Neubau Zentralbibliothek: Oda Walendy, Urenkelin von Carl Brandts protestiert mit Offenem Brief

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

In einem Offenen Brief an OB Norbert Bude (SPD) wendet sich Oda Walendy deutlich gegen einen Bubliotheksneubau und fordert Rechtschaffenheit und Redlichkeit beim Umgang mit der Schenkung des Brandts-Grundstückes an der Blücherstraße ein.

Wie im BZMG-Interview am 04.03.2013 angekündigt, sandte Oda Walendy Ihr Protestschreiben, datiert mit 07.03.2013, außerdem u.a. an SPD, CDU, FWG, B90/Die Grünen und FDP.

Hier das Schreiben im Wortlaut:

„Hiermit lege ich Protest ein gegen den möglichen Neubau der Bibliothek

In einer Zeit der knappen Geldmittel ist ein solches Vorhaben unvertretbar und ruinös. Zudem liegt keine Analyse vor, bei der der künftige Weg einer digitalen und einer uns vertrauten Buch- Bibliothek aufgezeigt wird.

Es gibt Prognosen, dass die Zukunft im digitalen Bereich liegt. D.h.: weniger Raum wird erforderlich sein. Auch weniger Personal. Und dafür wollen Sie ein nagelneues Haus, mit sehr viel Schulden?

Mit Sicherheit ist eine Sanierung des bestehenden Hauses preiswerter. Man muss es nur wollen. Ihre Vorgehensweise erinnert mich stark an das Märchen von Hans im Glück:

am Ende kam er nur mit Wackersteinen nach Hause…… So würde es Ihnen auch gehen.

Hinzu kommt erschwerend, dass diese Bibliothek eine Schenkung ist, mit einer Auflage. Offenbar schert das niemanden.

Im Rathaus Abtei hängt ein Bild des Malers Kohlschein, welches die 3 Brüder Brandts zeigt: Carl, Franz und Emil. So wie diese 3 Brüder zusammengehören – und im Rathaus hängen weil sie viel für diese Stadt bewegt haben – genauso gehören der Volksverein und die Bibliothek zusammen.

Sie würden der Stadt Mönchengladbach einen Teil ihrer sichtbaren Identität nehmen. Freiwillig und ohne jede Not.

Auch die SED hat versucht Geschichte zu schreiben indem sie die geschichtlichen Gebäude auslöschte. Wollen Sie sich dem tatsächlich anschließen?

Es wäre ein Wortbruch gegen jeden Treu und Glauben, der kommenden Spendern das gleiche Schicksal bietet.

Im vergangenen Jahrhundert war es undenkbar die ehrenrührige Handlung eines Wortbruchs zu begehen, selbst wenn sich nachfolgend die Gesetzeslage ändert.

Wer sollte der Stadt bei derart unsinnigen Vorhaben überhaupt noch etwas zuwenden? Nicht richtig prognostiziert, einfach auf Verdacht so ins Blaue hinein das Volksvermögen aufs Spiel setzen. Vermögen, das nicht Sie geschaffen haben.

Diese Schenkung beinhaltet ein Versprechen der Stadt Mönchengladbach sich an die Vorgaben zu halten!!!

Es ist einfach unmoralisch und schnöde einseitig einmal geschlossene Verträge zu brechen, da die Beteiligten verstorben sind und sich nicht wehren können.

Die Stiftung einfach aufzulösen, zu veräußern, mit dem Motto “die Zeiten haben sich geändert“ ist kein Grund. Denken Sie an die Fuggerstiftung in Augsburg: sie besteht seit dem Mittelalter bis heute zum Wohl der Bürger. Seitdem waren die Zeiten mehr als nur bewegt.

Meine Bitte und Forderung: Halten Sie sich an das einmal gegebene Versprechen bei Annahme und auch Bestätigung der Schenkung!

Auch dann, wenn sich vielleicht die Gesetze heute geändert haben sollten.!!

Begehen Sie keinen Wortbruch.
Stehen Sie zu dem einmal gegebenen Wort!
Löschen Sie nicht die Geschichte dieser Stadt,
eine Geschichte auf die wir alle stolz sein können!!!

Zeigen Sie deutlich zukünftigen Spendern Ihre Verlässlichkeit!

Ich appelliere an Ihre Rechtschaffenheit und Redlichkeit dem Wunsch des Erblassers auch langfristig zu entsprechen!

Setzen Sie ein positives Zeichen für künftige Vermächtnisse!“

Oda Walendy
Ur-Enkelin von Carl Brandts
Mitglied im Förderverein der Stadtbibliothek

 

5 Kommentare zu “Neubau Zentralbibliothek: Oda Walendy, Urenkelin von Carl Brandts protestiert mit Offenem Brief”
  1. Traurig, dass ein solcher Appell erforderlich ist.

    Was ist so schlecht an dieser Bibliothek im Grünen und doch mitten in der Stadt.

    Recht hat Frau Walendy, wenn sie daran erinnert, dass auch die Stadt als Nehmer der Schenkung ihren Part erfüllen muss. So etwas bedeutet Vertrauensschutz für künftige Stifter.

    Unsere Stadt ist pleite und dieselben Politiker, die den Bürgern höhere Gebühren, Abgaben und Steuern zumuten, träumen nur davon noch mehr Schulden für eine fragwürdige (überhaupt erforderliche?) neue Bibliothek zu machen.

