Ja ist denn schon Weihnachten. Oder was? • Weihnachtsmärkte & Co., deren Ausrichter und Ziele

Bernd Scherwatzki [ - Uhr]

Haben Sie den Rheydter Weihnachtsmarkt schon entdeckt? Wenn ich den sehe, werde ich direkt in meine Kindheit versetzt. Dann denk ich an John Wayne und die bösen Indianer.

Weil der aussieht wie eine Wagenburg amerikanischer Pioniere aus dem Wilden Westen kurz vor dem Überfall. Ich habe dann auch fernes Indianergeheul in den Ohren.

Verantwortlich dafür ist das Citymanagement.

Das ist eine Interessengemeinschaft von Händlern, die ihre Waren verkaufen wollen.

Und damit das richtig klappt, haben sie auch extra eine kleine Broschüre herausgegeben.

Da ist viel zu lesen über begleitende Veranstaltungen. Textauszug: „Pop, Christmas and much more – und viel Werbung.“

Hier findet eine gesellschaftliche Veränderung statt, über die wir reden sollten.

Auf der einen Seite wird lautstark und unerträglich dumm beklagt, dass ob der vielen Flüchtlinge ein Kulturwandel bevorsteht, auf der anderen Seite wird für den Profit alles getan damit es so kommt.

Zuletzt zu verfolgen bei der Diskussion über die Umwandlung von Sankt Martin in ein Lichterfest.

Dahinter steckt Konsumdenken durch und durch. Jedes Kind sollte das Recht auf einen Weckmann und eine Laterne haben und sich durch nichts davon abgeschreckt fühlen.

Wir müssen aufpassen, dass uns die Wirtschaft nicht zu hirnlosen Konformisten ihrer Kaufrauschideologie macht.

Sonst feiern wir irgendwann – einmal, zwölfmal, zweiundfünfzigmal im Jahr? – die Geburt des kleinen Consumus.

Seine Botschaft empfangen wir automatisch durch ein Window auf einem der uns jederzeit und überall umgebenden elektronischen Abspielgeräte.

Wir sehen ihn zwischen zwei Pappscheiben Weißbrot, den Kopf auf eine Tomatenscheibe gebettet, umgeben von drei dunklen Brauseflaschen die seinen Durst stillen sollen und hören: „Freude auf Erden und den Menschen ein Shopping“.

Alle fünf Minuten wird  Werbung eingeblendet. Damit wir nicht vergessen, was wir ihm zu verdanken haben.

In diesem Sinne: Besinnliche Weihnachten.

Solange noch einer weiß, was das ist.

 

Ein Kommentar zu “
Ja ist denn schon Weihnachten. Oder was? • Weihnachtsmärkte & Co., deren Ausrichter und Ziele”
  1. „Wir müssen aufpassen, dass uns die Wirtschaft nicht zu hirnlosen Konformisten ihrer Kaufrauschideologie macht.“

    Hmm. Macht? Mir kommt es immer mehr so vor, als wäre das der Wirtschaft längst gelungen.

    Es geht vor allem darum: süßer sollen die Kassen nie klingeln!

    Auch Christkind und Weihnachtsmann haben ihren Teil am ewigen Wachstum beizutragen!

    Man stelle sich vor es ist Weihnachten und keiner kauft ein! Nur Tanne oder Fichte, ein Teller Lecker und Zeit füreinander? Geht gar nicht!

    Alternativ a la Merkel:

    Liederzettel kopieren und jemanden auftreiben, der Blockflöte spielen kann.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article158969829/Mit-Blockfloeten-gegen-den-Verlust-christlicher-Werte.html

    O.k. war nicht nur für Weihnachten, sondern auch gegen Angst um den Verlust christlicher Werte, aber passt trotzdem nicht zur von ihr gewünschten „marktkonformen Demokratie“. Gibt estimmt auch lukrativere, profitorientierte Lösungen.

    Aber, daran kann man ja noch arbeiten.

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