75 Jahre Neuwerker Heimatfreunde

Red. Neuwerk [ - Uhr]

Sommerfest_Neuwerker Heimatfreunde1Voll und ganz zufrieden blicken die Neuwerker Heimatfreunde auf den Ablauf ihres Sommerfestes am vergangenen Sonntag: Zahlreiche Besucher tummelten sich in und um das Priorhaus, kauften Lose, Bier und Würstchen und zeigten sich mindestens genauso freundlich wie das Wetter.

Pünktlich zum Fest und zu ihrem Jubeljahr präsentierte der Heimatverein den 3. Band der Buchreihe „Bilder aus dem alten Neuwerk“, auf den viele Anhänger schon sehnsüchtig warteten und der erwartungsgemäß einen guten Absatz fand.

Klosterkirche1Der Festakt zum 75-jährigen Vereinsbestehen hatte bereits am Samstag, 23. Juli, „in der Keimzelle von Neuwerk“, der Klosterkirche, stattgefunden. Vertreter aus Vereinen, Politik, Verwaltung und Institutionen füllten an diesem Tag die Klosterkirche bis auf den letzten Platz.

Heimatfreunde Neuwerk - Heinz VennenDoch bevor sich alle im Kirchenschiff versammelten Gäste des Heimatvereins zu Umtrunk und Gesprächen in den Kreuzgang der Klosterkirche Neuwerk einfanden, eröffnete Heinz Vennen (Archivbild), Vorsitzender der Neuwerker Heimatfreunde, den Festakt. Was er den Zuhörern vom Werdegang der Neuwerker Heimatfreunde erzählte, ist hier zu lesen:

„…Johann Schufen sen., ein Drechslermeister von der Hovener Straße, war in Neuwerk ein gern gesehener Mann. Er nahm mit großem Interesse und aktiv am Vereinsleben in Neuwerk teil und war überall mit Rat und Tat dabei.

Er war es auch, der am 3. April 1936 ein paar Freunde zu sich nach Hause einlud. In zwangloser Runde saß man zusammen und es wurden viele Geschichten aus alter Zeit erzählt. Das gefiel allen so gut, dass diese Treffen von nun an regelmäßig stattfanden und die Teilnehmerzahl sich noch vergrößerte. Dieses erste Treffen gilt für uns Heimatfreunde als Gründungsdatum, so steht es auch in unseren Statuten…

Die ersten Erzähltreffen der Heimatfreunde nannte man auch die „Rook Ovende“, denn es wurde nicht nur erzählt, sondern auch fleißig geraucht.      Dicker Zigarren- und Pfeifenrauch nebelte bald die Anwesenden ein, und wenn dabei dann die Geschichte vom „Jries- oder Nebelabend in der Donk“ erzählt wurde, dann war man mitten im Geschehen.

Stellen sie sich einmal vor, unsere Gründungsväter würden in die heutige Zeit versetzt und sie sollten, so wie damals, noch einmal die Neuwerker Heimatfreunde gründen. Sie wären sehr bald als „Raucher- Club“ verschrien gewesen, und das „Nichtraucher- Schutzgesetz“ hätte wahrscheinlich die Vereinsgründung verhindert. Wir allerdings sind den Vereinsgründern dankbar, denn es gibt ein schönes Sprichwort das besagt: „jerück Vleesch hält sech länger“ und so können wir heute unser 75jähriges Jubiläum feiern…“

Bei diesen Worten konnte sich keiner ein Schmunzeln verkneifen. Heinz Vennen kam nun zügig zu einer Herzensangelegenheit der Neuwerker Heimatfreunde: der Bewahrung der Mundart.

„Den Gründern des Vereins Neuwerker Heimatfreunde war es 1936, von den ersten kleinen Anfängen an wichtig, die Werte unserer Vorfahren zu bewahren und in Ehren zu halten. Das alte Kulturgut sollte in Erinnerung behalten werden und an uns folgende Generationen weiter gegeben werden. Dazu gehört auch unsere Muttersprache, das Neuwerker Platt.

Und wie kommen die Neuwerker Heimatfreunde diesen Ansprüchen unserer Gründer, heute, 75 Jahre später nach?

