VERHEIZTE HEIMAT: 65 Teilnehmer bei der ersten Exkursion in die Geisterdörfer am Rand der Braunkohle [mit Video]

Thomas Milika [ - Uhr]

Am vergangenen Sonntag (26.03.3027) startete die 1. Exkursion „VERHEIZTE HEIMAT“ durch die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober-/Unterwestrich und Berverath, die dem Tagebau Garzweiler noch zum Opfer fallen sollen und dem (Fast-)Geisterdorf Immerath.

65 interessierte Teilnehmer jedweden Alters  und von nah und fern trafen sich um 11:00 Uhr am Kuckumer Dorfplatz, wo es von den Initiatoren, Oliver Kanneberg und Thomas Milika, nach einer herzlichen Begrüßung eine kurze Einweisung in den geplanten Tagesablauf gab.

Danach ging es auch direkt los durch die (noch) intakten Dörfer.

Den Teilnehmern wurde bei diesem ersten Teil der Exkursion, an verschiedenen Standorten die bereits jetzt auftretenden Auswirkungen des Tagebaues Garzweiler II für die Umsiedler, die Natur und die damit verbundenen Beeinträchtigungen aufgezeigt.

Oliver Kanneberg, als Umsiedler selbst direkt von den Beeinträchtigungen betroffen, schilderte anschaulich den Prozess der Umsiedlung, Thomas Milika erklärte u.a. die Dimensionen der Grundwasserabsenkungen und die damit verbundenen Auswirkungen rund um den Tagebau.

Milika beschrieb dabei auch, wie weit die Folgen für Mensch und Natur spürbar sind, außerdem wie viele  archäologischen Funde im Tagebaugebiet tatsächlich für die Nachwelt dokumentiert werden (könnten).

Beim letzten Standort des ersten Teiles, der in Zukunft einmal mitten im „Loch“ liegen wird, bekamen die Teilnehmer nochmal einen Gesamtüberblick über die Dimensionen des Gebietes. Anschließend wurde der Standort aus den (noch) intakten Dörfern nach Immerath (alt), einem (fast) Geisterdorf verlagert.

Der Weg führte auch durch die letzten Reste von Borschemich (alt). Dieses Dorf wird in den nächsten Wochen komplett verschwunden bzw. dem Tagebau zum Opfer gefallen sein.

„Was wir dort sehnen werden wird nicht schön sein2, meinte Oliver Kanneberg noch zu den Teilnehmern und so war es auch.

In Immerath angekommen bekamen die Teilnehmer direkt einen einprägsamen Eindruck davon, was den (noch) intakten Dörfern bevorsteht und es war eine starke Betroffenheit zu spüren.

Dass Häuser, die unter Denkmalschutz stehen, einfach ihren Status aberkannt bekommen ist schon erschreckend, meinte ein Teilnehmer.

In Immerath sprach auch einer der letzten Einwohner zu der Gruppe und die Teilnehmer lauschten aufmerksam seinen Ausführungen.

Zentrales Thema war der Begriff HEIMAT und das man diese Heimat auch mit dem tollsten neuen Haus nicht ersetzen kann.

„Dieses Dorf wird es bald nicht mehr geben und  damit wird alles verschwunden sein, was meine Heimat war!“, so die Aussagen des Anwohners.

Auch, dass Kirchen dem Tagebau zum Opfer fallen  wurde direkt vor der St. Lambertus Kirche in Immerath, auch liebevoll „Immerather Dom“ genannt, erklärt.

Auch diese Kirche wird in den nächsten Wochen bzw. Monaten verschwinden oder wie es RWE bezeichnet „zurück gebaut“ werden.

Im neuen Dorf findet dann meist nur noch eine kleinere Kapelle, so auch in Immerath.

Nach dem Rundgang durch und um Immerath machte sich die ganze Gruppe zum „Skywalk“, einem Aussichtspunkt direkt am Tagebaurand auf.

Das „Loch“ lag nun mit seiner kompletten Größe vor den Teilnehmern. Hier kamen dann doch viele der Teilnehmer ins grübeln, was hier mit der HEIMAT passiert.

„Mit dieser Exkursion wollen wir ein Bewusstsein dafür schaffen, was hier mit Mensch und Umwelt passiert, wir wollen die Veränderungen greifbar machen2, meinten Oliver Kannberg und Thomas Milika übereinstimmend.

Viele Menschen, selbst in unmittelbarer Nähe zum Tagebau, bekommen hiervon nichts mit.

Dass Dörfer zwangsumgesiedelt werden, das Menschen im 21. Jh. Ihre Heimat verlieren, das die Umwelt geschädigt wird, ist vielen Menschen nicht wirklich bewusst.

Dass der Strom zwar aus der Steckdose kommt aber in dem Moment, wo man zu Hause den Fön oder den Rasierer in die Steckdose steckt, hier in den Dörfern direkt Menschen darunter zu leiden haben, ist nur den wenigsten Menschen wirklich bewusst.


Das positive Feedback der Teilnehmer zeigt uns, dass ein Interesse besteht diese Exkursionen fort zu führen.

Wir haben heute versucht durch Bilder und Informationen, verbunden mit einem „selbst erleben“ Denkanstöße zu geben und wenn diese Denkanstöße von den Teilnehmern mit nach Hause genommen werden und die Menschen in ihrem Bekanntenkreis davon berichten und mehr Menschen diesen Prozess des Verfalls der Dörfer begleiten möchten, dann haben wir viel erreicht, meinen die Beiden.

Im optimalen Fall kommen die Teilnehmer in regelmäßigen Abständen wieder, denn dann erleben sie die Veränderungen hautnah.

Die Exkursionen finden jeden letzten Sonntag im Monat statt.

Die nächsten Termine sind: 30.04.2017 und 28.05.2017

Treffpunkt ist jeweils um 11:00 Uhr am Kuckumer Dorfplatz (Navi: Kuckumer Quellenweg).

Um eine vorherige Anmeldung wird gebeten verheizteheimat@gmx.de.

Auf facebook findet man weitere Informationen auf der Seite „Verheizte Heimat“

 

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