Entwicklungsperspektiven in der „Ost-Zone“ – Teil I: Das Wohnen

D. Pardon [ - Uhr]

kommunalwahl-cdu.jpgAus dem aktuellen Wahlprogramm der CDU:
„Eine Stärke Mönchengladbachs ist die Struktur mit den beiden Zentren, vielen Nebenzentren und auch ländlichen Gebieten. Diese Struktur will die CDU erhalten.“

„Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und die Bewahrung der Schöpfung sind Kernanliegen.“

„Die CDU setzt sich für den Erhalt und die Pflege der natürlichen Lebensgrundlagen ein, die auch ein wichtiger Standortfaktor sind.“

„Eingriffe in natürliche Flächen sind mit Blick auf nicht mehr rückgängig zu machende Bodenveränderungen oder gar Bodenschäden auf ein Minimum zu beschränken.“

Wie passt das zur tatsächlichen Baupolitik in Randbezirken wie Giesenkirchen und Neuwerk?

Auch diese Lösung steht im CDU-Wahlprogramm:

„Schwerpunkt der Stadtentwicklung soll die Nutzung innenstadtnaher Flächen für Wohnansiedlungen sein, weil hier bereits die Infrastruktur mit Ver- und Entsorgungsleitungen, Kindergärten, Schulen und medizinischer Versorgung vorhanden ist.“

Verstanden? Nein?

Hier die Erklärung: Neuwerk und Giesenkirchen liegen „innenstadtnah“. Und wenn das so weitergeht bald mitten in der Stadt.

Denn Vorrang hat laut CDU:

„… ein attraktives Angebot familiengerechter Wohnungen ebenso wie günstige Baugrundstücke und bedarfsgerechte, bezahlbare Betreuungsangebote.“

Und was ist günstiger zu bebauen als: freie Ackerflächen.

Denn: Bebauung von Industriebrachen ist viiiiiiiiel teurer. Was da alles an Altlasten schlummern könnte und entsorgt werden muss. Besser an dieser Stelle kostengünstige Innenstadtbegrünung durch sich selbst-ansiedelnde Pflanzen und Ratten-Tierschutz.

Ergo: lassen wir die Brachen da, wo sie sind. Wir wollen doch nicht unnötig das Geld von Investoren verschleudern.

Macht nix – Felder und Wiesen braucht kein Mensch. Wer will schon Korn und Rüben sehen?

Dann schon lieber einen schön-gepflegten Park. Auch mit Hundefreilaufwiesen? Mal seh’n…

„Erholungsgebiete wie Wälder, Parks und Kleingärten sind unverzichtbarer Bestandteil von Mönchengladbach. Sie bedeuten für die Menschen in unserer Stadt einen Gewinn an Lebensqualität.“

Von Äckern und Wiesen steht da nix. Wenn schon Erholung, dann aber bitte geordnet und nicht zersiedelt vor der Haustür – hier ein Stückcken Feld, dort eine Wiesen-Baulücke. Wer will denn so was. Eine geschlossene Häuserfront mit gepflegten Reihenhaus-Vorgärten ist doch gleich viel angenehmer anzuschauen.

Aber aufgepasst, liebe Häuslebauer: 2018 ist MG pleite! Kein Geld mehr da für Extras wie Parkpflege und bezahlbare Betreuungsangebote.

Und neu-gebaute Straßen wollen auch instandgehalten werden.

Und bitte achtet beim Neubau auf Kellerabsicherung, von wegen „Starkregenereignisse“. Denn die Kanäle in den vorhandenen Straßen zeigten schon öfters ihre Kapazitätsgrenzen.

(Gegen „drückendes Wasser“ gibts ja noch die (absolut unpolitische) „schwarze“ und die „weisse“ Wanne. Aber nach solchen Ergeignissen läuft das Wasser von oben rein und dann ist „die Wane schnell voll“.)

Aber bis zum Pleitejahr 2018 ist ja noch sooooo viel Zeit.

