Wolfgang Bosbach „Zugpferd“ beim CDU-Wahlkampfauftakt auf dem Hoeren-Hof in Raderbroich [mit O-Tönen & Slideshow]

Bernhard Wilms [ - Uhr]

Es war wohl ein CDU-Nachmittag, ganz nach dem Geschmack der „benachbarten“ CDU-Bundes­tags­kandidaten Dr. Günter Krings und Ansgar Heveling: Gutes Wetter, über 250 CDU-Mitglieder und –Sympatisanten und ein bestens aufgelegter Wolfgang Bosbach als Hauptredner und „Motivator“ für den Start der hiesigen CDU in die „heiße Phase“ des Bundestagswahlkampfes.

Bosbach zeigte sich nach der Veranstaltung überrascht, dass er auch in Mönchengladbach offensichtlich mindestens eine „persönliche“ Sympatisantin habe, die einen Aufkleber trug, der nur seinem Wahlkreis Rheinisch-Bergischer Kreis I verteilt wurde.

Die Resonanz auf Bosbachs über einstündige Rede war durchweg positiv, obwohl einige Zuhörer mit manchen seiner Positionen nicht übereinstimmten.

Vielleicht wäre dies deutlicher geworden, hätten die Veranstalter die Einbindung des Publikums vorgesehen. Darauf war die Veranstaltung jedoch nicht angelegt, was zu akzeptieren war.

Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses erhielt vom Düsseldorfer Freundeskreis Heinrich Heine die „Auszeichnung für Zivilcourage“.

In der Begründung der Jury hieß es: „Bosbach informiere die Öffentlichkeit ungeschminkt über die jeweilige Situation und trage damit zum Verständnis der oft sehr komplizierten Umstände bei.“

Und genau das versuchte er auch am Freitagnachmittag auf einer Wiese mit Obstbäumen neben dem Hoerenhof in Raderbroich.

Bosbach referierte nicht auf „akademischem Niveau“, sondern versuchte politische Vorgänge zu erklären, ohne sich in eine Rechtfertigungsposition zu begeben.

So beispielsweise beim Thema „EURO-Rettung“, bei dem er bekanntlich eine andere Position vertritt als die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin. Er machte deutlich, dass es nicht angehen könne, dass Deutschland womöglich für die Schulden andere EURO-Staaten aufkommen müsse.

Bosbach: „Handlung und Haftung gehören zusammen“.

Bosbachs Befürchtung ist, dass es – wenn dieses Prinzip einmal außer Kraft gesetzt würde – Länder geben werde, die Risiken eingehen, die sie nie eingehen würden, wenn sie wüssten, dass sie für die Folgen alleine aufkommen müssen.

Im Übrigen würde auch innerhalb Deutschlands der Bund nicht für Schulden der Länder oder umgekehrt aufkommen.

[ca. 8 Min.]

Bezogen auf die am 22.09.2013 anstehende Bundestagswahl stellte Wolfgang Bosbach fest, dass die große Zahl seiner Zuhörer der Beweis dafür sei, dass es keine Politiktverdrossenheit gebe, fügte aber unmittelbar hinzu, dass es sehrwohl eine weit verbreitete Politiker- und Parteienverdrossenheit gebe.

Es sei dringend an der Zeit, dass verloren gegangenes Vertrauen zurück gewonnen werden müsse. Das Ansehen, besonders der Berufspolitiker sei nicht das beste.

In Minuten könne man Vertrauen verspielen, es dauere aber Jahre, es zurück zu gewinnen.

[ca. 8 Min]

Bosbach zeigte sich zuversichtlich, dass es wieder zu einer schwarz-gelben Koalition kommen würde. Die FDP hätte es in der Nachkriegszeit immer wieder geschafft, über die 5%-Hürde zu kommen.

Launig sprach er sich gegen so genannte Leihstimmen an die FDP aus. Es sei noch nie vorgekommen, dass die FDP der CDU „geliehene“ Stimmen zurück gegeben habe.

Die CDU läge mit 40% bei den Umfragen zwar weit vorne, er warnte aber vor Übermut. Es werde knapp ausgehen.

„Böses, böses kann uns blühn, wird die Mehrheit rot-rot-grün“ war zwar KEINE Aussage von Wolfgang Bosbach, beschreibt aber treffend seine Befürchtungen für den Fall, dass es nicht zu einer schwarz-gelben Koalition käme.

[ca. 3 Min]

Natürlich durfte auch eine Aussage zum „Herausforderer“ von Angela Merkel nicht fehlen.

[ca. 4 Min]

In Verlauf seiner Rede sprach Wolfgang Bosbach u.a. auch zur schulischen und beruflichen Bildung und brach eine Lanze für die praktisch veranlagten Jugendlichen.

Außerdem ging er darauf ein, dass Selbstbewusstsein, Stolz und Patriotismus eines Volkes nichts mit Nationalismus zu tun habe.

Zum Abschluss überreichte Dr. Krings ihm ein Borussen-Trikot mit dem Hinweis, damit er (Bosbach ist Fan des 1. FC Köln) auch etwas aus der 1. Bundesliga mitnehmen könne.

Schlagfertig stellte Bosbach dazu fest: „Der 1. FC Köln ist die einzige Mannschaft, von der man nicht behaupten kann, dass sie irgendwann einmal gedopt worden wäre“.

 

 

 

 

Abgesehen von den unterschiedlichen politischen Positionen haben Wahlveranstaltungen aller Parteien nur ein Ziel: Sie sollen vor allem ihre Parteifreunde und Sympathisanten „bei der Stange halten“. 

Dass durch solche Veranstaltungen jemals ein Nichtwähler zum (Wieder-)wähler wurde , ist naturgemäß weder erwiesen noch wahrscheinlich.  

Politiker beklagen uni sono, dass sich immer weniger Menschen für Politik interessieren würden. 

Auch wenn sie mittlerweile (nicht nur bei solchen Veranstaltungen) bekennen, dass in Wirklichkeit Politiker- und Parteienverdrossenheit die Ursachen für „Nicht-wählen-gehen“ sind, haben sie keine wirksamen Ideen, was dagegen zu unternehmen ist.

Appelle aus der „hohen Warte“ der Bundespolitik reichen nicht. Da muss auf kommunaler Ebene angesetzt werden.  

Hier werden die Kommunalpolitiker „hautnah“ beobachtet und deren Verhaltensweisen von den Bürgern „beurteilt“.  

Hier wird festgestellt, dass die meisten von ihnen erst kurz vor der eigenen (!) Kandidatur Präsenz zeigen und sich in Position bringen. Dass sie für eine ganze Ratsperiode und nicht nur für den Wahltag gewählt wurden, haben viele von ihnen schon nach dem Wahlsonntag vergessen.

Wie oft hört man „wir sind ja nur Ehrenamtler“? Dabei verstehen sie ganz offensichtlich nicht (mehr) die Bedeutung dieses Wortes: Es ist eine „Ehre“, dieses „Amt“ bekleiden zu dürfen. 

Sie und die sie tragenden Ortsparteien sind es, die in hohem Maße zur Politiker- und Parteienverdrossenheit beitragen, was sich in ständig sinkenden Wahlbeteiligungen ausdrückt, sinkende Wahlbeteiligungen nicht nur bei Kommunal-, sondern auch bei Landtags- und Bundestagswahlen.

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