Zentrumspartei tritt bei der Kommunalwahl an – Alternative zur CDU?

Hauptredaktion [ - Uhr]

herbert-kampmann.jpgDie Zentrumspartei will mit mehreren Kandidaten bei der Kommunalwahl antreten. Die schon 1870 gegründete christlich-soziale Partei war in der Vergangenheit in Mönchengladbach kaum noch in Erscheinung getreten, aber bundesweit nie ganz „weg“ gewesen.
 
Das wohl prominenteste Mitglied der Zentrumspartei war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, der nach dem 2. Weltkrieg zur CDU wechselte.

Nach 1948 gab es eine Vielzahl regionaler Vertretungen und in Mönchengladbach war die Zentrumspartei damals mit 10 Sitzen im Rat vertreten. 1961 rutschte die Partei mit nur 3,4% unter die damals auch für Kommunalwahlen noch geltende 5%-Grenze und die Aktivitäten schliefen ein.

Nun will man hier einen Neuanfang machen und setzt dabei auf den ehemaligen Wirtschaftsberater und in Wickrathberg seit 17 Jahren als Heilpraktiker arbeitenden und lebenden Herbert Kampmann.

Mit ihm sprach die BZMG:

BZMG: Herr Kampmann, die Zentrumspartei möchte wieder in den Mönchengladbacher Rat einziehen, wie wollen Sie das erreichen?

Kampmann: Ich bin vom Bundesverband der Zentrumspartei beauftragt, für Mönchengladbach die entsprechenden organisatorischen Voraussetzungen zur Gründung eines Stadtverbandes Mönchengladbach zu schaffen. Dazu wird es in der 2. Januarhälfte eine Gründungsversammlung geben, auf dem auch ein Stadtverbandsvorstand gewählt werden soll.

BZMG: Haben Sie schon genügend Gleichgesinnte?

Kampmann: In der Zwischenzeit haben sich etwa 20 Mönchengladbacher Bürger bereit erklärt, in der Zentrumspartei mitzuarbeiten. Mit weiteren stehe ich in guten Gesprächen. Wir werden natürlich nicht auf Anhieb alle 33 Mönchengladbacher Wahlkreise mit eigenen Kandidaten besetzen können, denken aber, dass wir in der Mehrheit davon gut aufgestellt sein werden.

BZMG: Wo liegen Ihre Themenbereiche?

Kampmann: Das sind in erster Linie Wirtschaft und Finanzen mit besonderem Blick auf die desolate Lage in Mönchengladbach, Bildung und Pädagogik, Kultur und Kommunikation, Gesundheit und Soziales und darüber hinaus auch europäische Themen. Weitere Themenbereiche deuten sich aber schon an.

BZMG: Die Zentrumspartei hatte ursprünglich eine sehr stark katholische Ausrichtung. Bleibt es dabei?

Kampmann: Nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Partei allen christliche gesinnten Bürgern geöffnet. Sofern man in der heutigen Zeit überhaupt noch von „Glaubensrichtungen“ reden soll, steht für mich der ökumenische Gedanke im Vordergrund.

BZMG: Wenn Sie die Zentrumspartei in das Mönchengladbacher Parteienspektrum einordnen sollten, wo finden Sie sich da wieder? Eher in Richtung CDU oder eher in Richtung SPD.

Kampmann: So einfach ist das nicht. Lassen Sie es mich so erklären: Die Zentrumspartei hat sich von jeher dem christlich-sozialen Gedankengut verpflichtet gefühlt. Vor diesem Hintergrund würde ich für die Zentrumspartei das „C“ mit Verpflichtung zum christlich und nicht marxistisch motiviertem „S“ benutzen wollen.

BZMG: Wie hat sich die Zentrumspartei in den letzten Jahren in unserer Region entwickelt und wie kam es zum Auftrag als Sie, in Mönchengladbach einen Stadtverband ins Leben zu rufen?

Kampmann: Schwerpunktmäßig ist die Zentrumspartei im hiesigen Raum in Neuss und Umgebung politisch aktiv. Unser Bundesvorsitzender Gerhard Woitzik lebt in Dormagen. Dort ist er 1. stellvertretender Bürgermeister und vertritt die Zentrumspartei mit zwei weiteren Mitgliedern im Rat. Insgesamt sind 2004 in Dormagen neun Zentrumsvertreter in Rat und Ausschüsse eingezogen.

Ich bin seit Mai 2006 Zentrumsvorstand in Neuss und habe mich entschlossen, in Mönchengladbach Gleichgesinnte zu finden und hier die Zentrumspartei wieder zu etablieren. In der 2. Januarhälfte soll auf einer Gründungsversammlung ein Vorstand gewählt werden, der das Gedankengut der Zentrumspartei verbreiten und die Beteiligung an der Kommunalwahl mit ganz konkreten regionalen Themen vorbereiten wird.

BZMG: Bei der Kommunalwahl gibt es ja keine 5%-Hürde mehr und die neuste Rechtssprechung stärkt darüber hinaus auch kleinere Parteien, wenn sie weniger als 1% der Stimmen erhalten. Was erhoffen Sie sich von der Kommunalwahl? Und was können die anderen Parteien von Ihnen erwarten?

Kampmann: Wir hoffen, dass wir genügend Stimmen bekommen, um im Rat und in Ausschüssen ein „Wörtchen mitreden“ zu können. Dazu zählt, dass wir uns nicht von anderen Parteien „vereinnahmen“ lassen, wir Sachpolitik betreiben und uns vehement gegen den Mönchengladbacher Filz und die langjährigen Kungeleien wenden werden. Wir stehen für eine christlich-humanistische Kommunalpolitik, was nicht bedeutet, dass wir nur durch das „C“ auch die hiesige CDU unterstützen werden. Uns ist wichtig, dass Entscheidungen für den Bürger und nicht für persönliche Interessen Einzelner getroffen werden. Wir wollen, dass die Mönchengladbacher Bürger so früh und so umfassend wie möglich in die sie betreffenden Vorgänge eingebunden werden. Hinterzimmerpolitik, wie bei „Giesenkirchen 2015″ werden wir nicht mitmachen. Die anderen Parteien können da von uns Kooperation erwarten, wo ein wirklicher und nachhaltiger Nutzen für die Bürger und die Stadt sichergestellt ist.

BZMG: Zum Abschluss noch eine Frage zur Vergangenheit der Zentrumspartei. Bei der Machtergreifung Hitlers 1933 hat die damalige Zentrumspartei diesen mit zum Reichskanzler gewählt. Glauben Sie, dass Ihnen das bei der Kommunalwahl schaden könnte?

Kampmann: Die Zentrumspartei hat damals geglaubt, das kleinere Ãœbel zu wählen, indem sie ihr parlamentarisches Recht als Mitsprache wahrnahm. Dass Hitler kurz nach der Machtergreifung alle Parteien verboten hat, war das Schicksal des gesamten deutschen Volkes.

BZMG: Herr Kampmann, danke für das Gespräch.

Das Interview führten
Bernhard Wilms
und Harald Wendler

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