Awo Mönchengladbach kommt nicht zur Ruhe • Awo-Ortsvereine verlieren ihre Eigenständigkeit • Präsidium beschließt Satzungsänderung und weitgehende Zentralisierung • Vorstand des Awo-Ortsvereins Volksgarten tritt geschlossen zurück
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Wenn sich am 27.06.2015 die Mitglieder des Awo Ortsvereins Volksgarten zur Jahreshauptversammlung treffen, wird es nicht nur eine außerordentliche, sondern auch die letzte sein, weil an diesem Nachmittag die Vorstandsmitglieder ihren Mitgliedern erklären werden, warum sie zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen werden.
Dass es seit langem in der Awo Mönchengladbach Spannungen zwischen dem hauptamtlichen Vorsitzenden Uwe Bohlen (SPD) und einigen Ortsvereinen gibt, ist bekannt und hat, wie häufig in solchen Fällen etwas mit Geld und Zuständigkeiten zu tun.
Während die Vorstände der Ortsvereine Neuwerk und Volksgarten ihr ehrenamtliches Engagement nicht hinreichend gewürdigt und sich durch mangelnde Kommunikation und finanzielle Gängelungen massiv behindert sahen, will Bohlen die vollkommene Steuerung der Ortsvereine von der Brandenberger Straße (Sitz des Awo-Kreisverbandes) erreichen.
Bei diesem Ziel hat er im neuen Awo-Präsidiumsvorsitzenden Norbert Bude (SPD) einen tatkräftigen Unterstützer gefunden.
Bude wurde am 17.04.2014 mit nur etwa 74% der Stimmen (überwiegend Delgierte der Ortsvereine) in dieses Amt gewählt, während sich die übrigen Präsidiumsmitglieder durch erheblich mehr Stimmenanteile – teilweise über 90% – auf eine wesentliche breitere Zustimmung stützen konnten.
Ex-OB Norbert Bude (SPD) strebt Präsidiumsvorsitz der AWO Mönchengladbach an
Kaum beachtet und auch nicht kommuniziert wurde die Tatsache, dass das langjährige Awo-Präsidiumsmitglied Hans-Willi Körfges (SPD) für eine weitere Wahlperiode nicht mehr zur Verfügung stand, also am selben Tag aus diesem Gremium ausschied. Dass er auf der Homepage des Awo-Kreisverbandes dennoch als Präsidiumsmitglied genannt wird, kann durchaus redaktionelle Gründe haben.
Nachdem im vergangenen Jahr im Ortsverein Neuwerk der komplette Vorstand um Heinz Kempkens zurückgetreten war, zieht nun auch im Ortsverein Volksgarten der Vorstand Konsequenzen.
Das hatte vor einem Dreivierteljahr noch anders ausgesehen. Damals hatten die Vorstandsmitglieder noch die Hoffnung, dass sich das Verhältnis zu Uwe Bohlen zumindest etwas beruhigen würde.
Nun musste der engagierte, quirlige und auf eine saubere und kooperative Vereinsführung bedachte Vorsitzende des OV Volksgarten, Rainer Ossig, erkennen, dass diese Hoffnung getrogen hatte, wie er unserer Zeitung sagte.
Letzter Anstoß war eine vom Präsidium beschlossene Satzungsänderung, in der festgeschrieben wurde, dass es künftig nur noch vier Ortsvereine geben soll, deren Zuschnitt sich an den Grenzen der vier Stadtbezirke orientieren soll.
Danach werden die Ortsvereine Neuwerk (aktuell ohne Vorstand), Volksgarten und Giesenkirchen zu einem Awo-Ortsverein OST zusammengelegt. Deren Vorsitz hätte dann, nach den Vorstellungen einiger Präsidiumsmitglieder, Rainer Ossig übernehmen sollen. Dazu wird es nun nicht kommen.
Derzeit hat der Ortsverein Volksgarten ca. 190 Mitglieder, also wesentlich mehr als die mit ihm zu fusionierenden Ortsvereine Neuwerk und Giesenkirchen zusammen.
Die Zentralisierungsbestrebungen Bohlens und Budes werden auch dadurch deutlich, dass die Ortsverbände, die ihre Eigenständigkeit verlieren, auch ihre Kassen an den Kreisverband abgeben müssen, so dass dadurch der Handlungsspielraum der Ortsvereinsvorstände im Sinne ihrer Mitglieder, wie beispielsweise der des Awo-Vorstandes Volksgarten massiv eingeschränkt wird.
Dass dies durchaus Kalkül war, zeigt die Tatsache, dass künftig die Awo-Ortsvereinsvorstände keinen Kassierer mehr haben werden.
Wie Bohlen dies in den Awo-Ortsvereinen SÜD (hier ist Bohlen stellvertretender Vorsitzender) und WEST durchsetzen wird, ist für Ossig nicht mehr relevant.
Weil Ossig wegen vielfältiger Vorfälle (u.a. Ignorieren von Beschlüssen des Vorstandes und der Mitgliederversammlung des OV Volksgarten) die Handlungsweisen des hauptamtlichen Awo-Vorstandes Uwe Bohlen durch das Präsidium hinterfragen lassen wollte, erhielt er über Bohlens Rechtsanwältin, Barbara Gersmann, eine Aufforderung, diesbezüglich eine Unterlassungserklärung abzugeben.
Ob dies die einzige Auseinandersetzung innerhalb der Awo bleiben wird, die juristisch behandelt wird, ist fraglich.
„Solange ich noch Mitglied in der Awo bin, werde ich mich weiterhin ehrenamtlich um die Mitglieder des Ortsvereins Volksgarten kümmern und ihnen auch persönlich zu Geburtstagen gratulieren“ erklärt Rainer Ossig und fügt hinzu: „Dazu brauche ich mich nicht als „Awo-Funktionär“ aufzureiben.“
Eine der Sorgen der Mitglieder ist, dass diese Art der Kontaktpflege wegfallen könnte.
Dies werde er am 27.06.2015 bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die um 15:00 Uhr in der Begegnungsstätte Lürrip auf der Neusser Straße 401 stattfindet, bestätigen und erläutern, warum der gesamte Vorstand des OV Volksgarten „en bloc“ seinen Rücktritt von allen Ämtern erklärt.
Dass dadurch auch die Delegiertenfunktionen im Awo-Präsidium vakant werden, ist eine weitere Konsequenz.
Die Tagesordnung, die der Vorstand den Mitgliedern vorschlägt, sehe auch die Entlastung des Vorstandes vor, weil nur die Mitglieder das Recht hätten, ihren gewählten Vorstand von seinen Pflichten zu entbinden.
Der Beschluss der Satzungsänderung des Awo-Kreisverbandes Mönchengladbach e.V. hätte ohnedies zur Folge, dass die Vorstandsmitglieder zum 30.06.2015 sozusagen „automatisch“ ihrer Ämter enthoben würden.
Soweit wolle es der Vorstand des OV Volksgarten nicht kommen lassen.
„Ich bin zuversichtlich, dass die Mitglieder dies verstehen und akzeptieren werden“, so Rainer Ossig abschließend. Im Prinzip ändere sich hinsichtlich der Begegnungsstätte ja nichts, da diese bekanntlich vom Awo-Kreisverband betrieben werde.
1.
Stadtfilzer schrieb am 24.04.2015 um 20:25 Uhr:
Da sind die Richtigen zusammen: Bohlen, Bude, Gersmann (wenn auch „nur“ als Rechtsbeistand).
Ist die Aufteilung auf vier Ortsvereine eine Bude-Unternehmensberater-Idee?
Will der schon mal zeigen, was er an Rationalisierungsmaßnahmen alles „drauf“ hat (und in 10 Jahren als OB nie zum Einsatz brachte)?
Am Ende dieser „Umstrukturierung“ gibt es jedenfalls eine hübsche Machtkonzentration.
Das dürfte das eigentliche Ziel dahinter sein.