Verkehrsentwicklungsplan: Wie sich die Hälse wenden

Glossi [ - Uhr]

zeitungsleserHallo Leute, ist es Euch heute auch so ergangen? Da schlag ich die Augen und dann die Zeitung auf, und was muss ich da lesen:

Der Verkehrsentwicklungsplan ist doch nicht so toll wie es bisher den Anschein hatte!

Überraschung und super-neue Erkenntnis!

Sollten etwa Politik und manche Schreiberlinge jetzt auch schon was begriffen haben?

Nicht nur die Ampel. Auch die, die schon vorher für das Ergebnis des Verkehrs und allem was dazu gehört (besser: fehlt) verantwortlich waren?

Da taucht plötzlich ein „Gutachter“ auf und erzählt was viele Bürger und Bürgerinitiativen in Mönchengladbach schon seit Jahren immer und immer wieder erklären und fordern (Gutachter hört sich übrigens ganz wichtig und kompetent an, dabei war es nur das Aachener Planungsbüro, das schon seit Jahren am VEP herumbastelt).

Aber das sind ja nur Wutbürger mit Partikularinteressen und – im Gegensatz zu all den ach so klugen Politikern, die seit Jahrzehnten für den ganzen Murks mit verantwortlich sind, selbstverständlich nur Laien

Nicht unerwähnt lassen darf man diese Grünen, die hatten bis heute ja überhaupt keine Ahnung.

Die schwafelten auch ständig von Radwegenetzen (dem fehlenden versteht sich!), dem Teufelszeug ÖPNV (wie soll die arme NVV das denn auch alles bezahlen?)

Deutete bisher so ein inkompetenter (dafür aber betroffener und an negativen Erfahrungen reicher) Bürger auch nur zaghaft an, dass da verkehrsmäßig etwas doch eher suboptimal sei, wurde der nur beiseite geschoben.

In unserer Stadt ist alles super! Vor allem das Nahverkehrsnetz! Wer’s nicht glaubt, frage bei der NVV nach, die wissen das, die werden es bestätigen. Schließlich können die ja mit politischer Unterstützung sozusagen auf „kaltem Wege“ Linien ausdünnen oder umlenken.

Dann stellen sie fest, dass die Busse weniger genutzt werden und können getrost weiter reduzieren. Alles zum Wohle des Stadtsäckels.

Tja, und dann taucht plötzlich ein Stararchitekt, nämlich Sir Grimshaw himself, auf und wagt dasselbe zu sagen, wie die Initiativen und die Grünen schon seit langem.

wie-man-sich-bettetDie Herren Beine und Jansen-Winkeln dürfte es entsetzt aus den Träumen gerissen haben. Und jetzt soll da doch was dran sein?

Plötzlich merken Presse und (vielleicht?) auch ein paar Politiker, die bisher nichts merken wollten, dass da doch eventuell, gegebenenfalls, vielleicht etwas nicht wirklich gut läuft beim Verkehr in unserer Stadt?

Nein, aber wirklich, eine echte, richtige Überraschung! Und das auch noch vor Weihnachten!

Das ist wie bei der Geschichte von „Des Kaisers neue Kleider“.

Diesmalist es zwar kein Kind, das kommt und fragt warum der Kaiser nackt ist oder dieses behauptet. Diesmal ist es …. ein Gutachter!

Parallelen zu der Geschichte sind durchaus vorhanden.

Und, ganz toll, jetzt wird erst mal der Schwarze Peter an die weitergereicht, die vorher von der Politik angewiesen wurden den Verkehrsentwicklungsplan so zu entwickeln, wie er bislang vorlag: Die Verwaltung.

Gewünscht wurde der nämlich vollkommen autoaffin, getreu dem Motto: „Freie Fahrt für freie Bürger“.

Dass die verbliebene Hand voll Verkehrsplaner nicht das leisten kann, was in vergleichbaren Städten geleistet wird (wenn man sie denn lässt!), muss auch dem dümmsten Politiker klar sein.

Aber das war und ist Kalkül. Wenige Planer hat man besser „im Griff“, als einen kompetenten Stab mit dreifacher Anzahl von Mitarbeitern, wie beispielsweise in Krefeld.

Zur Erinnerung: den bisherigen VEP und zwar genauso wie er war, wollten bisher: CDU, FDP und SPD unbedingt und so schnell wie möglich.

Spaßbremsen waren besonders die Grünen.

Die wurden dafür als (H)Ampelmännchen der Kooperation stets auf’s Korn genommen und waren für Politik und eine bestimmte Print-Presse eine willkommene Zielscheibe und Buhmann. Offen und hinter vorgehaltener Hand.

