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Tatsächliche „Tour“-Kosten verschleiert? • Anstatt 100.000 EURO jetzt schon etwa 516.000 EURO • Vielleicht sogar bald 1.000.000 EURO? • Hauptsponsoren hauptsächlich Gesellschaften mit städtischer Beteiligung

[14.04.2017] Am Sonntag, 02.07.2017 ist Mönchengladbach Austragungsort der ersten Sprintwertung der Tour de France.

Nach Darstellung der Stadtverwaltung wird das Fahrerfeld nach dem Start in Düsseldorf Mönchengladbach über die Korschenbroicher Straße erreichen und die Stadt bis nach Wanlo durchqueren. Eine Strecke von insgesamt 20 Kilometern.

Dass die berühmte Tour in der „Vitusstadt“ Station macht begrüßen Mönchengladbachs Grüne ausdrücklich, so deren Fraktionssprecher Karl Sasserath.

Was ihn indes stutzen lässt, ist eine Vorlage der Stadtverwaltung im letzten Rat.

Darin sind die Kosten der mags für Straßen, auf denen die „Tour“ die Stadt durchquert, für die Stadttochter mit 30.000 Euro beziffert.

Diese Summe, sagt Sasserath, werde jedoch keinesfalls für diesen Zweck ausreichen.

Nach Informationen des lokalen Radiosenders 90,1 sollen in Mönchengladbach von der Stadttochter „mags“ an 18 Stellen Straßenbauarbeiten für die Tour de France durchgeführt werden.

Bislang hatte die „mags“ immer bestritten, dass für die „Tour“ spezielle Arbeiten durchgeführt werden sollten.

„Wenn jetzt die mags zahlreiche Straßen im Stadtgebiet für den Streckenabschnitt des Radsportspektakels sanieren und ausbessern lässt, stellt sich durchaus die Frage, wo diese Aufträge beschlossen und die Kosten genehmigt worden sind“, so der Grünen-Ratsherr, der der Verwaltung um OB Reiners und Baudezernent Dr. Gregor Bonin (CDU) sowie der „Groko“ vorwirft, die Kosten für die „Tour“ nicht transparent zu machen.

„Es ist befremdlich und unglaubwürdig zugleich, wenn der Oberbürgermeister, der Baudezernent und MGMG-Geschäftsführer Peter Schliepköter angeblich keine Kenntnis von der Anzahl der erforderlichen Straßenbaumaßnahmen hatten, als wir letzte Woche im Rat nach den Kosten der Tour fragten“, sagt Sasserath.

Wer angesichts dieser weitgehenden Intransparenz bei den Kosten für die „Tour de France“ hinter die Kulissen blickt, dem drängte sich nach Darstellung Sasseraths schnell der Eindruck auf, CDU/SPD und ihr Oberbürgermeister beabsichtigten die Kosten der Tour auf die Haushalte der städtischen Beteiligungsgesellschaften abzuwälzen.

„Schon jetzt sollen die Stadtsparkasse und die NEW zu den größten Sponsoren der Tour gehören. In vielen anderen städtischen Beteiligungen wie etwa EWMG, Städtische Kliniken, Sozialholding oder Kreisbau geht jetzt wohl die Befürchtung umher, ebenfalls an den Kosten der Tour beteiligt zu werden“, glaubt der Grünen-Fraktionssprecher.

Hintergrund: Die befürchteten Ausgaben der städtischen Beteiligungsgesellschaften bedeuteten für die Stadt verlorene Einnahmen.

Soll heißen: Die Stadttochter EWMG müsste beispielsweise in dem skizzierten Fall einer Kostenbeteiligung mehr Grundstücke veräußern.

Hinzu komme, so Sasserath, dass bei den Stadttöchtern keine Kontrolle durch die städtische Rechnungsprüfung gegeben sei.

