Verkehrschaos beim WM-Spiel: Mißglückte Eigenwerbung durch mangelhafte Organisation

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

WMLogoMG-2011Vermeintliche „Spielverderber“ fragten sich schon zu Beginn der Werbekampagne zur FIFA-Frauen-WM: Was hat Mönchengladbach als Austragungsort davon?

Ob Grün oder andere Parteien, ob OB, ob Verwaltung, ob städtische Unternehmen in Sachen Wirtschaftsförderung und Marketing, alle verwiesen auf den Imagegewinn und den PR-Faktor: Mönchengladbach wird in aller Welt genannt. Und: solch eine Werbung sei schließlich nicht zum Nulltarif zu haben.

Das scheint wohl kräftig daneben gegangen zu sein, denn wie der WDR in der heutigen „aktuellen Stunde“ und in der „Lokalzeit Düsseldorf“ eindrucksvoll berichtete, machten frustrierte Fans vor der Kamera lautstark ihrem Ärger Luft. Und so hörte sich das im WDR-O-Ton an:

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2011/07/06/aktuelle_stunde.xml?noscript=true&offset=714&autoPlay=true&#flashPlayer

Manche erlebten die 1. Halbzeit nicht, andere kamen erst kurz vor dem Abpfiff ins Stadion. Ordner, die meinten, das würden sie schon kennen, mussten Beschimpfungen über sicher ergehen, um Ruhe bemühte Polizisten und  ein sichtlich genervter Ordnungsamtesleiter Gerhards suchten nach Erklärungen. Lag das Verkehrschaos an einem neu installierten und bis dato ungetesteten Verkehrsleitsystem?

Auch der Einzelhandel ist bis dato nicht zufrieden mit dem Umsatz. Das große Geschäft blieb aus. Ob es das gestrige Spiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich richten konnte?

Die deutsche Mannschaft feierte lange im Stadion, doch übernachten durfte sie bekanntlich auf FIFA-Wunsch nicht in Mönchengladbach, weil die Spielerinnen – oder eher die FIFA-Funktionäre ? – Wert auf 5-Sterne-Betten legen – und die hat Mönchengladbach nicht.

Und die Stadionbesucher? Strömten sie in die Altstadt, suchten umliegende Gastronomiebetriebe auf, kauften sie ein? „Der Sommer wird für die Gastronomie heiß“, prophezeite die Stadt.

Also abwarten, welche „Touristikzahlen“ die städtische Marketinggesellschaft MGMG und die Wirtschaftsförderungden WFMG den Bürgern nach der Frauen-WM nun präsentieren wird.

Seit Monaten überschüttet die Stadt die Bürger euphorisch mit positiven Meldungen zur FIFA-Frauen WM, diese „Positiv-Welle“ ist nun erst einmal dahin.Da verblassen die vielen Fotos, auf denen OB Bude & Co. mit internationaler und nationaler Fußballprominenz abgelichtet wurden.

Die kostspielige Eigenwerbung von Verwaltung, Politik und Wirtschaftsförderung   ist jedenfalls gründlich daneben gegangen.

Zum nächsten Spiel soll es übrigens mehr Parkraum geben: das Ordnungsamt will mit umliegenden Bauern über die Bereitstellung von bereits abgeernteten Ackerflächen verhandeln. Ob gerade das zur Entspannung beitragen wird, ist zweifelhaft.

Die Landwirte – so sie denn bereit sind, ihre Äcker „zerfahren“ zu lassen – würden sich möglicherweise über das finanzielle „Zubrot“ freuen. Darüber, von wem dieses Geld kommen soll, haben sich die „Ideengeber“ sicherlich noch keine Gedanken gemacht.

Eine andere Frage muss aber auch gestellt werden, nämlich ob die Organisatoren nicht daran gedacht haben, dass die meisten Stadionbesucher nicht mit Bus und Bahn kommen, sondern individuell per Pkw anreisen würden.

