatoren des Masterplanes, soll es eine hohe Verbindlichkeit für die weitere Stadtentwicklung im „Masterplangebiet“ zwischen Bunter Garten und dem Theater an der Odenkirchener Straße geben.

Dazu heißt es im Beschluss des Rates vom 14.07.2011:

„Der Rat sichert zu, den so entwickelten Masterplan zügig zu beraten und auf der Basis seiner Ergebnisse eine städtebauliche Leitlinie „Masterplan“ zu verabschieden.“ (Zitat Ende)

Warum die „Masterplan-Entscheidung“ so schnell durch den Rat getroffen werden soll, liegt auf der Hand.

[1]MG 3.0 hinkt dem eigenen Zeitplan um ein halbes Jahr hinterher. Wollte man den Masterplan doch schon im September 2012 an die Stadt übergeben oder „optional“ die Vorstellung eines ersten gemeinsamen Projektes aus dem Maßnahmenkatalog.

Es gibt sicherlich viele Begründungen für den 6-monatigen Zeitverzug.

Einer wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht kommuniziert werden, nämlich, dass die Masterplaner „nachbessern“ mussten, weil sowohl MG 3.0 als auch Politiker mit einigen Vorschlägen überhaupt nicht einverstanden waren.

Was „Nachbesserungen“ gegenüber der Version vom 12.12.2012 (vorgestellt im Gymnasium an der Gartenstraße) anbelangt, scheint es unterschiedliche Wahrnehmungen zu geben.

Während aus MG 3.0 zu hören ist, dass die Masterplaner auch nach einer in den letzten Wochen durchgeführten „Informationsrunde“ durch die Ratsfraktionen keine Korrekturen vorgenommen hätten oder vornehmen würden, behaupten Politiker, dass es sehr wohl markante Änderungen auf Grund ihrer Intervention geben werde.

Ein weiterer Grund für das „Tempo“, mit dem der Rat nun entscheiden soll, ist die ExpoReal vom 07. bis 09.10.2013 in München.

Dort wollen Stadt, MG 3.0, WFMG, EWMG und unter anderem auch Mönchengladbacher Makler mit einem Masterplan Mönchengladbach „glänzen“ und Investoren anlocken (?). Ein vom Rat nicht zumindest „übernommener“ Masterplan wäre uninteressant.

Glaubt man den Worten von OB Norbert Bude (SPD) in seinem Grußwort zur Jahrenswende 2012/2013, zeigt der Masterplan „in seiner Funktion als ‚urbane Akupunktur’ auf, wie sich die Stadt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln und wo zukünftig neue Baustellen eröffnet werden könnten, um weitere Entwicklungspotentiale auszuschöpfen.“ (Ende Zitat)

Abgesehen davon, dass er nicht näher beschreibt, was unter „urbaner Akupunktur“ zu verstehen ist, scheint ihm an dieser Stelle nicht bewußt zu sein (oder er verschweigt es), dass die Masterplaner und ihre Finanziers schon längst eine ganze Reihe der vorgeschlagenen (Bau-)Maßnahmen „kurzfristig“ umgesetzt sehen wollen.

Die Masterplaner und ihre Auftraggeber MG 3.0 verstehen unter „kurzfristig“ – in fünf Jahren, „mittelfristig“ wird mit bis zu 15 Jahren definiert und „langfristig“ mit später als 15 Jahre.

Kritikern, die massive Eingriffe in aktuelle Strukturen und die Nichtfinanzierbarkeit vieler vorgeschlagener Maßnahmen befürchten, wurde beschwichtigend entgegen gehalten, man könne ja auch einige Projekte unter dem Aspekt der „Langfristigkeit“ des Masterplanes einordnen (also „auf die lange Bank schieben“).

Denjenigen, die den Masterplan euphorisch begrüßen, die geradezu kritiklos in eine Masterplan-Manie verfallen, scheint einiges nicht bewusst zu sein:

Ohne

bleibt der Masterplan das, was er im Moment ist, eine Ansammlung von sehr gut dargestellten und teilweise an Utopien heranreichende Visionen, die in wesentlichen Teilen nichts anderes zu sein scheinen, als eine Fata Morgana.

