Giesenkirchen schon vor Karneval „Total ver-/entrückt“? Oder: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“

Bernhard Wilms [ - Uhr]

clown-2015.jpgDass in Giesenkirchen schon immer alles etwas anders war, wissen wir.
Meist im Positiven.
Manchmal aber auch im Negativen, wie die jüngste Vergangenheit zeigt.

So erreichte uns und wohl auch andere Redaktionen dieser Leserbrief, in dem u.a. steht: „Der Giesenkirchener Bürgerinitiative gegen 2015 wurde offensichtlich von einem Herrn Hoeveler die Auflage gemacht, keine politische Aussage im Sonntagszug in Giesenkirchen oder die Initiative dürfe nicht mitgehen.“

Klaus Dumke, Sprecher der GBI dazu: „Dieses Information ist nicht von Mitgliedern der GBI verschickt worden“.

BZMG ist dieser Sache nachgegangen und hat herausgefunden, dass es sich hierbei um Dirk Hoeveler (nicht verwandt mit Andrea Hoeveler von der GBI), dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft (IG), die in Giesenkirchen den Kinderkarnevalszug veranstaltet, handelt. Diese IG haben gebildet:

  • Heimatverein Giesenkirchen (Vorsitzender: Hans-Jürgen Meisen)
  • Giesenkirchener Schützenbruderschaft (Vorsitzender: Helmut Breuer)
  • Gewerbekreis Giesenkirchen (Vorsitzender: Hubert Peeters)
  • KG Botterbloom (Vorsitzender: Karl Odenkirchen)

Hoeveler soll schon mehr oder weniger lange in mehreren Mönchengladbacher Karnevalsgesellschaften aktiv gewesen sein und zeichnet nun als Vorsitzender der IG die Organisation des Karnevalszuges in Giesenkirchen verantwortlich.

Auf Nachfrage von BZMG bestätigte Hoeveler sein Verbot gegenüber der GBI. Dieses Verbot hatte Hoeveler schriftlich ausgesprochen.

Tatsächlich aber hatte sich nicht die GBI, sondern aufgrund eines Aufrufes der IG im Giesenkirchener Brunnenecho Klaus Dumke als Privatperson telefonisch angemeldet. Möglicherweise klingelten schon bei diesem Namen bei manchem Giesenkirchener „Hinterzimmerpolitiker“ sofort die Alarmglocken.

Nur so ist es zu erklären, dass Dirk Hoeveler das „Verbotsschreiben“ per Einschreiben versandt hatte, obwohl Dumke seine mündliche Zusage schon gegeben hatte.

Wie Hoeveler sich die Einhaltung der Zusage kontrollieren wolle, erklärte er so. Bei der Aufstellung des Zuges würde geprüft, ob es politische Aussagen gäbe. Sollte das der Fall sein, würde die Gruppe vom Zug ausgeschlossen und dürfe nicht mitziehen.

Für den Fall, dass während des Zuges politische Aussagen getroffen würden, würde er (Hoeveler) den Zug anhalten und die Gruppe aus dem Zug heraus nehmen. Extra zu diesem Zweck hat Hoeveler zwei „Begleiter“ abgestellt, die neben der Gruppe herlaufen und dies kontrollieren sollen.

Sollte die Gruppe dann nicht den Zug verlassen, würde er von seinem „Hausrecht“ Gebrauch machen und notfalls auch die Polizei einschalten.

Im Gespräch mit BZMG erklärte Hoeveler, dass ein solches Verbot auch schon damals, als das Schwimmbad Giesenkirchen geschlossen wurde, gegenüber einer anderen Gruppe ausgesprochen wurde. Hoeveler: „Wir wollen keine politische Aussagen im Giesenkirchener Kinderkarnevalszug“. Das „wir“ erläuterte Hoeveler mit „die veranstaltenden Vereine“.

Es gäbe zwar keine schriftlichen Statuten oder ähnliches, aber das wäre schon seit 30 Jahren so. Und man hätte eine Sonderzulassung der Stadt für den Kinderkarnevalszug in Giesenkirchen. Ob es bezüglich „politischer Meinungsäußerungen“ dabei Einschränkungen seitens der Stadt gäbe, verneinte Hoeveler, das hätte man in Giesenkirchen so entschieden.

Auch damals, im Zusammenhang mit der Schwimmbadschließung, wären die Giesenkirchner Kommunalpolitiker nicht gut weggekommen.

Vor Jahren war noch die KG Botterbloom alleine der Veranstalter, musste aber aus Kostengründen eine andere Lösung finden.

Hoeveler weiter: „Nach Karneval werden wir alles schriftlich festgelegt“. Und auf die Frage, wie die Giesenkirchener Entscheidung im Zusammenhang mit dem Veilchendienstagszug zu sehen sei, meinte Hoeveler, dass man erst einmal abwarten solle, ob die GBI dort mitziehen dürfe. Näheres wollte Hoeveler nicht sagen.