Wir machen es wie unsere Gründungsväter, wir erzählen Geschichten. Zugegeben, in einer anderen Form als damals, die überwiegende Mehrzahl der Vorstandsmitglieder ist Nichtraucher. Alle zwei Jahre erzählen wir Geschichten in Mundart bei unseren Mundartabenden, die einen regen Zulauf an interessierten Zuhörern haben. Wir sind stolz darauf, dass wir dafür keine auswärtigen Kräfte ansprechen brauchen, wir schaffen es immer noch, diese Abende mit eigenen Kräften zu gestalten…“

Der letzte Mundart-Abend fand im Rahmen der 875-Jahr-Feierlichkeiten statt. Da diese beliebte Veranstaltung in der Regel im Zweijahres-Rhythmus stattfindet, wäre es also im nächsten Jahr wieder soweit.

Heinz Vennen ging nun auf den zweiten Schwerpunkt der Vorstandsarbeit ein: der Veröffentlichung von Schriften und Büchern.

„Im Laufe der Zeit veröffentlichten die Neuwerker Heimatfreunde eine umfangreiche Schriftensammlung, worin Geschichten aus der Neuwerker Vergangenheit erzählt werden. Hier sei im Besonderen an die wertvollen Beiträge von Dr. Karl L. Mackes erinnert.

Heute noch gibt es regelmäßig die Schriftenreihe „Neuwerker Geschichte(n)“, welche spezielle Themen aus unserem Ortsteil behandelt. Es sind in dieser Reihe inzwischen 19 Hefte erschienen, dabei sind die Hefte mit Mundartbeiträgen nicht mitgezählt. Ergänzt wird das Ganze durch zwei Bildbände welche uns wahrhaftig in die Vergangenheit schauen lassen…“

Bildband "Aus dem alten Neuwerk" 3An dieser Stelle verwies Heinz Vennen auf das jüngste Werk des Vereins: den dritten Bildband zur Reihe „Bilder aus dem alten Neuwerk“ und kam auf einen weiteren Schwerpunkt der Vereinsarbeit zu sprechen: der Unterhaltung und Pflege des Heimatmuseums im Priorhaus.

Priorhaus„…Jeder Gegenstand, der hier ausgestellt ist, erzählt Geschichten aus alter Zeit.

Dort sehen wir oft glänzende und staunende Augen bei den Besuchern, besonders bei den Kindern der Grundschulen, die uns regelmäßig und gerne besuchen, denn hier wird das Leben unserer Vorfahren so richtig lebendig. Mit den Führungen für die Schulkinder werden wir auch dem Auftrag unserer Vorgänger gerecht, unser Wissen an die nächste Generation weiter zu geben.

Eine besondere Freude ist es für uns, wenn am Tag der „offenen Tür“ Eltern mit ihren Kindern kommen und die Kinder dann die Eltern vollkommen mit „Wissen“ mundtot machen. Wenn die erstaunten Eltern dann fragen: „Woher weißt du das?“ dann sagen die Kinder: „Ich war schon einmal hier!“

Gibt es eine schönere Rückmeldung?…“

Soweit die Ausführungen von Heinz Vennen zum 75-jährigen Jubiläum der Neuwerker Heimatfreunde.

Zwischen zwei wunderschön vorgetragenen Musikbeiträgen gratulierte Hermann-Josef Krichel-Mäurer, Bezirksvorsteher Ost, den Heimatfreunden zum Jubiläum.

Die Laudatio hielt zum Schluss Norbert Post, MdL, der selbst lange Jahre die Geschicke des Neuwerker Heimatvereins leitete. Lebendig erzählte er aus der Vereinsgeschichte, die auch in einer Ausstellung im Kreuzgang dargestellt wurde.

Alles in allem ging der Wunsch des Vereinsvorsitzenden Heinz Vennen in Erfüllung: eine harmonische und schöne Jubiläumsveranstaltung der Neuwerker Heimatfreunde.

Informationen zu den Neuwerker Heimatfreunden, Losnummern des diesjährigen Sommerfestes, Bücher, Schriftenreihen, Heimatbilder und mehr findet sich unter Neuwerker Heimatfreunde.

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar