Redaktionelle Hilflosigkeit des ZDF: „Bürgerinitiativen behindern den Ausbau der Erneuerbaren Energien“ – Das behauptet jedenfalls das ZDF in seinem Magazin „Reporter“ vom 30.09.2010.

Gertrud Stechmesser [ - Uhr]

Es ist eine Unverschämtheit, wenn in dem Beitrag behauptet wird, die Bürgerinitiativen würden den Ausbau der Erneuerbaren Energien behindern. Dies ist schlicht eine Verleumdung. Da wir bei einem Teil der Dreharbeiten anwesend waren, wissen wir, dass es den Menschen um weit wichtigere Dinge als ihre persönlichen Befindlichkeiten geht.

Die Menschen in Schleswig-Holstein wehren sich gegen Überlandleitungen von Offshore-Anlagen? Recht so! Denn der einzige Grund, keine Erdkabel zu verlegen, liegt bei den Betreibern: die Kosten sind höher. Und deshalb sollen die Bürger sich weiteren Belastungen aussetzen?

Man muss Einschränkungen hinnehmen, um die Energieversorgung künftiger Generationen sicher zu stellen? Ganz bestimmt. Deshalb bezahlen wir alle Unsummen mit unserem Strompreis. Deshalb akzeptieren wir, dass z.B. Windkraftanlagen nicht zur Verschönerung der Landschaft beitragen.

Wenn aber, wie bei Methangasanlagen auf der Basis nachwachsender Rohstoffe, gar kein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird, gleichzeitig aber Menschen belastet und das Ökosystem nachhaltig geschädigt werden soll, nur damit einige Wenige wirtschaftliche Vorteile daraus ziehen können, ist es Bürgerpflicht, laut und deutlich „NEIN“ zu sagen.

Es ist ein Unding, dass in dem Beitrag  Bürgerinitiativen zu „Nimbys“ gemacht werden, denen man z.B. in Stuttgart bereits mit dem Schlagstock ihre Meinung aus dem Kopf prügeln will. In diesem Land ist es offensichtlich nicht erwünscht, dass Bürger ihren Verstand gebrauchen.

Wenn sie dann dabei auch noch zu anderen Ergebnissen kommen als die politischen Entscheidungsträger und die Lobbyisten, werden sie einfach mit Hilfe der Medien in eine Ecke gedrängt, um für Ruhe zu sorgen.

Aber diese Rechnung wird nicht aufgehen. Zu viele Menschen in diesem Land haben genug davon, alle paar Jahre als Stimmvieh herzuhalten und ansonsten gefälligst nicht in Erscheinung zu treten – außer zum Bezahlen natürlich.

Die Geschichte lehrt, dass die Menschen auch mit dem Schlagstock nicht zu einem den „Herrschenden“ wohlgefälligen Verhalten geprügelt werden können.

Mich entsetzt ohnehin, dass sich Polizisten mit derartiger Härte gegen ihre Mitbürger wenden und sich damit zum Werkzeug wirtschaftlicher Interessen machen lassen.

Das ZDF als öffentlich-rechtliches Medium wird über Gebühren finanziert, um seiner  wesentlichen Aufgabe, nämlich der  Wahrung der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit, gerecht  werden zu können.

Dies ist mindestens mit diesem Beitrag eindeutig misslungen und zeugt von redaktioneller Hilflosigkeit. Wer so deutlich absichtlich die Aussagen der Menschen weglässt, die für einen objektiven Bericht nötig gewesen wären, treibt ein gefährliches Spiel und missbraucht die Macht der veröffentlichten Meinung.

Hier ein Mitschnitt der Sendung:

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Ein Kommentar zu “Redaktionelle Hilflosigkeit des ZDF: „Bürgerinitiativen behindern den Ausbau der Erneuerbaren Energien“ – Das behauptet jedenfalls das ZDF in seinem Magazin „Reporter“ vom 30.09.2010.”
  1. Was ist denn das für eine Aussage?

    Bürgerinitiativen (Plural wohlgemerkt!) behindern den Ausbau von Erneuerbaren Energien!

    So etwas kann nur schreiben, wer sich nicht wirklich kundig gemacht hat. Überlandstromleitungen fände ich auch nicht gerade prickelnd. Besonders dann nicht, wenn sie direkt über mein Haus oder Garten führen sollten.

    Sollen nicht wirklich gesund und erst recht kein Garant für langes Leben sein. Das ist übrigens wissenschaftlich bewiesen und müsste auch für einen ZDF-Reporter leicht recherchierbar sein.

    Solche Streckenführungen lassen sich vielleicht hin und wieder nicht vermeiden, aber nur um billig weg zu kommen, ist das selbstverständlich inakzeptabel. Da wäre mal wieder die Politik gefordert. Womit wir beim nächsten leidigen Thema wären.

    Weil Politiker meist genauso wenig von diesen Dingen betroffen sind wie Reporter/Journalisten, kommt dann wieder solches Zeug wie in dem erwähnten Sendebeitrag zustande.

    Schön weit weg von den Problemen redet es sich sehr leicht. Ist man doch sicher, dass es einen nicht selbst trifft. Ist doch in Gladbach nicht anders!

    Hässlich ist es, wenn die Gegend mit diesen sogenannten Biogasanlagen zugepflastert wird. Im Verein mit Maisfeldern für die Dinger, schafft man eine neue Landwirtschafts-Industrie. Pech für Bürger, die da drin zufällig auch noch wohnen.

    Ist so eine Anlage erst einmal geplant, braucht man auch nicht mehr an Verkauf zu denken. Das war’s dann! Wertverlust für Immobilien sind vorprogrammiert, da können Politiker erzählen was sie wollen.

    Schlimm: diese Teile sind der blanke Unsinn, da nur dazu da Steuergelder zu vernichten bzw. Geld aus den Taschen der Bürger in die der Energiekonzerne und der ihnen „angeschlossenen“ Energieversorger vor Ort umzuschichten.

    Denn an diesen (zumindest den meisten bis auf wenige Ausnahmen) sind die großen Vier alle beteiligt und kassieren über diese ebenfalls ab.

    Man darf gespannt sein, was in, sagen wir 20 Jahren, wenn diese Anlagen ausgedient haben (falls es überhaupt so lange dauert), mit diesen Industriebrachen geschieht. Dürfen die dann vor sich hin gammeln und die Gegend verschandeln?

    Sozusagen als Mahnmale für nachfolgende Generationen wie dusselig ihre Altvorderen waren?

    Als Symbole für Geldgier von Konzernen und Inkompetenz von Politikern, die sich von ersteren vor den Karren spannen (und mehr?) liessen?

    Vermutlich müssen dann auch wieder die Bürger für die Entsorgung zahlen. Genau wie bei den AKWs. Asse lässt grüßen. Da wurde den Energiekonzernen schließlich auch nach nur 30 Jahren Haftung ein Freifahrschein erteilt. Jetzt zahlt der Staat.

    Und wer ist das? Klar, wir die Bürger. Wir zahlen doch immer!

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