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„Grüne Zukunft für eine lebenswerte Stadt“ • BUND legt stadtökologisches Konzept für Mönchengladbach vor

[1] [2]Städte und Gemeinden haben vielfältige Möglichkeiten, auf die Gestaltung ihrer Umwelt Einfluss zu nehmen und eine moderne, nachhaltige, umweltverträgliche und bürgerfreundliche Stadtentwicklung zu befördern.

Neben den klassischen Instrumenten der Bauleitplanung (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne) und der Landschaftsplanung (Landschaftsplan) können sie z.B. über kommunalen Satzungen (§ 7 Gemeindeordnung NRW) erheblichen Einfluss auf ihre Angelegenheiten ausüben, z.B. auf die Gestaltung von Grünflächen (§ 86 BauO NRW), Baukörpern, Verkehrsinfrastruktur, Lärm- und Klimaschutz u.v.m.

Da alle diesbezüglichen Entscheidungen und Festlegungen eine Bürgerbeteiligung vorsehen, haben nicht nur die örtlichen Politiker und anderen Akteure, sondern hat auch jeder einzelne Bürger Einfluss auf die Entwicklung seiner Stadt, wenn er will und sich entsprechend zu informieren weiß.

Dazu könnten Politiker, Verwaltung und örtliche Presse in erheblichem Maße beitragen.

Neben dem Willen, sich einer nachhaltigen, ökologischen Stadtentwicklung zu verschreiben, ist Information also ein wesentlicher Bestandteil.

Information über das, was im Argen liegt, über das, was geht und was andere Kommunen schon machen, was schon gut funktioniert oder noch verbesserungswürdig ist.

Und auch über die vielfältigen Fördermöglichkeiten, die die Landes- und Bundesregierung anbieten, um eine ökologische Stadtentwicklung „schmackhaft“ zu machen.

Neben dem Landschaftsplan der Stadt Mönchengladbach (seit 15.12.1995 rechtskräftig), der den Schutz und die Gestaltung der freien Landschaft festlegt, bisher aber kaum umgesetzt wurde, und dem sog. „Städtebaulichen Masterplan MG3.0“, hervorgegangen aus einer Initiative der Architektenschaft Mönchengladbach, der sich im Wesentlichen auf Ideen für große Bauprojekte im Stadtgebiet beschränkt (am 3. Juli 2013 als „Regiebuch für die zukünftige Stadtentwicklung Mönchengladbachs“ vom Stadtrat verabschiedet), gibt es bisher kein gesamtstädtisches Konzept, das Umweltbelange wie Freiraumschutz, Stadtökologie, Boden-, Grundwasser- und Klimaschutz, Luftqualität, Lärmschutz, Mobilität und Öffentlichkeitsarbeit analysiert, bewertet und in konkrete Handlungsempfehlungen münden lässt.

An Information und konzeptionellen Beiträgen für ein umfassendes Stadtentwicklungskonzept mangelt es nicht, wie diese Aufstellung beispielhaft zeigt:

  • Landschaftsplan, 1995, bisher leider kaum umgesetzt
  • Das Projekt „MG 2030 – auf dem Weg zur aktivierenden Stadt“ aus dem Jahr 2004 (nie beschlossen oder nachhaltig veröffentlicht und in Vergessenheit geraten)
  • Dazu das 170 Seiten starke Dokument der Hochschule Niederrhein mit einen detaillierten Überblick über die Meinungen der befragten Bürger/Innen zu den Themenbereichen Identität, Image, Bipolarität, Zufriedenheit, prioritäre Handlungsbereiche, Entwicklungsperspektiven, Kommunalpolitik und Mediennutzung. Zudem trifft die Hochschule Niederrhein eine Aussage über aus ihrer Sicht vorhandene Aktivierungspotenziale innerhalb der städtischen Bevölkerung, was im Hinblick auf den Titel des Projektes „MG 2030 – auf dem Weg zur aktivierenden Stadt“ von erheblichem Interesse sein sollte. …
  • Untersuchungen zum Verkehrsentwicklungsplan des BSV BÜRO FÜR STADT- UND VERKEHRSPLANUNG aus dem Jahre 2011
  • Masterplan Nahmobilität, 2017
  • Stadtökologisches Konzept des BUND, 2017

Die beiden Autoren Harald Görner und Heinz Rütten des BUND Mönchengladbach haben in Monate langen Recherchen versucht, diese Lücke zu schließen.