Fakt ist, dass die Giesenkirchener Bürgerinitiative GBI im Veilchendienstagszug als Fußgruppe dabei ist – und das mit einer politischen Aussage.

Wie BZMG aus dem Umfeld der „Interessengemeinschaft Kinderkarneval Giesenkirchen“ erfahren hat, sollen Dirk Hoeveler und Hubert Peeters planen, eine weitere Karnevalsgesellschaft zu gründen; Erfahrungen hat Hoeveler wohl schon öfter gesammelt.

Zuletzt gründete er vor Weihnachten 2008 die Kinderkarnevalsgesellschaft Giesenkirchen (KKG) und wartet wohl auf die Aufnahme in den MKV. Das dauert: zunächst muss eine Gesellschaft 5 Jahre existieren und dann eine „Probezeit“ von einem Jahr, nachdem der MKV die endgültige Entscheidung trifft … und dann ist 2015.

Karneval ist seit je her eine Zeit, in der die Bürger humorvoll mit der „Obrigkeit“ abrechnen. Und das in vielen karnevalistischen Hochburgen und immer auch im Kinderkarneval. Das scheint bei den Organisatoren des Giesenkirchener Karnevalszug noch nicht angekommen zu sein.

Oder sollte hinter dieser fast nicht mehr lustigen Aktion von Dirk Hoeveler doch der eine oder andere Giesenkirchener Politiker stecken, der einfach nicht verwinden kann, gegen ein sachlich korrektes bürgerliches Engagement unterlegen gewesen zu sein?

Humor bedeutet Toleranz. Wie weit die Toleranz in Giesenkirchen geht, werden wir spätestens an Karnevalssonntag, 22. Februar, ab 13:30 Uhr (Aufstellung zum Giesenkirchener Karnevalszug) beobachten können.

„Halt Pohl“ – Ihr Giesenkirchener „Narren“.

Ach ja, es kommt ja auch noch der Aschermittwoch …

2 Kommentare zu “Giesenkirchen schon vor Karneval „Total ver-/entrückt“? Oder: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“”
  1. Es ist Karneval, lustiges und heiteres Treiben des Volkes auf allen Straßen, es wird geschunkelt, getrunken und Witze erzählt. Der Zug zieht durchs Veedel und die Narren fordern Kamelle. Giesenkirchen schafft nun eine besondere Art des karnevalistischen Humors darzustellen.

    Anstatt froh zu sein, dass wir den schönsten und längsten Veedelszug (zumindest aus Giesenkirchener Sicht) haben, wird nun über den Ausschluss von Teilnehmergruppen diskutiert.

    Dies finde ich schon sehr mutig, angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen im karnevalistischen Brauchtum. Auch das Umverteilen von Mitgliedern in Neugliederungen kann dies nicht verhindern. Karneval lebt aber von der Teilnahme vieler Akteure.

    „Keine politische Aussage(n) im Sonntagszug in Giesenkirchen“ ist eine unbotmäßige Maßreglung, denn der satirische Seitenhieb an die Politik ist schon immer in den karnevalistischen Hochburgen Tradition gewesen.

    Dass die humoristische Aufbereitung der „Giesenkirchener Bürgerinitiative gegen 2015“ nicht erwünscht ist, ist eine Sache, aber wer generell polische Aussagen im Karneval zu unterbinden versucht, befindet sich in einem gefährlichen Terrain in unserer Demokratie.

    Wer spricht das Verbot eigentlich aus? Die IG Karneval, ein Zugleiter oder gar die Politiker, die Angst haben, den närrischen Spiegel vorgehalten bekommen?

    Politische Einflussnahme auf satirische Themen im Karneval sollte da eher verboten werden.

    Narren wollen keinen Maulkorb, die möchten Karneval feiern! Die wollen lachen, auch über lokale Politik!

    Also lasst diesen Eingriff in die Meinungsfreiheit, nehmt die humoristische Watsche mit einem Lachen und geht mit den Giesenkirchner Narren feiern!

    Ein Giesenkirchner Karnevalist
    Michael Ulrich

  2. Sie schreiben, Diese IG haben gebildet:

    Heimatverein Giesenkirchen (Vorsitzender: Hans-Jürgen Meisen)
    Giesenkirchener Schützenbruderschaft (Vorsitzender: Helmut Breuer)
    Gewerbekreis Giesenkirchen (Vorsitzender: Hubert Peeters)
    KG Botterbloom (Vorsitzender: Karl Odenkirchen)

    Waren diese Menschen nicht auch schon subtil tätig bei „2015“ oder gehörten zu den evtl. Nutznießern bei Gelingen des Projektes?

    Nun sind sie also auch tätig als Hüter und Beschützer unserer Jugend?

    Muß ich das so verstehen?

    Das ist ja wie Eulen nach Athen tragen.

    Die Neuwerker und auch Volksgarten sollten sich den Zusammenschluß mit solchen „Witzbolden“ zum Bezirk Ost reiflich überlegen.

    Den Humor solcher „Interessengemeinschaften“ (welche Interessen bitte?) brauchen wir in Neuwerk doch wohl nicht.

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