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JU 52: Ausgeflogen & Aufgeflogen

11-07-13-ju-frage [1]Landet sie nun oder fliegt sie noch? Und wohin geht überhaupt die Reise? Spannende Fragen.

Wie der Bund der Steuerzahler NRW nun meldete [2], will eines der letzten flugfähigen JU 52-Flugzeuge, im Volksmund „Tante JU“ genannt, partout nicht in den Ruhestand und erst Recht nicht auf Dauer in dem vom Stadtrat beschlossenen Eventhangar am Flughafen Mönchengladbach landen.

Der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (BdSt NRW) hält daher die Pläne für einen Eventhangar für ziemlich windig.

Touristen – wo auch immer diese herkommen sollen – finden sich schließlich nicht ein, um eine leere Halle mit Erzählungen und Bildern über Leben und Werk Hugo Junkers zu bewundern.

Zumal es Dauerausstellungen samt Broschüren bereits kostenlos im Hugo-Junkers-Gymnasium gibt.

Möglicherweise ist die Frage:„Ist sie unten oder gerade ausgeflogen?“ der spezielle, spannende Erlebnis- oder Überraschungseffekt, der gefordert und für den letztlich die Fördergelder bewilligt wurden.

Oder kommt die alte Tante JU 52 immer (öfter) brav abends nach Hause in den Hangar, um sich bei evtl. Events bestaunen lassen zu können?

11-05-20-hangar [3]200 Personen, so viele Besucher soll die geplante Halle an Tischen fassen können, oder 400 Personen in Reihenbestuhlung blicken also künftig gespannt in die Lüfte oder auf den Boden.
 
Wem die Wartezeit zu lang wird, der kann ja ein Seminar in einem der zwei Seminarräume im Obergeschoss besuchen oder sein Geld im ebenfalls in luftiger Höhe befindlichen Restaurant der gehobenen Klasse ausgeben – letzteres soll allerdings nur abends geöffnet sein.

Das stellt aber tagsüber auch kein Problem dar, denn schließlich gibt es am Verkehrslandeplatz Mönchengladbach ja bereits ein barrierefrei zugängliches Restaurant …

Eigentlich muss der Eigentümer der JU 52, der Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge, die Maschine für 15 Jahre als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. So war es vereinbart. Deshalb sollte es die Landesförderung geben.

Wie der Bund der Steuerzahler berichtet, konnte nun aber vor kurzem die private Finanzierung für die Weiterführung der Flugfähigkeit sichergestellt werden.

Erstaunlich an dieser Aussage: von Finanzierungsproblemen zur Weiterführung der Flugfähigkeit der JU, die dazu führten, dass sie deshalb auf dem Boden und das selbstverständlich sicher und trocken in einem Hangar, bleiben müsse, war bisher nie die Rede!

Im Gegenteil. Es wurde der Eindruck einer äußerst großzügigen Dauerleihgabe erweckt, für die sich die Stadt Mönchengladbach zutiefst dankbar, eben in Form eines 4,6 Millionen teuren Hangars, erweisen müsse.

Wie dem auch sei. Letztendlich bedeutet das: Tante JU ist weiter im Einsatz und hat keine Zeit sich in einem Hangar bestaunen zu lassen.

Ist eigentlich auch gar nicht weiter tragisch, bietet doch das kaum noch genutzte Empfangsgebäude des Verkehrslandeplatzes Mönchengladbach ein ansprechendes Ambiente für Events. Man muss nur die entsprechenden Ideen und den Willen dazu haben.

Beides haben seit ein paar Monaten beispielsweise Veranstalter von Blues- und anderen Musikveranstaltungen mit teilweise leisen aber auch lauten Tönen bewiesen, die dort, sozusagen vor den Toren der Stadt, niemanden stören können.

Die Eintrittspreise sind zivil, die Kosten für die Getränke liegen im Rahmen und die Besucher waren, wie zu erfahren war, rundum zufrieden. Niemand sehnte sich nach einem aufgemotzten Glaspalast.

Was spricht dagegen, dass tagsüber oder ganztags Firmenveranstaltungen und alles das, wovon WFMG, OB Bude und der Freundesclub für historische Flugzeuge träumen, in den vorhandenen Gebäuden des Verkehrslandeplatzes stattfinden?

Und wenn „Tante JU“ wirklich mal in Gladbach ihr letztes Grounding (Einstellung des Flugbetriebes) haben sollte, findet sich bestimmt auch ein Platz in einem der Hangars, in dem die paar Leute des Vereines der Freunde historischer Luftfahrzeuge nach Herzenslust an ihrem Schätzchen herumschrauben können.

