Bestattungskultur im Wandel: Mehr als die Hälfte aller Beisetzungen sind Urnenbestattungen – vernachlässigte Gräber sind der Verwaltung ein Dorn im Auge

Hauptredaktion [ - Uhr]

In Mönchengladbach gibt es insgesamt 13 städtische und elf konfessionelle – sieben katholische und vier evangelische – sowie vier Ehrenfriedhöfe und sieben jüdische (zwei offene und fünf geschlossene) Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von rund 170 Hektar.

Der Monat November rückt Jahr für Jahr mit den Gedenktagen die Friedhöfe ein Stück weiter in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

An Allerheiligen und Allerseelen der Verstorbenen zu gedenken und die Gräber zu schmücken, hat in den katholischen Regionen eine lange Tradition.

Auf den Friedhöfen im Stadtgebiet werden zudem zu Allerheiligen, am Volkstrauertag und Totensonntag auf den städtischen Ehrengräbern und Ehrenplätzen sowie auf den Kriegsgräberanlagen Kränze niedergelegt.

Doch nicht immer werden private Gräber so gepflegt, wie es sich die städtische Abteilung Grünflächen und Friedhöfe wünscht. Die Abteilung hat es mit einer zunehmenden Anzahl ungepflegter Grabstätten zu tun, die von den Angehörigen oftmals vernachlässigt werden.

Oft ist der Aufwand, die Angehörigen, die nicht selten weit außerhalb Mönchengladbachs wohnen, ausfindig zu machen, enorm groß.

Hat die Stadt einmal Namen und Adressen, so können sie allerdings lediglich zur Pflege ihrer Gräber ermahnt werden. Die von der Stadt in solchen Fällen angebotene Lösung, die Grabstätte wieder an die Stadt zurückzugeben und dieser auch die Pflege zu übertragen, wird von vielen aus Kostengründen abgelehnt.

Bis zu 123 Euro kostet der jährliche Pflegeaufwand, der für die restliche Ruhezeit auf einmal gezahlt werden müsste. Das ist vielen allerdings zu teuer. Dafür lassen sie lieber ihre Grabstätte unverändert – notfalls auch ohne Pflege.

Für die Abteilung Grünflächen und Friedhöfe ist das mangelnde Verantwortungsbewusstsein ein deutliches Zeichen für eine sich verändernde Friedhofskultur, die ein Stückweit verloren geht.

Das spiegelt sich auch in der Bestattungskultur, die sich in den letzten Jahren vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen gewandelt hat. Nach wie vor geht der Trend deutlich zum Urnengrab. Gründe dafür sind Kosten- und Pflegeaufwand.

Mit rund 58 Prozent nahm die Urnenbeisetzung im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte aller Beisetzungen ein. Nach der Statistik für 2012 stehen den 607 Erdbestattungen insgesamt 848 Urnenbestattungen gegenüber. Ein Trend, der sich verfestigen dürfte.

Für die gegenwärtige Entwicklung in der Bestattungskultur bezeichnend ist auch die Zahl der Bestattungen, deren Kosten von der Stadt übernommen werden, weil die Angehörigen dazu wirtschaftlich nicht mehr in der Lage sind. Hier greift das Sozialamt ein. Im Jahr 2012 wurden beim Sozialamt in

161 Fällen Anträge auf Kostenübernahme gestellt, die in rund 130 Fällen ganz oder teilweise übernommen wurden. In weiteren rund 180 Fällen, in denen kein Bestattungspflichtiger vorhanden ist, muss das Ordnungsamt die Kosten der Bestattung übernehmen, die bei bis zu 3.000 Euro pro Bestattung liegen.

Die Stadt übernimmt dann die Kosten einschließlich Pflege für ein Urnenreihengrab auf den beiden Hauptfriedhöfen in Mönchengladbach und Rheydt.

Dem gegenüber steht eine neue Form der Bestattung, die zunehmend nachgefragt wird: So gibt es derzeit schon zwei Grabeskirchen der katholischen Kirche in Mönchengladbach. Die große Nachfrage lässt weitere Kirchenumnutzungen erwarten.

Da die Art der Bestattung für viele eine reine Kostenfrage ist, hat die Stadt auch kostengünstigere Alternativen im Blick. Ob Kolumbarien in Stelenform auf Grabfeldern, Gemeinschaftsgrabanlagen, die von Friedhofsgärtnern gepflegt werden könnten oder Baumbestattungen (Urnenbestattungen um Bäume) als Alternative zum Friedwald:

Für die Abteilung Grünflächen und Friedhöfe sind daher unterschiedlichste neue Modelle zukünftig auch in Mönchengladbach denkbar.

Nicht zuletzt mit Blick auf die nach wie vor insgesamt rückläufige Entwicklung von Bestattungen in Mönchengladbach sieht die Verwaltung die Notwendigkeit, sich alternativen Bestattungsformen zu öffnen.

Dies belegen die Zahlen: Etwa ein Fünftel aller Verstorbenen, das sind rund 600, wurden zu meist kostengünstigeren Konditionen in den benachbarten Niederlanden durch Verbrennung in Krematorien oder in einer Nachbargemeinde bestattet. Die Wanderungsverluste sind deutlich vorhanden. Eine Tendenz, die sich in den vergangenen Jahren immer stärker herauskristallisiert.

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar