Festivals im JHQ: Weitere besorgte Bürgerin wendet sich an Kämmerer und Umweltdezernent Bernd Kuckels

Hauptredaktion [ - Uhr]

Mit Blick auf die vielfältigen, ungeklärten Fragen zu Festivalveranstaltungen im JHQ wendet sich eine weitere besorgte Bürgerin mit einer Mail an die Stadtverwaltung. Adressat ist Bernd Kuckels (FDP) in seiner Funktion als Stadtkämmerer.

Einige der von ihr kritisch angesprochenen Punkte tangieren auch Kuckels‘ Zuständigkeiten als Umweltdezernent.

(Anm. d. Red: Die von der Briefschreiberin dem Schreiben beigefügten Anhänge wurden aus redaktionellen Grünen an entsprechenden Textstellen „eingeschoben“)

„Sehr geehrter Herr Kuckels,

die Entscheidung sich für die Anmietung des JHQ zu entschließen fällt in Kürze, daher sende ich Ihnen eine Zusammenstellung von Fakten, die auch mit in die Waagschale gehören.

Bei Ihnen, dem Finanzverantwortlichem der Stadt Mönchengladbach, denke ich damit an der richtigen Stelle zu sein.

Sie werden die Auswirkungen vertreten müssen.

Punkt 2 der Tagesordnung der Ratssitzung vom 01.10.14 sieht die Anmietung der Liegenschaft JHQ vor.

In den einsehbaren Unterlagen werden drei mögliche Varianten der Unterhaltskosten ausgewiesen.

Die Angaben zur Einnahmesituation fehlen völlig. Vermutlich genauso diffus, da Herr Lieberberg versucht ein Festival neu zu etablieren, und wenn es wie bei Rock im Pott ausgeht, wird es nach zweimal eingestellt.

  • Werden in Mönchengladbach Entscheide auf Grund so einer unpräzisen Datenlage gefällt?
  • Wo können interessierte Bürger die kalkulatorischen Einnahmen einsehen?

Die Konzerte im Hockeypark müssen um 22:30 Uhr enden.

  • Auf Grund welcher Vorgabe meint die Stadt Mönchengladbach, im Umfeld des JHQ die Zeiten verlängern zu können?
  • Sind diese Anwohner, auch die der benachbarten Gemeinden, Bürger zweiter Klasse mit anderen Rechten ?

Selbst in Berlin kann die legendäre Waldbühne, die für Berliner Verhältnisse in einem bevölkerungsarmen Gebiet liegt, nur bis 22:00 Uhr bespielt werden.

EINSCHUB (Anlage A zum Schreiben)
Ein Wortungetüm mit dem Namen Landes-Immissionsschutzgesetz bildet die Grundlage für den Lärmschutz und regelt vor allem die nächtlichen Ruhezeiten von 22 bis 6 Uhr.Ende vorigen Jahres trat in Berlin eine Verschärfung in Kraft, die maximal 18 Konzerte pro Freiluftbühne festschreibt
.http://www.tagesspiegel.de/berlin/leserdebatte-sollen-in-berlin-mehr-open-air-konzerte-erlaubt-sein/4231540.html
Die Zitadelle Spandau, „vor vier Jahren durch das neue Open-Air-Festival aus dem Dornröschenschlaf geweckt“, wie Spandaus Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU) am Montag schwärmte, darf weiter als Konzertarena genutzt werden.Allerdings unter Auflagen: maximal 18 Abende im Jahr, nicht fünf Nächte hintereinander und niemals länger als 22 Uhr.Dies ist das Ergebnis eines Vergleichs, der Anfang März vor dem Berliner Verwaltungsgericht geschlossen wurde.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/pop/zitadelle-spandau-rock-nur-noch-bis-22-uhr/1794060.html

Der Lärm auf den Campingflächen kommt für die Anwohner noch hinzu.

  • Wie will die Stadt dort die Einhaltung der Nachtruhe garantieren?

