Rollenspiele – Teil II: Die CDU

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

nrw_wappenzeichen_rgb96Wenigstens eines können die Bürger glauben: die CDU ist im Gegensatz zum zur Schau getragenen Jubel der SPD ehrlich betrübt.

Und wenigstens brachte Jürgen Rüttgers auch mal eine neue Szene ins übliche Politiker-Theaterspiel: er tauchte ab und sagte mal zur Abwechslung gar nichts mehr. Er ließ nur noch sagen.

Doch CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers ist niemand, der im Tal der Tränen weint.

Eher musste der 10%-Absturz verdaut werden. Dem ansonsten so wortgewandten Rhetoriker hatte es wohl die Sprache verschlagen.

Die Wähler wollten doch glatt dem selbst ernannten „Johannes-Rau-Nachfolger“ sein selbst geschaffenes „Landesvater-Image“ nicht mehr abnehmen und waren misstrauisch geworden.

Die „Rot-Rot-Grüne-Hysterie“ schlug irgendwie auch nicht wie erhofft beim Wähler an. Den drücken andere Sorgen…

Und das war’s dann auch schon mit dem CDU-Wahlaussagen-Inhalt. Außer fast schon hysterischer Verteidigung des gegliederten Schulsystems konnte der Bürger keine abgrenzenden Inhalte zu den anderen Parteien erkennen.

Rüttgers glich zunehmend eher einem Robin-Hood-Kämpfer für Priviligierte getarnt im Schafsfell.

Einzig der Mönchengladbacher CDU-Kandidat Michael Schroeren nebst einigen CDU-Fundis, die absolut jede Aktion ihrer Spitzenkandidaten frenetisch verteidigen und missbilligende Äußerungen als „rote Front“ abtun, mögen dies anders sehen wollen.

Na gut, ein strammer Parteisoldat hat auch nicht öffentlich zu kritisieren und selbständig zu denken, schadet bloß der Karriere… (bevor sich an dieser Stelle nun wieder CDU-Leute aufregen: das System Partei funktioniert nun mal so, Ausnahmen fallen daher dem Bürger auch besonders positiv auf).

Wovor sollte der Wähler ansonsten Angst haben? Wo die Hälfte der Mönchengladbacher doch sowieso nicht weiß, warum sie überhaupt wählen gehen sollte.

Inhalte waren – wie gesagt – im Plakateinerlei nur schwer auszumachen. Was zählte, war der Eindruck der Spitzenkandidaten in den Medien vor Ort und im Land.

In Mönchengladbach leben 50 % der Wahlberechtigten so gesehen zumindest in einem angstfreien Raum. Oder aber die Angst ist so groß, dass man wie gelähmt besser zu hause bleibt.

Spass beiseite. Auch das von den eigenen Medienberatern aufgebaute Image des „neuen Arbeiterführers“ stach nicht mehr, es war und wirkte künstlich aufgesetzt.

Stattdessen nur Worthülsen – wie bei jeder Wahl. Und persönliche Angriffe in (regionalen) Talkshows und Anzeigen in Stadtteilzeitungen.

In Düsseldorf ging CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers zügig auf Tauchstation, nicht ohne vorher noch rasch zu verkünden, dass er die Verantwortung für diese Niederlage trage. Wieder so eine nichtssagende Floskel!

Genauso ist Konkurrentin Kraft gerne „bereit die Regierungsverantwortung“ zu tragen und will Minsterpräsidentin werden. Dass sie den Gladbacher Genossen „ihren“ OB klauen will, was macht’s. Hauptsache ihr Laden läuft (wenn er denn läuft).

Also Aussagen wie immer, nur eben mit farblich-wechselnden Akteuren. Was sollen sie auch sonst sagen?

Heute ist Jürgen Rüttgers der Meinung, dass er erst einmal Dank einiger tausend Stimmen mehr die Berechtigung hat, die Regierung zu stellen und damit seine Aussichten auf das Amt des Ministerpräsidenten noch wahren will.

Jetzt fehlt nur noch, dass Rüttgers aus dieser ureigenen CDU-Meinung auch noch einen „Auftrag zur Regierungsbildung“ ableitet. Sieht so die „Übernahme politischer Verantwortung“ aus?

Ja und Nein.

Ja. Die CDU ist nun mal hauchdünn stärkste Kraft im Land und hat damit den Auftrag der Regierungsbildung. Jürgen Rüttgers drückt sich also nicht davor die politische Verantwortung dieses Wählerauftrags zu übernehmen: er will Ministerpräsident bleiben. Das versteht eine Partei unter Verantwortung.

Erinnerungen am Ausgang der Kommunalwahl und Bildung der Ratsmehrheit in Mönchengladbach werden da wach.

Nein. Jürgen Rüttgers ist als Person umstritten. Fraglich, wer mit ihm außer der FDP koalieren will. Er war bereit die persönliche Verantwortung zu übernehmen, also sollte er den Weg hierfür frei machen.

Das versteht der Wähler unter Verantwortung.

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