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Karstadt bleibt in Rheydt: Positive, aber auch krtitische und nachdenkliche Reaktionen aus Ratsfraktionen

[1]Als erfolgreich für beide Seiten bezeichnet Dr. Stephan Fanderl, CEO der Karstadt Warenhaus GmbH, die Verhandlungen mit der EWMG um den Erhalt des Karstadt-Standortes in Rheydt.

Grundlage dafür bildete die Entscheidung der Stadt Mönchengladbach, die Immobilie zwischen Stresemannstraße und Rheydter Markt vollständig zu erwerben.

In gewisser Weise war die Stadt schon „Teileigentümer“, da sie ein so genanntes „Überbaurecht“ hatte, das ihr das Recht verlieh, auf dem Karstadt-Warenhaus Geschosse für Verwaltungsstellen und unterhalb dessen eine (Mitarbeiter-)Tiefgarage zu bauen, die im Zuge der Sanierung des Rheydter Marktplatzes mit der öffentlichen Tiefgarage verbunden wurde.

Eigentümer von Grundstück und Gebäude ist die Highstreet-Holding (51% Goldman Sachs, 49% Deutsche Bank/Borletti-Group), mit Sitz in Amsterdam und ohne eigene Mitarbeiter, die das gemeinsam von der Stadt Rheydt und Karstadt geplante im Jahr 1976 erbaute Objekt schon länger verkaufen wollte.

Karstadt ist also momentan Mieter der Highstreet-Holding für das Basement, das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss und wird zukünftig Mieter der Stadt (über die EWMG), dann aber nur noch für das Erdgeschoss und das Obergeschoss.

[2]Karstadt in Rheydt vor dem Aus • Müssen die Rheydter nun die „HDZ-Zeche“ zahlen? • Kommt René Benko nach Rheydt? [3]

„Damit kann ein Großteil der derzeit 100 Arbeitsplätze erhalten bleiben“, stellte Stephan Fanderl in Aussicht und meint, dass Mönchengladbach insgesamt eine positive Entwicklung bei Kaufkraft, Einwohnerzahl und Beschäftigungsverhältnissen gewonnen habe. Es gebe eine hohe Bereitschaft der Stadt den Karstadt-Standort und das Einzugsgebiet in Rheydt weiter attraktiv zu gestalten.

Ein neues Belegungskonzept mit frequenzstarken Mitmietern aus dem Lebensmittel- und Drogeriebereich im Basement könne den Standort für alle viel attraktiver machen.

Zufrieden zeigte sich auch die Mönchengladbacher Politik, die sich spätestens seit den Planungen zum MFI-Handels- und Dienstleistungszentrums an der Hindenburgstraße und dem Bekanntwerden der zu erwartenden Kaufkraftabwanderung in Höhe von jährlich etwa 11 Mio. EURO Sorge um das Rheydter Zentrum machen musste.

Sicherlich wird die gute Nachricht, dass die Karstadt-Filiale erhalten bleibt, die dunklen Wolken über Rheydt etwas aufhellen, „überm Berg“ ist man sicherlich bei aller Zufriedenheit noch nicht.

Das dürften auch die Mönchengladbacher Grünen so sehen.

Nicht zuletzt hatten sie in Gesprächen mit dem Betriebsrat von Karstadt Rheydt die Forderung, dass Karstadt Rheydt erhalten bleiben müsse, deutlich unterstützt und den Beschäftigten ihre Unterstützung zugesagt.

„Karstadt Rheydt muss bleiben!“ • Grüne sprachen mit Betriebsrat [4]

Marco Feinendegen, Sprecher in der BV Süd ist erleichtert:

„Das Karstadt-Haus hat eine zentrale Funktion als Frequenzbringer für die Rheydter Innenstadt. Der Wegfall des Warenhauses hätte für die Innenstadt katastrophale Folgen gehabt, denn das Innenstadtkonzept mit den beiden Polen Marktplatz und Marienplatz würde ohne diesen Magneten nicht funktionieren. Umso mehr freue ich mich nun, dass Karstadt am Standort Rheydt erhalten bleiben kann.“

Auch Fraktionssprecher Karl Sasserath zeigt sich hocherfreut:

„Besonders freuen wir uns für die Beschäftigten, von denen nicht wenige seit 1975 in Rheydt arbeiten. Die Grünen haben sehr frühzeitig der Stadt und dem Rat den Vorschlag unterbreitet, das Karstadt-Haus zu kaufen. Der Erwerb ist für Mönchengladbach eine richtige politische Entscheidung, weil jetzt der Teil der Immobilie, der uns bisher nicht gehörte, in das öffentliche Eigentum der Stadt gelangt. Wir wissen, dass die Bürgerschaft dem langjährigen Traditionsunternehmen als Käuferinnen und Käufer die Treue hält. Das Ganze ist aber auch für Mönchengladbach eine richtige Entscheidung.“

„Ein Rohdiamant, der jetzt in den Händen der Stadt liegt“, kommentiert die planungs- und baupolitische Sprecherin der CDU den Kauf der „Karstadt-Immobilie“.

Unter städtebaulichen Gesichtspunkten bedeute diese Entscheidung perspektivisch eine große Chance für die Gesamtstadt.

Aufgrund seiner prominenten Lage im Herzen der Rheydter Innenstadt habe dieses Grundstück ein enormes Entwicklungspotenzial.

Der Kauf sei ein starkes Zeichen für Rheydt und den Rheydter Handel. Allerdings auch für die Gesamtstadt: „Wir stehen als Große Kooperation zu unserer Verantwortung und sind weiter Stütze und Motor des Aufschwungs.“

Seit die Frage „Kauf des Karstadt-Hauses“ aufgekommen war, werde sie bei DIE LINKE zwiespältig diskutiert, erklärt Fraktionssprecher Torben Schultz auf Anfrage.

„Auf der einen Seite ist es richtig den Mitarbeiter/innen ihre Arbeitsplätze zu sichern und die Stadtplanung selbst in der Hand zu halten. Das spricht klar für den Kauf,“ meint Schultz.

Auf der anderen Seite: Karstadt stände ganz anders dar, wenn Leute, wie Berggrün den Konzern nicht ausgesaugt hätten. Und jetzt werde zum wiederholten Male Steuergeld in die Hand genommen, um genau diese Leute von ihrer Verantwortung „freizukaufen“.

Schultz weiter: „Außerdem ist der schlechte Zustand der Immobilie bekannt und was da noch für ein Gebäude an Kosten dazu kommen wird, das nun auch nicht gerade ein Wunderwerk der Baukunst ist, ist auch nicht bekannt.“

Diese Risiken sprächen klar gegen einen Kauf, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

Hinzu kämen noch Zweifel am jetzigen Karstadt-„Rettungskonzept“:

Dazu wirft Schultz u.a. diese Fragen auf:

Ist ein verkleinertes Karstadt nicht nur ein Abschied auf Raten? Eine langfristige Bindung über den Mietvertrag hin oder her, werde Karstadt in der Zukunft für „tot“ erklärt, zähle auch kein Mietvertrag mehr.

Und welche Abteilungen solle verkleinert oder ganz aus Karstadt rausgenommen werden?

So betrachtet wird der verkleinerte Karstadt eigentlich nur noch ein Klamottenladen mit ein wenig Beiwerk. Ob das ausreicht für ein Kaufhaus?

„Dann beziehen ein Discounter und ein Drogeriemarkt den Keller. Wenn dies nicht Kaisers und Rossmann sein werden, bekommen sie also von der Stadt organisierte Konkurrenz. Und was bedeutet das für die beiden Läden auf der Hauptstraße?“, fragt Schultz.

Im schlimmsten Fall werde Leerstand am Markt verhindert, jedoch Leerstand in der Hauptstraße weiter gefördert.

Auch das Raumkonzept für die Stadtverwaltung, das ja noch immer in Arbeit sei, bekomme durch den Kauf neue „Fix-Punkte“.

In diesem Fall sichere das zwar den Verbleib etlicher Abteilungen in Rheydt, was DIE LINKE sehr begrüße, jedoch enge es auch die Entwicklung andere Ideen ein.

Hinzu komme dann noch die „Handelnde“, also die EWMG.

Schultz: „Ein Konstrukt das wir noch nie mochten. Kaufpreise und Sanierungsbedarf sind nur einem kleinen, von der Demokratie ausgelagerten Kreis bekannt.“

In der Summe werde aber der größere Teil der Fraktion von DIE LINKE  Fraktion den Kauf begrüßen.

Schultz bezeichnet sich selbst als Hauptkritiker innerhalb seiner Fraktion.

Foto: Norbert Kannenberg