Und die Opposition? Meckert doch nur rum:

logo-grune1„BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN engagieren sich dafür, dass in Mönchengladbach weitere Flächenversiegelungen gestoppt werden. Ungenutzte innerstädtische Brachflächen müssen zugunsten von Freiflächen als Ausgleich entsiegelt werden. Die Sanierung altlastenverseuchter Böden hat oberste Priorität.“

logo-zentrum-thb1.jpgUnd die Zentrumspartei? Kennt die CDU doch noch gar nicht. Damit die CDU weiß, was auf sie zukommt, auch hier der Auszug aus dem Wahlprogramm der Zentrumspartei:

„Für eine Siedlungsentwicklung sind vorrangig Altflächen zu aktivieren. Zukünftig sollten Wohnansiedlungen vorrangig im Bereich des Hauptquartiers geplant werden und dabei die Vielschichtigkeit der Bevölkerung berücksichtigen. Dadurch werden auf absehbare Zeit natürliche Flächen nicht beansprucht.“

Da droht eine unkooperative Oppositionsfront im Stadtrat in Sachen „Stadtentwicklung“.

Achtung: die rot-rote Front naht. DER Bürgerschreck schlechthin. Schade, dass die Zentrumspartei so gar nicht in dieses CDU-Feindbild passt. Wie die CDU mit dieser Partei wohl auskommen wird? Ganz einfach: Es weiten Teilen der Medienlandschaft nachmachen und erst mal ignorieren.

logo-spd4.jpgHaben wir jemanden vergessen? Ach ja, die SPD-Giesenkirchen stört ja auch noch den CDU-Baufrieden passend zu deren Wahlprogramm:

„Wir lehnen unnötige und unsinnige Vorhaben wie „Giesenkirchen 2015″ ab, weil wir den Charakter Mönchengladbachs als Großstadt im Grünen mit lebenswerten Außenbezirken erhalten wollen. Wir wollen jungen Familien und älteren Menschen geeigneten Wohnraum in den Innenstädten bieten und so der Gefahr der unkontrollierten Zersiedelung entgegenwirken.“

Aber so unkooperativ ist die SPD denn auch nicht. Zumindest die Neuwerker haben erkannt, dass Neuwerk jetzt schon mitten in der Stadt liegt. Der Stadtrand ist die Donk. Und die ist – erst mal – sicher als Landschaftsschutzgebiet.

Denn: da stehen Bäume, tatsächlich, und die führt auch die CDU als schützenswert in ihrem Wahlprogramm auf.

Jemanden vergessen: Ach ja, die FDP. Die ist uns einen Extra-Artikel wert.

2 Kommentare zu “Entwicklungsperspektiven in der „Ost-Zone“ – Teil I: Das Wohnen”
  1. Wie das mit den „Ausgleichsflächen“ funktioniert, steht unter „Serien – Engelblecker Str. Teil 2“. Einfach ausgedrückt: vorher war da eine grüne Wiese, die wird gekauft, und dann wird versiegelt und als Ausgleich die vorgenannte grüne Wiese vom Investor bezahlt. Und dann ist die vorhandene grüne Wiese behördlich dokumentierte Ausgleichsfläche.

    Der Bürger hat dann eine grüne Wiese, die sich aber jetzt Ausgleichsfläche nennt.
    Und der Rest vom Acker? Der ist jetzt behördlich dokumentiertes Gewerbegebiet.

  2. Toll, das sollte jetzt aber wirklich jedem die Augen öffnen.

    Damit steht wohl fest: Mönchengladbach ist als kreisfreie Stadt rein innerstädtisch.

    Und Innenstädte können ja wohl keine „Ausgleichflächen“ haben.

    Habe irgendwo gehört, das sollen zusätzliche Flächen für „verbrauchte“ (oder bebaute Grünflächen) Natur sein, die eine Kommune zur Verfügung stellen soll.

    Habe ich das richtig verstanden?

    Kann die vielleicht auch in Neuseeland sein? Die Ausgleichfläche, meine ich.

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