Schulentwicklungsplanung 2010 • Teil VII: Exkurs – Schuldezernent Dr. Fischer (CDU) & der Elternwille

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

10-03-18-tanzbaer Dr. Fischer mahnt die Politiker um Abwägung des Elternwillens für Gesamtschule und des Elternwillens zum Erhalt der bestehenden Schulen. Welchen Elternwillen meint er eigentlich?

Eltern, deren Kinder in eine Schule gehen, die von Aufösung bedroht ist, sind verständlicherweise auf jeden Fall gegen diese Auflösung. Denn nichts anderes hätte ja die Umwandlung einer weiterführenden Schule in eine Gesamtschule – gleich an welcher Stelle – zur Folge.

Unabdingbar muss der Elternwille der jetzigen Grundschüler in die Überlegungen mit einbezogen werden. Hier hilft eine rechtzeitige Umfrage an den Grundschulen spätestens zu Beginn der 4. Klasse.

Zu Recht sieht Dr. Fischer die Gefahr der Beeinträchtigung des Systems Realschule bei Ausweitung des Gesamtschulangebots.

Dass die hohe Nachfrage nach Realschulplätzen ein Indiz für den Elternwillen sei, behauptet Dr. Fischer – belegen kann er das nicht.

Um dem mittlerweile doch arg strapazierten Begriff des „Elternwillens“ gerecht zu werden, bedarf es nämlich der tatsächlichen Zahlen des 1. Anmeldetermins und der daraufhin folgenden Abweisungen der Schüler an den Gesamtschulen und Verweisung an die Realschulen.

Diese Zahlen verschweigt Fischer jedoch beharrlich und enthält sie so den Bürgern und ihren gewählten Vertretern vor.

Welche Realschule könnte ohne Gesamtschulabweisungen überhaupt noch 3-zügig existieren?

Die ungebrochen hohe Nachfrage von Gesamtschulplätzen zeigt auch, dass diese Eltern mit dem 3-gliedrigen Schulsystem unzufrieden sind und die Gesamtschule als Alternative favorisieren.

Mit „Wohnortnähe“ allein, lässt sich die hohe Nachfrage für dieser Schulsystematik nicht erklären!

Woher will Dr. Fischer wissen,

  • ob diese Eltern lediglich eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind wünschen,
  • ob sie der Empfehlung der Grundschule nicht folgen wollen,
  • ob sie dem „Turbo-Abi“ skeptisch gegenüberstehen,
  • ob sie einfach die weitere Entwicklung ihres Kindes abwarten oder
  • ob sie unsicher sind und Schulwechsel vermeiden wollen?

Auf diese Fragen hat der Schuldezernent mit CDU-Parteibuch keine Antworten … oder will sie einfach nur nicht geben.

An dieser Stelle lohnt die Mühe, Eltern, die mit ihrem Kind zum Anmeldetermin an einer Gesamtschule kommen, mal einen entsprechenden Fragebogen vorzulegen und diesen anschließend auszuwerten.

Manche Spekulationen und Argumente würden sich in Luft auflösen, manche würden Bestätigung finden. Was auch immer die Gründe sind, sie sollten gehört werden.

Denn: Die Eltern, die einen Gesamtschulplatz wünschen, haben mit der Anmeldung die Systemfrage längst beantwortet. Sie haben sich für das System „Einheitsschule“ und gegen das „Selektionssystem“ entschieden.

Harte Worte  bewusst gewählt: Einheitsschule und Selektionssystem.

Worte, die oft gewählt werden, mit denen Emotionen geschürt, Halbwahrheiten verbreitet, Wahrheiten vertuscht und ein Schulweltbild verteidigt wird.

Worte, die wenig hilfreich, wenig dienlich sind.

Hilfreich und dienlich wären hingegen strukturierte Umfragen an Grundschulen und Beantwortung der Fragen durch umfassende Darstellung von Daten und Fakten statt Verschleierung und Hinhaltetaktik.

Leider muss sich der Konzeptleser Zusammenhänge in weiten Teilen selbst „stricken“.

Was vom Konzept bleibt ist ein Beispiel, wie das Parteibuch eines Dezernenten Beschlussvorlagen bestimmt und wie wenig bürger(eltern)nah solch eine Konzeptvorlage ist.

Bedenkt man, dass die Mandatsträger eigentlich „normale Bürger“ sind, die durch solche Vorlagen sachkundig werden sollen…

Die größeren Fraktionen vertrauen auf die Sachkunde der Ausschuss- und Ratsmitglieder, die das Thema „Schule“ seit Jahren intensiv bearbeiten, die kleineren Fraktionen (Zentrum, LINKE, Grüne, FWG) müssen anhand der Vorlage ihre Meinung bilden, falls sie nicht zufällig einen Mandatsträger in ihrer Mitte haben, der sich auch seit Jahren mit dem Thema auseinandersetzt.

Schade für jeden gefällten Baum, der zu Papier wurde für Ausdruck und Vervielfältigung des Fischerschen Konzeptes.

Schade für das Geld, das die Stadt Mönchengladbach monatlich einem Schuldezernenten überweist, der im Verhältnis zur Qualität des Konzeptes überbezahlt zu sein scheint.

Die Gestaltungsmehrheit muss gezielt nachfragen, Daten, Fakten, Darstellungen vom Schuldezernenten einfordern und Dr. Fischer konkrete Aufträge erteilen.

Nur so kann sie den von ihr so hoch angesiedelten „Elternwillen“ wirklich kennen lernen und ihn bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.

Mit Ausflüchten, wie „wir machen das ja nur ehrenamtlich“ neben unserem Beruf, springen die Schulpolitiker zu kurz. Sie haben sich wählen lassen, auch um dem „Elternwillen“ gerecht zu werden. Nun müssen sie es „aktiv gestaltend“ tun.

Ansonsten führt die Schulverwaltung die Politik weiterhin wie einen Tanzbär durch den schulpolitischen Zirkus.

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