Einfach nur ins Wahllokal gehen…

D. Pardon [ - Uhr]

Hauptschule Neuwerk…um sein Kreuzchen zu machen. Damit tun sich viele Wahlberechtigte schwer. Wer jetzt glaubt, es folgt nun einer der vielen Artikel über das Nicht-Wähler-Verhalten, täuscht sich. Von „Null-Bock“ und „die machen doch sowieso was sie wollen“ bis „sind doch alle gleich“ soll hier nicht die Rede sein.

Auch nicht von „Wetter-Ausreden“ (zu heiß, es regnete…) oder anderen höchst-wichtigen Angelegenheiten, die einen just am Wahltag von 8 Uhr früh bis 6 Uhr abends abhielten noch schnell zur Wahlurne zu gehen.

Solcherlei Ursachenforschung sollte man, besonders in Mönchengladbach, doch eher Studenten der Hochschule überlassen. Von Hindernissen soll die Rede sein…

Es geht um Banalitäten wie einem verschlossenen Schultor und Treppenstufen. Von ersterem berichteten wir bereits, von letzteren noch nicht.

Warum machen sich Senioren mit wackligen Beinen, Gehstöcken und Rollatoren überhaupt auf den für manch einen beschwerlichen Weg zum Wahllokal? Dafür gibt es doch eine Briefwahl.

Stimmt. Wer allerdings schon einmal Senioren zum Wahllokal begleitet hat, der weiß, dass viele unserer älteren MitbürgerInnen es als ihre Bürgerpflicht ansehen, persönlich ihre Stimme abzugeben.

Beobachtet werden darf auch, dass viele Senioren mit Stolz zur Wahlurne schreiten. Stolz, ihre Stimme abgeben zu dürfen bzw. zu können.

Für viele Senioren stellt der Gang zu Wahlurne auch eine Möglichkeit dar, aus ihren „4 Wänden“ herauszukommen, sich zu unterhalten, Menschen zu begegnen und ein paar Worte auszutauschen.

Und selbstverständlich erfolgt dieser Gang zu Wahlurne auch im „Sonntagsstaat“.

Da mögen nun andere drüber schmunzeln oder verständnislos den Kopf schütteln.

Wichtig ist: Briefwahl ist kein Zwang! Es ist eine Alternative zum Gang zur Wahlkabine. Und der Ort für diese Alternative sollte denn auch so von der Stadtverwaltung gewählt sein, dass auch Menschen mit Gehbehinderung diese ohne Inanspruchnahme fremder Hilfe aufsuchen können.

Dies ist z.B. bei den beiden Wahllokalen in der Hauptschule Neuwerk nicht der Fall. Treppenstufen führen in das Schulgebäude.

Ein Zutritt ins Gebäude ist zwar über einen barrierefreien  Nebeneingang möglich, doch war am Wahltag keine entsprechende Beschilderung angebracht. Davon abgesehen, war dieser Seiteneingang verschlossen.

Hilfe konnte zwar über den Wahlleiter angefordert werden, dies ist jedoch nicht der Anspruch derer, die das Wahllokal betreten möchten. Ob man es glaubt oder nicht: vielen ist die Inanspruchnahme fremder Hilfe auch unangenehm.

Warum überhaupt erst Hilfe anfordern müssen?

Der Zutritt zum Wahllokal muss barrierefrei sein – aus Respekt und auch aus Achtung der Würde!

3 Kommentare zu “Einfach nur ins Wahllokal gehen…”
  1. Alle Wahllokale sollten barrierefrei sein, damit möglichst viele Menschen ihre Stimme persönlich abgeben können (Diskriminierungsverbot!). Aber dieses hehre Ziel wird kaum erreichbar sein.

    Die Lösung ist einfach, aber für die Betroffenen umständlich:

    Falls ein Wahlraum nicht barrierefrei ist (ist auf der Wahlbenachrichtigung erkennbar), beim Wahlamt das nächste barrierefreie Wahllokal erfragen.

    Um dort wählen zu können, muss aber ein Wahlschein beim Wahlamt beantragt werden.

    Damit erhalten Behinderte und Senioren eine Möglichkeit, in einem Wahllokal mit behindertengerechtem Zugang zu wählen – aber es steht dem Gebäudebetreiber frei den Wahlraum kurzfristig innerhalb des Gebäudes zu verlegen.

    In diesen seltenen Fällen kann die gegebene Information falsch sein.

  2. Vielleicht könnten Schulen ja auch mal Senioren für ein Gespräch mit Schülern gewinnen, in dem sie erzählen, welche Bedeutung für diese Generation – auch und gerade im Hinblick auf die Vergangenheit – Wahlen haben.

    Aktionen gegen Rechtsextremismus und echtes Bemühen von Politik bis Schulen (Bildungsauftrag, Schulen laden verschiedene Leute zu Gesprächen auch z.B. über Holocaust ein) gibt es relativ reichlich. Da sind alle Verantwortlichen in entsprechenden Positionen sensibilisiert.

  3. Das könnte doch ganz gut zu lösen sein, dieses unnötige Problem.

    „Der Zutritt zum Wahllokal muss barrierefrei sein – aus Respekt und auch aus Achtung der Würde!“

    Das ist das selbstverständliche Ziel.

    Vorschlag, vielleicht liest das ja mal jemand aus der Verwaltung, in Mönchengladbach gibt es schließlich einen Behindertenbeauftragten.

    1. Vor einer Wahl schauen sich die Sozialvereinigungen, zum Beispiel der Paritätische Wohlfahrtsverband oder von diesem Beauftragte die Örtlichkeit aus der Sicht eines Seniors und/oder Behinderten an und macht eine „Abnahme“.

    2. Die Verantwortlichen machen es einfach so, wie es in Alten- und Seniorenheimen immer sein muß, dort klappt dies an Wahltagen nämlich immer ganz perfekt.

    3. Sollten die Verwaltungen das nicht auf die Reihe kriegen, wird entsprechendes als Verpflichtung in die Gemeindordnung aufgenommen.

    4. Die Partei, die dies alles unterstützt, wird von den Senioren gewählt, die anderen eben nicht.

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