    Man kann sich nur noch an den Kopf fassen!

  2. Was die Stiftung und den Umgang damit anbelangt, kann man Frau Walendy nur beipflichten. Wer dieser Stadt etwas schenken will, sollte es sich sehr gut überlegen.

    Besonders befremdlich: Die Volksvereinsbibliothek, die in der Stadtbibliothek aufbewahrt wird, hat der Bruder des Stifters der Bibliothek, Franz Brandts begründet.

    Wäre es nicht naheliegender beides zu vereinen und deshalb einen An- oder Erweiterungsbau zu fordern?

    Gerade die Volksvereins- und Franziskanerbibliothek (plus weiterer Exlibris) sind lt. Grünen/Lobby für Utopia ein Argument für einen Neubau.

    Ein echter Treppenwitz.

  3. @gladbacher

    Sie schreiben: „Wenn jeder so denken würde, dann gäbe es keinen Denkmalschutz und keine Altbausanierung mehr.“

    Das ist ja gerade das Problem in unserer Stadt: alles wird platt gemacht. Denkmalschutz interessiert hier doch nahezu niemanden. Dann hat man auch keinen Ärger damit, diesen berücksichtigen zu müssen.

    Die „Untere Denkmalbehörde“ ist doch die reinste Anti-Dankmalbehörde.

    Da kommt es auf ein älteres Gebäude weniger offensichtlich auch nicht mehr an, da muss schnell die Abrissbirne her.

    Hauptache: unsere Stadt soll hässlicher werden. Und wenn nur durch einen weiteren Beton-Zweckbau für eine Bibliothek. Passend zu dem hässlichen Verwaltungsbau an der Aachener Straße?

    Was hat die Ampel gegen die Bibliothek an der Blücherstraße? Speziell in diesem Fall ausgerechnet die Grünen!

    Wie kam dieser Unsinn in den Kooperationsvertrag der Ampel? Wer hat denen diesen Floh ins Ohr gesetzt, dass unsere Stadt auf Biegen und Brechen eine neue Bibliothek braucht!

    Das Gebäude wird mit aller Macht schlecht geredet. Warum nur? Die bisherigen Argumente sind keine und können gar nicht überzeugen. Sehr viel blabla und nichts dahinter.

    Über Interesse an dem Gelände wird auch schon gemunkelt. Aus solchen Gründen musste in dieser Stadt schon so manches weichen.

  4. Soeben erhielten wir diesen Kommentar per eMail:

    Mit größter Frustration verfolge ich die Diskussion über eine neue Stadtbücherei.

    Die Stadt ist total verschuldet, hat bereits genügend „weiße Elefanten“, als da sind Stadttheater im Nordpark (was passiert mit dem Gebäude?), Pahlkebad, die Eintrittsgebühren wurden für alle Bäder erhöht, sind die Besucherzahlen gestiegen, oder musste Rheydt auch ein Bad haben?

    Und jetzt ein Neubau für die Bücherei.

    Man sollte Frau Walendy’s Vorschlag der Erweiterung an alter Stelle prüfen. Bis jetzt habe ich auch noch keine Stellungnahme des Leiters der Bücherei gelesen.

    Wieso kann der Rat nicht der Öffentlichkeit eine Kostengegenüberstellung „Neubau versus Renovierung alte Bücherei“ machen?

    Ist die gesamte Planung Inkompetenz oder einfach Größenwahn?

    Der von der CDU geführte Rate hat uns jahrzehntelang genügend Schulden aufgebürdet, da hoffte man, dass es bei der Ampel anders läuft.

    Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Für den Normalbürger ergibt sich das Bild, das nur im Eigeninteresse gehandelt wird.

    Da besteht nur die Hoffnung, dass die Bezirksregierung ihr Plazet verweigert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Uschi Geller

  5. Doppelt Stark!

    ein starkes Stück, was sich die Ampel erlaubt.

    Und deutliche Worte einer starken Persönlichkeit auf solch eine „Augen zu und gegen alle Vernunft Politik – das sind doch mal echte volksnahe Worte einer mit recht erbosten Frau. Bravo!

    Da wird auf abenteuerliche Weise Geld für einen Bibliotheksneubau verschleudert, gleichzeitig schluckt die Ampel auch noch klammheimlich im Haushalt Bundesgelder, die eigentlich Schulkindern zu Gute kommen sollen. Kein Geld für Schulsozialpädagogen, aber Geld für tote Steine. Und dabei wollen ausgerechnet rot und grün mit sozialer Kompetenz glänzen. Blamabel.

    Wenn jeder so denken würde, dann gäbe es keinen Denkmalschutz und keine Altbausanierung mehr.

    Es gäbe keine Vermächtnisse, nur noch eine Vernichtungsorgie an Material und Werten. Angeblich legen die Grünen doch Wert auf eine nachhaltige Umweltpolitik und Schonung der Resourcen, dann sollte doch mal über die Vorteile einer Altbausanierung nachgedacht werden, wenn man schon nicht solide rechnen kann.

    Ob Stuttgart, Berlin oder im kleinen Gladbach – erst wird mit Zahlen getrickst, um eine Sache durchzuboxen und zum Schluss wird’s teuer.

    Die Politiker investieren am liebsten in Bauten und sparen bei den Menschen. Wer will so was noch wählen?

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