Einstweilige Verfügungen können sich in diesem Kontext ergeben.

  • Berücksichtigt Ihre Kalkulation auch solche Eventualitäten?

Saubere Toiletten scheinen generell auf Festivals ein Problem zu sein. In Anbetracht des Geländes werden Sie damit rechnen müssen, dass sich viele „in die Büsche schlagen“.

EINSCHUB (Anlage B zum Schreiben)
1live festival ABC – D=dixiklo
Wer den Ekelfaktor so klein wie möglich halten will, muss den Toilettengang ind die frühen Morgenstunden verlegen.Kurz nach der Leerung lässt es sich ertragen.Übrigens: Auch wenn es eigentlich typisch frau ist – sobald Dixi-Klos im Spiel sind, sollten auch Männer nur im Rudel zur Toilette gehen – es gibt –äh- schöneres als Opfer beim sogenannten „Dixi-Kippen“ zu werden.
http://www.einslive.de/musik/extras/2012/festivals/120524_festival_abc.jsp
07.06.2014, 07:19 von deranaluest
„Festivals sind doch deshalb so beliebt, weil man einfach mal die Sau raus lassen kann und rülpsen und pfurzen kann wie es einem gefällt.Da gehört der Müll zum Livestyle und Saurauslassen dazu.Sonst gibts doch auch kaum noch Gelegenheiten dazu, alles ist schön geregelt, man muss artig sein und Karriere machen und wenn man das falsche Bild auf Facebook hat dann wars das mit der Beförderung.Da tut es mal ganz gut einfach rauszukommen, sich die Kleider vom Leib zu reißen und gepflegt auf die Wiese zu kacken.“
http://www.spiegel.de/forum/unispiegel/muell-bei-open-air-konzerten-vom-festival-uebrig-bleibt-thread-128419-1.html
Festival-Toiletten
Hier mal ein Best-of des diesjährigen Fusion Festival. Wobei es bei anderen Festivals spätestens nach einem Tag genauso aussieht.Nichts für schwache Nerven!
http://www.hornoxe.com/festival-toiletten/
  • Werden Sie die Auswirkungen auf die Naturschutzgebiete unterbinden?

Folkert Koopmans, Veranstalter des Hurricane-Festivals in Scheeßel, fand folgendes heraus: „… Hinterließ jeder Besucher 2006 durchschnittlich vier Kilo Abfall, waren es im vergangenen Jahr fast 15 Kilo. In Scheeßel wird ohne Garantie der Entsorgung keine Genehmigung mehr erteilt. …

EINSCHUB (Anlage C zum Schreiben)
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/festivals-muell-bei-open-air-konzerten-a-970876.html
„… Vor allem die Entsorgung der Kleinstabfälle, wie Glasscherben, ist besondere zeitaufwendig“, sagt Lindinger.
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/erholungsflaechen-der-stadt-die-muellplage-1.983112

Das Aufsammeln von Scherben auf Grasflächen ist sehr kostenintensiv, da nicht völlig maschinell machbar.

Starker Wind kann leichtes Material durch die Luft in die Naturschutzgebiete transportieren.

  • Wie wird sichergestellt, dass die Naturschutzgebiete nach dem Festival gesäubert werden?
  • Wird der Veranstalter Sicherheitsleistungen für die Reinigung geben.

Ferner ist die Verkehrssicherungspflicht auf dem Gelände ein Problem, wenn ich mir in MG nur den hinteren Bereich der Lilienthalstraße ansehe.

EINSCHUB (Anlage D zum Schreiben)

 

  • Wer trägt die Kosten bei den zu erwartenden Schäden?

Die Kombination Abfeiern und Asylanten ist ein anderes Thema.

Wenn es im Schutz des Festivals zu Anschlägen bei den Asylanten käme, können auch Kosten auf die Stadt zukommen.