Karl Sasserath: „Die Zuständigkeit des Rechnungsprüfungsamtes soll ja, wenn es nach dem Willen des OBs geht, künftig bei der mags nicht mehr gegeben sein. Im Rat hatte Herr Reiners dazu auf unser Nachfragen erklärt, der Verwaltungsrat der mags sei dafür zuständig, welcher Wirtschaftsprüfer die Jahresrechnung der mags prüfen werde.“

Damit zeige sich, dass durch die Gründung der genannten Stadttochter mags die Befürchtungen der Grünen zunehmend bestätigt würden, dass die Auslagerung des gesamten Straßen- und Tiefbaus von der Stadt an die mags nur der Logik von CDU, SPD und Oberbürgermeister Reiners folge, diesen Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge der Kontrolle durch den Rat zu entziehen.

Sasserath hebt hervor, dass Oberbürgermeister Reiners mit dem Vorgang „Straßensanierung für die Tour“ weder den Planungs- und Bauausschuss noch den Sport-, den Finanz- oder den Hauptausschuss befasst habe.

„Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt müssen sich doch die Frage stellen, wer die Kosten für diese Straßenbauarbeiten trägt“, sagt er im Hinblick auf das intransparente Vorgehen.

„Leider“, sagt Sasserath, „ist es so, dass bisher auch keine Kostenschätzung für die Umsetzung des gemeinsamen Sicherheitskonzepts mit der Stadt Düsseldorf vorliegt.“

Hier sei eine deutlichere Kostensteigerung zu erwarten.

Insider rechnen in diesem Falle mit Kosten in Millionenhöhe.

Die Frage, wer dafür gerade stehe, könne man sich an drei Fingern abzählen, meint der Grünen-Ratsherr.

Unter Abzug der von MGMG-Geschäftsführer Peter Schliepköter erhofften Sponsoring-Zuschüsse in Höhe von 194.000 EURO kostet die Stadt (und ihre Gesellschaften) die „Tour-Durchfahrt“ aktuell 322.055 EURO.

Weil 100.000 EURO schon im Haushalt 2017 eingeplant sind und 30.000 EURO über die „mags“ gedeckt werden sollen, bleibt aktuell ein Fehlbetrag in Höhe von 192.500 EURO, die der Rat am letzten Donnerstag genehmigte.

Darauf, wer die Sponsoren im Einzelnen sind, ging Schliepköter zwar in der Ratssitzung nicht ein, jedoch wird aus der Homepage „“Tourfieber Mönchengladbach“ klar, dass neben Borussia Mönchengladbach es ausschließlich Gesellschaften mit städtischer Beteiligung sind:

 

Faktisch „sponsert“ also der Bürger mittelbar dieses rein private „Doping-Event“.

Ungeachtet dessen sprach Schliepköter in der Ratssitzung am 06.04.2017 von einem „Feuerwerk der besonderen Art“ und von einer Nachhaltigkeit hinsichtlich der Steigerung des Bekanntheitsgrades der Stadt auf Grund der weltweiten, 30-minütigen Fernsehübertragungen.

Diesen Image-Nutzen schätzt Schliepköter auf mehrere Millionen EURO und erinnert an die entsprechende Wirkung der Hockey-Weltmeisterschaft (2006) und der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft (2011).

Hinsichtlich der unsicheren Kostensituation, die auch Peter Schliepköter nicht auszuräumen vermochte, befürchtet Karl Sasserath weitere „Nachforderungen“ seitens der Tour-Organisatoren aus Düsseldorf und Mönchengladbach.

Dazu meinte OB Hans Wilhelm Reiners (CDU), dass es ausgesprochen schwierig sei, eine „letztgültige Zahl“ hinsichtlich der Kosten für ein Sicherheitskonzept zu nennen.

Schliepköter ergänzte, dass Maßgaben aus Düsseldorf, der Polizei Mönchengladbach und der Ordnungsbehörden noch nicht vorliegen und in Kürze erwartet würden: „Zurzeit wissen wir noch nicht, ob die bisher geplanten Sicherheitsmaßnahmen genehmigt werden.“

Mit Bezug auf die Entscheidung über die Beratungsvorlage, durch die der Kämmerer eine entsprechende Ermächtigung für den Ausgleich des aktuellen Fehlbetrages in Höhe von 192.500 EURO erhalten soll, meinte OB Reiners, wenn diese Ermächtigung nicht erteilt würde, sähe er sich veranlasst, in Düsseldorf die Teilnahme Mönchengladbachs an der Tour abzusagen.