Die größte Lachnummer am frühen Morgen ist diese Forderung, die gebetsmühlenartig immer wieder gerne genommen wird, nämlich die nach einer S-Bahnlinie über Odenkirchen bis Wickrath. Da liest man dann:

„„Im November 2004 behandelte der Bau- und Planungsausschuss beispielsweise eine Verlängerung der S-Bahnlinie 8 über MG-Hauptbahnhof bis Wickrath und Odenkirchen.“

Fehlen darf auch nicht ein Haltepunkt „Hochschule“. Natürlich nicht!

Und dann auch noch der in Bettrath-Hoven!

Das hat was von „Und ewig grüßt das Murmeltier“

Wann verstehen die offensichtlich unbedarften Befürworter dieser utopischen Idee endlich, dass sie nur VRR und Deutsche Bahn bitten müssen, mal eben zig Millionen Euro locker zu machen, damit ihr Traum endlich Realität wird?

Dann würde den Bürgern diese „Nice-to-have-Arie“ wenigstens in Zukunft erspart.

Denn haben wollen, täten sie so eine S-Bahnanbindung sicher gerne, die Bürger. Also her mit ‘nem reichen Gönner/Sponsor!

Vielleicht gibt es bald ‘nen Verein „Bahn-MG 3.0“ (oder so), der die zig Millionen einsammelt.

Naja, ist wohl ‘ne Schnaps-Idee, denn damit könnte man ja mittelfristig keine Kohle machen, da fehlt‘s am Bahn-Bau-know-how.

Aber vielleicht erinnert sich ja jemand an vergessene Millionen, die irgendwo auf irgendwelchen Auslandskonten, (fast) ganz unbemerkt „vor-sich-hin-zinsen“ und die sowieso niemand braucht.

Das wollte ich nur mal gesagt haben.

Euer Glossi

3 Kommentare zu “Verkehrsentwicklungsplan: Wie sich die Hälse wenden”
  1. @ pasarela

    Sie sagen:

    „Genauso wie die Vorstellungen einer lebensfernen Stadtverwaltung Bitteschön nicht durch einen Sir Grimshaw, der Ahnung von menschenfreundlicher Stadtplanung hat, gestört werden durfte.“

    Nö. Da tun Sie der Stadtverwaltung unrecht.

    Stadtverwaltung arbeitet nach den Vorgaben der Politik. Die Politik nach Mehrheitsprinzip. Das ist in dieser Stadt diese Große Koalition aus CDU und SPD. Dämmert Ihnen was?

    Die CDU-Verkehrspolitik hat tiefe Spuren in unserer Stadt hinterlassen und wird jetzt wieder fortgesetzt wie früher als die noch alleine was zu sagen und zu bestimmen hatten.

    Die SPD fällt bei der Großen Koalition gar nicht auf und nickt ab, was die CDU will. Sonst müssten die selber was ausdenken und in die Große Koalition kriegen. Die lassen das deshalb sein.

    Die Große Koalition sind die an die Sie Ihre Beschwerde richten müssen.

    Die sagen der Stadtverwaltung was die wollen und wo es lang geht. Das müssen die Stadtplaner dann umsetzen. Ob das denen gefällt oder nicht. So funzt das.

  2. Tja, Glossi!

    Du konntest es damals nicht wissen, oder doch?

    Wir schreiben nun das Jahr 2019 und aus dem Masterplan von Sir Grimshaw wurde „mg+wachsende Stadt“.

    Busse fahren nicht mehr bergab über die Hindenburgstraße, obwohl kein Ersatzkonzept à la Grimshaw (Bähnchen rauf und runter) auch nur geplant ist. Gewollt sowieso nicht.

    Gewachsen ist bislang nur der Autoverkehr, und der darf Bitteschön nicht gestört werden.

    Genauso wie die Vorstellungen einer lebensfernen Stadtverwaltung Bitteschön nicht durch einen Sir Grimshaw, der Ahnung von menschenfreundlicher Stadtplanung hat, gestört werden durfte.

    Die NVV ist heute die NEW. Die sorgen schon zuverlässig dafür, daß die Nutzung des ÖPNV zurückgeht. Abends kommste nicht mehr nach Haus`.

    Es lebe der MIV (motorisierter Individualverkehr) in der Innenstadt von MG. Und damit der Mief der Verkehrskonzepte aus den Achtzigern!

  3. Liegt das daran, dass ein Starchitekt mehr Fahrrad, mehr Busse und weniger Autos empfiehlt? Der kam sah, erkannte, dass MG eine extrem autofreundliche Stadt und als solche entsprechend unsexy ist.

    Gilt jetzt: Die Geister (Sir Grimshaw und sein Team), die ich rief – wie werde ich die nur wieder los?

    Dass sich bei „den“ Politikern in unserer Stadt was ändert, glaub ich erst wenn ich es erlebe.

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