Je länger die Masterplaner arbeiteten, umso grundstücksschärfer wurden sie. Getrieben durch die eigene, durchaus anzuerkennende Kreativität, aber auch durch bauaffine Interessenten aus dem Umfeld der Finanzierer, die schon „kurzfristig“ durch den Masterplan profitieren könnten

Gewollt oder ungewollt werden die Ziele des Vereines MG 3.0, die der Masterplan mehr und mehr zutage förderte von einigen, regelrecht euphorisierten, Politikern unterstützt, die vollkommen außer Acht zu lassen scheinen, dass Mönchengladbach mindestens bis 2021 eine Haushaltssanierungskommune ist.

[2]Bis dahin hat die Stadt eine kontinuierliche Haushaltskonsolidierung zu betreiben, will sie die gesetzliche Vorgabe einhalten, ab 2018, also in gerade mal fünf Jahren, ohne weitere Landesmittel aus dem „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ auskommen zu müssen.

[3]Eher „nebenbei“ und „versteckt“ (zumindest nicht deutlich kommuniziert) präsentierte das Masterplan-Team Vorstellungen über die zeitliche Umsetzung der erarbeiteten Vorschläge.

Betrachtet man die als „kurzfristig“ deklarierten Maßnahmen im Einzelnen, ist unverkennbar, dass spätestens bei „grundstücksscharfer“ Betrachtung Einflüsse aus Politik, Verwaltung und „Interessierten“ (auch aus dem Umfeld von MG 3.0) eine große Rolle spielen.

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Insgesamt ist festzustellen, dass den Masterplanern in weiten Teilen reale, teils sogar rechtliche Verhältnisse entweder nicht bekannt waren oder von ihnen nicht berücksichtigt oder von den Auftraggebern als nicht relevant hingestellt wurden und aus diesem Grund unberücksichtigt blieben.

Schon eine oberflächliche Analyse einzelner „kurzfristiger“ Maßnahmen legt die Vermutung nahe, dass sie unter Berücksichtigung aktueller Diskussionen im Zuge „vorauseilenden Gehorsams“ gegenüber Auftraggebern und Politikern priorisiert werden.

Solche und weitere Details geben Hinweise, dass das Prinzip von „ergebnisoffenen“ Masterplänen im allgemeinen und die Nichtbeeinflussung bei der Entwicklung des Mönchengladbacher Masterplanes im Besonderen ad absurdum geführt wurde.

Zu Beginn der Planungen hatte der Auftraggeber MG 3.0 diese Ergebnisoffenheit als „hehres“ Ziel ausgegeben; nur, dass dieses „hehre Ziel“ kontinuierlich entschwand.

Einige Maßnahmen sind nicht Vorschläge der Masterplaner, sondern entweder schon lange in der Realisierung (12 – Marktplatz Rheydt), Bestandteil perspektivischer Überlegungen der Stadtplaner auf Grund schon lange bekannter Entwicklungen durch den Neubau des Franziskaner Krankenhauses an der Viersener Straße (9 – Areal Maria-Hilf-Krankenhaus) oder Handlungsfelder, die durch andere Aspekte (Lärmaktionsplan, Luftreinhalteplan usw.) angestoßen wurden, wie beispielsweise die Achse Bismarckstraße (7).

Es wird zukünftigen Detailbetrachtungen vorbehalten bleiben, ob die als „kurzfristig“ proklamierten Maßnahmen (siehe Grafiken „Umsetzung Masterplan“) in der Realität überhaupt umgesetzt werden könn(t)en.

Und das insbesonders vor dem Hintergrund der jährlich fortzuschreibenden Haushaltssicherungsplanung.

Basisgrafiken: Bildrechte zum Masterplan Mönchengladbach liegen bei „MG 3.0_Masterplan Mönchengladbach e.V.“

1 Kommentar (Öffnen | Schließen)

1 Kommentar Empfänger "Masterplan Mönchengladbach – Teil VII: (Zeitliche) Zugzwänge und kritikwürdige Umsetzungspläne"

#1 Kommentar von Kerstin Königs am 20. Februar 2013 00000002 20:59 136139394108Wed, 20 Feb 2013 20:59:01 +0000

Wer die Musik bezahlt bestimmt was gespielt wird.

Auch „Masterplaner“ sind bestimmt nicht frei von den Vorgaben (Wunschzettel?) ihrer Auftraggeber und müssen den Spagat zwischen Kreativität und Realität schaffen.

Antrieb für den Masterplan ist klar: planen und bauen. Wer wissen will von wem, der braucht nur nachzulesen, wer zu den Sponsoren und Vereinsmitgliedern von MG 3.0 gehört.