Frauen-Fußball-WM ohne wirtschaftlichen Erfolg für die Stadt Mönchengladbach

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

frauenfussball_wmIn der Folge des Besuches der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth am 15.04.2010 in Mönchengladbach drängten sich mindestens sieben Fragen auf, die wir Kämmerer Bernd Kuckels stellten und die dieser an Dezernent Dr. Gert Fischer (für die Frauen-Fußball-WM zuständig) zur Beantwortung weiterreichte.

Wir fragten mit Bezug zu diesem Artikel  http://www.bz-mg.de/wirtschaft-handel-handwerk/was-bringt-die-frauen-fusball-wm-fur-monchengladbach.html:

„Wenn unsere Informationen zutreffen, rechnen Sie für den Haushalt der Stadt mit einem Defizit von 375.000 EURO aus der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft.

Dieses soll resultieren aus Ausgaben in Höhe von ca. 1.185 Mio. EURO, denen als Einnahmen 810.000 EURO gegenüber stehen sollen. Es wäre schön wenn Sie uns zeitnah diese Zahlen bestätigen und uns darüber hinaus ebenso zeitnah folgende Fragen beantworten würden:

1.     Um welche Ausgaben (Art und Höhe) handelt es sich?

2.     Wie hoch ist der Anteil, den die Stadt pro Ticket erhält?

3.     Welche Spenden-Zusagen gibt es und wie ist der aktuelle Stand?

4.     Welche wirtschaftlichen Vorteile erwarten Sie als Kämmerer aus der Fußball-WM nachhaltig für die Stadt generieren zu können?

5.     Nach welchen für die Bürger nachvollziehbaren Kriterien werden evtl. wirtschaftliche Vorteile ermittelt?

6.     Welche weitere Einnahmen oder Ausgaben erwarten Sie durch sukzessiven Vergleich von Plan-/Ist-Zahlen (Controlling)?

7.     Wird zusätzlicher Aufwand für Infrastrukturmaßnahmen entstehen, der auch, aber nicht ausschließlich für die FIFA-WM betrieben wird (incl. „Stadt-Töchter“)?“

Herrn Dr. Fischer beantwortet zwar am 21.04.2010 die Fragen nicht, jedoch sind seinem Schreiben folgende Antworten zu entnehmen:

1.     Um welche Ausgaben (Art und Höhe) handelt es sich?

Dr. Fischer:

Keine Angaben

Anmerkung Redaktion

Also, keine Antwort auf diese Frage, lediglich diese Anmerkung:

„… Dabei gibt es bis heute keine Erkenntnis, die darauf hindeuten, dass der in der Vorlage dargestellte und im Haushalt auch abgebildete Finanzrahmen nicht eingehalten werden kann“

2.     Wie hoch ist der Anteil, den die Stadt pro Ticket erhält?

Dr. Fischer:

Keine unmittelbare Antwort auf diese Frage, lediglich der Hinweis auf Beratungsvorlage.

Anmerkung Redaktion

10% des Nettopreises einer jeden verkauften Karte (Quelle: „Finanzwirksamkeit“ zur Dringlichkeitsentscheidung vom 19.09.2008)

3.     Welche Spenden-Zusagen gibt es und wie ist der aktuelle Stand?

Dr. Fischer:

„Die Verhandlungen mit den Sponsoren (lokale, nationale, internationale) laufen zurzeit. Bitte voll­ziehen Sie nach, dass Details, aus diesen Gesprächen nicht an die Öffentlichkeit gehören. Ziel der Verwaltung ist es jedenfalls, die im Finanzkonzept vorgesehene Gesamtsumme zu erreichen. Auch hier gibt es bis zum heutigen Tag keine Erkenntnisse, dass dieses nicht gelingen kann.“

Anmerkung Redaktion

Es war nicht die Frage nach den Gesprächsdetails, sondern nach existierenden Zusagen und nach dem aktuellen Stand.

4.     Welche wirtschaftlichen Vorteile erwarten Sie als Kämmerer aus der Fußball-WM nachhaltig für die Stadt generieren zu können?

Dr. Fischer:

„Die Stadtverwaltung erwartet mit Ausnahme der Einnahmen der PPG, die Teil des Finanzkonzep­tes sind, keine unmittelbaren Vorteile für den Konzern Stadt. …“

Anmerkung Redaktion

Die zusätzlichen Einnahmen der PPG durch die WM werden mit ca. 40.000 € beziffert. Da die Stadt über die EWMG mit nur 60,60% an der PPG (Borussia = 39.40%) beteiligt ist, können auch nur 24.240 € der Einnahmen in Ansatz gebracht werden.

5.    Nach welchen für die Bürger nachvollziehbaren Kriterien werden evtl. wirtschaftliche Vorteile ermittelt?

Dr. Fischer:

„… Sie rechnet sehr wohl mit wirtschaftli­chen Vorteilen für das Gemeinwesen Mönchengladbach. In diesem Zusammenhang darf ich auf die Aussagen des Geschäftsführers der MGMG in den Anlagen verweisen.“

Anmerkung Redaktion

Also: Keine nachvollziehbaren wirtschaftlichen Vorteile.

Die „Aussagen des Geschäftsführers der MGMG“ (Schlipköter) gehen mit keinem Wort auf „wirtschaftliche Vorteile“ (für das „Gemeinwesen Mönchengladbach“) ein.

Er beruft sich auf Experten, die prognostizieren, dass die WM „für ganz Deutschland einen dreistelligen Millionenbetrag in die Kassen spülen wird“. …

100.000.000 € oder 999.999.999 €? 😉

Zitat Schlipköter: „Besonders wertvoll – aber finanziell nicht zu beziffern – ist der Image- und touristische Gewinn, den eine solche WM für die Stadt bringt…“

6.    Welche weitere Einnahmen oder Ausgaben erwarten Sie durch sukzessiven Vergleich von Plan-/Ist-Zahlen (Controlling)?

Schreiben Dr. Fischer:

„Verwaltungsintern wird der Prozess selbstverständlich dokumentiert (Controlling). Zu gegebener Zeit werden zunächst die städtischen Gremien über die Ergebnisse informiert“

7.    Wird zusätzlicher Aufwand für Infrastrukturmaßnahmen entstehen, der auch, aber nicht ausschließlich für die FIFA-WM betrieben wird (incl. „Stadt-Töchter“)?

Schreiben Dr. Fischer:

„Die FIFA-Fußballweltmeisterschaft “ wird keinen zusätzlichen Aufwand für Infrastrukturmaßnahmen verursachen. …“

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Insgesamt bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass am 27.04.2007 Mönchengladbach als Spielort „angemeldet“ wurde und „urplötzlich“ nach 17 Monaten (am 19.09.2008) dem Rat eine Beratungsunterlage zur Entscheidung  – als „dringlich“ deklariert – vorgelegt wurde.

Als Grund gab die Verwaltung seinerzeit ein „umfangreiches FIFA-Pflichtenheft“ und die notwendige Anerkenntnis gegenüber dem DFB bis zum 19.09.2008 an.

Damit sich die BZMG-Leser auch ein eigenes Bild zu diesem Thema machen können, hier die Antwort von Herrn Dr. Fischer, sowie die damalige Beratungsvorlage, die zur Dringlichkeitsentscheidung führte.

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