Methangas-Anlagen – Auch Landwirten kommen Zweifel an der Sinnhaftigkeit

Huber, aktion Durchblick MG [ - Uhr]

RP-nett-10-12-08Flächenkonkurrenz. Dieses Wort wird uns zukünftig immer häufiger begegnen, wie auch in diesem Artikel der RP zu lesen. Was steckt dahinter? Verkürzt ausgedrückt die Frage: Anbau von Nahrungsmitteln oder Biomasse für Methangasanlagen oder „Bio“- Diesel.

Landwirt oder Energiewirt? Die Entscheidung für das eine oder andere ist nicht mehr nur eine Frage des Verdienstes oder wie man es ebenfalls ausdrückt: der Wertschöpfung der Landwirte.

Auf Einladung der Agrobusiness Niederrhein (einer Netzwerk-Initiative) erläuterte Dr. Harald Lopotz von der Landwirtschaftskammer NRW in der Biologischen Station Krickenbecker Seen die Problematik von Methangasanlagen.

Am Niederrhein gibt es eine große Zahl von Verdedelungsbetrieben. Methangasanlagen bringen die Landwirte in Schwierigkeiten, da die Anbauflächen knapp sind. Ihre Wertschöpfung hält Dr. Lopotz für verhältnismäßig gering.

Er stellt die Frage, ob wir es uns leisten können, eine hochproduktive Sparte nicht voll auszunutzen. Die vermeintlich „grüne“ Energieerzeugung nimmt den Betrieben gewaltige Flächen. Flächen, die für die Produktion von Nahrungs – oder Futtermitteln fehlen.

Auch das Arbeitsplatzargument stellt Dr. Lopotz in Frage, denn für zwei Methangasanlagen werden lediglich vier Arbeitskräfte benötigt.

Nach Niedersachsen, wo sogar schon der sofortige Stopp aller Subventionen gefordert wird, Schleswig-Holstein, Bayern und Hessen kommt zunehmend Kritik an Methangasanlagen („Bio“ – Gasanlagen) auch aus Nordrhein-Westfalen.

2 Kommentare zu “Methangas-Anlagen – Auch Landwirten kommen Zweifel an der Sinnhaftigkeit”
  1. @ drikkes

    Auf welche vermeintliche Aussagen des BUND Sie sich beziehen, ist leider nicht ersichtlich.

    Fest steht allerdings, dass es keine Umweltschutzorganisation (BUND, Greenpeace, NABU, DVL) gibt, die den Anbau von Biomasse/NawaRo (z.B. Mais), insbesondere für Methangasanlagen, befürwortet. Auch der wissenschaftlichte Beirat (Agrar) spricht sich bereits 2007 sehr kritisch zur Biomasse aus.

    Für das Umweltbundesamt ist Biomasse überhaupt keine Option. In seiner Studie von 2010 zur Energiewende bis 2050 wird diese sogar ausdrücklich nicht berücksichtigt.

    B U N D: http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/sonstiges/20080500_sonstiges_bodenschutz_im_bund_hintergrund.pdf

    ZITAT:

    „Energiepflanzenproduktion

    Die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung als Alternative zu fossilen Brennstoffen und den damit verbundenen Folgen des Klimawandels (Hochwasserereignisse, Dürren etc.) hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Eine CO2-neutrale Energienutzung sowie die Möglichkeit zur Einkommensdiversifizierung in der Landwirtschaft sind grundsätzlich zu begrüßen.

    Aber längst nicht jede Form der Produktion und Nutzung von Energiepflanzen ist energetisch effektiv und umweltverträglich.

    Die aktuell vorherrschende Praxis des Energiepflanzenanbaus (Grünlandumbruch, fast ausschließlicher Anbau von Mais, Weizen und Raps) und Verwertung in Biogasanlagen oder Tankfüllungen führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt, zu einem erhöhten Pflanzenschutzmittel und Dünger-Einsatz und senkt den ohnehin niedrigen Humusgehalt unserer Böden noch weiter.

    Darüber hinaus ist der steigende Einsatz von Gärresten („Biogasgülle“) aus Biogasanlagen als Dünger besonders kritisch zu sehen. Biogasgülle hat eine noch geringere Humusreproduktionsleistung als herkömmliche Gülle.

    Humus ist jedoch nicht nur ein wichtiger CO2-Speicher, sondern essentiell für die Fruchtbarkeit des Bodens, die wegen der negativen Wirkungen des Klimawandels auf die Erntesicherheit zunehmend wichtig ist. Somit ist eine Ausweitung oder Beibehaltung dieser Praxis geradezu fahrlässig. In der BUND Position Biomasse, die unter Federführung des Arbeitskreises Energie erstellt wurde, sind alle Aspekte und Forderungen des BUND zusammengestellt.“

    ZITAT ENDE

    Aussagen von NABU und DVL in der Broschüre:

    ZITAT:

    „Bioenergie? – Aber natürlich. Nachwachsende Rohstoffe aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes

    http://www.nabu.de/energie/NawaRo_gesamt.pdf

    Seite 27:

    Wasserbelastung und Wasserverbrauch

    Der Anbau nachwachsender Rohstoffe wirkt sich nachhaltig auf die Trinkwassersituation aus, im Positiven
    wie im Negativen. So ist es möglich, den Pflanzenschutzmitteleinsatz bei manchen Anbausystemen
    zu reduzieren, wenn der Landwirt Dauerkulturen anbaut oder Ackerwildkräuter nicht durch Herbizide reguliert.