Eine sinnvolle Maßnahme – Vorsorge d.h. mehr Sicherheitskräfte postieren und Rettungskräfte in Bereitschaft versetzen – für alle Fälle.

  • Wer trägt diese Kosten?

Der charismatische Herr Lieberberg sucht einen Ort, wo er kostengünstig sein Festival veranstalten kann.

Alles Weitere ist sekundär.

EINSCHUB (Anlage E zum Schreiben)
Lieberberg verschloss sich der Symbolik nicht: „Das ist ein Zeichen für die Fans: die in Stein gemeißelte Freundschaft zwischen Rock am Ring und Mendig“
http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/mayen_artikel,-Jubel-in-Mendig-Lieberberg-bringt-Rock-am-Ring-mit-_arid,1208582.html#.VB5nOGIaySM
„Rock am Ring in Mendig ist ein Quantensprung, der uns neue Dimensionen eröffnet, sowohl was die inhaltliche Gestaltung angeht als auch die Inszenierung unseres Festivals.
http://www.blick-aktuell.de/Nachrichten/Rock-am-Ring-goes-Mendig-98327.html
… solche Äußerungen, nachdem Lieberberg Mönchengladbach als Favoriten für „Rock am Ring“ gesehen hat ????

Gerne erwarte ich Ihre Rückmeldung mit der Beantwortung der gestellten Fragen.

Mit freundlichen Grüßen“

 

3 Kommentare zu “Festivals im JHQ: Weitere besorgte Bürgerin wendet sich an Kämmerer und Umweltdezernent Bernd Kuckels”
  1. Toll gemacht!

    Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.

    Hoffentlich lesen das die „wichtigen“ Leute in Politik, Verwaltung und EWMG/WFMG, die nur noch Lieberberg-gesteuert mit Festival-Scheuklappen und schon halbtaub allein von der Erwartung entsprechender Beats, durch die Gegend stolpern und händeringend nach Einnahmequellen suchen, damit sich andere ne golden Nase verdienen können.

    Alles fürs Image!

    Für die Stadt bleiben womöglich nur Miese. Wir habens ja!

  2. Vielen Dank an die Bürgerin, die dies alles recherchiert, zusammengetragen und in Ihrem Schreiben ausgezeichnet dargestellt hat!

    Sie spricht damit vielen Bürgern, die das genauso sehen, ja, ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen: aus dem Herzen.

    Eine solch reflektierende Recherche wäre auch Sache der Politik(er) gewesen (vielleicht gab es den einen oder anderen, der es angesichts des Hypes nicht wagte, seine Stimme kritisch zu erheben), die stattdessen einen Prüf-Auftrag nach dem anderen an die Stadtverwaltung gaben.

    Selbstbezahlte (wirklich erforderliche?) Flüge nach Berlin sollen persönliches Engagement dokumentieren.

    Es ist unfassbar, dass Politiker sich, alles ausblendend und schön redend, wie z.B. Herr Heinrichs bei dem SPD-Unterbezirksparteitag:

    http://www.bz-mg.de/specials/themenreihe-jhq/erstaufnahmeeinrichtung-festival-im-jhq-gegeneinander-aufrechnen-oder-nicht-%e2%80%a2-finanzielle-vorteile-fur-den-haushalt-sind-ausgeschlossen-verluste-schon-jetzt-kalkuliert-mit-video.html

    derart benutzen und vorführen lassen, nur weil ein Herr Lieberberg sich als der freundliche, volksnahe Prominente gibt.

    Das kann dieser ganz locker, denn er weiß um seine Möglichkeiten und tritt mit der Gelassenheit und dem Selbstbewusstsein dessen auf, der weiß, dass er umworben und hofiert wird. Er hat die (finanziellen) Möglichkeiten sich durch diverse Fachleute bzw. an Zusammenarbeit mit ihm interessierte Unternehmen zuarbeiten zu lassen und kann dadurch viel entspannter agieren.

