B90/Die Grünen: „Städtisches Präventionskonzept kommt zu spät und greift zu kurz“

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logo-gruene3.jpgDie Verwaltung will morgen ihre Vorstellungen zum Thema Prävention präsentieren. Die Fallzahlen im Bereich der Hilfen zur Erziehung, Heimeinweisungen und sonstige Notfallmaßnahmen steigen unaufhörlich. Aus Sicht der Grünen haben die Ratsmehrheit von CDU und FDP sowie die Verwaltungsspitze dieser Entwicklung seit Jahren tatenlos zugesehen.

Die Kritik, die Dr. Gerd Brenner, Bundestagskandidat und jugendpolitischer Sprecher der Grünen, am Thema Prävention in Mönchengladbach übt, ist nicht neu – aber nach wie vor berechtigt: Die Präventionsleistungen der Jugendarbeit in der Stadt Mönchengladbach sind unterfinanziert.

Zugleich geraten immer mehr Kinder und Jugendliche auf die schiefe Bahn und die Kosten für Hilfen zur Erziehung explodieren.

Dr. Brenner weist darauf hin, dass die „Jugendarbeit sich über die Jahre so langsam zu Tode stagniert“ hat und der Haushalt der Stadt überhaupt kein jugendpolitisches Konzept erkennen lässt.

„Es gibt keine Strategie, die ausufernden Kosten für Heimeinweisungen von Kindern und Jugendlichen zu begrenzen“, so der jugendpolitische Sprecher der Grünen, „diese Ausgaben fressen seit Jahren den Löwenanteil des Haushaltsansatzes weg und wuchern immer weiter.“

Die Grünen-Fraktion hat im Jugendhilfeausschuss deshalb immer wieder eine Verstärkung der präventiven Maßnahmen gefordert, auch im vergangenen Jahr im Rahmen der Haushaltsberatungen mit einem eigenen, mehrgliederigen Antrag. Diese Anträge wurden von CDU und FDP bisher immer abgelehnt.

„Nun scheinen sich CDU und Verwaltungsspitze eines Besseren zu besinnen“, erklärt Dr. Brenner zu dem jetzt vorgelegten Präventionskonzept. Den Grund dafür hat Grünen-Ratsherr Winfried Schulz erkannt: „Das nun vorliegende Präventionskonzept ist nicht auf Eigeninitiative der Stadtverwaltung entstanden“, stellt Schulz heraus.

„Erst nachdem die Gemeindeprüfungsanstalt in Mönchengladbach tätig geworden ist und nach Einsparmöglichkeiten bei den Unterbringungskosten durch Präventionsmaßnahmen gesucht hat, wurde die Verwaltung aktiv“, so der Grünen-Ratsherr. Ergebnis sei das nun vorliegende Minimalkonzept.

Als Hauptverantwortlichen für diese ungute Entwicklung hat Schulz Mönchengladbachs Kämmerer Bernd Kuckels ausgemacht.

„Der Kämmerer hätte in dieser Sache beim Regierungspräsidenten vorsprechen müssen und nicht wegen der 14, 5 Millionen Euro für den ECE-Tunnel“, moniert der Grüne und wirft dem FDP-Mann Unvermögen vor, da der gelernten Jurist Kuckels offensichtlich nicht in der Lage sei, nachhaltige Konzepte zur Kostensenkung vorzulegen.

Kritik üben die Grünen zudem an der Ratsmehrheit: „Diese bestätigt mit diesem so genannten Konzept mal wieder, dass sie Richtiges oft viel zu spät und dann auch nur auf Druck von außen und halbherzig tut“, meint Dr. Brenner.

CDU und Verwaltung springen seiner Ansicht nach deshalb zu kurz, weil eigentlich gar kein umfassendes Konzept vorliege und für die nächsten Jahre nur zwei Pilotprojekte vorgesehen seien.

„Wie will man in der Stadt aus der Misere herauskommen, wenn in den allermeisten Bezirken nichts passiert und immer mehr Kinder und Jugendliche ohne Ansprechpartner z.B. der Offenen oder Aufsuchenden Jugendarbeit herumvagabundieren?“, fragt Dr. Brenner und verweist auf die Stadt Düsseldorf, die in ihrem gerade vorgelegten Präventionskonzept einen deutlichen gesamtstädtischen Ausbau der präventiven Jugendarbeit vorsieht.

„In Düsseldorf werden die Ausgaben für die „Aufsuchende Jugendarbeit“ von 55.000 € im Jahr 2010 auf 220.000 € im Jahr 2013 hochgefahren; die Mittel für die Prävention von Jugendkriminalität steigen von 20.000 € auf 40.000 €, die für Suchtprävention im Jugendalter von 50.000 € auf 100.000 € und die für Gesundheitsprävention von 10.000 € auf 40.000 €.

In Düsseldorf weiß man, was die Stunde geschlagen hat, nur Mönchengladbach hat nach wie vor keinen vergleichbaren gesamtstädtischen Plan“, kritisiert Dr. Brenner, der es für problematisch hält, Prävention im Kindes- und Jugendalter zu einseitig als Familienförderung zu definieren.

Der Jugendhilfeexperte weist auch darauf hin, dass das Präventionskonzept in Mönchengladbach auf Träger setzt, die – nach Auskunft der Verwaltung – die Hauptzielgruppen des Konzepts gar nicht erreichen.

In der Vorlage der Verwaltung (Beratungsvorlage VII/4253) heißt es dazu: „Die bestehenden Angebote der Familienbildung und -beratung in Mönchengladbach sind vielfältig, werden jedoch von den Familien, die auf diese Unterstützung am meisten angewiesen wären, weniger nachgefragt. Die Anbieter bestätigen, dass sie am ehesten Mittelschichtfamilien erreichen.“

Die Stadt setzt bei ihren zwei Sozialraumprojekten in Eicken und Mülfort außerdem auf Kitas und Grundschulen als Standorte.

„Beide Einrichtungstypen haben aber in letzter Zeit immer wieder geklagt, sie seien mit den bei ihnen abgeladenen gesellschaftlichen Problemen total überfordert. Jetzt sollen dort auch noch Tausende von Familien repariert werden“, erklärt Dr. Brenner für die Grünen.

Er rechnet deshalb damit, dass das angestrebte Ziel der Stadt, die zur Zeit 2.500 Hilfefälle mit Folgekosten von 42 Mio. € jährlich deutlich zu reduzieren, so kaum erreicht werden kann.

„Dazu braucht man nach den Erfahrungen in anderen Kommunen einen breiteren Ansatz, der insbesondere auch die Jugendarbeit massiv stärkt“, erklärte Dr. Brenner.

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