Zentrumspartei: Interview mit der Parteispitze

Hauptredaktion [ - Uhr]

bzmg-img_4133Nachdem die Zentrumspartei Mönchengladbach zur Kommunalwahl zugelassen ist, haben wir mit der OB-Kandidatin Ilse Lukaschek, dem Parteivorsitzenden Herbert Kampmann (im Bild links) und dem Geschäftsführer Manfred („Mecki“) Langen dieses grundsätzliche Interview geführt:

BZMG: Frau Lukaschek, was hat Sie bewogen, zur Zentrumspartei zu gehen und außerdem auch noch als Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt hier in Mönchengladbach anzutreten.

Ilse Lukaschek: Nach längerer Politikabstinenz bin ich durch u.a. Herrn Langen, den ich von früher kannte, auf die Zentrumspartei aufmerksam geworden. Die Stichworte „christlich“, „sozial“ und „demokratisch“ sind das, was ich als sehr wichtig empfinde und was mich dazu gebracht hat, mich mit der Zentrumspartei etwas näher zu beschäftigen. … Ich bin dann zu dem Ergebnis gekommen, dass dies eine Sache sein könnte, für die es sich lohnt, sich einzusetzen, wozu ich auch stehen kann und was meiner Meinung, meiner Lebenserfahrung und meinen Vorstellungen entspricht.

Auf der für mich ersten Mitgliederversammlung habe ich mich sehr wohl gefühlt, weil ich hier das fand, was ich in meiner früheren Partei vermisst hatte. Jede Meinung wird erst einmal angehört, man pflegt einen niveauvollen Umgang miteinander, es wird niemand „niedergemacht“. Man versucht trotz unterschiedlicher Meinung einen Konsens zu finden.

Das war für mich ein ganz neues Erlebnis, weil man das in der Politiklandschaft nicht so ganz normal ist. … Ich konnte mir vorstellen mitzumachen und noch mal „in die Eisen“ zu steigen, um mit diesem Team zu versuchen, etwas zu bewirken.

BZMG: Wie sind Ihre politischen Erfahrungen, denn ihre politischen Aktivitäten liegen ja schon etwas zurück?

Lukaschek: Ich war ja in der SPD. Das war in den 90er Jahren. Ich war berufstätig und in verantwortungsvollen Positionen bei der Lufthansa in Düsseldorf beschäftigt. Damals wollte ich die Politik „so nebenbei“ machen und nicht darauf aus, Karriere in der Partei zu machen. Manche treten mit viel Idealismus in die Partei ein, aber wenn es um Ämter und Positionen geht, dann wird das ganz schnell vergessen. Diese Dinge haben mich damals sehr enttäuscht und habe mich überwiegend beruflich qualifiziert.

Ich war dann aber Ortsvereinsvorsitzende im Bereich Volksgarten, habe in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen mit gearbeitet und war auch einmal deren Vorsitzende. … Irgendeinmal habe ich dann erkannt, dass die SPD nicht mehr so „meine“ Partei war, weil das Soziale nicht so durchkam … und bin dann auch ausgetreten.

BZMG: Sie steigen hier in Mönchengladbach in eine bestehende politische Landschaft ein. Wie sehen Sie diese – unabhängig von bestimmten Parteien?

Lukaschek: Manchmal habe ich das Gefühl, dass es so viele Unterschiede gar nicht gibt. … Ich möchte gar nicht so sehr die Vergangenheit oder die Gegenwart politisch werten. Wir schauen voraus und wollen zukunftsorientiert arbeiten. Wir haben das Ziel Verantwortung zu übernehmen und unser Ziel ist „3plus“ … und wenn wir das erreichen sollten … wird sich schon Einiges in der politischen Landschaft verändern. … Wir wollen einen anderen Politik-Stil, denn wir haben nicht – wie es immer heißt – die Politikverdrossenheit, sondern eine Politikerverdrossenheit. Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht …

BZMG: Mit „3plus“(also über 3 Sitze im Rat) sind Sie ja nicht die „geborenen“ Koalitionspartner. Wie wollen Sie sich orientieren?

Lukaschek: Wir sind unabhängig und wollen sachbezogen unsere Politik machen und unsere Vorstellungen einbringen. Eine große Koalition möchte ich mir nicht unbedingt vorstellen. Es kann sein, dass man uns braucht, und wenn man sachbezogen arbeiten kann, können wir über Einiges reden. Im Moment haben wir aber das Ziel anzutreten und möchten noch keine Aussagen machen.

BZMG: Wir haben in Mönchengladbach eine Vielzahl von Problemen, Schulpolitik, Innenstadtkonzepte und und und. Wie sehen Sie Probleme bezüglich der Innenstädte Mönchengladbach und Rheydt …

Lukaschek: Wir haben einen Arbeitskreis „Planung und Verkehr“, der sich damit befasst. Die Ergebnisse liegen noch nicht abschließend vor, jedoch soviel dazu: Der Tenor lautet: „Verkehr raus aus der Innenstadt“, „Einsatz von Elektrofahrzeugen“ …

Wir wollen die Bürger fragen, was sie eigentlich möchten. Denn wir haben bei der Unterschriftensammlung festgestellt, dass das, was Bürger möchten, gar nicht so umgesetzt wird. …

Und wenn etwas nicht so umgesetzt werden kann, wie die Bürger das wünschen, wollen wir ihnen auch deutlich erklären, warum nicht.

