Fracking: Klares Votum des Sachverständigenrates für Umweltfragen dagegen – für Bundesregierung allerdings nicht bindend

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Die Initiative „Gegen Gasbohren“, ein deutschlandweiter Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen gegen das Fracking, sieht sich in ihren Positionen zu 100% bestätigt.

In seiner heute veröffentlichten Stellungnahme „Fracking zur Schiefergasgewinnung – Ein Beitrag zur energie- und umweltpolitischen Bewertung“ plädiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) für einen nüchternen Umgang mit den Chancen und Risiken von Fracking.

Die Gewinnung von Erdgas durch Fracking ist für die Energiewende entbehrlich. Die Technologie sollte wegen gravierender Wissenslücken über die Umweltauswirkungen vorläufig noch nicht kommerziell eingesetzt werden. Fracking wird erst dann verantwortbar sein, wenn Pilotprojekte zu positiven Erkenntnissen führen.

Die Gewinnung von Schiefergas in Deutschland wird die Energiepreise nicht senken und auch keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können.

Damit besteht aus deutscher Perspektive auch kein energiepolitisches Interesse an der Förderung.

Nach heutigem Kenntnisstand sind die heimischen Potenziale, die unter angemessenen Umweltauflagen wirtschaftlich rentabel gefördert werden können, viel zu niedrig, um einen nennenswerten Einfluss auf die Gaspreise in Deutschland haben zu können.

Gänzlich verfehlt wäre eine Revision der Energie- und Klimapolitik im Hinblick auf das billige Schiefergas in den USA. Die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie werden oftmals überzeichnet.

Im Hinblick auf die Umweltrisiken von Fracking stellt der SRU noch erhebliche Wissenslücken und Unsicherheiten fest. Ungeklärt sind insbesondere

  • die umweltverträgliche Entsorgung der anfallenden Abwässer,
  • die Sicherheit der Bohrlöcher bzw. Förderanlagen insbesondere hinsichtlich des Grundwasserschutzes,
  • die Langfristfolgen der Eingriffe und
  • die Klimabilanz von Schiefergas.

Aus Vorsorgegründen darf Fracking auf keinen Fall im Einzugsbereich aktueller oder möglicher Trinkwasserschutzgebiete erfolgen. Zudem empfiehlt der SRU eine schrittweise Klärung der offenen Fragen, indem zunächst nur Pilotprojekte zugelassen werden.

Neue Kenntnisse werden sich vor allem durch diese engmaschig wissenschaftlich begleiteten Demonstrationsvorhaben gewinnen lassen. Dabei sollte der Prozess der Planung und Durchführung dieser Pilotprojekte transparent und unter Beteiligung der Öffentlichkeit gestaltet werden.

Auftretende Kosten sind im Sinne des Verursacherprinzips von der extrahierenden Industrie zu tragen.

Die Stellungnahme „Fracking zur Schiefergasgewinnung – Ein Beitrag zur energie- und umweltpolitischen Bewertung“ als PDF kann hier heruntergeladen werden.

Der SRU berät die Bundesregierung seit über 40 Jahren in Fragen der Umweltpolitik.

Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive.

2 Kommentare zu “Fracking: Klares Votum des Sachverständigenrates für Umweltfragen dagegen – für Bundesregierung allerdings nicht bindend”
  1. @ Rademacher

    „Die Fraktionen der CDU/CSU und FDP betonten, dass man die Sorgen in der Bevölkerung hinsichtlich der Fracking-Technologie durchaus ernst nehme.“

    Da sind sie wieder, die üblichen Sprechblasen und unerträglichen Phrasen der Politiker.

    Ich kann es nicht mehr hören, dass man „die Sorgen der Bürger ernst nimmt“.

    Zum Kuckuck, dann sollen doch diese Politiker endlich mal damit anfangen, statt uns mit Worthülsen zuzutexten und abzuspeisen!

    Kein Wunder, dass viele nicht mehr wählen wollen.

    Sonntag haben wir endlich wieder mal die Gelegenheit unsere Stimme im wahrsten Sinn des Wortes abzugeben und von unserem „Wahlrecht“ gebrauch zu machen, das uns die Wahl zwischen Pest und Cholera ermöglicht.

    Die „Kontrahenten“ bewarfen sich in heftigsten Auseinandersetzungen mit Wattebäuschchen und Allgemeinplätzchen. Keiner wollte offensichtlich dem anderen weh tun, wohlwissend was nach der Wahl kommt.

    Egal wer dran kommt, wird der Überbringer schlechter Nachrichten sein, die seit Wochen ja nicht in den Fokus kommen durften, denn an ihren Pöstchen und gut dotierten Jobs hängen auch Berufspolitiker. Und zwar ALLER Parteien.

