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„Es wäre schade, wenn der organisierte Karneval zur rheinischen Event-Agentur verkäme“ • Ganzjahreskarneval auf dem Vormarsch? • Lob für Kölner Stunk­sitzung

Hallo Leute, das Zitat in der Headline entstammt von niemand Geringerem als Horst Thoren, seines Zeichens engagierter Karnevalist, oberster Bruderschaftler in der hiesigen Region und stellvertretender Chefredakteur der RP in Düsseldorf.

Hab‘ ich gelesen in der RP im Vorbericht vom 12.02.2015 zur diesjähringen Kölner „Stunksitzung“.

Einer so geäußerten „Sorge“ könnte man als Rheinländer durchaus zustimmen, wenn diese nicht schon lange Realität wäre.

Umso mehr verwundert es, dass die „Sorge“ von jemandem geäußert wird, der selbst genau auf dem Weg ist, den er anprangert.

Als Erz-Brauchtumsverfechter spricht er einer Verflechtung des Karnevals als (rheinischem) Winterbrauchtum mit dem Sommer(Schützen)brauchtum das Wort und widerspricht dabei nicht – zumindest nicht erkennbar – einem Präsidenten, wenn der zudem erklärt, dass die Borussia auch zum Ganzjahresbrauchtum zu zählen sei (Zitat): „…Das gelte für den Karneval, das Winterbrauchtum, die Schützen, das Sommerbrauchtum und die Borussia – laut Königs das Ganzjahresbrauchtum…“
(Zitat aus rp-online vom 23.11.2008)

Da reibt man sich schon die Augen, wenn man Befürchtungen eines (fast) „Ganzjahreskarnevalisten“ liest, der vor „Ganzjahreskarneval“ warnt.

Betrachtet man Verkleidungskünste mancher „Brauchtumspolitiker“, die meist an Peinlichkeit kaum zu überbieten sind, und seine eingenen Verkleidungs­ambitionen, dann steckt der Warner vor einem „Ganzjahreskarneval“ selbst schon lange mittendrin.

 

In seiner Kolumne bemängelt er, dass es keinen politischen Karneval mehr gebe, in Büttenreden der scharfe Witz verloren gehe, und die Narren nicht mehr ihr Vorrecht ausüben, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten.

Es werde zu wenig gelästert und gespottet und viel zu viel gefeiert, nur noch um des Feierns wegen und lobte richtigerweise die Kölner „Stunksitzung“.

In diesem Kontext meinte der Kolumnist, dass der „Obrigkeit“ zu wenig der Spiegel vorgehalten werde.

Unter „Obrigkeit“ versteht jeder normal denkende Niederrheiner (und auch der bundesdeutsche Bürger in anderen Gefilden) die Spitzen von Verwaltungen und jeden noch so wichtigen oder unwichtigen Politiker in sogenannter „Regierungsverant­wortung“.

Diese dürfen in besagten „Feier-Sitzungen“ meist in der ersten Reihe auf kosten­freien Plätzen sitzen und freuen sich, wenn sie persönlich begrüßt werden, ihr Name in einer der wenigen Büttenreden mindestens einmal vorkommt, und sie am nächsten Tag in der Zeitung erwähnt und sogar abgebildet werden.

Das sind die „Spiegel“, die sie sich wünschen, ja geradezu lieben und nicht die Spiegel, die ihnen wirklich vorzuhalten wären.

Ein probates Mittel, letztere (Spiegel) zu vermeiden ist, sich auf subtile Art und Weise in die Narren- und Bruderschaftszünfte einzuschleichen, oder aber von diesen mit Orden und Ehrenzeichen bei reichlich Alkohol anlässlich von „Ganzjahresbrauch­tums­veranstaltungen“ zu Mitgliedschaften und „Freundschaften“ geradezu zur persönlichen Nähe genötigt zu werden (oder sich gerne nötigen zu lassen).

Dadurch wird das „Spiegel-vor-halten“ schier unmöglich.

Zu ausgeprägt sind die sich so entwickelten gegenseitigen Abhängigkeiten, die scheinbar unverfänglich mit „modernem Networking“ bezeichnet werden.

Wenn sich dann Pressevertreter, denen man am ehesten ein „Spiegel-vor-halten“ zutrauen würde, bar jeder notwendigen Distanz in dieses „Networking“ einbinden, oder dieses gar „pushen“, findet das „Spiegel-vor-halten“ ein schnelles Ende bzw. findet gar nicht erst statt.

„Netzwerk-Freunde“ kritisiert man eben nicht öffentlich.

Das gilt in Düsseldorf, Köln, Mainz, … und in Mönchengladbach.

Mindestens in Mönchengladbach könnte man nach jeder Ratsperiode eine „Stunk­sitzung“ abhalten.

„Material“ liefert die „Obrigkeit“ schon jetzt hinreichend. Sowohl schriftlich als auch in Wortbeiträgen.

Also:

Das wollt‘ ich nur mal gesagt haben.

Euer Glossi

2 Kommentare (Öffnen | Schließen)

2 Kommentare Empfänger "„Es wäre schade, wenn der organisierte Karneval zur rheinischen Event-Agentur verkäme“ • Ganzjahreskarneval auf dem Vormarsch? • Lob für Kölner Stunk­sitzung"

#1 Kommentar von Pluto am 22. Februar 2015 00000002 23:29 142464777911Sun, 22 Feb 2015 23:29:39 +0000

Noch so ein Schwätzer.

Vergangene Woche hat sich Max Eberl, der von Borussia, dafür ausgesprochen, keine Fußballspiele an Weihnachten zu zeigen.

Man habe gelebte Traditionen.

Ich wüsste nicht, dass zu dieser gelebten Tradition auch der Weihnachtsmann oder Osterhase mit Borussialogo gehört.

#2 Kommentar von Zwiebelpiefke am 22. Februar 2015 00000002 23:32 142464792711Sun, 22 Feb 2015 23:32:07 +0000

„Es werde zu wenig gelästert und gespottet und viel zu viel gefeiert.“

Das Lästern übernehme ich sofort.

Besonders zum Stadtschützenfest verkleiden sich die wichtigen Leute dieser Stadt, dass es nur noch peinlich ist.

Ein 60-jähriger mimte dann schon mal nen jungen Bräutigam und seine junge Braut war auch nicht viel „jünger“. Das war so mit das Beste.

Ich würde mich für sowas nicht hergegeben! Ich bin aber auch nicht wichtig und gehöre nicht zum Klüngel.