    Herrn Lieberberg, der von Anfang an sehr genau wusste, was er wollte, konnte gar nichts besseres passieren als die kostenlose PR, die in Mönchengladbach betrieben wurde. Dieses regelrechte Buhlen, befeuert und forciert durch die örtliche Presse, grenzte schon an Peinlichkeit.

    Dass ihm das JHQ als Location (wenn auch nicht für RaR) gefällt, mag durchaus stimmen. Es hat schließlich Charme, den vor allem viel Grün, alter Baumbestand, der Eindruck von unberührter Natur und die dort herrschende Ruhe erzeugt.

    Spätestens an der Stelle, an der Herr Lieberberg im Haus Erholung zum Besten gab, dass er nie beabsichtigte „Rock am Ring“ nach Mönchengladbach zu bringen, hätte allen Protagonisten klar sein müssen, dass sie schlicht und ergreifend benutzt wurden und obendrein billiger waren, als es jede PR-Agentur.

    Dies wäre der Zeitpunkt gewesen, einen Schlusspunkt hinter die Angelegenheit zu setzen, statt sich mit dem Trostpflaster eines kleineren Festivals (mit der Hoffnung, dass es mal ein ganz großes wird!) abspeisen zu lassen, für das nun weiterhin die Verwaltung massiv belastet und blockiert wird.

  3. Erfreut zeigte sich soeben die Bürgerin über die „erfreulich rasche Rückantwort“ von Stadtdirektor Bernd Kuckels, vor allem wenn man bedenke, wie lange sie auf andere Rückantworten zu diesem Thema habe warten müssen, bzw. solche gar nicht erhalten habe.

    ——-

    Bernd Kuckels hatte geantwortet:

    „Sehr geehrte Frau …,

    vielen Dank für Ihre Mail, die ich wie folgt beantworten darf:

    In der Ratssitzung am 1. Oktober soll keineswegs über die Anmietung des JHQ-Geländes entschieden werden.

    Vielmehr sieht die Beratungsvorlage der Verwaltung lediglich vor, dass der Rat den Zwischenstand zur Bearbeitung des Ratsauftrags vom 08.09. zur Kenntnis nimmt, dass der Rat die Verwaltung beauftragt, die Verhandlungen mit den drei potentiellen Vertragspartnern fortzusetzen, und dass die noch offenen Fragen zeitnah zu klären sind.

    Soweit Sie die finanziellen Fragestellungen ansprechen, sagt die Beratungsvorlage der Verwaltung ausdrücklich, dass sich die finanziellen Auswirkungen und die haushaltsmäßige Darstellung erst nach Abschluss der Verhandlungen ermitteln und bewerten lassen und dass das gleiche auch für die Haushaltsverträglichkeit gilt, bei der die Vorgaben des Stärkungspaktes zu beachten sind.

    Eine Entscheidung aufgrund „so unpräziser Datenlage“ ist also gerade nicht beabsichtigt.

    Ihre Fragen, Sorgen und Hinweise zu Lärm, Toiletten, Abfall und Verkehrssicherungspflichten, die die Zuständigkeiten unterschiedlicher Fachbereiche der Verwaltung berühren, werden, soweit noch nicht geschehen, in den weiteren Mietvertragsverhandlungen bzw. in einem Genehmigungsverfahren abzuarbeiten und zu würdigen sein.

    Eine Beantwortung bzw. Stellungnahme ist daher z.Zt. nicht möglich bzw. im Vorgriff auf das Gesamtsystem der Regelungen in den Mietverträgen und in den notwendigen Genehmigungen/Auflagen nicht sinnvoll.

    Damit Ihre Sorgen und Hinweise im weiteren Verfahren berücksichtigt werden können, habe ich diese Antwort mit Ihrer Mail dem Oberbürgermeister und meinen Dezernentenkollegen sowie den koordinierend tätigen Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern weitergeleitet.

    Mit freundlichen Grüßen
    Bernd Kuckels
    Stadtdirektor und Stadtkämmerer

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