„Arsen und Spitzenhäubchen“ – Tolle Vorstellung in der Komödie Steinstr. zu Düsseldorf

Red. Theater [ - Uhr]

Und wieder einmal ein Volltreffer im Haus Der Komödie in der Steinstr. zu Düssel­dorf: „Arsen und Spitzenhäubchen“, die Gruselkomödie von Joseph Kesselring, 1941 am Fulton Theater in New York uraufgeführt, es dort auf 1.444 Aufführungen (4 Jahre lang !), brachte.

Da war der Film natürlich nicht weit, mit Cary Grant (Mortimer) und Peter Lorre (Einstein) grandios besetzt, wurde er bis heute zu einem Dauerbrenner.

Gut beraten war die Komödie, es mit umwerfenden Schauspielern, in der tollen Regie von Helmuth Fuschl, im wie immer passenden Bühnenbild von Bodo Wallerath, den perfekten Kostümen von Kiki de Kock und einer großartigen Bühnenmusik von ?????, die so toll wie nur möglich passte, aufzuführen.

Es fing an mit Schubert: „Über allen Gipfeln ist Ruh“, Schluss des Liedes natürlich zum Stück passend: „Warte nur, balde ruhest Du auch“. Text von Johann Wolfgang von Goethe.

Ein toller Einfall, und so gings weiter. 

Über den Inhalt nur wenig, da doch jeder diese Komödie oder zumindest den Film kennt. Zwei alte Schwestern tun viel Gutes, indem sie älteren Herren zu einem schönen Ende dank eines würzigen Holunderweins,  der mit allerhand guten Zutaten, auf zwei Liter Wein einen Teelöffel Arsen. einen halben Teelöffel Strychnin und eine kleine Prise Zyankali versehen ist.

Das ungefährliche Rezept steht natürlich im wie immer hervorragenden Theaterheft! 🙂

Im Keller vergräbt der sich als hoher Militär fühlende Onkel Teddy, leicht dement, die Leichen in einer von ihm zu bauenden Schleuse des Suezkanals.

Unverhofft  kommen der Neffe Mortimer, lustloser Theaterkritiker, die Pastorentochter Ellen, die mit dem, was man mit Männern anfangen sollte, scheinbar recht gut Bescheid weiß, Mortimer als Ehemann einfangen will, hinzu.

Dann erscheint auch noch der vermisste Bruder Jonathan in Begleitung eines Herrn Dr.  Einstein, plastischer Chirurg, der ihm in einer verunglückten Operation das Gesicht des Scheusals Frankenstein verpasst hatte,  und nisten sich im Haus ein,

Jonathan, der Tradition der Familie treu bleibend hat einen Wagen gestohlen und den Besitzer umgebracht, den es zu entsorgen gilt.

Das Unheil nimmt seinen Lauf.

Ein Bühneneinfall jagt den anderen. 

Zu den Mitwirkenden: 

Natürlich schossen die beiden „Schwestern“, der immer absolut in der Rolle stehende, egal was er spielt, Thorsten Hamer, als Abby, und der ihm in nichts nachstehende Jens Knospe als Martha, als so gütige Giftmörderinnen den Vogel ab.

Wie sie damenhaft sich absolut gleich zu Beratungen hinsetzten, zum Abstrafen des armen Neffen Mortimer zu Ohrfeigen griffen, sich schon auf ein Enkelchen von ihm und der Pastorentochter Ellen freuten, sich gegen den unliebsamen Bruder, den sie verschollen wähnten, zusammen schlossen, dabei aber fast scheiterten und nur durch das Zusammenarbeiten von Mortimer und Polizist O´Hara es zu einem „Fast“-Happy-End kommt.

Damit zu diesen beiden, durchaus nicht als klein zu bezeichnenden Rollen.

Mortimer, Ingo Heise spielte, nein, war der Kritiker, der seinen Beruf hasst, natürlich in alle Stücke als Kritiker gehen muss, und als kleinen Ausgleich die Pastorentochter Ellen mitnimmt, die ihn unbedingt haben will. Alles verständlich, als Kritiker möchte man nicht unbedingt in alle Aufführungen gehen. Eine vorzügliche Ausführung dieser nicht einfachen Partie, immer glaubhaft.

Auch die Ellen der Nicole Gütling war mustergültig. Vom Schmachten bis zu Streit immer perfekt.

Armin Riahi, der „Deus ex Machina“, der Polizist, der ein verhinderter Stückeschreiber ist, das als Manko in seinem Leben mit sich schleppt, Mortimer als Kritiker kennen lernt, ihm sein Werk ans Herz legt, sowohl seine Verfressenheit, wie seinen Eifer zur Kunst perfekt zeigt, konnte sehr gefallen.

Auch die kleine Rolle des Altersheim-Leiters Witherspoon war mit Christian Diederichs absolut rollendeckend besetzt.

Karl-Heinz von Hassel als leicht dementer Teddy, der Trompete blasend die umgebrachten Altherren im Keller bei einer streng geheimen Militärübung vergräbt, träumt von großer Vergangenheit und auch Zukunft. Eine komische, aber auch berührende Darstellung. 

Für weitere richtige Stimmung sorgten die beiden Charakterdarsteller Alexander von der Groeben als Jonathan in der Maske Frankensteins, die ihm vom falschen Arzt Dr. Einstein, Lutz Reichert verpasst worden war.

Was diese beiden auf die Bühne brachten, wie sie ihrem Affen Zucker gaben, wie sie versuchten, die mitgebrachte Leiche mit Teddy auch im Keller mit einer noch vorhandenen Leiche der beiden Schwestern als Duo zu vergraben, wie sie den armen Mortimer fast bis zum Tode brachten, war zwerchfellerschütternd. Als sie erschöpft sich setzen, steckt sich Einstein den Daumen Jonathans in den Mund zum Lutschen. Feinste Situationskomik!

Alle Klopse dieser wunderbaren Inszenierung aufzuführen, ist nicht möglich, es würde zu lange dauern. 

Fazit:

Eine schwungvolle Komödie von einer Schar großartiger Darsteller, perfekter Regie dargeboten.

Ein  Abend ungetrübten Vergnügens.

Alle Erkältungserscheinungen des Publikums waren scheinbar an der Garderobe abgegeben worden.

Das Publikum bedankte sich mit echtem, großem Applaus und Standing-Ovations.  

Ich empfehle, sich rechtzeitig Karten zu besorgen!

Herbert Rommerskirchen

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