Wenn die Teilnehmer an Events im Empfangsgebäude Interesse haben, die JU 52 zu besichtigen, reichen dazu nur ein paar Schritte zu eben diesem Hangar. Ein überdachter „Roter Teppich“ könnte ihnen dann den Weg weisen.

Das alles wirft zwangsweise Fragen auf. Sollte der Event-Hangar her, damit die alte Dame eine Seniorenresidenz erhält und mangels Geld zur Weiterführung der Flugfähigkeit nicht im Regen hätte stehen müssen?

Oder gab es das Problem der privaten Finanzierung für die Weiterführung der Flugfähigkeit gar nicht, sondern  dieses „Problem“ war nur eine „Luftnummer“ des Vereines um en passant mal eben einen schicken Hangar „abgreifen“ zu können, den er selber in Jahren mangels Geld nicht zusammen brachte?

Zu dem fehlenden Hangar ist auf der Homepage des Vereins der Flugfreunde e.V. zu lesen. [4]

Zitat:
„Der JU 52 Museumsverein (JMV) wurde im Jahr 2001 gegründet.

Seine satzungsgemäße Aufgabe war die Planung des Baues einer Unterstellhalle für die JU 52 des VFL und der Erhalt von historischen Flugzeugen. Die Halle sollte als Begegnungstätte für Jung und Alt dienen. Aus diesem Grund sollte ein Museum mit Eventbetrieb nach dem Vorbild der Schweizer JU Air entstehen. Als Standort war der Flugplatz Mönchengladbach geplant.

Der JMV hatte 7 Mitglieder und wurde direkt aktiv. Er sammelte dank der Initiative des Vorsitzenden Hans-Joachim Peters in den sieben Jahren seines Bestehens einen beachtlichen Spenden-Betrag an.

Das Architekturbüro Tillmanns, Erkelenz, wurde mit der Bau – und Kostenplanung der JU 52 Halle beauftragt.

Den späteren Betrieb sollte der VFL in Verbindung mit einem Event-Betreiber übernehmen.

Der Ju 52 Museumsverein wurde am 24.04.2009 durch die Beschlussfassung der Mitgliederversammlung beider Vereine mit dem VFL verschmolzen.

Der JMV lebt nicht nur in der angepassten VFL Satzung weiter. Vielmehr verfolgen alle Mitglieder das gleiche Ziel, einen neuen Standort für unsere JU 52 zu finden.

Leider verzögerte sich das Hallenbau-Projekt von Jahr zu Jahr, da grundsätzliche betriebliche Fragen der Flughafengesellschaft Mönchengladbach nicht geklärt werden konnten, Spenden ausblieben und sich die geplanten Baukosten von Jahr zu Jahr erhöhten.

Im Rahmen einer Konzept-Analyse wurde bestätigt, dass ein neuer Standort gesucht werden muss und eine Zusammenlegung von VFL und JMV durchaus sinnvoll ist.“

Zitat Ende.

 

 

Im Klartext heißt das nichts anderes, als dass der Verein die benötigten Mittel für eine Unterstellhalle und ein Museum mit Eventbetrieb in nunmehr fast 11 Jahren nicht zusammenbekommen hat.

Da erwies es sich als sehr günstig, dass es für alles und jedes einen Topf mit Fördermitteln gibt, aus dem man, wenn man es geschickt anpackt, und jemanden findet, den man „vor den Karren spannen kann“, gut und reichlich schöpfen lässt.

Dumm ist nur die Bedingung, dass die gute Tante JU immer persönlich anwesend sein muss, statt mit Rundflügen Geld zu verdienen.

Ihr geht es offensichtlich wie vielen Rentnern heutzutage. Sie muss sich was hinzu verdienen.

Die eigens gegründete Event-Hangar-Mönchengladbach GmbH konnte nicht mitteilen, wie oft sie ausgeflogen sein und was der leere Hangar dann zu bieten haben wird.

Nun muss sich der Verein wohl oder übel darüber Gedanken machen, was er denn sonst noch spannendes, neues und nie dagewesenes den Touristen, besser gesagt Besuchern, an Stelle der Tante JU bieten will.

Der Erlebniseffekt muss nicht nur verstärkt werden, wie von der Jury seinerzeit gefordert, sondern ein Erlebnis überhaupt erst mal möglich sein, denn ohne JU nix los.

Bleibt es also bei den 4,5 Millionen Euro Projektkosten?

Mehr als drei Millionen Euro will das Land NRW beisteuern, und auf dem gerade beschrittenen Weg zur Haushaltskonsilidierung lässt sich die Stadt und ihre Tochter EWMG dieses Event satte 860.000 Euro kosten. Ob sich für die Restfinanzierung Sponsoren finden lassen, steht sowieso noch in den Wolken, in die Tante JU offenbar weiterhin entschwebt.