Herausgekommen ist ein Konzept, das auf der Grundlage der Ist-Analyse Empfehlungen gibt, was möglich und sinnvoll ist, was finanziell gefördert wird und was Politik, Verwaltung und jeder einzelne in dieser Stadt tun kann, um die Zukunft einer lebenswerten Großstadt zu gestalten.

Mit rund 70 Vorschlägen wollen die Autoren eine umweltverträgliche, bürgerfreundliche Stadtentwicklung anstoßen, die sich zum Ziel setzt, eine lebenswerte Umwelt für die Bürger zu gestalten.

In neun Umweltbereichen wird der jeweilige Ist-Zustand analysiert, und auf dieser Grundlage werden Empfehlungen gegeben, was möglich und sinnvoll ist.

Am umfangreichsten sind die Anregungen, wie mehr artenreiche Naturräume geschaffen werden können, so z.B. in den Außenbereichen der Stadt Feldränder mit Blühstreifen, Kleingewässer, Gehölzstreifen und Hecken.

Die innerstädtischen Grünflächen sollen naturnäher gepflegt, Straßenbegleitgrün, großflächiger städtischer Rasen und artenarme Grünflächen in Wohn- und Gewerbegebieten in blüten- und artenreiche Wiesen verwandelt werden.

Mit der Idee, in der Hochhaussiedlung Römerbrunnen einen Gemeinschaftsgarten anstelle des eintönigen Rasens zu gründen, greifen die Autoren ein Begrünungsprojekt auf, das bereits in anderen Städten praktiziert wird.

Damit verbunden ist die Hoffnung, dass ein Gemeinschaftsgarten dem Bedürfnis der Bewohner nach mehr Grün und Natur gerecht wird und ihr soziales Miteinander fördert.

Für die Verbesserung des Stadtklimas wird u.a. eine verbindliche Dachbegrünung beim Neubau und – auf freiwilliger Basis – bei Altbauten empfohlen, um insbesondere im Sommer den Aufheizeffekt der Bodenversiegelung abzumildern.

Entsprechend werden die modisch gewordenen Steinschüttungen in den Vorgärten als ein bedauerlicher Negativbeitrag für das Kleinklima bewertet.

Eine herausragende Bedeutung hat für den BUND der Schutz der Freiräume im Stadtgebiet, nachdem in der Vergangenheit bereits riesige Flächen für neue Gewerbegebiete, Straßen und Wohnquartiere überbaut worden sind.

Um den drohenden Verlust weiterer wertvoller landwirtschaftlicher Flächen zu vermeiden, sollte man – so die BUND-Autoren –  verstärkt auf innerstädtische Areale zurückgreifen, die bereits versiegelt sind und für neue Gewerbeansiedlungen und Wohngebäude umgenutzt werden können.

Die Forderung nach einer umweltschonenden Mobilitätspolitik ist ein weiterer Schwerpunkt des “Konzepts“.

Von der Förderung der Nahmobilität – öffentlicher Nahverkehr und Radverkehr – verspricht sich der BUND langfristig den Ausbau einer fahrradfreundlichen Stadt und damit verbunden eine Eindämmung der erheblichen Lärm- und Luftbelastung durch den Pkw-Verkehr, der bislang einseitig gefördert wurde.

Es werden zwei Maßnahmen herausgestellt, wie die Stadt einen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz leisten kann.

Zum einen bietet sich die energetische Sanierung öffentlicher Einrichtungen an, zum anderen kann der Stadtrat wie in anderen Städten eine Vorschrift erlassen, die für stadteigene Gebäude und für Neubauten auf städtischen Grundstücken den Niedrigst-Energiestandard festschreibt.

