Karl Sasserath (Grüne): „Karstadt muss geholfen werden“

Red. Rheydt [ - Uhr]

bzmg-karl-sasserath-2009[26.05.2009] „Eine Schließung des Warenhauses Karstadt in Folge einer Insolvenz und ein Leerstand dieser Immobilie würde Rheydt als Zentrum gravierend treffen. Zudem ist die Warenhauskette ein wichtiger Arbeitgeber: 140 Mitarbeiter sind allein am Standort Rheydt beschäftigt. Auch sie sind besorgt um ihre Arbeitsplätze“, so Karl Sasserath.

Der Blick auf die Situation des Essener Handels- und Touristikkonzerns Arcandor und damit die Zukunft des Karstadt-Hauses in Rheydt treibt Karl Sasserath die Sorgenfalten in die Stirn. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende weiß als Bezirksvorsteher von Rheydt-Mitte um die Wichtigkeit des Warenhauses für den Standort Rheydt.

Karstadt Rheydt ist seit 1976 mit der Stadt eng verwurzelt. In der Innenstadt Rheydts verfügt das Unternehmen über eine Verkaufsfläche von über 10.000 Quadratmetern. „Kein anderes Warenhaus dort bietet seinen Kundinnen und Kunden ein so reichhaltiges Warenangebot“, so der Grünen-Chef.

Ohne Frage ist Karstadt-Rheydt ein Frequenzbringer für den übrigen Einzelhandel und ein wichtiger Nahversorger in zentraler Lage in einem der am höchsten verdichteten Stadtgebiete Mönchengladbachs.

Sasserath: „Mit seinem Angebot und seiner Funktion ist das Unternehmen außerordentlich wichtig für das Funktionieren der Rheydter Innenstadt.“

Eine Zerstörung dieser Struktur hätte unabsehbare Folgen – für die rund 140 Karstadt-Mitarbeiter in Rheydt wie für die Innenstadtstruktur.

Der Bezirksvorsteher will sich daher mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dafür einsetzen, dass die Arbeits- und die Ausbildungsplätze bei Karstadt-Rheydt erhalten bleiben.

„Es kann nicht angehen, dass die Bundesregierung für Banken einen staatlichen Schutzschild in einer Höhe von 300 Milliarden Euro spannt, aber für ein Unternehmen wie Karstadt, das über 50.000 Menschen beschäftigt, die erforderlichen Hilfen verweigert“, sagt Sasserath.

Er sieht hier auch die Lokalpolitik in der Pflicht: „Alle verantwortlich denkenden Politiker Mönchengladbach sind aufgefordert, hier nachhaltig gegenüber der Bundesregierung die Bereitstellung der notwendigen Bürgschaft und für den beantragten Kredit bei der Bank für Wiederaufbau einzutreten“, betont er.

In den vergangenen Tagen hatte der Karstadt-Betriebsrat alle Fraktionen des Rates angeschrieben und auf die Notwendigkeit der Bürgschaft der Bundesrepublik Deutschland und eines Kredits der Bank für Wiederaufbau für den Erhalt der Arbeitsplätze hingewiesen. Die Karstadt-Geschäftsführung wiederum betonte mehrfach, dass sie die staatlichen Unterstützungen zurückzahlen werde.

„Karstadt ist ein Unternehmen, das sich ganz konkret in die Innenstadtstrukturen einbindet und sich dort engagiert“, hat der Grünen-Politiker festgestellt.

In der Karstadt-Immobilie zwischen dem Marktplatz Rheydt und der Stresemannstraße befinden sich neben dem Warenhaus große Teile der Stadtverwaltung, so beispielsweise das gesamte Dezernat Bauen und Planen mit mehreren Hundert Beschäftigten.

In der Karstadt Immobilie ist auch die Stadtbücherei untergebracht. Die Tiefgarage unter dem Rheydter Markplatz ist funktional eng mit dem Karstadt Gebäude verzahnt.

„Eine Schließung Karstadts in Folge einer Insolvenz und ein sich daran anschließender Leerstand der Immobilie würde Rheydt als Zentrum treffen“, hat Karl Sasserath erkannt. In der Folge würde das Zentrum der Rheydter Innenstadt gravierend geschwächt. Die Folgen wären unabsehbar.

„Ich vermag nicht zu erkennen, wer ein Defizit dieser Art im zentralen Lebens-, Wohn- und Versorgungsraum Rheydts schließen könnte“, meint der für sein Engagement bekannte Bezirksvorsteher.

