Die Stresemannstraße

Dr. Georg Arnold [ - Uhr]

Bundesarchiv_Bild_146-1982-092-11_Gustav_StresemannDie heutige Stresemannstraße in Rheydt begann vor fast 500 Jahren als ein kleiner in Zickzacklinie verlaufender Fußpfad (Fußpatt), wurde dann im 18. und 19. Jahrhundert als Grachtweg oder De Greith und später als Pastoratweg oder Pastoratstraße bezeichnet.

Einige Jahre nach der Reichsgründung von 1871, wurde sie von der Stadtverordnetenversammlung in Kaiserstraße umbenannt und ausgebaut. 

Gepflastert wurde die damalige Kaiserstraße allerdings erst 1927, durfte dann ihren Namen noch 6 Jahre behalten und wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten auf Anordnung des Polizeipräsidenten vom 1. April 1933 in Dr. Frick Straße umbenannt.

Wilhelm Frick (1877-1946) war ein bekannter nationalsozialistischer Politiker und von 1933 bis 1943 Reichsminister des Inneren. Nach dem Krieg wurde er in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet.

Am 5. April 1945 erfolgte die Umbenennung in Stresemannstraße. Gustav Stresemann (1878-1929) war ein deutscher Politiker (DVP) und einer der führenden Köpfe der Weimarer Republik. 1923 wurde er für einige Monate Reichskanzler und blieb bis zu seinem Tode Reichminister des Auswärtigen.

1923 beendete sein Kabinett mit Einführung der Rentenmark die Inflation und den passiven Wiederstand gegen die belgisch-französische Ruhrbesetzung. Diese Maßnahmen führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und es folgte jene Zeit, die heute als sogenannte goldene 20er Jahre bezeichnet wird.

Auf der internationalen Bühne suchte Stresemann eine Verständigung mit den Siegermächten des ersten Weltkrieges und setzte sich für eine Einbindung Deutschlands in die internationale Gemeinschaft ein. Unter Stresemann erkannte die Weimarer Republik die neuen Westgrenzen an, leistete Gewaltverzicht und schrieb die Entmilitarisierung des Rheinlandes fest.

Deutschland wurde schließlich Mitglied des Völkerbundes und Stresemann erhielt 1926, zusammen mit seinem französischen Kollegen Aristide Briand, den Friedensnobelpreis. In Deutschland blieb ihm eine entsprechende Anerkennung allerdings versagt. Für seine Versöhnungspolitik wurde er als Erfüllungspolitiker beschimpft und von der nationalen Rechten als Todfeind betrachtet.

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