Gesamtschule Neuwerk wird nach Hans Jonas benannt

Red. Neuwerk [ - Uhr]

Die Gesamtschule Neuwerk in Mönchengladbach wird nach dem in Mönchengladbach geborenen Philosophen Hans Jonas benannt.

Dies hat der Schul- und Bildungsausschuss des Stadtrates in seiner Sitzung am 5. Dezember einstimmig beschlossen. Damit folgt das Gremium einem ebenfalls einstimmigen Beschluss der Schulkonferenz der Schule, die sich ab dem kommenden Schuljahr 2013/14 Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk nennen wird. Im Vorfeld hatten die Nachfahren von Hans Jonas hierzu ihre Zustimmung gegeben.

Hans Jonas (1903 – 1993), dem 1989 die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt verliehen wurde, hat als Philosoph mit dem Werk „Das Prinzip Verantwortung“ weltweite Anerkennung gefunden.

In seinem 1979 erschienenen Buch formulierte Jonas eine Ethik für den Menschen im technologischen Zeitalter. Dem naiven Fortschrittsglauben setzte Jonas darin seinen Imperativ entgegen: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

Über Jonas uns sein wegweisendes Werk ist viel geschrieben worden. Weniger bekannt ist die Geschichte seiner Familie, die seit dem 19. Jahrhundert in Mönchengladbach ansässig war.

Hans Jonas stammte aus einer jüdischen Familie, die 1869 aus dem westfälischen Borken in die aufstrebende Textilstadt gezogen war, hier eine Lederwarenhandlung gründete und nach dem Ersten Weltkrieg eine Textilfabrik mit 120 Leinen-Webstühlen an der Hofstraße betrieb.

Jonas, der 1921 am Stiftisch Humanistischen Gymnasium sein Abitur machte, anschließend unter anderem Philosophie und Kunstgeschichte studierte und 1928 in Marburg promovierte, arbeitete nie aktiv im väterlichen Betrieb. Er hatte kein Interesse an der Weberei, ihn reizten mehr die philosophischen Auseinandersetzungen mit bekannten Geistesgrößen dieser Zeit.

Derweil mussten sich die Angehörigen in Gladbach mit dem aufkommenden Naziterror auseinandersetzen: In den 30er Jahren wurde das Familienunternehmen erst arisiert, dann liquidiert und im Juli 1939 schließlich aus dem Handelsregister gelöscht.

Hans Jonas hatte Deutschland im Sommer 1933 verlassen, blieb ein Jahr in London um sich dann in Palästina eine neue Heimat aufzubauen. Nach Deutschland wollte er erst wieder als Soldat einer Befreiungsarmee zurückkehren. Dieses Versprechen hielt er:

Im Sommer 1945 besuchte er als alliierter Soldat seine Heimatstadt Mönchengladbach. Hier erfuhr er dass seine Mutter Rosa 1941 aus dem Elternhaus an der Mozartstraße in Mönchengladbach verschleppt und 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet worden war.

Im neugegründeten Staat Israel leistete der inzwischen 45-jährige eine kurze Militärdienstzeit ab, bevor er 1949 nach Kanada und 1955 schließlich nach New York übersiedelte.

1955 erhielt er einen Ruf an die New School for Social Research in New York als Professor und Ordinarius für Philosophie.

Als Jonas 1987 in Frankfurt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, besuchte er auf Einladung der Stadt auch Mönchengladbach und schrieb ins Goldene Buch: „Tief bewegt vom Empfang durch meine Vaterstadt, 54 Jahre nach meiner Auswanderung – eine unerwartet festliche Wiederkehr.“

Im November 1989 wurde Prof. Dr. Hans Jonas in einem Festakt im Kaisersaal des Hauses Erholung die Urkunde über das ihm vom Rat der Stadt verliehene Ehrenbürgerrecht überreicht.

Am 5. Februar 1993 ist Jonas in New Rochelle bei New York gestorben.

In Mönchengladbach ist bisher der Hans-Jonas-Park auf dem Abteiberg nach ihm benannt.

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