Schulentwicklungsplanung 2010 • Teil V: Die Gymnasien [mit O-Ton Ulrich Elsen]

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

Die eingangs im Bericht über die Realschulsituation (Teil IV: Die Realschulen) erwähnten Grundlagen gelten natürlich auch für die städtischen Gymnasien. Da rund 14 % der an Gesamtschulen aufgenommen SchülerInnen eine Empfehlung zum Gymnasium haben, könnte sich eine Ausweitung des Gesamtschulangebotes auch in diesem Bereich auswirken.

Fakt ist: Bereits seit Aufgabe des Gymnasiums Neuwerk vor 5 Jahren ist Politik und Verwaltung bekannt, dass die Schließung eines weiteren städtischen Gymnasiums schon aufgrund der Tatsache allgemein-rückgehender Schülerzahlen absehbar ist.

Angesichts dieser Sachlage sollte ein „Konzept zur Neustrukturierung der Schullandschaft in Mönchengladbach“, dass diesen Namen auch verdient, mehr als nur 1½  Seiten Text (inklusive zweier Tabellen) im Kapitel „Gymnasien“ bieten.

Detaillierte Auskünfte bietet allerdings der Schulentwicklungsplan (SEP) 5, der gesicherte Daten bis zum Schuljahr 2007/08 und Prognosen der einzelnen Gymnasien bis 2012/13 liefert.

Zu den im Konzept aufgeführten Fakten:

  • Die Übergangsquote der Grundschüler an die Gymnasien beträgt durchschnittlich 36,5 % (Auswertung der Daten von 06/07 bis 08/09).
  • Der Klassenfrequenzrichtwert ist 28 SchülerInnen.
  • Die Zahl der Eingangsklassen soll von 34 (2009/10) auf 32 (2014/15) zurückgehen.

Ein ungenanntes, aber bekanntes Faktum:

  • Ein Gymnasium muss auf Dauer gesichert 3-zügig sein.

Im Konzept heißt es: „Die Bilanz zeigt, dass… die vorhandenen Regelaufnahmekapazitäten bis zum Schuljahr 2011/12 weitgehend ausgelastet sind. „Erst“ mit dem Schuljahr 2012/13 ist mit einem leichten Anstieg der freien Aufnahmekapazitäten zu rechnen“.

„Erst 2012/13″? Wir schreiben das Jahr 2010, das Wort „erst“ wirkt deplaziert, wolle man ernsthaft gestalten und entscheiden.

Keine Handlungsvorschläge, keine Einzeldarstellungen – nichts. Hierzu muss – wie gesagt – in den SEP 5 geschaut werden. Peinlich!

Es fehlt – wie auch beim Kapitel „Realschulen“ – in dem Konzept die Darstellung der Situation an den einzelnen Gymnasien. Einzig die gesamtstädtische Situation wird wiedergegeben.

Bei den Hauptschulen war eine Analyse nach Standorten möglich. Warum nicht bei den Gymnasien?

„Erst 2012/13″ kann daher nur bedeuten: Anmeldungen abwarten und dann mal sehen.

Im „Konzept …“  ist das Problem der auch an Gymnasien rückläufigen Schülerzahlen auf die Frage des Standortes einer 6. Gesamtschule reduziert: Welches Gymnasium darf es denn bitteschön sein, das sich mittelfristig zur Umwandlung eignen könnte? 

Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium?

Fünfzügig, Ganztagsschule mit Wahlmöglichkeit zum Halbtagsunterricht.

Umwandlung? Geeignet.

Prognose SEP5: 4 bis 5-zügig. 

Stiftisch-Humanistisches Gymnasium?

Dreizügig, nur mit großen Einschränkungen wegen des Raumpotentials

Umwandlung? Untauglich

Prognose SEP5: 3-zügig. 

Gymnasium am Geroweiher?

Vierzügig, ganztags,

Umwandlung? Geeignet.

Prognose SEP5: 3 bis 4-zügig 

Gymnasium Rheindahlen?

Dreizügig.