Für ihn ist „eine Stärkung und Revitalisierung der Innenstadt als zentralem Bereich städtischen Lebens“ von entscheidender Wichtigkeit.

Eine Schwächung der Innenstadt hält der Grüne auch aus ökologischer Sicht für wenig wünschenswert, „weil dies zwangsläufig eine Erhöhung der Verkehrsströme aus dem Zentrum an die Peripherie nach sich zöge.“

All das sind Gründe genug für den Bezirksvorsteher von Rheydt-Mitte, Unterstützung einzufordern für Karstadt und klar Stellung zu beziehen: „Die Landtags- und Bundestagsfraktionen sind aufgerufen, das Ersuchen von Karstadt nach Unterstützung zu prüfen und zu unterstützen“, meint Sasserath, die MdB Dr. Günter Krings und Hildegard Wester, die MdL Hans-Willi Körfges, Angela Tillmanns, Norbert Post und Michael Schroeren sowie Oberbürgermeister Norbert Bude entsprechende Schreiben zukommen ließ.

Ein Kommentar zu “Karl Sasserath (Grüne): „Karstadt muss geholfen werden“”
  1. Je näher die anstehenden Wahlen heranrücken, desto leidenschaftlicher werden mit einem atemberaubenden Tempo Bürgschaften oder staatliche Hilfen zur Lösung der Wirtschaftskrise angepriesen. Steuermilliarden, die im schlimmsten Fall wie beim Roulette-Spiel ganz plötzlich verloren sein können.

    Dabei erscheint es doch geradezu paradox, dass die Krise, die erst durch das Machen von Schulden entstanden ist, nun durch noch mehr Schulden gelöst werden soll. Schulden, die auf dem Rücken der zukünftigen Genrationen gemacht werden. Wie soll das bitte funktionieren?

    Nach Opel stehen bereits weitere krisengeschüttelte Unternehmen wie Arcandor mit Karstadt als Empfänger von staatlichen Hilfen parat. Wer zu Opel „Ja“ sagt, kann zu Karstadt natürlich nicht „Nein“ sagen; auch nicht zu Schaeffler/Conti oder anderen mittelständischen Unternehmen, die um ihre Existenz fürchten. Ein Fass ohne Boden!

    Der Schuldenrekord der Bundesrepublik steigt somit jedenfalls auf einen neuen Schuldenrekord (2009 um weitere 10,7 auf insgesamt 47,6 Milliarden Euro).

    Es geht nicht darum, dass der Staat tatenlos zusehen soll, wie Arbeitsplätze verloren gehen oder ein wichtiger Einzelhandelsstandort wie beispielsweise in Rheydt mit Karstadt zugrunde geht. Es geht darum, dass die Entscheidung nicht auf dem Rücken der zukünftigen Generationen ausgetragen und auch nicht für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert werden darf.

    Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft müssen Grenzen haben. Der Staat kann nicht für jedes krisengeschüttelte Unternehmen in die Bresche springen. Bereits heute ist der Staat mit seinen zahlreichen Aufgaben finanziell maßlos überfordert. Er kann sich nicht noch weiter übernehmen. Wo soll das hinführen?

    Zumal der Staat – wie das Beispiel DDR leider eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat – keineswegs der bessere Unternehmer ist.

    Soziale Marktwirtschaft gut und schön; aber auch die Soziale Marktwirtschaft stößt auf Grenzen und diese sind aller spätestens dann erreicht, wenn die Schulden bei Weitem das übersteigen, was zukünftige Generationen abzuleisten im Stande sind.

    Milliarden Schulden machen und dabei die Risiken auf andere verlagern, so hat die Finanzkrise begonnen. Milliarden Schulden machen und die Risiken auf die zukünftigen Generationen verlagern, so versucht man nun auch die Wirtschaftskrise zu bewältigen. Aber diesmal gehen die Risiken an Steuerzahler, die noch nicht einmal geboren sind.

    Schade, dass Herr Sasserath in seiner Pressemitteilung auf all diese Fragestellungen mit keinem Wort eingeht.

    Wo sind eigentlich die anderen politischen Jugendorganisationen, insbesondere die Grüne Jugend, bei diesem Thema abgetaucht? Die Interessen der jüngeren oder zukünftigen Generationen nehmen sie so jedenfalls nicht wahr!

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