„Wäre das Projekt auch mit einer dauerhaft präsenten Tante JU mit Blick auf die angespannten Landesfinanzen schon äußerst zweifelhaft, so wird es mit einer JU 52, die weiter durch die Lüfte knattert, völlig überflüssig und zu einer drohenden Verschwendung von Steuermitteln“, schlägt nun der Bund der Steuerzahler Alarm und meint weiter, dass es noch nicht zu spät sei, das Projekt in den Wind zu schießen.

Schließlich sei die Förderzusage noch nicht erteilt, auch gäbe es noch keinen Betreiber, der die wirtschaftlichen Risiken tragen wolle.

 

 

Stadtsprecher Wolfgang Speen wird in einem Mönchengladbacher Printmedium so zitiert: „Wir fangen gerade erst an mit der Betreibersuche. Das geht alles Schritt für Schritt voran.“

Das klang am 02.02.2012 in der Sitzung der Bezirksvertretung Ost aus dem Munde des Geschäftsführers von WFMG und EWMG, Dr. Schückhaus, ganz anders.

Es gebe mehrere Interessenten, die den Event-Hangar betreiben wollten, selbstverständlich rechne sich das Vorhaben und das schon bei nur einer Veranstaltung wöchentlich, behauptete er Anfang des Jahres ohne Nachweis seiner Aussagen (von denen durch die WFMG selbst berechneten einmal abgesehen) euphorisch.

Von den eigenen Kosten von jährlich rd. 60.000 Euro, die die Event-Hangar Mönchengladbach GmbH, eine 100%ige, neu gegründete Tochter der EWMG, von einem Betreiber zu erhalten hofft, war gar nicht die Rede. Wozu auch. Auf dem Papier rechnet sich das Vorhaben laut WFMG schließlich.

Ob diese Berechnungen auch das Papier wert sind, auf dem sie stehen? 

Kein Mitglied der Bezirksvertretung zweifelte daran oder ließ sich zu weiteren Fragen oder gar zu Widerspruch hinreißen. Alle fanden es prima!

Schließlich ist es ja nicht das eigene Geld, das hier einem privaten Verein geschenkt werden soll.

Doch egal, was nun kommt. Wichtig ist: Der einmal begonnene „teure Spaß“ geht weiter! [5]

Schließlich will ja auch OB Norbert Bude dem Verein helfen, dass dieser seine „satzungsgemäße Aufgabe“, nämlich „den Bau einer Unterstellhalle für die JU 52“, endlich erfüllen kann.

Wir haben’s ja!

11-03-05-Verein-Bude-thb [6]Mit Schreiben vom 05.03.2011 hatte der Verein OB Bude das Ergebnis seiner „denkwürdigen“ Sitzung (Mitgliederversamm­lung) vom 11.02.2011 mitgeteilt. [Öffnen durch Klick auf Grafik]  
Darin wurde unter anderem deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die JU 52 im Oktober 2012 außer Dienst gestellt würde, und man sich für den Flughafen Mönchengladbach als Standort der Dauerleihgabe entschieden habe.

Von Finanzierungsproblemen zur Weiterführung der Flugfähigkeit der Maschine ist darin keine Silbe zu lesen oder zu finden.

Dass Schückhaus nun erleichtert aufatmen kann, weil die Ju 52 nun doch weiter fliegt, kann man fast hören. Denn schließlich kann er ja nun trefflich argumentieren, dass bei der Betreibersuche so lange keine Eile geboten sei, wie sich das Flugzeug noch in den Lüften befindet.

 

 

Auch wenn die Stadt auf Grund der Teilnahme am Stärkungspakt Stadtfinanzen bald nicht mehr zu den Haushaltssicherungskommunen zählen wird, besteht kein Grund, mit städtischen Mitteln in Höhe von 860.000 EURO die Satzungsziele eines privaten Vereins zu sponsern.

Dies muss auch für städtische Gesellschaften, wie die EWMG/WFMG gelten!

Will man dem Gedenken des in Rheydt geborenen Hugo Junkers gerecht werden, würden sich andere weniger kostenträchtige Möglichkeiten finden.

In der Konsequenz bedeutet dies:

  1. Verzicht auf den ökonomisch und touristisch für die Stadt vollkommen unwichtigen Glashangar.
  2. Attraktivierung des Verkehrslandeplatzes Mönchengladbach durch Nutzung der vorhandenen Infrastruktur für Events.
  3. Der Verein sollte das tun, was andere Vereine auch müssen: Von dem mit der Tante JU verdienten Geld immer fleißig etwas auf die hohe Kante legen und Ideen entwickeln, wie man an den ersehnten Hangar kommt – aber ohne dabei den Steuerzahler abzuzocken.