Auch Unternehmen könnten die lokalen Klimaschutzbemühungen unterstützen, indem sie sich z.B. freiwillig zur Reduktion einer festgelegten CO 2-Menge verpflichten würden.

An die lokalen Medien richtet sich der Wunsch, häufiger über natur- und umweltrelevante Themen zu berichten, um das Engagement der Bürger zu fördern, sich für den Schutz von Natur und Umwelt einzusetzen, und damit ihre Identifikation mit ihrer Heimatstadt zu stärken.

Insgesamt zeichnet sich das „Konzept“ durch realitätsnahe Vorschläge aus, die insbesondere die schwierige Finanzsituation der Stadt berücksichtigen.

Deshalb wird bei zahlreichen Handlungsempfehlungen auf vielfältige Fördermöglichkeiten durch die Bundesregierung und das Land NRW verwiesen.

In seinem Vortrag anlässlich der Überreichung des Masterplan-Buches „MG3.0 – Die dritte Gründung“ an die Stadt Mönchengladbach am 2. Oktober 2013 kommt Hans-Dieter Collinet, Ministerialdirigent a.D, von 2002 bis 2009 Leiter der Abteilung Stadtentwicklung im NRW-Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport, zu folgendem Fazit:

„Aber vier Aussagen erlaube ich mir nachhaltig zu unterstreichen:

  • Kommen Sie weg von der Autodominanz. Sie hat Ihre Stadt schon genug geschwächt.
  • Nutzen Sie die innerstädtischen Brachflächen gegen weitere Zersiedlung. Das schont auf Dauer die Finanzen. Wohnen in der Stadt stabilisiert auch den Einzelhandel, der überall unter Druck kommt.
  • Greifen Sie die Anregung auf, die Hochschule Niederrhein zum Teil und Bindeglied zwischen den alten Städten Gladbach und Rheydt zu machen.
  • Bauen sie konsequent am „grünen Händedruck“ der Stadt weiter und beginnen Sie mit der wunderbaren Idee zum Gladbachtal.“ (Zitat Ende)

Lesen Sie hier das Konzept am Bildschirm und/oder nutzen Sie die Download-Funktion.

[9]Bei geöffnetem Konzept finden Sie links oben den Zugang zun Inhaltsverzeichnis über das Sie unmittelbar zu gewünschten Kapiteln und Abschnitten blättern.


Grüne Zukunft für eine lebenswerte Stadt Mönchengladbach • Stadtökologisches Konzept des BUND Mönchengladbach [10]

[11]Was kann der einzelne Bürger tun? Es gibt viele Möglichkeiten, sich für mehr Natur und Umweltschutz einzusetzen, auch mit einfachen Mitteln und geringem Zeit- und Arbeitsaufwand.

Man kann z.B.

  • bei Umweltinitiativen mitmachen wie dem traditionellen Frühjahrsputz von Clean-up-MG.
  • für kurze Wege in der Stadt öfters das Rad statt des Pkw benutzen.
  • einen Leserbrief schreiben, um auf Missstände aufmerksam zu machen.
  • bei Bebauungsplänen von dem Recht auf Bürgerbeteiligung Gebrauch machen.
  • Mitglieder des Stadtrates und/oder Mitarbeiter der Verwaltung ansprechen und Kritik und Anregungen vorbringen.
  • eine Bürgerinitiative gründen, wenn man bei öffentlichen Vorhaben im Wohnumfeld negative Folgen für Natur und Umwelt verhindern will.
  • Mitglied bei einem Umweltverband (z.B. BUND) werden und mit Tatkraft und neuen Ideen eine nachhaltige Stadtentwicklung in unserer Stadt unterstützen.

HERAUSGEBER

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Kreisgruppe Mönchengladbach

Sabine Rütten (Vorsitzende)
Wacholderweg 24
41169 Mönchengladbach

Internet: http://www.bund-mg.de [12]

Mail: info@bund-mg.de [13]

VERANTWORTLICHE AUTOREN

Heinz Rütten & Harald Görner

BILDNACHWEIS

Alle nicht anders gekennzeichneten Abbildungen stammen von den Autoren.