BZMG: Herr Langen, welche konkrete Position haben Sie zum HDZ bzw. ECE?

Manfred („Mecki“) Langen: Wir haben eine Position, die anderes aussieht, als der derzeitige Diskussionsstand ist. … Wir wollen, dass mehr Einkaufsqualität geschaffen wird. …

BZMG: Wie sehen Sie die Tatsache, dass wir dort 29.000 qm Einkaufsflächen erwarten müssen/dürfen?

Langen: Die Kaufkraft ist nicht unerschöpflich. … Die Flächen, die da sind, werden schon heute nicht von den Bürgern angenommen und wenn wir noch mehr Verkaufsflächen anbieten … dann kann es dazu führen, dass die heutigen Geschäftsinhaber große Probleme bekommen werden.

Wir müssen einen Mittelweg finden zwischen der Verbesserung der Attraktivität der Innenstädte und dem Schutz des „Bestandes“. Diesen Spagat müssen wir schaffen!

Das bedeutet, dass man die Eigentümer und Besitzer der Geschäfte einbinden müssen, so dass auch sie motiviert werden, ihr Geschäft besser auszustatten. Es scheint, dass es bisher nicht gelang, sie „unter einen Hut“ zu bekommen. Das liegt sicherlich daran, dass eine einseitige bzw. polarisierende Informationspolitik betrieben wurde.

BZMG: Das war etwas zur Innenstadt Mönchengladbach. Gibt es Ideen der Zentrumspartei zur Rheydter Innenstadt, Herr Kampmann?

Herbert Kampmann: Ich zäume das Pferd von hinten auf. Herr Langen hat es schon angedeutet, dass man die Eigentümer der betreffenden und betroffenen Gegenden ansprechen muss. Dasselbe trifft für Rheydt zu.

Wenn Eigentümer von Gewerbeimmobilien ausschließlich auf die Miethöhe achten, wird es kein Konzept geben, das so homogen ist, wie es der Bürger sich vorstellt und wünscht. Wir brauchen hier kein Beispiel zu nennen, aber Spielhöllen, Fotoläden und Sexshops, … das hat mal alles viel zu spät entdeckt; die waren alle schon gewuchert.

Wenn man die langen Leerstände von Gewerbeflächen sieht, die an sich an guten Positionen liegen, dann kann man nur den Rückschluss ziehen, dass es den Eigentümern dieser Häuser eigentlich zu gut geht. Man muss sie an einen Tisch bekommen, ihnen ein zugkräftiges Gesamtkonzept vorlegen, damit sie langfristig wieder Mietverträge mit niedrigeren Mieten abschließen können, um so eine bürgerfreundliche Einzelhandelssituation zu schaffen, die sukzessiv durch Einzelinteressen zerstört worden ist.

BZMG: Ein anders Thema, aber nicht minder wichtig: die Fragen der Ausbildung, der Schulen, des Berufslebens. Es gibt eine starke Diskussion „Pro Gesamtschule“, „Pro Hauptschule“ … Wie ist da die Positionierung der Zentrumspartei?

Langen: Zunächst einmal: Die Anmeldungen der Bürger sprechen hier eine klare Sprache. Wir sind Volks- und Bürgervertreter und in sofern ist es unsere Aufgabe, diesem Verlangen und diesen Wünschen zu folgen.

Wir stellen fest, dass es hier Fehlentwicklungen gibt. Einerseits hohe Anmeldezahlen für die eine oder andere Schulform. Andererseits können die Eltern ihre Kinder nicht dort anmelden, wo sie möchten. Mehr ist dazu momentan nicht zu sagen, aber wir müssen das aufmerksam beobachten und genau an der Stelle müssen wir den Elternwünschen folgen.

Lukaschek: Wir haben einen Arbeitskreis „Schule und Bildung“, der von Christoph Gärtner, einem Sonderschulpädagogen, der zu diesem Thema etwas ausgearbeitet hat. Zum Thema Hauptschule hat er eine klare Meinung. Er sagt: „Hauptschule ja, aber mit mehr Qualität“. Nach dem Urlaub von Herrn Gärtner werden wir sein Konzept diskutieren und dann Detailliertes dazu sagen.

BZMG: Abschließend, Frau Lukaschek, wie sind die nächsten Schritte der Zentrumspartei zu deren Erfolgen, die Sie anstreben?

Lukaschek: Wir haben unsere Flyer soweit fertig, die wir verteilen werden. Wir stellen oder hängen unsere Plakate auf. Wir werden in Rheydt und in Gladbach im Wechsel Info-Stände machen und uns den Bürgerinnen und Bürgern in Gesprächen stellen.

Wir sind guten Mutes, dass wir noch manchen Bürger in den nächsten vier Wochen erreichen können.

BZMG: Gibt es noch eine größere Veranstaltung?

Langen: Im Gegenteil. Wir werden versuchen, den Bürger in persönlichen Gesprächen zu erreichen. Wir versuchen, dass jeder einzelne Kandidat in seinen Wahlkreis hineingeht und dort durch persönliche Ansprache sich vorstellt, um den Bürgern die Gelegenheit zu geben, das eine oder andere Problem anzusprechen.

BZMG: Frau Lukaschek, Herr Kampmann, Herr Langen, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Bernhard Wilms

Das gesamte Interview können Sie auf dem BürgerRadio Mönchengladbach anhören.

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar