Mönchengladbach jetzt Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland

Hauptredaktion [ - Uhr]

Mit den Unterschriften von Oberbürgermeister Norbert Bude und dem Mönchengladbacher Sammler Dr. Gernot Blum geht eine der wohl größten Exlibris-Sammlungen aus Privathand weltweit in Form einer Schenkung an die Stadt Mönchengladbach über.

Der Rat hatte der Schenkung vor kurzem zugestimmt. Damit hat die Stadt ihr bereits 1996 in einer ersten Exlibris-Ausstellung durch die Stadtbibliothek zum Thema Antike erklärtes Ziel, Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland zu werden, erreicht.

Die rund 170.000 Exlibris werden nun in den kommenden Monaten und Jahren wissenschaftlich erfasst und sollen in Themenausstellungen immer wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Nur weniger als eine Handvoll öffentlicher Museen weisen ein solches Konvolut auf, unter anderem das British-Museum in London und das Gutenberg-Museum in Mainz.

Das Exlibris ist innerhalb der Kleingrafik eine eigenständige Kunstform, das auf der Innenseite eines Bucheinbandes eingeklebt wird und verdeutlicht, wem das Buch gehört.

Bereits seit dem Jahr 2000 hat das einzigartige Archiv der Deutschen Exlibris Gesellschaft mit rund 4.000 Büchern zum Thema Exlibris und 22.000 Original-Exlibris seinen Platz in der Zentralbibliothek an der Blücherstraße.

Mit der Übernahme der umfangreichen Sammlung soll laut Schenkungsvertrag gemeinsam mit der Deutschen Exlibris-Gesellschaft ein „Internationales Exlibris-Zentrum“ in Mönchengladbach errichtet werden.

Die Gesellschaft ist eine der ältesten kulturellen Vereinigungen in Deutschland und besteht seit 1891. Die Sitte, ein Buch mit einem gedruckten Exlibris (ex libris = aus den Büchern = aus der Bibliothek) zu kennzeichnen, geht auf die Zeit Dürers – Ende des 15. Jahrhunderts – zurück und entwickelte sich nach und nach zu einer eigenständigen Kunstform im Bereich der Kleingrafik.

Seit Übernahme der Dauerleihgabe präsentierte die Stadtbibliothek in losen Abständen immer wieder Exlibris unter unterschiedlichen Themenstellungen, zuletzt im vergangenen Jahr in der Nacht der Bibliotheken mit Exlibris zum Thema Erotik, und organisierte Exlibris-Tauschtreffen.

Das „Sammelfieber“ packte Dr. Gernot Blum bereits im Alter von 15 Jahren, als er von seinem Onkel eine 15-bändige Nietzsche-Ausgabe erhielt, deren Exemplare allesamt Exlibris aufwiesen.

Als 16jähriger fertigte er schließlich sein erstes künstlerisch gestaltetes Exlibris auf Elefantenpapier an und baute zwei Jahre später den Grundstock für seine umfangreiche Sammlung auf, als er von einem Sammler aus Nordeuropa 30 Exlibris als Geschenk zugeschickt bekam.

Die in den Folgejahren bis heute stetig gewachsene Sammlung mit den Schwerpunkten Medizin, Tod, Erotik und Archäologie weist einen Querschnitt künstlerischen Techniken von Kupferstichen über Radierungen und Linolschnitten bis zum computerbasierten Exlibris der Gegenwart auf.

Das älteste in der Sammlung vorzufindende Exlibris stammte von dem Maler und Grafiker Lucas Cranach dem Jüngeren aus dem Jahre 1580.

[PM]

Ein Kommentar zu “Mönchengladbach jetzt Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland”
  1. Ich habe mal ein wenig recherchiert.

    Die Deutsche Exlibris-Gesellschaft hat also ihr Ziel erreicht.

    Dann wollen wir mal hoffen, dass diese Schenkung mehr Fortune hat als manche andere in unserer Stadt.

    Im Fall der Stadtbibliothek Blücherstraße musste die Ur-Enkelin des Stifters Carl Brandts sich sogar anhören, dass auch bei einem Verkauf des mit Auflagen geschenkten Grundstückes und Verwendung des Verkaufserlöses für den Bibliotheks-Neubau, dem Stiftungszweck genüge getan würde! Was in dieser Stadt nicht passt, wird passend gemacht.

    http://www.bz-mg.de/specials/special-neubau-zentralbibliothek/causa-stadtbibliothek-manovriert-sich-stadt-in-rechtliche-auseinandersetzungen.html

    Wer mehr zum Thema Exlibris wissen möchte, findet nachstehend einige Links und Textauszüge.