    Wie aus der Studie von PÖLKING et al. (2006) hervorgeht, nimmt in der Biogas-Landwirtschaft die Verwendung von mineralischen Düngern ab, da die auf den Acker zurückgeführten Gärreste eine hohe Düngewirkung haben.

    Die anfallenden Gärreste können jedoch Oberflächen- und Grundwasserreservoire mit Phospat- und Stickstoff-Verbindungen stark belasten. Die Folge ist eine Verunreinigung des Trinkwassers mit Nitraten.

    Der hohe Wasserbedarf von Energiepflanzen kann zudem eine Verknappung des Grundwasservorkommens bewirken. So haben die Wasserwerke in Baden-Württemberg entlang des klimatisch begünstigten Oberrheingrabens vor einem sehr hohen Wasserverbrauch durch den verstärkten Energiemaisanbau gewarnt.

    Zusätzlich führt der Anbau von zwei Kulturen pro Fläche und Jahr (s. Kap. 6.1.2) zu einem verstärkten Wasserbedarf.

    Humusverlust

    Obwohl mit dem Anbau von Energiepflanzen eine schonende Bodenbearbeitung einhergehen kann (z. B. pfluglos), sind erhebliche Veränderungen der Bodenbiologie und -chemie nicht ausgeschlossen.

    Um möglichst hohe Energieerträge zu erwirtschaften, ist es üblich, die gesamte Pflanze zu ernten.

    Damit stehen die bislang auf den Böden verbleibenden Pflanzenreste nicht mehr für eine Humusreproduktion zur Verfügung. Engere Fruchtfolgen und der Ersatz von Zwischenfrüchten durch humuszehrende Energiepflanzen bewirken einen zusätzlichen Humusabbau.

    Neben Beeinträchtigung der Bodenfunktion bewirkt der Humusverlust einen zusätzlichen Treibhauseffekt:

    Organischer Kohlenstoff ist in erheblichen Mengen in der organischen Substanz von Böden festgelegt, weltweit etwa doppelt soviel wie in der Vegetation (KBU 2007). Wird der Humus abgebaut, gelangt der Kohlenstoff in die Atmosphäre. Aus Sicht des Klimaschutzes ist die Beeinträchtigung der Böden als CO2-Senke daher besonders kritisch zu betrachten.

    Auf den Acker ausgebrachte Gärreste fördern den Humusabbau ebenfalls, da die Gärung den Kohlenstoffgehalt der Einsatzstoffe reduziert und nicht organisch gebundenen Stickstoff vermehrt. Ausschließlich mit Gärsubstrat kann daher kein Humusersatz geleistet werden, da die Stickstofffrachten im Vergleich zu denen des Kohlenstoffs zu hoch sind (ungünstiges C:N-Verhältnis) (BESTE 2006, 2007).“

    ZITAT EDNE

    Zur Biodiversität und Artenschutz (z.B. Bedrohung für den Bodenbrüter Feldlerche) dieser Link:

    http://www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=311

    Infos zu Humuszehrung und Erosion

    Bodenerosion (durch Wind und Wasser) ist ein weiteres Thema, da der Boden bis zum Bestandsschluss des Maises (abhängig von der Vorfrucht) 6 – 9 Monate schutzlos der Witterung ausgesetzt ist.

    http://www.bioenergie-portal.info/fileadmin/bioenergie-beratung/sachsen-anhalt/dateien/Nachhaltigkeit_im_Maisanbau.pdf

    Workshop „Bioenergie“ Kongressband 2008

    ZITAT:

    „Nutzen und Risiken des Energiepflanzenanbaus für den Boden

    M. Willms1, J. Hufnagel1, B. Wagner, Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), 2Universität Halle, Institut für Acker- und Pflanzenbau

    Einleitung
    Energiepflanzenanbau zur Biogasgewinnung

    Gärreste:

    Damit ist die Stickstoffdüngung mit Gärrest bei Ganzpflanzennutzung im Mittel etwa 2,4 mal höher als bei einer Strohdüngung im Falle der Körnernutzung. Der Anteil des Stickstoffs im Nebenprodukt beträgt im Vergleich zum Hauptprodukt bei Körnernutzung 20-54 %, bei Ganzpflanzenutzung ca. 70 %.

    http://z2.zalf.de/oa/a5668995-960d-49b2-8a36-0ba0a9806cb0.pdf

    Stickstoffdüngung (bei Maisanbau verstärkt erforderlich):

    Gefahr Nitratbelastung.

    Nach neueren Untersuchungen werden jährlich rund 120 Mio. t Stickstoff durch Düngemittel in der intensiven Landwirschaft (und in geringerem Maße durch andere anthropogene Prozesse) in reaktive Formen umgewandelt, mehr als durch die natürlichen Prozesse der Erde umgewandelt wird. Die für die globalen Ökosysteme verträgliche Grenze liege dagegen bei 35 Mio. t im Jahr.“

    ZITAT ENDE

    http://de.wikipedia.org/wiki/Stickstoffd%C3%BCnger

    http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/klima/Gutachten_Biosprit.pdf

    Vorstehender Link: Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

    Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung – Empfehlungen an die Politik, verabschiedet im November 2007

  2. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) spricht sich aus gleichem Grund für die Errichtung der Biogasanlage in Wanlo aus.

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