Schlussendlich erhielt Kämmerer Kuckels diese „Ermächtigung“ (auch mit den Stimmen der Grünen), was angesichts der berechtigten Kritik Sasseraths an der unklaren Kostensituation zu der Frage führte, warum die Grünen der Beratungsvorlage zugestimmt oder sich zumindest nicht enthalten habe.

Das beantwortete Karl Sasserath auf BZMG-Nachfrage so:

„Die GRÜNEN haben sich dafür ausgesprochen, dass Mönchengladbach Gastgeber für die „Tour de France“ ist. Was die GRÜNEN dabei aber klar und deutlich fordern, ist die Transparenz der Kosten. Dafür werden die GRÜNEN auch weiterhin mit Nachdruck eintreten.“

Nimmt man die durchaus anzweifelbaren Kosten von 516.000 EURO, die die „Tour-Durchfahrt“ die Stadt und ihren (sponsernden) Gesellschaften mindestens kosten wird, als Kostenbasis, ergeben sich daraus spezifische Kosten in Höhe von ca. 25.800 EURO pro Straßen-Kilometer bzw. ca. 50.000 EURO pro Vorbeifahrtminute, die Zuschauer von Tross und Peloton sehen werden.

7 Kommentare (Öffnen | Schließen)

7 Kommentare Empfänger "
Tatsächliche „Tour“-Kosten verschleiert? • Anstatt 100.000 EURO jetzt schon etwa 516.000 EURO • Vielleicht sogar bald 1.000.000 EURO? • Hauptsponsoren hauptsächlich Gesellschaften mit städtischer Beteiligung"

#1 Kommentar von Pluto am 14. April 2017 00000004 17:23 149219062405Fri, 14 Apr 2017 17:23:44 +0000

Dass die Grünen dem Spektakel zugestimmt haben, überrascht mich dann doch.

Dient es doch hauptsächlich dazu, den Konsum mit unnötigem Merchandising und sonstigem Schnickschnack zu fördern.

Also Bedürfnisse zu wecken, wo gar keine sind.

Wie sich das mit der grünen politischen Agenda verträgt, ist mir schleierhaft. Vorausschauend gedacht ist es in meinen Augen nicht.

Was jetzt unsere mags betrifft, so müssen wir unbedingt was tun um ihr Image zu heben.

Wir brauchen ein Maskottchen, so wie den Jünter für Borussia Mönchengladbach gibt.

Wir sollten also einen Wettbewerb veranstalten.

Gesucht werden eine Figur, ein Name und ein Spruch, womit MG in der Welt gut vertreten kann.

Ich reiche mal vorab meine Arbeit ein.

Zu sehen unter: [1]

#2 Kommentar von Pluto am 14. April 2017 00000004 18:08 149219328106Fri, 14 Apr 2017 18:08:01 +0000

Apropos „Doping Event“. Was sponsern denn die städtsichen Kliniken?

#3 Kommentar von Rademacher am 14. April 2017 00000004 19:01 149219649007Fri, 14 Apr 2017 19:01:30 +0000

@ Pluto: Gesucht werden eine Figur, ein Name und ein Spruch, womit MG in der Welt gut vertreten kann.

Bin für eine Figur bestehend aus Mischung von Kettensäge und Staubsauger.

Beides liebt die mags. Die Staubsauger sind die Lachnummer überhaupt. Die Dinger sind sowas von albern und sinnlos!

Spruch? Jemand schrieb: mags mag’s kahl.

Also mags mag’s kahl und staubfrei.

#4 Kommentar von Rademacher am 14. April 2017 00000004 19:14 149219729907Fri, 14 Apr 2017 19:14:59 +0000

Zur Tour und dem angeblichen Tourfieber.

Ich hab keins und werde auch keins bekommen. Ansteckung ausgeschlossen.

Wie sagte ein Fußballer mal: das wurde hochsterilisiert.