5 Kommentare zu “Verkehrschaos beim WM-Spiel: Mißglückte Eigenwerbung durch mangelhafte Organisation”
  1. Nur mal zur Frage von @Jose:
    „[…]Was kostet dieser ganze „WM-Spaß“ die Bürger? Vermutlich wieder mal nicht zu beziffern. […]“

    Im Rahmen des 2ten Nachtragshaushalt gab es eine Anlage „A. Konsumtive Aufwendungen bzw. Auszahlungen“, darin die laufende Nummer 16 stellt dar, dass die Ausgaben „Aufwendungen für die Frauen-Fußball-WM“ bisher auf getrennte Konten gebucht wurden und jetzt zusammengefasst wurden.

    Dort findet sich die Zahl 930.330,-

    Nicht Einberechnet ist dabei, dass so manche/r Angestellte im Fachbereich Sport ja nun mehrere Monate fast ausschließlich für die WM gearbeitet hat und dabei auch etliche Überstunden angefallen sind.

    Nicht nachzuprüfen ist, welche Maßnahmen für die WM getätigt wurden, aber woanders verbucht wurden. Ich denke da z.B. an Baumaßnahmen.

    Zu den Kosten gab es mehrfach Nachfragen von Herrn Schaper und auch von mir. Antwort war immer „alles im Rahmen wie beschlossen“. Erst auf der letzten Sportausschuss Sitzung gab es dann doch eine leicht andere Äußerung, da die Einnahmen nun doch nicht wie erwartet / erhofft flossen. So war u.a. der Ticketverkauf für die Spiele ohne Deutsche beteiligung anders eingeschätzt worden.

    Dezernent Fischer stellte dann mit dem irgendwie schon tragisch-lustigem Satz „und wenn das nicht klappt, machen wir das mit den Fähnchen“ klar, dass er die Ausgaben noch im Blick habe.

    Also: Irgendwie sind die Kosten zu beziffern … und irgendwie auch wieder nicht 🙁

  2. Wie war der Spruch? Mit den großen Hunden p …. aber das Bein nicht heben können.

    Chaos schon vor Bundesligaspielen? Das gab nicht zu denken? Was kann das beste Verkehrsleitsystem ausrichten, wenn mehr die Unverschämthaeit besaßen mit dem Auto anzureisen als die Gladbacher Verantwortlichen bereit waren sich zu denken!

    Um die Leute auf Bus und Bahn zu bekommen müsste schon ein spezielles Ticket angeboten werden. Anreise „all inclusive“ sozusagen. Trotzdem würden es die wenigsten annehmen, weil die von wer weiß woher kommen und spät am Abend dann wieder „irgendwie“ (das ist wörtlich gemeint, weil oft abenteuerlich mit Bus & Bahn) auf dieselbe Art wieder nach Hause wollten/müssten. Also bevorzugen die meisten das Auto. Nachvollziehbar.

    Das kommt davon, wenn hochdotierte „Spitzen-Leute“, die meist nur Auto fahren, entsprechende Vorteile genießen, in der VIP-Lounge sitzen und sich selten in den Niederungen der normalen kleinen Leute (sei es Ordner, sei es Fan) aufhalten, Entscheidungen treffen.

    Schlimmer noch: Mal denen zuhören sollten, die „nah dran“ sind (Ordner?)! Wie heißt es so schön: dem Volk auf’s Maul schauen. Aber, das sind ja nur die, die immer nur meckern.

    Vor lauter Marketing-und PR-Hoffnungen wird alles verschlossen, was einen Blick auf die Realität öffnen würde. Da waren nicht nur die Augen dank Eurozeichen blind und die Ohren bereits vorab vom Getöse der klingelnden Kassen taub. Vor lauter Freudentaumel ob des erhofften Image-Gewinns offensichtlich kein nüchterner, klarer Blick auf das, was man das „richtige Leben“ nennt mehr möglich.

    Business dank WM? In Gladbach? Wer, bitte schön, sollte sich die Mühe und Zeit nehmen, hier zu übernachten, viel Geld beim Shoppen und in der Gastronomie zu lassen? Warum und vor allem wo? In Billigläden auf der Hindenburgstraße? Bei Ketten, die jeder selbst zu Hause vor der Tür hat?

