Wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man schlauer

Otto Rick [ - Uhr]

rathaus-rheydtSo hieß es sprichwörtlich, als political correctness noch ein Fremdwort war. Auch wenn uns unsere Freunde ja nach einem halben Jahrhundert verlassen, möchte der Chronist seine Überschrift korrigieren: Wenn man/frau aus dem Rathaus kommt, ist man/frau schlauer.

In Zeiten des Internets ist manche/r häufiger im Internet als im Rathaus. Darum informiert der Hausherr seine Bürgerinnen und Bürger mit allen folgenden Nummern. Sollte die (m/w) denken.

Stellen wir uns also einmal ganz dumm, wie mein alter Biologielehrer Pitter Ameln zu sagen pflegte. Setzen wir uns also ganz einfach einmal vor einen Computer, gehen ins Internet und begeben uns auf die Website der Stadt Mönchengladbach – www.moenchengladbach.de –.

Wenn wir die Homepage aufgeschlagen haben, geben wir oben rechts in der Kopfleiste hinter „Suchen“ das Stichwort „Ratsinformationssystem“ ein und starten das Programm durch Anklicken des Symbols „>>“.

Wenn alles gut geht erscheint schon bald die Information: dass die Suchmaschine 3 Ergebnisse auf moenchengladbach.de und 2 weitere im Bürgerservice gefunden hat.

„Ratsinformationssystem“ taucht als erster Hinweis unser Suchbegriff wieder auf. Wir klicken es einfach einmal an.

Eine neue Seite öffnet sich, auch wenn man/frau diese in der Sprache unserer sich zurückziehenden Freunde „Site“ heutzutage political correct „site“ buchstabiert.

Nach wenigen Zeilen stoßen wir auf einen Hinweis “Zur Startseite des Ratsinformationssystems (ratsinfo.moenchengladbach.de)“

Wir nehmen das Mäuschen unseres Computers und bewegen den Pfeil auf diesen Hinweis. Klick: „Herzlich willkommen …“

Der Pförtner früher war meist mit etwas anderem beschäftigt, wenn ich durch den Torbogen das Rathaus Abtei betrat. Links auf dem Bildschirm erwartet den Besucher des digitalen Rathauses, was früher hinter Glas zu lesen stand: „Willkommen, Gremien, Fraktionen, Personen, Sitzungskalender, Sitzungssuche, Recherche, Vorlagen“.

Wir klopfen einfach mal bei „Personen“ an.

https://ratsinfo.moenchengladbach.de/ratsinfo/moenchengladbach/Person.html

nun in der obersten Zeile auf dem Bildschirm.

Ganz schön viel los in unserem virtuellen Rathaus. Und das mitten in den Sommerferien.

Die Stadt Mönchengladbach informiert im world-wide Web, weltweit also, über das Treiben auf und rund um den Abteiberg. So gewährt die Website zum Beispiel einen Blick in den Innenhof des Rathauses Abtei.

Hier informiert der Herr Oberbürgermeister über das, was sich hinter den Mauern seines Amtssitzes tut. Hier tagt zum Beispiel der Rat, die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerinnen und Bürger.

Fein säuberlich aufgelistet stößt man/frau auf eine Liste mit 379 Namen von Personen, die vermutlich etwas mit dem Ratsinfo zu tun haben.

Die Namen von 292 Herren, 87 Damen und einem Neutrum.

Weder Herr noch Dame ist Oellers, Arno, Mönchengladbach, CDU. Schlag nach bei Google, wie der gute alte Otto heute heißt, und siehe da, die Bürgerzeitung Mönchengladbach weiß zu berichten, dass es sich um den Vorsteher des Stadtbezirks Mönchengladbach-West handeln könnte, womit die Anrede schon einmal geklärt sein dürfte.

Nach- und Vorname aller Personen sind offenbar bekannt. Nur zwölf von ihnen weiß das Ratsinfo eine Funktion zuzuordnen.

Oberbürgermeister, zum Glück nur einer, Stadtdirektor, zwei Beigeordnete, immerhin fünf Fraktionsvorsitzende und ein 1. Bürgermeister.

Irgendwer fehlt doch da: mindestens zwei Beigeordnete, ein Fraktionsvorsitzender und ein(e) Bürgermeistern(in) … oder?

222 Personen auf der Liste des Ratsinfos wohnen offenbar in Mönchengladbach, wenn Websitebesucher die Rubrik „Ort“ richtig verstehen.

Je eine Person wohnt in Willich, in Viersen und in Grefrath. Bei 148 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Liste bleibt im Dunkeln, was sie mit dem Rathaus zu tun haben.

In der letzten Spalte erfährt das staunende Publikum, dass 69 Personen gar keiner Partei angehören. Sage keiner, im Rathaus würde nur Politik gemacht und verwaltet.

Mal sehen, ob wir denn jemanden kennen.

„Herr Bude Norbert Oberbürgermeister Mönchengladbach Parteilos“.

Den kennen wir doch alle aus der Zeitung. Manche lügen ja für gewöhnlich wie gedruckt, wie man/frau so schön sagt. Und was lesen wir da? „Parteilos“?

Das ist aber nun wirklich einmal etwas ganz Neues! Hat sich der Aufwand doch gelohnt.

Ein Kommentar zu “Wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man schlauer”
  1. Ein parteiloser OB?

    Das Ratsinformationssystem scheint immer wieder für eine Überraschung gut zu sein – wenn es gerade mal funktioniert.

    Was mitnichten immer und jederzeit vom Gladbacher Bürger erwartet werden kann.

    Was hier einmal einer kritischen Würdigung unterzogen wurde, trifft für den gesamten Auftritt zu – mit dem ist wirklich nicht viel Staat zu machen.

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