Gleichstellungsstelle unter die Lupe genommen – Teil II: Das Selbstverständnis

Red. Gesundheit & Soziales [ - Uhr]

logo-mgIn der Gleichstellungsstelle der Stadt hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine Menge Wissen angesammelt. Dieses Wissen um diverse Unterstützungsangebote für Frauen ist in einer Frauen-Info-Broschüre kompakt zusammengefasst.

Aufgeführt werden in Mönchengladbach angesiedelte private und öffentliche Träger, deren Ziel es ist, Menschen, die sich in einer Krisensituation befinden, Lösungen anzubieten.

Auch Frauen, die sich einfach „nur“ in kultureller, gesundheitlicher oder persönlicher Hinsicht weiterentwickeln möchten, sollen angesprochen werden.

Frauen-Netzwerk

Das sich hinter der Frauen-Info-Broschüre verbergende Netzwerk wird von der Gleichstellungsstelle kontinuierlich gepflegt.

Vertreterinnen verschiedener Verbände, von Parteien und Institutionen treffen sich regelmäßig auf Einladung der Gleichstellungsstelle an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten. Die „Netzwerkerinnen“ stellen sich auf diese Weise immer wieder gegenseitig vor, laden in ihre jeweiligen Geschäfts- oder Büroräume ein.

Dadurch erhalten die unter Federführung der Gleichstellungsstelle versammelten Institutionen nach und nach mehr Wissen über die Arbeit, die Aufgaben, das Selbstverständnis und die Beratungsangebote der im Netzwerk engagierten Institutionen.

Vertreterinnen von Kirche und Parteien sind ebenfalls im Netzwerk vertreten, bekommen durch Diskussionen und Nachfragen Anregungen für ihre Arbeit, geben aber auch umgekehrt bei Bedarf Rat und Hilfestellung.

Keine Frage: die städtische Gleichstellungsstelle unterhält ein sehr gutes Netzwerk, ist bestens informiert, und könnte für viele Menschen in persönlichen Lebenskrisen und Notlagen eine hervorragende Lotsenstelle sein.

Könnte! Denn vielen Bürgern verschließen sich diese Kenntnisse um dieses städtische Amt.

Der Grund könnte im Selbstbild der Gleichstellungsstelle liegen.

Männer und Frauen sind gleichberechtigt

Die wichtigste Arbeitsgrundlage der Gleichstellungsbeauftragten bestimmt sich aus Artikel 3 des Grundgesetzes: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“.

Innerhalb der Stadtverwaltung ist die Gleichstellungsbeauftragte Ansprechpartnerin für Beschäftige, die sich aufgrund ihres Geschlechtes benachteiligt fühlen. In der freien Wirtschaft dürfte diese Aufgabe in den Zuständigkeitsbereich von Betriebsräten und Personalleitungen fallen.

Anlässlich des Führungswechsels in der Gleichstellungsstelle umriss die Stadt auch die öffentlichkeitswirksamen Aufgaben dieses Amtes und stellt auf ihrer Internetseite klar:

„… Die Gleichstellungsstelle hat eine Querschnittsaufgabe, d. h. sie arbeitet für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung und für die Einwohnerinnen und Einwohner in Mönchengladbach.“

Angesichts des überwiegend geschlechtsspezifischen Informationsangebotes auf den alljährlich stattfindenden „Frauen-Infobörsen“ sind Männer, so sie sich denn auf diese „Frauen“-Börsen wagen, eher Exoten und fühlen sich auch als solche betrachtet.

Würde die Gleichstellungsstelle ihrer gesetzlichen Aufgaben gerecht, müsste sie dann nicht die „Börsen“ (an denen üblicherweise etwas gehandelt wird) als „Gleichstellungsbörsen“ oder als „Bürger-Info-Börse“ veranstalten?

Bezeichnend ist, dass in dieser Stelle Männer nicht zu finden sind. Das ist per se nicht zu kritisieren, würden die dort tätigen Damen nicht dementsprechend agieren.

Der durchaus auch unter Kostengesichtspunkten kritisch zu beleuchtende „Frauenkalender“ oder die ebenso einzustufende „Frauen-Info-Broschüre“ scheint darauf angelegt zu sein, Männer so davon abzuhalten, in diese Unterlagen auch nur mal hineinzublicken.

Durch das Hervorheben der besonderen Vertretung von Frauenbelangen auf Veranstaltungen und in Broschüren bleibt die Betonung der eigentlich geschlechtsneutralen Aufgaben auf der Strecke.

Dies wird duch die Beschreibung des Kernanliegens der Gleichstellungsstelle geradezu institutionalisiert: „Sie organisiert Veranstaltungen, Ausstellungen, Aktionen und stellt so Öffentlichkeit über die Lebenssituation von Frauen her, beispielsweise im Frühjahr anlässlich des Internationalen Frauentages oder im Herbst im Rahmen der FrauenAktionsTage.“

Aufschlussreich hierzu der städtische Text im Internet:

„So vielfältig wie sich die Benachteiligungen wegen des Geschlechts in den verschiedenen Lebensbereichen darstellen, sind auch die Aufgaben der Gleichstellungsstelle: Sie berät und vermittelt bei Fragen rund um die Themen Erwerbstätigkeit, Existenzgründung, Gewalt in Beziehungen, Trennung/Scheidung, Elternschaft und weiteren Anliegen zur Chancengleichheit im privaten und öffentlichen Leben.“

Von „Frau“ ist da nicht die Rede, nur von „Geschlecht“.

