Pflege-Thema wurde nicht öffentlich beraten – Transparenz sieht anders aus

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Forderung-kleinSollte dies Schule machen, so werden die Bürger unserer Stadt in Zukunft wohl noch des Öfteren derartige ärgerliche Erlebnisse haben. Gefordert war seitens der Ampel ein Bericht der Verwaltung zur Pflege-Situation in unseren Alten-und Pflegeheimen.

Vorgestellt werden sollte dieser im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren am 14. September 2010 im Rathaus Abtei.

Für den Tagesordnungspunkt, Bericht der Verwaltung zum aktuellen Thema Pflege-Mängel, waren Mitarbeiter aus Heimen der Sozialholding mit ihrer Betriebsratsvorsitzenden Monika Kuhlen-Heck extra ins Rathaus gekommen.

Sie hatten kleine Plakate mitgebracht (siehe Bild) um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Was dann aber dort, im Sozialausschuss seitens der Politiker mitgeteilt wurde, war, gelinde ausgedrückt, eine Farce.

Es wurde schnell klar, niemand wollte dieses brisante Thema öffentlich beraten.

Uwe Bohlen (SPD)  meinte, die Staatsanwaltschaft habe sich ja damit befasst und tue es wohl noch. Es handele sich wohl um ca. 30 Fälle. Das halte die Ampel für eine bedenkliche Situation.

Politik müsse sich damit beschäftigen. Ihr Ansinnen sei es, in die Zukunft zu blicken, sie müssten überlegen, wie es dazu kommen konnte.

„Wir werden in ‚Nichtöffentlichkeit‘ weiter über den uns vorliegenden schriftlichen Bericht der Verwaltung beraten“, so Bohlen.

Norbert Post (CDU) lobte die in dieser Stadt so riesige Anzahl von guten Pflegeeinrichtungen und von guten Pflegekräften. Er sei diesen Leuten dankbar für die gute Leistung die sie bringen.

Bohlen wies nochmals darauf hin, dass vor allem durch die Medien-Berichterstattung sehr große Verunsicherung entstanden sei. Es mache Sinn, dies alles im nichtöffentlichen Teil zu behandeln.

Dezernent Dr. Michael Schmitz betonte, dass es nur in einem Fall notwendig war, seitens des Amtes für Altenhilfe tätig zu werden.

Heinz-Herbert Paulus, vom Diakonischen Werk, fühlte sich gereizt und meinte, gleich mit der Keule, mit der Polizei zu kommen, fände er nicht gut. Die Polizei habe Ermittlungsübereifer gezeigt.

Lediglich der Seniorenvertreter im Ausschuss meinte, die Situation werde falsch dargestellt. Er bat darum, man möge ein Augenmerk auf die Pflege legen.

Es gäbe in Wirklichkeit viele Fälle, sie würden aber nicht öffentlich, aus Angst vor Repressalien. Das alles konnte die Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen nicht wirklich zufriedener machen.

Sie mussten den Ratssaal verlassen, der öffentliche Teil war beendet. Sie waren sichtlich enttäuscht ob des sichtbaren Desinteresses der politischen Vertreter an Öffentlichkeit.

„Wir hatten eine große Erwartungshaltung“, erklärt eine Pflegerin „was sind das für Politiker? Es waren doch auch Landespolitiker da.“

Eine andere meint: „Die Rahmenbedingungen für die Altenpfleger müssen verbessert werden“. Und weiter: „Wir brauchen mehr Leute, haben zu viele administrative Tätigkeiten, die Zeiten gehen dem Bewohner direkt verloren. In den letzten 15 Jahren sind so viele administrativen Tätigkeiten hinzugekommen, dass etwa 25-30% der Fachkräfte die Administration erledigen und nicht mehr in der aktiven Pflege tätig sind.“

„Es wurde gemauert, das war leider zu erwarten,“ meinte eine betroffene Bürgerin, die ebenfalls mitgekommen war. Besonders schräg angekommen war der Hinweis über die Arbeitsweise der Polizei.

„Niemand hat sich vor die Polizei gestellt,“ ärgert sich Christel Stamm. Sie alle wollen weitermachen um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen auf eine ungute Situation im Pflege-System.