Umwandlung? Nur bei gleichzeitiger Aufgabe der Hauptschule

Prognose SEP5: 2 bis 3-zügig. 

Franz-Meyers-Gymnasium?

Vierzügig,

Umwandlung? Geeignet, da durch die beschlossene Aufgabe der Hauptschule Asternweg ausreichend Räume für eine 6. Gesamtschule vorhanden wären.

Prognose SEP5: 3-zügig. 

Gymnasium an der Gartenstraße?

dreizügig,

Umwandlung? Mit Einschränkungen geeignet (es würden Fachräume fehlen).

Prognose SEP5: 4-zügig. 

Hugo-Junkers-Gymnasium?

dreizügig,

Umwandlung? Geeignet.

Prognose SEP5: 3-zügig. 

Gymnasium Odenkirchen?

Fünfzügig,

Umwandlung? Geeignet.

Prognose SEP5: 4 bis 5-zügig. 

 

Ein Sonderfall ist die Bischöfliche Marienschule, da diese unter privater Trägerschaft des Bistums Aachen besteht. Fünf Eingangsklassen werden regelmäßig gebildet.

Der Schuldezernent betrachtet in seinem Konzept ausschließlich die räumliche Situation. Er hätte leicht die Daten des SEP5 fortschreiben können, um Prognosen zu ergänzen.

Um Entscheidungen sachgerecht treffen zu können, bedarf es der Darstellung der Schülerströme. Erst dann können wichtige Fragen beantortet werden, wie:

  • Von welchen Grundschulen wechseln die Schüler bevorzugt an welches Gymnasium?
  • Welche Schülerzahlen werden für diese Einzugsgebiete prognostiziert?
  • Wohin könnten sich Eltern und deren Grundschulkinder bei Umwandlung eines Gymnasiums alternativ orientieren?

Alles Fragen, die Dr. Fischer z.B. bei seinem Vorschlag zur Schließung der Hauptschule Asternweg (Giesenkirchen) und Wickrath beantworten konnte und die sich aus der Darstellung der einzelnen Grundschulstandorte ergeben.

Hatte er keine Zeit, um zumindest für die Schulstandorte, die aufgrund des Raumangebotes zur Umwandlung in eine 6. Gesamtschule geeignet sind, die Sachlage umfassend darzulegen?

Dieses Konzept war zum Zeitpunkt der Vorstellung genau in dieser Form politisch gewollt.

Dr. Fischer brachte zu Papier, was Politiker hören und lesen wollten.

Vielleicht, um jeder Schule noch einmal eine Chance beim diesjährigen aktuell laufenden Anmeldeverfahren zu geben. 

Vermutlich eher in der Hoffnung, dass dadurch politische Entscheidungen abgenommen werden.

Möglicherweise wartet die Verwaltung (im Einklang mit der Politik) aber auch nur ab, um sich den Aufwand für eine umfassende Analyse zu ersparen. Denn wer weiß, wie die diesjährigen Anmeldezahlen sind und ob auch alle Gymnasien drei Eingangsklassen bilden können.

Nicht vergessen werden darf der Ausgang der Landtagswahl im Mai 2010, die auch für die Schulpolitik richtungweisend sein könnte.

  • Wie entwickeln sich die Gymnasien in den Folgejahrgängen?
  • Wie viele Schüler verbleiben bis zur Klasse 10, bis zum Abitur, wie viele wechseln und wohin?
  • Wie entwickeln sich die Oberstufen?

Antworten bietet der SEP5. Hier sind zumindest für jedes Gymnasium die Schülerzahlen des Schuljahres 2007/08 für die einzelnen Jahrgänge der Sekundarstufe (SEK) I (Stufen 5 bis 10) und der SEK II (Oberstufen 11 bis 13) dargestellt.

Ausblicke und Prognosen auf die Folgejahre fehlen jedoch.

Das Interview mit Schulausschussvorsitzendem Ulrich Elsen zu diesem Teil des Konzepts hören Sie hier:

[audio:09-12-10-05-gymnasien-mono.mp3]

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