Betrachtet man die von der Gleichstellungsstelle herausgegebenen Broschüren und die jährliche Infobörsen-Veranstaltung wird schnell klar: Viele der dort präsentierten Angebote der Mönchengladbacher Organisationen sind gechlechtsunspezifisch.

Jedoch: Die Werbung richtet sich nur an Frauen!

Die Gleichstellungsstelle „… nimmt an verschiedenen Arbeitskreisen und politischen Gremien teil, will Bewusstseinsveränderung erreichen, weist auf Risiken hin und bringt Empfehlungen ein.“

Nicht erst seit dem Wechsel in „Gleichstellungsstelle“ scheint in ihr Bewusstseinsveränderung längst überfällig. Dies auch, weil immer mehr Männer auf der Suche nach einer neuen Rolle sind, immer mehr Jungen spezieller schulischer Förderung bedürfen und sich das Familienbild grundlegend wandelt.

Frauen-Info-Broschüre, Frauenkalender und Fraueninfobörse sind die von der Öffentlichkeit wahrgenommen Aktivitäten. Die Lebenssituation von Frauen steht dabei im zentralen Blickpunkt.

Was aber hat die Gleichstellungsstelle im Sinne ihrer geschlechterneutralen Aufgabenstellung tatsächlich erreicht?

Netzwerke gibt es zuhauf. Ziellose Debattierclubs ebenso.

Zählt eine Gleichstellungsstelle zu den Pflichtaufgaben?

Solange konkret Erreichtes nicht nachvollziehbar transparent gemacht wird, bleibt und verstärkt sich die Außenwahrnehmung der Gleichstellungsstelle als „reiner Aktionismus“.

Eine Bürgerinfobörse, ein Bürgerkalender, ein Bürgernetzwerk erreicht Männer und Frauen, käme der Realität näher und würde dem Eindruck, dass es sich bei der Gleichstellungsstelle um eine „Nur-mit-sich-selbst-beschäftigende-Stelle“ handeln könnte, zumindest im Ansatz entgegen wirken.

Eine konsequente „Aufgabenkritik“, wie sie in der gesamten Mönchengladbacher Verwaltung seit langem überfällig ist, könnte dazu führen, dass neben einer gesetzlich erforderlichen „Gleichstellungsbeauftragten“ nicht zwangsläufig zusätzlich auch eine mit drei Personen besetzte „Gleichstellungsstelle“ existieren muss.

Heisst es nicht im Zusammenhang mit den Einsparungserfordernissen zum „Stärkungspakt Stadtfinanzen“, dass alles „auf den Prüfstand“ gehört, was nicht „Pflichtaufgabe“ ist? Ist eine Gleichstellungsstelle „Pflichtaufgabe“?

(Frauen-)Netzwerke können sich und ihre Aktionen aus sich selbst heraus organisieren. Dazu bedarf es keiner städtischen „Organisationshilfe“.

Wie schrieb doch OB Norbert Bude (SPD) in seinem Grußwort zum Jahr 2009: „Die städtische Finanzlage ist dramatisch und eine Besserung vorerst nicht in Sicht. Eine flächendeckende Aufgabenkritik, die mit Einsparauflagen verbunden ist, wird auch 2009 die Arbeit der Verwaltung bestimmen.“

Eine solche Aufgabenkritik in den Jahren 2009, 2010 und 2011 hat nicht bzw. nicht erkennbar stattgefunden.

pfeil-rechts1Hier zum Teil I: Gleichstellungsstelle unter die Lupe genommen -Frauenkalender- und Fraueninfobroschüre

Ein Kommentar zu “Gleichstellungsstelle unter die Lupe genommen – Teil II: Das Selbstverständnis”
  1. Gleichstellungsstelle mag ja ganz nett sein – aber wie ganz richtig gefragt: welche Erfolge hat diese Stelle zu verzeichnen oder aufzuweisen?

    Die gibt es jetzt bestimmt schon ca. 15 oder 17 Jahre. Vielleicht sogar noch länger.

    Ergebnisse? Erfolge?

    Überall in der Verwaltung wird mit spitzem Bleistift gerechnet (zumindest angeblich). Die Gleichstellungsstelle gehört auf den Prüfstand.

    … und das Straßenverkehrsamt, Einwohnermeldeamt und Tiefbauamt direkt dazu.

    Herr Kuckels will bzw. muss doch sparen, dann sollte er direkt mal mit Umschulungen innerhalb der Verwaltung (gut investiertes Geld) und Versetzungen in Bereiche mit Unterbesetzung beginnen.

    Bei derselben Personalmenge würde dann wenigstens in einigen Bereichen Leistung, Bürgerzufriedenheit und letztendlich auch Mitarbeiterzufriedenheit in überlasteten Bereichen optimiert.

Ihr Kommentar