DB steigt Ende März aus dem Thalys aus – Keine Fahrten mit DB-Einzelfahrscheinen im Thalys mehr möglich

Hauptredaktion [ - Uhr]

thalysZum angekündigten Ende der Kooperation zwischen der Deutschen Bahn AG (DB), der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF und der belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB bei der Thalys-Verbindung Paris-Brüssel-Aachen-Köln erklärt Bettina Herlitzius, Obfrau der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung des Deutschen Bundestages:

„Mit dem Ende dieser Kooperation wird ein eine bewährte grenzüberschreitende Kooperation im europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr aufgekündigt. Wie mir ein Bahnsprecher erklärte, wollen sich die Bahnen in Zukunft auf ihre eigenen Verkehre konzentrieren.

Wenn der Thalys zukünftig ohne deutsche Beteiligung betrieben wird, darf dies keine negativen Auswirkungen für die Reisenden und für die Pendler haben.

Der Thalys ist – neben dem ICE – integraler Bestandteil des Pendlerverkehrs auf der Strecke Aachen-Köln. Im Thalys wurde auf dem deutschen Streckenabschnitt für die Pendler eigens ein Waggon eingeführt, der von der sonst im Thalys üblichen Reservierungspflicht befreit ist.

Eine mögliche Aufgabe des reservierungsfreien Pendlerwaggons ist nicht akzeptabel!

Auf Nachfrage teilte mir Deutsche Bahn mit, dass Inhaber von Zeitkarten für die Strecke Aachen-Köln und Inhaber einer BahnCard 100 weiter den Thalys benutzen können. Allerdings sind Tickets für die erste Klasse nur im Pendlerwagen der Zweiten Klasse gültig.

Andere ICE-Fahrkarten der DB sind zukünftig im Thalys nicht mehr gültig. Damit ist der Spontanreisende zwischen Aachen und Köln vom Angebot des Thalys ausgeschlossen. Das Angebot des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in der Region wird also ab Ende März deutlich unattraktiver und komplizierter.

Mit dem geplanten London-ICE könnte die DB möglicherweise ein Alternativangebot zum Thalys schaffen, das auch für Pendler attraktiv wäre. Der neue ICE wird aber frühestens 2014 fahren. Bis dahin sind die Fahrgäste auf die bestehenden vier ICE-Verbindungen am Tag angewiesen. Kunden die bis der Bahn bis dahin verloren gehen, werden in später nur sehr schwer zurückzugewinnen sein.“

Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament ergänzt:

„Der aktuelle Fall zeigt exemplarisch die Herausforderungen an die EU-Eisenbahnpolitik. Einerseits ist ein funktionierender Wettbewerb im europäischen Eisenbahnraum im Sinne der Fahrgäste und der Umwelt. Anderseits darf der Wettbewerb im Fernverkehr jedoch nicht zu einer Verschlechterung für die Kunden des Nah- und Regionalverkehrs führen. Integrierte Lösungen für Fahrpläne, Tickets und Informationssystem sind nötig, damit der mehr Gleiskapazitäten beanspruchende Hochgeschwindigkeitsverkehr nicht die Pendlerzüge auf das Wartegleis drängt. Diese Koordinierungsfragen stellen sich für die gesamte EU. Ich werde den Fall des Thalys genau beobachten, um die Lehren in das für Ende des Jahres von der Europäischen Kommission angekündigte 4. Eisenbahnpaket einfließen zu lassen.“

[PM]

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