    Was MG + RY an Schönem zu bieten hat, interessiert die überwiegende Mehrheit der Fussballfans nicht die Bohne. Dazu ist die Verweildauer zu kurz und das Interesse daran zu gering. Ausserdem kommen die wegen des Fussballs, nicht wegen der Stadt. Mehr wollen nur sehr, sehr Wenige.

    WM: Wunschträume welt- und realitätsferner Politiker, Entscheider in der Verwaltung und eines OBs, der sich über Bildchen mit sich (und irgendwelcher Prominenz?) in der Presse freute/freut und weiter auf solche Effekthascherei setzt.

    Jetzt soll es also ein Acker richten … Bleibt nur zu hoffen, dass der beim nächsten Spiel rechtzeitig erreicht werden kann und vor allem: sich alle wieder problemlos (zu weicher Boden, gar Regen?) von demselben machen können. Ich würde darauf nicht parken wollen.

    Oder wird ein (hoffentlich sehr großes!) Schild „Parken auf eigene Gefahr“ aufgestellt? Sonst könnte das ein noch übleres, teures Ende nehmen.

    Was kostet dieser ganze „WM-Spaß“ die Bürger? Vermutlich wieder mal nicht zu beziffern. Damit ist man, wie immer bei solch ähnlichen Fällen, wieder fein raus. Diese Aussage passt immer.

    Gut, dass der Kämmerer und seine Mannen es irgendwie immer schafft alles in Euro und Cent auszudrücken, was das Leben des Otto Normalverbrauchers netter und angenehmer machen würde und dies alles als „überflüssigen Kleinkram“ ausmacht. Da sind wir (@ Mine) wieder beim Thema: Grünpflege, Grünflächen, Brunnen, Schwimmbäder, Sozialticket, Sauberkeit und Pflege der Stadt, Schlaglöcher usw., usw.

    Alles nichts PR-trächtiges oder gar Spektakuläres. Damit kann man keinen Blumentopf gewinnen. Also: weg damit. Irgendwo muss mit dem Sparen schließlich angefangen werden!

    Auf die Erfolgszahlen nach der WM bin ich sehr, sehr gespannt.

    Werden unsere Straßen demnächst, sozusagen post-WM und dank nun „weltweiter“ Bekanntheit auch genauso von Investoren und Touristen überfüllt sein? War das die ursprüngliche „Vision“? Träumt weiter oder fragt demnächst mal Leute (Realisten), die was davon verstehen. Die soll es geben.

  3. Eigentlich schade für die Stadt und für die ganze Mühe und Energie.

    Die Schuld allerdings nur den Zuschauern zuzuschieben, ist mir zu billig, weil

    1. von anderen Austragungsorten so ein Chaos und Frust bei Fans bis jetzt nicht gemeldet wurde,
    2. das nicht das erste problematische Länderspiel in Gladbach war und
    3. zu erwarten war, das die meisten mit dem Pkw anreisen, weil im Gegensatz zu Bundesligaspielen keine Fan-Sammlung in den Zügen stattfindet.

    Haben sich die Organisatoren im Vorfeld nicht mit anderen Austragungsorten mit Länderspielerfahrung ausgetauscht?

    Natürlich sollten die Leute früher anreisen, doch wo landen Ortsunkundige dann in der Stadt? Wie verhalten sie sich? Da gibt es doch sicherlich Studien von Psychologen und Verkehrsforschern zu.

    Jetzt kann man nur hoffen, dass es zum nächsten Spiel nicht regnet, sollte die Stadt tatsächlich in ihrer Verzweiflung Ackerflächen als Parkflächen pachten.

    Nachdenklich stimmt mich auch der Ordner, der meinte, Verkehrschaos sei er schon von Bundesligaspielen aus gewohnt (vermutlich zwar nicht in dem Ausmaß, aber wenn schon bei einem Bundesligaspiel, wie soll das erst recht bei einem Länderspiel aussehen?)

    Ein Verkehrsleitsystem ungetestet? Dieser Praxistest ging ja nun leider daneben. Davon abgesehen auch hier die Frage: Was kostet dieses Leitsystem die Stadt, also den Bürgern?