    Auf der Hompage der Deutschen Exlibris Gesellschaft (Button oben „Mönchengladbach“) kann man diese Version lesen:

    http://www.exlibris-deg.de/archive/index.html

    „Nach dem Wechsel in der Leitung der Stadtbibliothek Gütersloh musste ein neuer Standort für das DEG-Archiv gesucht werden. Der ehem. Präsident der DEG*) nutzte die seit langer Zeit guten Beziehungen zur Stadtbibliothek Mönchengladbach und ihrem Leiter Herrn Weyer und bot das Archiv der Stadt als Dauerleihgabe an. Das Interesse der Bibliothek und des Kulturausschusses der Stadt war so groß, dass man in einem einstimmigen (!) Beschluss dieses Vorhaben unterstützte. Außerdem sagte die Stadt zu -trotz eines Anstellungsstopps – halbtags einen Bibliothekar abzustellen. …

    Im Februar 2001 erfolgte die Einstellung eines Bibliothekars und das Archiv zog nach Mönchengladbach in einen nur für das Bibliothekspersonal zugänglichen und damit sicheren Raum. …

    Der Leiter der Bibliothek beabsichtigt nach Abschluss dieser Arbeiten alle Exlibris einscannen zu lassen und über Internet Interessierten zugänglich zu machen unter der Voraussetzung, dass genügend Personal zur Verfügung steht, was, wie in jeder Stadtverwaltung so auch in Mönchengladbach, ein großes Problem darstellt. …

    Die Stadtbibliothek ist äußerst interessiert und bereit, viel Arbeit zu investieren. Die Literatur und die Exlibris**) sind katalogisiert und können von Jedermann im Internet auf unserer Home-Page eingesehen werden.

    So haben wir nach den Problemen, die in Gütersloh aufgetaucht waren eine optimale Lösung für das Archiv gefunden, und der Plan für ein Internationales Exlibris-Zentrum Mönchengladbach rückt in greifbare Nähe.“ Ende des Zitates

    *) Dr. Blum **) es handelt sich um 20.141 Exlibris der DEG.

    Wer auch immer die Idee für ein „Internationales Exlibris-Zentrum Mönchengladbach“ hatte (DEG oder Bibliothek/Weyer oder beide zusammen?), es kommt richtig Arbeit auf den Bibliothekar zu, der schon 2001 dafür eingestellt wurde, denn es gibt noch mehr zu tun.

    Neben den 20.141 Exlibris (lt. Homepage der Stadt, Exceltabelle) und der aktuellen Schenkung der rd. 170.000 Stücke umfassenden Sammlung von Dr. Blum (nicht katalogisiert) warten weitere 18.000 Exlibris des Grafikers und Künstlers Jo Erich Kuhn in 28 großen Kartons auf ihre Bearbeitung.

    RP vom 22.07.2011 berichtet:

    Zitat: „Der deutsch-schwedische Grafiker und Künstler Jo Erich Kuhn vermachte dem DEG-Archiv in der Gladbacher Stadtbibliothek 18.000 Exlibris. In 28 großen Kartons kam die Sammlung, die noch genau gesichtet werden muss, an der Blücherstraße an. „Eines der ältesten Stücke stammt aus dem Jahr 1892“, sagt Archivar Joachim Schlosser. …

    Nun soll diese bedeutende Sammlung (die von Dr. Blum) komplett in eine Stiftung übergehen. Doch Dr. Blum hat ein paar Bedingungen: Die Werke sollen weiter gepflegt, mit der Sammlung soll intensiv gearbeitet werden, und wenn möglich soll sie auch erweitert werden. „Ich möchte nicht, dass diese kleinen Kunstwerke in irgendeinem Keller verrotten“, sagt er. Das wolle er sich vertraglich zusichern lassen.

    Guido Weyer, Leiter der Stadtbibliothek, ist trotz der misslichen finanziellen Lage der Stadt optimistisch, dass man Blums Wünsche erfüllen und in Mönchengladbach die Voraussetzungen für ein Internationales Exlibris-Zentrum schaffen kann. Er möchte dieses einzigartige Archiv ausbauen.“ Ende des Zitates

    http://www.rp-online.de/niederrhein-sued/moenchengladbach/nachrichten/einzigartige-kunst-sammlung-fuer-die-stadt-1.1338160

    Die „Lobby für Utopia“ möchte „die Aktivierung der genannten Sammlungen und Bestände zur breiteren Nutzung.“

    http://www.eine-lobby-fuer-utopia.de/index.php?idcatside=1

    Was immer sich die Lobby darunter vorstellen mag, alte Bücher (Volksverein und Franziskaner) und die Exlibris-Sammlung sind nichts, worin jeder nach Belieben schmökern und blättern kann bzw. darf. Sollen sie also weiter in Utopia vor sich hin träumen.

    Wie es z.B. um die Volksvereins- und Franziskanerbibliotheken bestellt ist, kann hier nachgelesen werden:

    http://www.moenchengladbach.de/index.php?id=kostbare_bestaende

    Zitat: „Den kompletten Bestand der Volksvereinsbibliothek zu restaurieren, vergleicht Weyer augenzwinkernd „mit der Dauerbaustelle Kölner Dom“.“

    Diese Aussage trifft auch für die Exlibris-Sammlung zu. Dazu kommt die Frage: Wer soll, besser kann das bezahlen?

    Schon die Exlibris-Sammlung wird die Stadt/Bibliothek auf Dauer ein ordentliches Sümmchen kosten – das sie nicht hat.

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