Unsere Politiker hingegen entziehen sich dieser Öffentlichkeit. Hoffentlich nur heute.

5 Kommentare zu “Pflege-Thema wurde nicht öffentlich beraten – Transparenz sieht anders aus”
  1. @ B. Mick

    na. sie haben aber ideen! öffentlichkeit? Wie man zu der steht wurde demonstriert. man tagte hinter verschlossenen türen.

    frage: warum? wenn alles optimal läuft!

    verwaltung und politik waren sich ganz schnell einig, so zu handeln.

    liegt bestimmt nur an diesen „überzogenen vorstellungen“ einiger querulanten bei angehörigen, heimbewohnern und pflegepersonal.

    was, wenn der kritisierte „übereifer“ ausgeblieben wäre und gravierende mängel zutage gefördert worden wären oder noch werden? dann hätte es gegenteilige vorwürfe gehagelt. Wenn stimmt, dass ein heimbewohner sozusagen verdurstete – ist dann ermittlung übereifer?

  2. Da sind doch einige Fragen an die Vorsitzende des Sozialausschusses sicher angebracht:

    Hat sie persönlich Fachkenntnisse speziell im Bereich der Altenpflege, oder verläßt sie sich bei Entscheidungen des Ausschusses auf die Aussagen der Mitarbeiter des Amtes für Altenhilfe (Heimaufsicht)?

    Kann sie beurteilen ob das Amt für Altenhilfe (Heimaufsicht) nur einfach „sachgerecht“ arbeitet, anhand der gesetzlichen Bedingungen, oder ist sie darüber hinaus auch in der Lage zu artikulieren woran es in den Heimen fehlt?

    Ist sie bereit und in der Lage sich politisch einzusetzen für bessere Rahmenbedingungen in der Altenpflege, z.B. einen verbesserten Personalschlüssel?

    Ist sie bereit, dies auch öffentlich zu tun?

  3. Ergänzung der Redaktion:

    Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit, Soziales und Senioren ist Monika Berten (SPD), Beruf: Leitende Kinderkrankenschwester. Darüber hinaus Mitglied in der Landschaftsversammlung und im Krankenhausausschuss des LVR (Landschaftsverband Rheinland): http://www.bz-mg.de/nach-den-wahlen/kommunalwahl-2009/wahlbezirk-17/spd-monika-berten.html

  4. transparenz? hat man angst davor? mit recht.

    in vielen einrichtungen geht es übel zu. nicht gefühlt. wirklich.

    unterbezahltes personal. hilfskräfte, die nachtschicht machen müssen. und zwar für 2 stationen. befristete verträge. lohndumping, gerne langzeitarbeitlose, da gibt’s zuschüsse. danach dürfen die wieder gehen, weil der nächste langzeitarbeitslose kommt.

    stimmt nicht? und ob.

    wäre mal interessant die kalkulationen zu sehen. im controlling versteckt sich vieles.

    altenpflege ist ein geschäft. ein lukratives. nicht für die senioren, die auf hilfe angewiesen sind. nicht für das personal, das einen job braucht. Für wen wohl?

    ermittlungsübereifer? würde ich jetzt auch sagen.

    es wird zeit, dass endlich genauer hingeschaut wird. bzw. dahinter.

    der fisch stinkt vom kopf. alter spruch. und stimmt.

  5. Bei der Abarbeitung von Pflegemängeln, wo auch immer, kommt man nicht wirklich weiter, wenn man die Pflege-Rahmenbedingungen nicht verändert. Es gibt ständig neue ungute Mitteilungen über Pflegesituationen.

    „Die Mönchengladbacher Pflege-Situation ist überall“.

    Ein kommunaler Sozialausschuss wird die Probleme auch nicht lösen können. Als Zuhörer konnte ich feststellen, dass die Ausschussmitglieder von den pflegerechtlichen Regeln keine Ahnung haben.

    Es wäre hilfreich, wenn endlich die Pflegekräfte einmal in entsprechenden Veranstaltungen, wo über allgemeine Reformen gesprochen wird, ihre Probleme vortragen würden. Bisher nehmen sich die Pflegekräfte zu sehr zurück.

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