    Dafür nimmt man auch das Überbringen besagter schlechter Nachrichten nach einem Wahlsieg in Kauf. Zumal auch damit für Politiker die beruhigende Erkenntnis verbunden ist, dass, egal wie teuer die Krise werden wird, es ihnen, auf Grund ihrer prächtigen Einkommen und Nebenverdienste, auch weiterhin finanziell spürbar wesentlich besser gehen wird als den allermeisten noch mehr zu rupfenden Bürgern.

    Wenn dann alle Mandate und Pöstchen vergeben, die unerträglichen Wahlplakate wieder eingesammelt oder von Plakatwänden verschwunden sind und der politische Alltag endlich in gewohntem, vielleicht ein wenig verändertem Trott weiter vor sich hin plätschert, geht es weiter wie bisher.

    Die grausamen Wahrheiten, die in diesem (mit Absicht?) seltsam ruhig und geradezu langweilig verlaufenen Wahlkrampf, verschwiegen wurden, werden dann aus dem noch gut verschlossenen Giftschrank geholt. Wer sie herausholt ist schon fast egal.

    Staatsverschuldung, Energiewende, Schulbildung, Arbeitslosigkeit (die wirkliche, nicht die geschönten Zahlen), Gesundheitswesen, Renten, Pensionen, Lobbyismus, Transparenz von Politik und Politikereinkommen, Bankenrettung, Eurorettung, Target II, Billionenverschuldung dank Eurokrise, Aufgabe der Souveränität Deutschlands, EU – all das wird dann teilweise wieder in die Öffentlichkeit und Medien (wenn dort auch weniger) kommen.

    Citizens: Ya… ya. By the way, the same procedure as last election, politicans?

    Politicans: The same procedure as every election citizens!

  2. Da bin ich über was gestolpert, das ich genauso wenig kapiere wie die Sache mit der Wasserprivatisierung und wie Dr. Krings da abgestimmt hat.

    Da quaken alle, dass Bürger nicht mehr wählen wollen! Ehrlich, was bringt das wirklich?

    Wenn ich das zum Fracking lese, krieg ich echt nen Hals:

    Da gab es eine Petition, die besorgte betroffene Bürger gestartet haben. Ist ja angeblich eine Möglichkeit, dass die sich direkt an den Bundestag wenden können.

    Die wollen doch alle, dass die Bürger sich einbringen und jammern immer, dass nix passiert.

    Und was passiert am 28.12.2012? Da hat der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie das ausgekaspert:

    „Dem Ausschuss lag eine Petition zur Drucksache 17/11213 vor, zu der der Petitionsausschuss eine Stellungnahme nach § 109 Absatz 1 Satz 2 GO-BT angefordert hat.

    Darin wird gefordert, dass die Methode Hydrofracturing (Fracking) zur unterirdischen Förderung von Erdgas auf- grund der massiven Umweltbelastung verboten werden solle. Die Methode Hydrofracturing berge eine hohe Gefahr der Verseuchung des Grundwassers. Darüber hinaus sei die Entsorgung der Abwässer umwelttechnisch unzureichend.

    Dem Anliegen der Petentin wurde mit der Ablehnung des Antrags auf Drucksache 17/11213 nicht entsprochen.“

    Wer war dafür, dass die Bürger bloß nicht mit dummen Fragen stören?

    „Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie beschloss mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dem Deutschen Bundestag die Ablehnung des Antrags auf Drucksache 17/11213 zu empfehlen. „

    http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/117/1711712.pdf

    Warum?

    „Die Fraktionen der CDU/CSU und FDP betonten, dass man die Sorgen in der Bevölkerung hinsichtlich der Fracking-Technologie durchaus ernst nehme.

    Jedoch sei festzuhalten, dass Fracking seit 40 Jahren ohne nennenswerte Vorfälle in Deutschland durchgeführt werde und erhebliche Chancen biete.

    Dies werde man zukünftig verstärkt kommunizieren. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse fänden immer wieder Berücksichtigung.

    Im Rahmen der bestehenden Genehmigungsverfahren würden die Umstände jedes Einzelfalles abgewogen. Ein Verbot der Methode sei nicht erforderlich.“

    Supi!!!

    Steht hier

    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&frm=1&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CC8QFjAA&url=http%3A%2F%2Fdip21.bundestag.de%2Fdip21%2Fbtd%2F17%2F117%2F1711712.pdf&ei=iLo6UukGhKTgBOOCgDg&usg=AFQjCNEwigdkjlgSgW9qhv4geNy4KVnwcw&bvm=bv.52288139,d.bGE

    Ähäm, die nehmen die Sorgen der Bürger ernst? Ah ja! Sieht man amAbstimmungsergebnis.

    Übrigens, wo wird in Deutschland Fracking seit 40 Jahren durchgeführt?

    Weiß das jemand?

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