Genauso wie in Gladbach das angebliche Tourfieber.

Außer Spesen nix gewesen. Von den paar Straßen die repariert werden abgesehen.

Fraglich ob die das alle wirklich nötig hätten oder nur für die Tour aufgehübscht werden müssen.

Die mit ihrem Marketingpalaver.

Von wegen Millionen wert fürs Image. Kann das Gesülze nicht mehr hören.

Feuerwerk der besonderen Art – auch so ein Quatsch.

Feuerwerk das richtig kostet und zwar die Bürger dieser Pleitestadt.

Wir haben es doch!

#5 Kommentar von Zwiebelpiefke am 15. April 2017 00000004 11:31 149225588311Sat, 15 Apr 2017 11:31:23 +0000

Kettensäge und Staubsauger?

Logisch wichtig!

Mit der Kettensäge wird das störende Grünzeug am Straßenrand weg geschnitten, damit man die Radfahrer für klitzekleine Sekunden durchrauschen sehen kann.

Mit den Staubsaugern wird jedes störende gefährliche (?) Staubkorn weg gesaugt, damit kein Fahrer drüber stürzt.

Ist doch super!

Die mags hat klug im voraus gehandelt und die richtigen Geräte angeschafft – also für die Tour – oder???

🙁

#6 Kommentar von Zwiebelpiefke am 21. April 2017 00000004 11:06 149277278611Fri, 21 Apr 2017 11:06:26 +0000

Nachtrag:

Der Bismarckplatz wird aufpoliert und, Achtung!: Sogar Blumen gepflanzt!!!

Würden die auch ohne Tour gepflanzt? Seit zig Jahren gabs da kein Grünzeug mehr.

Angeblich sollte sowieso gestrichen werden. Die Säulen an der Seite wo die Bushaltstelle ist.

Angeblich war das sowieso für später geplant. Wird jetzt eher gemacht. Wegens der Radfahrer und der weiten Welt, die vorbei rauscht.

Dasselbe mit den angeblich vorgezogenen Reparaturen der Fahrbahndecken.

Die haben echt Tourfieber. Aber heftig.

Und die halten uns für blöd. 🙁

#7 Kommentar von Brummbär am 21. April 2017 00000004 17:43 149279659605Fri, 21 Apr 2017 17:43:16 +0000

@ Zwiebelpiefke

Stellen Sie sich bitte vor, die Kameras, die Bilder in die ganze weite WELT übertragen (wovon die Hauptakteure doch so sehr träumen und auf den gaaaanz GROßEN Imagegewinn setzen!), würden nicht optimal gestrichene Säulen zeigen!

Undenkbar! Wir würden uns blamieren! Alles muss tiptop sein!

Sicher wird vor Ankunft der Fahrer auch noch mal gründlich gesaugt – und zwar volles Rohr!

Gut, dass es diese Staubsauger gibt! Die Welt wird staunen!

Dabei sieht man auf Fotos und Filmen selbst das größte Chaos weniger dramatisch als in der Realität. Ein Phänomen, das mich immer wieder erstaunt.

Mit absoluter Sicherheit wird in den wenigen Sekunden keinem der Kamerateams der Zustand des Bismarckplatzes auffallen.

Womöglich stehen da dann auch noch Zuschauer davor?

Schon gar nicht werden die Blümchen vermissen, weil nicht bekannt, dass da seit Jahren welche fehlen. Für den Bürger und dessen Auge oder gar Wohlgefühl ist sowas zu teuer und wurde weggespart.

Allein daran kann man die lächerliche Hysterie der Protagonisten dieses „Tourfiebers“ erkennen.

Nach der Tour darf wieder alles sein wie vorher, also öde?

Der Bismarckplatz ist seit Jahren kein Highlight mehr, sondern sieht nur kalt, hässlich und wie ein Möchtegern-und kann-nicht-recht-Platz aus.

Der hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber es muss(te) ja an allem gespart werden, was eine Stadt attraktiv und lebenswert macht.

Aber für’s Tourfieber ist nichts zu teuer? 🙁