Umjubelte Rocky-Horror-Show im Stadttheater

Red. Theater [ - Uhr]

logo-musicalEin tolles Vergnügen war es für die, die im bis zum Platzen gefüllten großen Theatersaal einen Sitz ergattert hatten.

Dieses Kultstück zu  erleben, hatten manche Besucher weite Wege zurückgelegt und wurden vom Dargebotenen auf der Bühne und im Zuschauerraum nicht enttäuscht.

Man wartete auf jeden Gag, der vom Film schon bekannt war, ging begeistert mit.

Da vom Verlag dieses Stückes, das eigentlich weder ein Musical, noch ein Grusical, noch ein Schauspiel oder sonst etwas ist, sondern eine Show, die zwischen Science-Fiktion , Kabarett, Fantasy hin und her pendelt, nur gegen strenge Auflagen (Anlehnung an die Kinofassung) die Aufführung gestattet wurde, hatte esdas Regieteam, Frank Matthus (Regie), Ralph Frey (Choreografie) und Johanna Maria Burkhart, verdammt schwer. Sie lösten ihre Aufgabe bravurös.

Die eher dürftige Handlung, ein junges Brautpaar gerät nach einer Reifenpanne in ein Geisterschloss, in dem der Außerirdische Furter auf Frankensteinmanier sich einen Gespielen für alle möglichen Dinge geschaffen hat. Es kommt gerade zu seiner Geburt zurecht.

Eine Riesenparty beginnt. Nichts, was es an Klamotte gibt, wird ausgelassen. Zum Schluß wird’s dann dramatisch.

Furter und sein Geschöpf werden umgebracht. Es hagelt nur so von Gags und Songs, die scheinbar jeder im Publikum kannte.

Bandleader Willi Haselbeck, der mit seiner Crew hinter den Darstellern sitzt, hatte keinen Moment Mühe, das musikalische Geschehen zusammenzuhalten. Es kam dank der hervorragend studierten Darsteller alles perfekt.

Angefangen  beim jungen Liebespaar:

Felicitas Breest und Ronny Tomiska.  Glaubhaft dargestellt und im Aussehen, sie als Unschuld vom Lande, er als biederer Büro ? Mensch, der sich nicht traut. Wie verschämt geht man miteinander um. Dann die Umstellung auf die Transsilvanische Meute, herrlich das Vernaschen beider durch Furter, der beide nicht nur mit seinem gedrehten Schweineschwänzchen beglückt.

 (Du sagst doch nichts weiter?) 🙂  

Die transsilvanischen Damen Magenta und Columbia, hinreißend dargestellt, gesungen und getanzt von Esther Keil, die wir doch gerade als Hedda Gabler erlebten, und der quirligen Helen Wendt, brachten richtig Stimmung auf die Bühne.

In der Hauptrolle der Liebling des Publikums, Adrian Linke, der als Strapsentunte hochhackig daherkam, seine Partie mindestens ebenso gut wie der Darsteller im Film brachte, zu Lachstürmen hinriß,  und sein dramatisches Ende sehr glaubhaft darstellt.

Tanzen und Singen wie auch bei allen anderen Darstellern als machte man nur Musical und Ähnliches.

Wie viele herrliche Rollenportraits hat Adrian Linke schon in unserem Hause geboten.

Novecento läuft schon seit zehn Jahren!

Sehr nett Cornelius Gebert als Lustgespiele Furters, in kurzen Rollen prägnant Felix Banholzer als Rockstar Eddie, Paul Steinbach als Riff-Raff, das Urgestein Joachim Henschke, der scheinbar alles kann, als Dr. Scott.

Matthias Oelreich brachte verbindende Worte.

Ein Abend, an dem unser Ensemble zeigte, was es alles leisten kann. Man steht in der großen Literatur auf der Bühne, spielt Komödien, macht Musicals und dann noch die Rocky Horror Show.

Einfach eine tolle Leistung!

Zum letzten Hauptdarsteller, dem Publikum, kann man nur sagen: „Wehe, wenn sie losgelassen, rasen ohne Widerstand.“

Eine Stimmung wie in einer Pop-Großveranstaltung. Reis und Klosettpapier flogen einem nur so um die Ohren; es wurde getanzt und alles mitgesungen

Alos, nichts wie hin, aber vorher Karten bestellen!

Herbert Rommerskirchen

Ein Kommentar zu “Umjubelte Rocky-Horror-Show im Stadttheater”
  1. Die Kritik von Herbert Rommerskirchen bringt alles genau auf den Punkt.

    Bewaffnet mit Reis, Zeitung, Taschenlampen und Klopapierrollen (ich war nicht alleine mit großer Handtasche im Theater), ausgestattet mit Federboa und cooler Brille, schwappte die Stimmung über den Balkon auf’s Parkett und weiter auf die Bühne (oder umgehrt?).

    Den Time-Warp zu tanzen geht tatsächlich auch in den Stuhlreihen.

    Fazit: Das Stück ist wie eine Achterbahnfahrt – beim ersten mal wartet man noch gespannt auf den Zeitpunkt des Einsatzes, beim zweiten mal kennt man jede Kurve und genießt nur noch die rasante Fahrt.

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