    Ich fürchte, dass war für lange Zeit erst einmal das letzte Länderspiel in Gladbach. Obwohl, die Sportfans mögen es mir verzeihen, ich mich auch hier frage, was der ganze Personalaufwand die Stadt bei solchen Veranstaltungen kostet und letztlich auch einbringt.

    Mädchen mögen bundesweit nun den verstärkten Wunsch verspüren, auch im Verein Fußball zu spielen – letztlich zahlen allein die Austragungsorte dafür, dass der Frauenfußballaufwind auch in anderen Städten ankommt.

    Angesichts der Diskussionen um Brunnen, Grünpflege, Einschränkungen bei Bädernutzungen und was sonst noch alles kommt sehe ich den Profit der Gladbacher aus dieser WM ehrlich gesagt gar nicht.

    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Investoren in Mönchengladbach, nur weil die Stadt in den Fußballnachrichten genannt wird, hier Arbeitsplätze schaffen und Firmen bauen.

    Und die Pkw-Anreisenden fahren nach dem Stadionbesuch auch wieder rasch heimwärts. Warum sollten sie auch in der Stadt bleiben? Hier womöglich auch noch übernachten (welcher normale Verdiener hat dafür das Geld)? Oder spät in der Nacht die Heimreise antreten wollen? Da will doch jeder nur rasch wieder nach hause.

    Wie bei allem, bei dem unsere Politiker locker Steuergeld ausgeben, frage ich mich: Würden sie so locker mit dem Geld auch umgehen, wenn es ihr eigenes wäre? Wenn sie wirklich Verantwortung übernehmen würden, auch haftbar gemacht werden könnten? Sicher nicht.

  4. Zum Thema erreichte uns heute diese Pressemitteilung der Stadt:

    „Die Stadt weist mit Blick auf das bevorstehende WM-Halbfinale am kommenden Mittwoch, 13. Juli, nochmals darauf hin, dass die mit dem PKW anreisenden Besucher sich rechtzeitig auf den Weg machen oder möglichst auch auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollten.

    Den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel hatte auch der ADAC im Vorfeld der Weltmeisterschaft bereits dringend empfohlen. Wie bei den vergangenen Spielen bietet die Stadt in Zusammenarbeit mit der NVV zum Halbfinale ebenso wieder einen Busshuttle-Dienst an.

    Drei Stunden vor Spielbeginn startet der kostenlose Service von den beiden Hauptbahnhöfen in Mönchengladbach und Rheydt zum Stadion.

    Darüber hinaus schaffen Stadt und EWMG nach den Verkehrsproblemen, die zahlreiche Besucher im Vorfeld der WM-Begegnung Deutschland gegen Frankreich am Dienstag trotz vorheriger Warnungen von Stadt, Polizei und ADAC auf die prognostizierten WM Verkehrs-Engpässe hatten, zum Halbfinalspiel vorsorglich zusätzlichen Parkraum zu den insgesamt rund 10.000 Parkplätzen, die rund um das Stadion zur Verfügung stehen.

    Im Bedarfsfall werden auf zwei Flächen an der Hauptverkehrsachse zum Nordpark zwei Parkplätze für insgesamt rund 1.000 Fahrzeuge geschaffen.

    Bei den zusätzlichen Arealen handelt es sich um eine von einem Landwirt zur Verfügung gestellte befestigte Fläche an der Trasse Am Nordpark gegenüber der GEM sowie um eine Schotterfläche der EWMG in der Nachbarschaft zum Hockey-Park.

    Sollten die Flächen benötigt werden, wird die Parkplatzgesellschaft PPG, Tochtergesellschaft der EWMG, auch Parkwächter zur Verkehrslenkung und Einweisung zur Verfügung stellen.“

  5. Schuld haben weder die Stadt, noch das neue Verkehrsleitsystem, sondern die Zuschauer.

    Diese Gäste der Stadt haben sich doch erdreistet, nicht mit den Öffentlichen, oder gar mit Bussen in die „WM-Stadt MG“ zu kommen, sondern mit dem Pkw.

    Schwache Argumentation der Stadt-Vertreter.

    So jedenfalls habe ich es hier gesehen und gehört:

    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2011/07/06/lokalzeit_duesseldorf.xml

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